Workshop: So erzeugt man den Old School Sampler Sound heute
LoFi-Feeling mit dem Old School Sampler Sound! Die Emulation alter Sampler-Algorithmen ist beliebt wie nie. Denn Emulator, MPC und Co. brachten nicht nur einen neuen Workflow und besondere Sounds in die Musikproduktion. Viele unserer Lieblingsalben sind geprägt vom Old School Sound der Sampler. Ob man nun authentische Disco-Streicher auf alten RnB-Platten sampeln nach dem ultimativen Drum-Break sucht: Damit es am Ende klingt, wie bei den alten Samplern, gehört einiges dazu. Wir schauen uns alle Seiten beim Thema Sampling an. Außerdem gibt es Tipps, wie man den Sound der Vergangenheit heute nachbaut.
Old School Sampler Sound: Wo stehen wir heute?
Über die Jahre hat die beständige Weiterentwicklung im digitalen Sampling in jeder musikalischen Ära eine wichtige Rolle gespielt. In den Achtzigern wandelten sich High-End-Sampler vom Synclavier zum CMI weiter zu E-mu Systems‘ berühmten Sampler Emulator.
Am Anfang brauchte es Spezialisten bei der Programmierung dieser Sampler. Denn sie waren kompliziert zu bedienen. Einige der besten Audio Engineers, Arrangeure und Produzenten wie Simon Franglen verdienten sich ihre ersten Lorbeeren mit der Programmierung von Synclavier und CMI bei einigen der Produktion einiger der größten Alben und Filme.
Die Evolution des Sampling
So richtig kamen Sampler allerdings erst im Workflow vieler Produzenten an, als sie zugänglicher wurden. Auch brachte eine neue Generation zusätzlich Drum-Pads mit. Bevor er sich einer komplett mit Sequencer und Sampler ausgestatteten Workstation widmete, erschütterte Roger Linns revolutionäreres Design der LinnDrum die Branche in ihren Grundfesten. Auch war Dave Rossum bei E-mu dabei, das Sampler-Design neu zu erfinden.
Die Resultate in den späten Achtzigern waren zwei der einflussreichsten Instrumente aller Zeiten: Der E-mu SP-1200 und der AKAI MPC-60. Den Einfluss beider Sampler auf den Sound und den kreativen Prozess in der Musikproduktion können wir bis heute hören und sehen. Der aggressive und drückende Sound kombiniert mit einem intuitiven Interface macht beide Sampler heute noch zu begehrten Tools in jedem Studio.
Welcher Sampler soll es sein?
Egal welches Budget ihr habt, es gibt für alle passende Optionen bei Hardware und Software. Denkt daran, dass Kreativität kein linearer Prozess ist. Mal geht es vorwärts, mal hat man eine kreative Blockade. Als wählt ein Werkzeug, das euch inspiriert und für euren Workflow am besten passt. Denn während der Kauf einer Original SP-1200 oder einer MPC60 ein echter Booster fürs Selbstvertrauen sein kann, ist er schwerlich als Ausgabe für den musikalischen Gesamtprozess zu rechtfertigen.
Stecken wir also die Kreditkarte weg und schauen uns einige Möglichkeiten an, die in eure Studio Setups passen. Während euch Plug-ins quasi sofort den Vintage-Sound bringen, kann Hardware oft inspirierender sein. Auch verliert diese nicht so schnell an Wert. Schauen wir also, was es an Möglichkeiten gibt und wie diese am besten in eure Setups passen.
Vintage Sampler Plug-ins
Wer mit dem Sampling erst anfängt, sollte bei den mitgelieferten Instrumenten seiner DAW als erstes schauen. Fast jede bringt heute einen Sampler mit. Fügt man dazu noch etwas Bit-Reduction, ist man schnell bei diesem kratzigen, leicht kaputten Sound. Der Klang des Samples wird sich ebenfalls verschlechtern, wenn man es im Sampler höher oder tiefer, als das Original spielt. Runter gepitcht klingt meistens besser als hoch. Auch die LinnDrum hatte diese Option. Prince nutzte tiefer gestimmte Samples auf Songs wie „Kiss“ oder „When Doves Cry“.
Arturia Emulator II V
Emulator II V ist Arturias Emulation des berühmten digitalen Samplers E-mu Emulator II. Vor allem die Kombination aus der LoFi-esquen Sampling-Engine und dem analogen Filter machte den Sampler so beliebt. Arturia hat das Original bis ins kleinste Detail emuliert. So gibt es für diese Achtziger-Ikone in Plug-in-Form sogar einen Sample-Editor, der wie eine uralte Apple-II-Oberfläche aussieht. Generell ist der Emulator II V ein hervorragend klingendes Plug-in, wenn man wie die Pet Shop Boys klingen möchte.
Software-Instrument Arturia Emu II
Togu Audio Line TAL-Sampler
Anstatt nur ein bestimmtes Modell oder Instrument zu emulieren, hat TAL-Sampler eine ganze Era des digitalen Samplings im Gepäck. Das Plug-in vereint einige der besten Aspekte der alten Sampler in einer modularen Oberfläche.
Mit drei Hüllkurven, Macros zur Fernsteuerung und vielseitigen Modulationsmöglichkeiten gibt es im Sampler unzählige kreative Möglichkeiten. Standardmäßig laufen alle Signale durch das das Filter. Jedoch kann jeder der vier Sample-Layer auch daran vorbei geroutet werden.
Weitere Vintage Sampler Plug-ins:
DAC-Modeling/Bit-Reduction Plug-ins
Vielleicht seid ihr mit dem Sampler eurer DAW oder eurem jetzigen Sampling-Plug-in schon zufrieden und sucht nur den Vintage-Sound. Um diesen zu bekommen, braucht meist weder das stundenlange Studieren einer neuen Plug-in-Oberfläche oder das ewige Suchen nach dem perfekten Preset.
Stattdessen kommt man mit oft einfach gehaltenen Plug-ins für DAC-Modeling oder Bit-Reduction dem Old School Sampler-Sound schnell näher. Einfach als Effekt hinter den eigenen Sampler in der DAW packen – fertig ist der LoFi-Sound!
D-16 Group Decimort 2
Decimort 2 ist ein besonders ausgeklügeltes LoFi-Plug-in von D-16. Als ein Insert-Effekt erzeugt es die AD/DA-Wandlung einer Vielzahl von Sampler-Klassikern und digitalen Drum-Machines. Außerdem findet man, sobald man über den Preset-Tellerrand schaut, Einstellungsmöglichkeiten bis ins kleinste Detail.
Besonders nützlich sind diese Einstellungen, um harsche Frequenzen in den oberen Mitten zu kontrollieren und zu dämpfen. Diese entstehen häufig übermäßig beim Downsampling von Audiomaterial. Generell betrachtet hat Decimort 2 eine sehr intuitive Oberfläche und einige sehr nützliche Sound-Design-Werkzeuge. So kann das Tool durch Multimode-Filter und einen Mix-Anteil-Parameter auch für sehr subtile Effekte genutzt werden.
Togu Audio Line TAL-DAC
TAL-DAC ist quasi das Resampling-Modul des TAL-Sampler als Audioeffekt. Das Plug-in emuliert den Vorgang, Audio digital bei niedrigen Sample-Rates aufzunehmen. Die Parameter sind aufgeteilt in die Bereich Aufnahme (ADC) und Wiedergabe (DAC). In TAL-DAC werden die Klangeigenschaften vieler legendärer Sampler emuliert. So ist es besonders nützlich bei Drum Sounds aus House und Boom Bap Hip-Hop der späten Achtziger und frühen Neunziger. Die reduzierten Einstellungsmöglichkeiten des Tools sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hervorragend klingt.
Weitere Plug-ins für Bit-Reduction:
Hardware-Sampler
Als Instrumente im Studio oder auf der Bühne gibt es Hardware-Sampler von kleinen Drum-Machines mit Sequencern bis zu kompletten Workstations. Manche wurden Klassikern nachempfunden, während andere eher einen neuen Zugang mit innovativen Features mitbringen. Hardware ist generell um einiges teurer. Also schaut euch das Instrument eurer Wahl genau an, spielt es Probe und überlegt, ob es wirklich in euren Workflow passt.
Elektron Digitakt
Digitakt ist immer noch einer der vielseitigsten Sampler auf dem Markt. Es kombiniert einen intuitiven Sampling-Workflow mit einem mächtigen Sequencer. Auch passt die Drum-Machine soundtechnisch in fast jedes Genre. Dazu ist das Digitakt praktischerweise mit einer ganzen Reihe weiterer Hardware kompatibel.
Außerdem arbeiten Clock-Sync via MIDI Thru und DIN-Sync unabhängig voneinander. Auch unterstützt Digitakt Elektrons Overbridge. 739 Euro mag für einen einfachen Sampler überdimensioniert wirken. Aber das Digitakt kann schnell zur Schaltzentrale eures kreativen Prozesses werden und die Arbeit am Rechner fast ersetzen.
1010music BlackBox
Der Touchscreen-Sampler im Hosentaschenformat BlackBox von 1010music ist ein sehr mächtiger Sampler. Er mag zwar nicht mit einer riesigen Library and fertigen Sounds kommen. Die Möglichkeiten, die durch Multi-Sampling, granulares Sampling und polyphones Sampling entstehen, machen die BlackBox aber zu einem Sound-Design-Wunder. Schaut man dazu sich die Verbindungsmöglichkeiten auf der Kopfseite an, bemerkt man schnell, dass es sich hier um ein Device der neusten Sampling-Generation handelt.
Nicht nur ist der Sampler bus-powerered, bekommt seine Stromversorgung also direkt per USB, er kann sogar quas standalone nur mit einer Akkubank betrieben werden. Und auch wenn es winzig erscheinen mag, die endlosen kreativen Möglichkeiten rechtfertigen dann doch den Preis. Dazu eignet es sich sehr gut für den Live-Einsatz. Auch ist die BlackBox eine gute Möglichkeit, aus dem Trott in der eignen DAW auszubrechen.
Klein, aber vollgestopft mit musikalischen Features: Die Blackbox!
Weitere Hardware-Sampler:
Bit-Reduction Hardware-Effekte
Wenn man bereits einen Hardware-Sampler besitzt, dessen Effekte es aber entweder nicht bringen oder es gar keine gibt, lohnt ein Blick auf Bit-Reduction-Effekte als zusätzliche Hardware. Diese können euch schnell den gewünschten Old-School Sampler-Sound bringen. Viele der Effekte haben oft noch weitere klangliche Möglichkeiten. Der krachende Vintage-Sampler-Sound sollte immer nur eine der Sound-Möglichkeiten eines Effektes sein. Zu schade wäre es doch, wenn man sich sonst bei neuen musikalischen Ideen von diesem eingeschränkt fühlen würde.
Meris Ottobit
Der Meris Ottobit 500-Series Prozessor und das dazu passende Pedal Ottobit Jr. sind äußerst kreative Bit-Reduction-Effekte. Wie bei den meisten Produkten von Meris, spielt die Klangqualität beider Effekte ganz vorne mit. Der High-End-Signalweg, der 24 Bit AD/DA-Wandler und die 32 Bit DSP-Engine sorgend für Brillanz und kaum (unerwünschten) Qualitätsverlust.
Die beiden Parameter zur Reduzierung von Sample-Rate und Bit-Rate auf dem Ottobit bieten durch ihre große Bandbreite unzählige klangliche Möglichkeiten. Dazu gibt es einige zeitbasierte Modulationsmöglichkeiten, die den Effekt mit zu gut wie jedem Instrument kombinierbar machen.
Red Panda Bitmap 2
Mit dem Bit-Reduction-Pedal Red Panda Bitmap 2 bekommt man ebenfalls eine Vielzahl an Sound-Design-Möglichkeiten bei der Reduzierung von Sample-Rate und Bit-Rate. Dazu kann das Pedal bei perkussivem Material die Transienten des Audiosignals unberührt von der digitalen Zerstörung lassen. Praktisch bei Drum-Samplern.
Noch spannender wird der Effekt durch die Möglichkeit, die interne Hüllkurve auf Mix und Sample-Rate-Frequenz zu routen. Auch kann das integrierte Lowpass-Filter unerwünschte Höhen butterweich dämpfen.
Vintage-Sound im Bodentreter!
Weitere Bit-Reduction Hardware:
- Electro Harmonix Mainframe
- Mooer Lofi Machine
Infos über Sampler und den Old-School Sampler-Sound
- Alles über Arturia
- Neuigkeiten über TAL
- Mehr über 1010music
- News zu Elektron
- Nachrichten über Sampler
- Wavetracing SP950 web app
Videos über den Old-School Sampler-Sound
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Aus dem Englischen von Stefan Wyeth.
Eine Antwort zu “Workshop: So erzeugt man den Old School Sampler Sound heute”
„Generell ist der Emulator II V ein hervorragend klingendes Plug-in, wenn man wie die Pet Shop Boys klingen möchte.“
Was will uns der Author damit sagen?
Also, ich hab‘ in den 80ern einige Bands live erlebt, die so gar nicht nach „Pet Shop Boys“ klangen und dennoch zum Teil sogar mehrere Emus auf der Bühne hatten …