Wird sich Bandcamp neben iTunes und Spotify etablieren?
Am Wochenende wurde in der New York Times (online) ein umfassender Artikel über Bandcamp veröffentlicht. Die Plattform wird als „Holy Grail of Online Record Stores“ bezeichnet. Wenn eine derart große Zeitung darüber berichtet, bedeutet das für Webseitenbetreiber oft den „Durchbruch“. Wird Bandcamp sich aber neben den großen Platzhirschen etablieren?
iTunes bzw. Apple Musik und Spotify kennt wohl jeder, der am Computer und im Netz Musik kosumiert. Dort findet man in der Regel die Musik der (westlichen?) Welt zum Steamen und kaufen. Aber längst nicht alle Künstler sind mit der Art und Weise zufrieden, wie Apple und Spotify vergüten. Da kommt für die NYT der „Punk der Plattformen“ ins Spiel.
Bandcamp gibt den Künstlern 85% des Kaufpreises. Dabei darf der Musiker selbst bestimmen, für wieviel ein Werk verkauft wird. Auch kostenlos ist möglich. Neben dem digitalen Download in allen gängigen Formaten (neben MP3 auch WAV, FLAC und und und) kann man auch CDs und Schallplatten (und wieder Kasetten) zum Kauf anbieten. Bandcamp übernimmt dabei nur den Webspace. Die Künstlerseite wird komplett selbst verwaltet und gestaltet.
Mit Musikstreaming reich werden?
The Guardian hat eine Grafik veröffentlicht, in der man mal sieht, was man als Künstler so bei den Portalen verdient. (Stand 2015 bzw. 2010):
Ausgehend von einem monatlichen Einkommen von 1260 USD (nicht sehr viel) muss man bei Bandcamp 148 Alben für je 10 USD verkaufen. Bei iTunes sind es beim Download 547 Alben zu 9,99 USD. Bei Spotify kann man nicht kaufen, nur Steamen. Da bekommt man „pro Play“ 0,0011 USD, das wären dann also 1117021 Abspieler, über eine Million. Laut The Guardian sind nur 2% der Künstler bei Spotify fähig davon zu leben.
Zukunft?
Seit 2008 ist Bandcamp meine erste Anlaufstelle, wenn ich etwas von einer Band kaufen und per Stream reinhören möchte, weil ich weiß, dass da am meisten beim Künstler hängen bleibt. Auch für meine Bands war und ist das seitdem die erste Adresse für digitale Veröffentlichungen, seit MySpace (My…wer?) keine Rolle mehr spielt.
Was mir bei Bandcamp fehlt, ist die etwas magere Option, neue Bands zu entdecken. Es gibt keine Möglichkeit bei Gefallen einer Band eine ähnliche zu entdecken – wie beispielsweise bei Spotify. Nur auf der Titelseite von Bandcamp. Auch Playlists kann man sich als Konsument nicht erstellen. Aber Bandcamp will ja schließlich verkaufen. Dafür kann man aber auch Bands folgen und Alben „reviewen“, die Band kann auch auf Social Media Kanäle verlinken und hat Freitext zu den Alben. Die Band- und Albenseiten werden selbständig im rudimentären Baukasten gestaltet.
Über die letzten Jahre hat Bandcamp laut NYT mehr und mehr Relevanz auf dem Markt gewonnen. Ich vermute Krampfadern bei den Labels, weil sie durch diese Art von Vertrieb die kleinen Künstler nicht arm halten können und ihre Fuchteln nicht mehr „drin“ haben. Jetzt könnte man auch sagen „die Bands bekommen kein Geld vorab mehr für Studiosessions“… habt ihr in der letzten Zeit von einer kleinen Band gehört, die Geld von einem Label vorab dafür bekommen hat?
Und nun?
Bandcamp ist sicherlich nicht perfekt, aber ein IMHO sehr guter Anfang. Selbstverwaltung gefällt nicht allen und sicherlich gibt es da auch schon Services dafür. Zuletzt hatten die Betreiber auch die Preise für die Bands angezogen und ordentlich Kritik eingesteckt. Zu Unrecht, wenn ihr mich fragt. Bandcamp bietet übrigens auch andere Lizenzmodelle, zB. Creative Commons, an. Ich male der Plattform zwar keine marktbeherrschende Zukunft aus, aber es wird sich bei dem Geschäftsmodell mehr und mehr etablieren – und das ist gut so.
Was haltet ihr von Bandcamp? Setzt ihr wie ich zu 100% darauf (ich lebe aber nicht davon) oder bleibt ihr diesem Vertriebsmodell fern? Oder deckt ihr einfach alle Big Player ab?
Mehr Infos:
2 Antworten zu “Wird sich Bandcamp neben iTunes und Spotify etablieren?”
bandcamp for prezident! Alles andere nich!
Bandcamp finde ich sehr gut.
Noch besser würde ich es finden, wenn mein Album das erste mal einen Käufer findet.