Der Klang des Holzes: Wie klingen Tonhölzer wie Fichte, Zeder, Koa oder Palisander?
Wie klingt eigentlich Holz?
Welchen Einfluss haben Tonhölzer auf den Klang unserer Akustikgitarren? Dieser Artikel klärt auf und gibt Antworten. Ein aufschlussreiches Video von Paul Davids macht diese Unterschiede durch einen ausführlichen Selbsttest hörbar. Ich persönlich war überrascht, wie auffallend unterschiedlich Holz tatsächlich klingt.
Inhalt: Der Klang des Holzes
Der Klang des Holzes: Diese Tonhölzer treten an
Wenn wir dieser Frage auf den Grund gehen wollen, brauchen wir eigentlich Gitarren, die gleich gebaut sind, aber aus unterschiedlichen Tonhölzern für die Korpusdecke bestehen. Denn die Decke hat den größten Einfluss auf den Klang. Auch der Boden und die Zargen beeinflussen den Klang, aber es ist vor allem die Decke, die den Schall projiziert. An der Decke schwingen die Saiten am stärksten und übertragen die Schwingungen am stärksten auf den Korpus. Ein bisschen wie die Membran eines Lautsprechers.
Paul Davids hat fünf verschiedene Klanghölzer für die Decken ausgewählt und diese auf fünf identische Gitarren bauen lassen. Und zwar von den Gitarrenbauern der Firma Furch aus Tschechien. Eine gute Idee, denn nur so lässt sich der Einfluss der Tonhölzer nachweisen. Denn sobald auch andere Komponenten einer Gitarre verändert werden, ist der Test schon weniger genau. Denn natürlich macht alles irgendwie den Klang des Instruments aus.
Die Tonhölzer, die hier in den Wettbewerb gehen, sind neben der am weitesten verbreiteten Sitkafichte auch Zeder, Koa, Redwood und Palisander. Fünf verschiedene Hölzer mit ganz unterschiedlichen klanglichen Ergebnissen.
Sitkafichte
Sitkafichte ist das wohl bekannteste Tonholz für die Decken von Akustikgitarren. Dies hat neben der Tatsache, dass Fichte ein schnell wachsendes Holz ist und somit die Verfügbarkeit kein Problem darstellt, auch klangliche Gründe. Sitkafichte liefert nämlich ein breites Frequenzspektrum mit viel Dynamik. Sie kann sowohl leise als auch laute Töne sehr gut wiedergeben. Ein heller und offener Grundklang, der sich dann auch im Zusammenspiel mit Mahagoni für Boden und Zargen des Instrumentes optimal ergänzt und verträgt. Mahagoni hingegen ist ein sehr warmes, tiefer klingendes Holz. Aber auch die Optik spielt eine Rolle. Sitkafichte hat eine feine Textur und eine geradlinige Maserung. Das ergibt schöne Oberflächen.
Zeder als Tonholz
Die Zeder als Tonholz klingt dagegen ganz anders. Die Zeder ist ein vergleichsweise sehr leichtes Holz. Dadurch werden Schwingungen schneller aufgenommen und übertragen. Besonders geeignet für Fingerstyle. Die Töne kommen sofort und sehr laut heraus. Zartes Zupfen wird sehr sensibel verstärkt und hörbar deutlicher wiedergegeben. Beim lauten Strumming hingegen wirkt Zeder ein wenig wie ein Kompressor/Limiter. Hier steht also deutlich weniger Dynamik zur Verfügung. Bis auf die dunklere Farbgebung unterscheidet sich Zeder optisch kaum von Sitkafichte. Textur und Maserung sind sehr ähnlich.
Hawaiianisches Koa-Holz
Beginnen wir mit der Optik. Hier fällt sofort ein völlig anderes Erscheinungsbild auf. Die Maserung ist weniger geradlinig, eher wild und stellenweise geflammt. Manche würden sagen, es sieht unruhiger aus. Andere finden es interessanter und auffälliger. Mehr Rot und mehr Gold im Farbton. Auf jeden Fall eine totale Erscheinung.
Klanglich hört man eine klare Artikulation der Töne. Ein sehr fokussierter Klang, der aber gleichzeitig immer sehr warm und angenehm schmeichelt. Koa wächst übrigens nur in Hawaii.
Sinker Redwood
Sinker Redwood oder Mammutbaum, klingt warm, ausgewogen und reaktionsfreudig. Auch für Fingerstyle-Spieler sehr gut geeignet. Der Ton spricht schnell an, auch wenn die Dynamik nicht die höchste ist. Ein sehr holziger, warmer Ton ist zu hören, mit klarer Saitentrennung und Definition. Optisch mit schönen rötlichen und braunen Akzenten. Aber auch hier ist die Maserung etwas wilder und nicht so geradlinig.
Palisander
Palisander ist der “König der Bässe“. Es ist ein sehr steifes Tonholz mit ausgeprägten Bässen und feinen Höhen. Die Mitten sind dagegen weniger ausgeprägt und daher auch weniger laut. Der Klang ist zurückhaltender und eher schmeichelnd. Ein ganz eigener Klang entsteht durch die Wahl von Palisander. Optisch hat Palisander neben seiner dunkelbraunen Farbe eine etwas gröbere, aber durchaus geradlinige Maserung und Struktur.
Die Qual der Wahl
Was bringen uns die gewonnenen Erkenntnisse über Tonhölzer? Erleichtern sie die Entscheidung beim nächsten Kauf einer neuen Akustikgitarre? Vielleicht, denn eigentlich konnten alle Kandidaten irgendwie gefallen. Die feinen Unterschiede im Klang führen eben nicht dazu, dass man die Nase rümpft und irgendein Tonholz gar nicht mag. Die Unterschiede sind zum Teil deutlich hörbar, aber ihre Bewertung liegt im Bereich des individuellen Geschmacks und der spieltechnischen Vorlieben. Die Beliebtheit von Sitkafichte als weit verbreitetes Tonholz für Decken kann ich schon nachvollziehen. Ich verstehe auch die aufregende Optik von Koa oder die exotisch anmutende Palisanderauswahl mit ihrem ganz eigenen Charakter. Jedes Tonholz hat seine absolute Berechtigung. Natürlich gibt es auch noch weitere Tonhölzer auf dem Markt. Dies ist definitiv nur eine Auswahl.
Großer Dank geht an Paul Davids und Furch Guitars. Das aus dieser Idee entstandene Video ist sehr informativ und macht die Unterschiede schön hörbar.
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