von claudius | Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
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Seit 2015 rennt Win10 quasi absturzfrei  ·  Quelle: gearnews, claudius

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Es ist nicht immer ratsam, die neuste Version eines Betriebssystems direkt nach Release zu installieren. Da nehmen sich Apple und Microsoft übern Daumen gepeilt gar nichts. Ist aber auch nicht verwunderlich, gerade Microsoft hat mit der Philosophie der offenen Hardwarewahl kein leichtes Spiel bei der Vorkonfiguration von Windows. Nicht dass Apple durch stark eingegrenze Hardware bessere Erstversionen von OSX veröffentlichen würde – aber das soll der einzige Seitenhieb bleiben. ;)

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Ich habe mir Windows 10 vor einigen Wochen reserviert und heute das Update erzwungen – natürlich habe ich davor die Festplatte mit Windows 8.1 geklont, falls alles schiefgehen sollte. Ich weiß, dass Early Adopters oft unfreiwillig Betatester sind, trotzdem wollte ich mal schnuppern. Die ersten Eindrücke sind eher durchwachsen.

Zu allererst fiel mir die langsame, aber modernisierte Oberfläche von Windows selbst auf. Alles ruckelte sich irgendwie zusammen, die Programme reagierten manchmal nicht korrekt oder gewohnt schnell. Es fühlte sich nicht richtig an. Meine Problemlösung ist mir als gefühlt fortgeschrittenem Nutzer fast etwas peinlich: Es war schlicht der nicht aktualisierte Nvidia-Treiber. Danach lief alles wie geschmiert. Dennoch sind manche Standardprogramme noch nicht für Windows 10 optimiert – beispielsweise Firefox, Chrome, Thunderbird, LibreOffice und iTunes. Die laufen laufen zwar alle, reagieren aber manchmal einfach nicht mehr.

Mehrfach hatte ich einen Bluescreen. Der Verursacher ist meine MBox Mini, mein kleines und bisher sehr solides USB-Interface. Das Problem daran: Avid sind nicht gerade für ihre Geschwindigkeit bei Updates bekannt. Das ist bei Treibern nicht in Ordnung, bei DAW Software wie Pro Tools lässt sich darüber streiten, wie schnell das zu leisten ist. Denn in Profiumgebung aktualisiert man laufende Produktionssysteme wenn überhaupt erst nach langer Zeit auf ein neues Betriebssystem. Wenn es läuft, dann läuft es – never touch a running system.

Als DAW habe Reaper 4.78 und ein Pre-Release von Reaper 5 installiert. Ich hätte gern noch andere DAWs getestet, aber meine Demo-Lizenzen von Studio One 3 und Cubase 8 sind abgelaufen. Deswegen musste kurzerhand die Demoversion von Bitwig 1.1.10 herhalten. Beide bzw. alle drei DAWs inklusive ihrer mitgelieferten Plugins laufen ohne große Probleme. Das bestätigten mir auch die Reaper-Entwickler Cockos. Bitwig habe ich bisher leider nicht für ein Statement erreicht. Mit Plugins von Drittanbietern hatte ich Probleme: Waves Plugins werden nicht korrekt angezeigt, ebenso gab es Murks mit der Demoversion vom heute erschienenen BIAS FX. Das zeigt ab dem zweiten Öffnen die Oberfläche nur noch sporadisch an.

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Für diesen Artikel habe ich auch bei anderen Firmen angefragt. Einzig Steinberg (Cubase) und Propellerhead (Reason) antworteten sofort. Beide haben ihre DAW mit den Pre-Release Versionen getestet und konnten keine Fehler feststellen. (Update: Steinberg empfiehlt Cubase Nutzern, noch NICHT auf Win10 umzusteigen.) Das ist natürlich kein Garant dafür, dass letztendlich alles einwandfrei funktioniert, aber ich bin guter Dinge. Beide werden sicherlich schnellstmöglich die finale Version von Windows 10 mit ihren DAWs testen und danach ein offizielles Statement dazu veröffentlichen.

Ziemlich enttäuscht bin ich von dem WASAPI Latenz-Versprechen: Ich habe mein Interface in Reaper direkt mal darauf umgestellt. Es werden zwar sagenhafte 0 – 1 Millisekunden Latenz angezeigt, gefühlt sind es 20 und mehr. Man merkt ein deutliches Delay zwischen Saitenanschlag und dem ausgegebenen Signal mit Effekt. Außerdem blockierten sich bei mir sporadisch Musik-Apps wie iTunes, VLC und Spotify gegenseitig. War eines im Hintergrund, gab es reproduzierbar keinen Ton aus den anderen. Vielleicht hatte ich mir von den angekündigten Verbesserungen auch nur zuviel versprochen – ein auf Audio optimiertes System sieht für mich anders aus. (Die ASIO-Latenz ist genau wie unter Windows 8.1 geblieben, da die Treiber nichts direkt mit Windows zu tun haben.)

Der erstmalig in Windows eingeführte Multi-Desktop bzw. Task-View ist aktuell eher eine nette Dreingabe und noch nicht so gut integriert. Man hat beispielsweise keine echte Übersicht über die geöffneten Programme. Erst wenn man mit der Maus lang genug drauf zeigt, bekommt man die geöffneten Inhalte als Vorschau angezeigt. Auch kann man ein Programm nicht wie in Linux durch einen Rechtsklick auf die Titelleiste auf einen anderen Desktop verschieben. Da haben OSX und Linux aktuell noch sehr viel mehr zu bieten.

Für meinen Teil bin ich ein bisschen enttäuscht von Windows 10. Die Versprechen klangen für mich etwas vollmundiger. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Microsoft hier schnell nachbessern wird. Mal sehen, ob es die ewigen Nörgler von ihrem Windows 7 oder XP wegbewegen wird. Immerhin ist es als Update von Win7, 8 und 8.1 kostenlos.

UPDATE: Presonus hat offiziell bestätigt, dass ihre Hard- und Software mit Win10 kompatibel ist.

UPDATE 30.08.: Es gab ein 1GB Update von MS, das viel beheben soll. Mal sehen.

UPDATE 04.08.: Mittlerweile konnte ich es auch mit einem Focusrite Scarlett 2i2 und einer Presons Audiobox USB probieren. Beide funktionieren tadellos. Meine MBox Mini hat sich auch nie wieder gemeldet und verrichtet ihren Dienst wie sie soll. Vielleicht war es wirklich das Update? Der behäbige Programmstart ist auf jeden Fall auch gefühlt verkürzt. Waves Plugins werden trotz Neuinstallation und Konfiguration immer noch nicht angezeigt. Ich denke, bis auf wenige Ausnahmen ist Win10 jetzt langsam bei mir auf dem Stand von Win8.1 und ich würde das Update nun zwar nicht empfehlen, aber auch nicht so verneinen wie „damals“ am Tag 1.

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12 Antworten zu “Windows 10 – Finger Weg! Zumindest fürs Erste.”

    Hans mit Z sagt:
    0

    Cool, danke fürs anschauen. Dann warte ich wie bei OSX erstmal bis .1 ;)

    Ben sagt:
    0

    Wie ist das eigentlich mit dem „Kostenlosen Windows 10“ ? Bekommt man einen neuen Lizenz Key dafür, mit dem man den Rechner bei HW Änderungen nochmal neu installieren kann oder überhaupt Windows 10 auf einem neuen Rechner installieren kann ? Wo bekommt man eine Windows 10 ISO her, damit eine autarke Installation möglich wird ? Ich glaube Win 10 ist bei etwas „professionellerem“ Betrieb einfach nicht kostenlos ;) Gibt es hierzu schon Erfahrungswerte ?

      gearnews sagt:
      0

      Man bekommt einen Key generiert, allerdings sieht der merkwürdig aus.
      Sehr viele Nullen, wirkt auf mich nicht korrekt. Ansonsten kann man sich
      auch ein ISO herunterladen (leider nur noch mit diesem Download-Tool):
      https://www.microsoft.com/de-de/software-download/windows10

      Es
      gab gestern auf IT-Seiten noch Links direkt auf die ISOs, die sind
      leider verschwunden, bzw. der Link zeigt auf eine „Forbidden“ Datei. MS hat allerdings versprochen, dass nach einem
      erfolgreichem Update ein Key generiert wird, mit dem man alles frisch
      installieren kann. Das wurde bisher noch nicht von denen zurückgezogen. Demnach gehe ich stark davon aus, dass es möglich ist.

      HW Änderung habe ich noch nicht hinter mir. ;)

    Tommy Bassalot sagt:
    0

    Kann ich nicht bestätigen: Hab gestern geupdatet und mein Studio One 3 Pro, mein Audiointerface, Arturia Beatstep, Midikeyboard sowie alle Plugins liefen sofort!

    vaikl sagt:
    0

    Win10 rocks, zumindest in Performance und Kompatibilität.

    Das schreibt ein OSX-User, der mit der seit ein paar Tagen offziell verfügbaren Avid ProToolsFirst-Version das grundsätzliche Kotzen über völlig desorientierte Entwickler und deren abartige Visionen von auto-startenden „Calling-Home“-Apps oder intransparenten Login-Prozessen, die nicht einmal bei Google bekannt sind, neu kennengelernt hat.

    Kai sagt:
    0

    Hallo Claudius & @all,

    meine Frage schließt ein wenig an Bens (weiter unten) an.

    Ist der Klon der upgedateten Win-Version (7 oder 8) weiterhin auf der gleichen Hardware benutzbar?

    Oder anders gefragt mit folgenden Voraussetzungen:
    I. KEINE hardwaregebundene Win-Version, also z.B. eine Win-7-SystemBuilder-DVD mit Key vorhanden
    II. Ich rede NICHT von dem möglichen 30-Tage Rollback

    Läßt sich dann ein Multiboot einrichten mit…..

    1. Einer Partition mit dem Klon der Vorgänger-Win-Version (7 oder 8)

    a) Läßt diese sich weiterhin booten und regulär benutzen (Win-Updates etc)?
    b) Läßt sich auf dieser Partition ggf. auch die Vorgänger-Win-Version nochmal mit altem Key frisch installieren?
    c) Wäre das alte Win7 sogar auf anderer Hardware wieder installier- & aktivierbar, wenn Win 10 auch dorthinzieht? (das ist vielleicht wirklich zuviel erwartet ;-)

    2. Einer Partition mit dem Win 10 (‚upgedatetet‘ und vollständig aktiviert)

    a) Dass die regulär benutzbar ist, davon gehe ich mal aus… ;-)
    b) Woher der endgültige Key für Win 10 kommt ist wohl noch nicht geklärt, oder?
    c) Mit dem endgültigen Key sollte man dann ja mit Win 10 auch auf andere Hardware umziehen können – wäre dort auch das alte Win 7 o. 8 wieder aktivierbar (gleiche Frage wie 1.c)

      Peter S. sagt:
      0

      Hab bisher nichts in der Richtung gelesen. Wenn pro Win10 Update Key – der aus Win 7 oder 8 Key generiert wurde – nur eine Authorisierung möglich ist, dann könnte es schwer werden. Allerdings muss man ja bei einer Neuinsallation theoretisch ein altes Win wieder aktivieren. Diese Lücke solltest du nutzen können.

        Kai sagt:
        0

        „Wenn pro Win10 Update Key –
        der aus Win 7 oder 8 Key generiert wurde – nur eine Authorisierung
        möglich ist, dann könnte es schwer werden.“

        => Ja, genau so könnte man die Frage auch stellen:

        Wenn die 30 Tage Rollback-Möglichkeit vorbei sind, hat man dann NUR noch Win 10 mit einem neu generierten Key und Win 7 inklusive seinem alten Key ist für die Tonne?

        „Allerdings muss man ja bei einer Neuinsallation theoretisch ein altes Win wieder aktivieren. Diese Lücke solltest du nutzen können“

        => Das habe ich anders verstanden: Ich meine(?) man kann sich spätestens nach Installation von Win 10 ein ISO/DVD erstellen, die eine vollwertige Win-10-Installations-DVD darstellt.
        Win 7 braucht dann bei Neuinstallation von 10 nicht erneut installiert werden.
        (Wobei genau das damals bei dem für begr. Zeit vergünstigten Umstiegsangebot von XP auf Win 8 auch immer dachte: Dann musste immer vor Win 8 noch XP installieren – keine Ahnung, ob das dabei so war/ist)

          gearnews sagt:
          0

          Ich musste mit meinem Win8 Update Key immer wieder Win7 installieren, das ISO wollte keinen Key akzeptieren. Ich hoffe, MS hat da mal angepackt. Ich bezweifel es aber ehrlich gesagt.
          MS behauptet, WIn 10 generiert einen Key. Meiner sieht allerdings echt merkwürdig aus. Sehr viele Nullen dabei. Da kann etwas nicht stimmen, aber MS reagiert bisher auf keine meiner Anfragen. Sobald sich da etwas tut, schreibe ich die Antworten hier rein.

    Windows 10 läuft bei mir mit Reaper, Samplitude Pro X, Motu und Marian Audiointerfaces einwandfrei. Keine Plugin-Probleme (Izotope, u-he, IK Multimedia, Waves, Arturia, etc.).

    Vorher ein Image der aktuellen Installtion z. B. mit dem kostenlosen Macrium Reflect machen und wenn es doch wo klemmt, ist man in 15 Minuten wieder auf dem alten Stand.

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