von Andreas Cordes | Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Trump verhängt Zölle auf deutsche Produkte. Werden Gitarren, Verstärker und Effektgeräte

Wird "Made in USA" bald unbezahlbar?  ·  Quelle: A.Cordes

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Trump verhängt Zölle auf deutsche Produkte. Eine Reaktion darauf liegt in der Luft. Werden Gitarren, Verstärker und Effektgeräte „Made in USA“ bald unbezahlbar? Machen wir uns nichts vor, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir bald deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn wir Produkte aus den USA kaufen wollen. Das ganze Thema ist komplex. Dennoch möchte ich hier versuchen, einige Informationen zusammenzutragen, um zu verstehen, was passieren könnte.

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Die Konsequenzen höherer Zölle auf Made in USA

Als Gitarrist und Musiker bin ich schon etwas besorgt über die möglichen Folgen, die höhere Zölle auf Importe aus den USA für uns Musiker haben könnten. Ich denke da zum Beispiel an Marken wie Gibson, Fender, Martin Guitars, Mesa Boogie, Friedman, MXR und so weiter – und das nicht nur im Gitarrenbereich. Auch Hersteller wie Universal Audio, Manley, Warm Audio oder API im Recording-Sektor, sowie Sequential oder Make Noise als Hersteller von Keyboards etc. gehören dazu. Zollerhöhungen können sich nicht nur auf den Preis der Instrumente auswirken, sondern auch das gesamte Umfeld und die Sichtweise auf diese Hersteller, die zum Teil eine lange Tradition haben, grundlegend verändern.

Preissteigerungen für uns als Musiker

Ein unmittelbarer Effekt der höheren Zölle ist, dass die Preise für Instrumente steigen. Das geschieht, weil die Zollgebühren in der Regel an uns Käufer weitergegeben werden. Wenn du dir also eine neue Gibson oder Fender anschaffen möchtest, musst du wahrscheinlich deutlich mehr dafür bezahlen. Für viele von uns, besonders für Einsteiger oder Musiker mit begrenztem Budget, kann das eine große Hürde darstellen. Auch der Markt für gebrauchte Gitarren könnte aufblühen, wenn mehr Leute versuchen, Geld zu sparen. Doch auch hier würden die Preise mitgehen.

Auswirkungen auf den Einzelhandel

Die Musikhändler, bei denen du deine „Made in USA“ Instrumente kaufst, werden von steigenden Preisen betroffen sein. Höhere Importkosten bedeuten, dass die Einzelhändler entweder ihre Preise erhöhen oder ihre Gewinnmargen verringern müssen. In einem umkämpften Markt kann das dazu führen, dass weniger Shops in der Lage sind, ihr Geschäft am Laufen zu halten. Vielleicht bemerkt man sogar, dass bestimmte Modelle oder Marken aus dem Sortiment verschwinden werden, wenn sie sich eher als Ladenhüter erweisen sollten.

Der Anteil an Instrumenten und Amps aus Fernost hat in den letzten Jahren ohnehin schon enormen Zuwachs erfahren. Dieser wird sich nochmals erhöhen. Ist das ein Problem? Streng genommen nicht, denn die Qualität ist in jeder Hinsicht enorm hoch geworden. Das Gefühl, man erhält dann „Ramsch aus Fernost“ ist mittlerweile nur noch schwierig zu untermauern. Made in Japan ist längst ein Qualitätssiegel. Der Produktionsstandard auch in China und Indonesien ist ambitioniert hoch. Es stellt sich somit durchaus ein Ausweg oder eine Alternative dar, den Preis dafür zahlt aber alles was „Made in USA“ heißt.

Einfluss auf Gibson und Fender

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Auch die Marken selbst stehen vor der Herausforderung, ihre Produktionsstrategien zu überdenken, wenn höhere Zölle kommen. Das PIEE Peterson Institute For International Economics hat einen interessanten Artikel zu dem Thema veröffentlicht. Dieser beschreibt die Auswirkungen auf die Unternehmen in den USA.

Als Reaktion auf höhere Zölle könnten die Hersteller versuchen, diese zu umgehen, indem sie lokal in anderen Ländern produzieren. Das könnte aber zu Problemen in Bezug auf die Qualität und das Markenimage führen. Wir würden uns fragen, warum wir mehr für eine Gibson bezahlen sollten, die nicht mehr in den USA hergestellt wird oder sicher zu großen Teilen in anderen Ländern produziert wird.

Das „Hand-Tested in USA“-Siegel ist auch nicht immer ein Vorteil, denn die Hersteller müssen die Produkte, die in Asien produziert wurden, zurück in die USA importieren, dort einer Qualitätsprüfung unterziehen und dann wieder ins Ausland, zum Beispiel nach Deutschland, exportieren. Das bedeutet doppelte Zölle. Ihr merkt schon, alles treibt den Preis irgendwie zwangsläufig in die Höhe.

Die Loyalität zu unseren Lieblingsmarken könnte ebenfalls Schaden nehmen. Wenn die Qualität leidet oder die Preise unerschwinglich werden, könnten wir uns anderen Herstellern zuwenden oder eben nach Fernost schielen, wo Instrumente mit höchster Handwerkskunst längst produziert werden. Das führt sozusagen zu einer Abkehr von „Made in USA“-Produkten und einer stärkeren Zuwendung zu Herstellern aus Asien oder auch dem europäischen Raum. Man wird sehen, ob gerade kleinere Boutique-Hersteller aus den USA diese Veränderung perspektivisch aushalten und überleben werden.

Trump verhängt Zölle auf deutsche Produkte. Werden Gitarren, Verstärker und Effektgeräte "Made in USA" bald unbezahlbar?
Made in USA: Fender und Gibson · Quelle: A.Cordes

Langfristige Marktveränderungen

Langfristig könnten die höheren Zölle den Gitarrenmarkt stark verändern. Mit steigenden Preisen könnten wir uns gezwungen sehen, alternative, lokal produzierte Instrumente oder günstigere Modelle in Betracht zu ziehen. Wenn das passiert, könnte das die Marktanteile von Made in USA-Produkten deutlich schwächen.

Insgesamt denke ich, dass die Einführung höherer Zölle auf Importe aus den USA erhebliche Auswirkungen auf uns Musiker haben kann. Höhere Preise, weniger Auswahl bei den Händlern und eine mögliche Abkehr von beliebten Marken könnten uns alle treffen. Lasst uns hoffen, dass die Marken und Händler in der Lage sind, clever auf diese Herausforderungen zu reagieren und Wege finden, diese Veränderungen zu kompensieren. Es wäre gut, wenn „Made in USA“ in Zukunft nicht nur für den wohlhabenden Musiker bezahlbar ist, denn ohne die breitere Schnittmenge von Käufern, sehe ich die langfristige Existenz dieser Marken ernsthaft in Gefahr.

Schlusswort

Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass die beschriebenen Szenarien keine in Stein gemeißelten Tatsachen sind, sondern lediglich mögliche Sichtweisen auf die derzeitige Situation. Ob, wann und wie genau sich die Dinge entwickeln, werden wir abwarten müssen. Vielleicht geht dem Herrn Präsidenten Donald Trump ja doch noch ein Licht auf … wer weiß?!

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