von Lasse Eilers | Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Günstige West Coast Synthesizer

Günstige West Coast Synthesizer  ·  Quelle: Make Noise

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Wer mit der West-Coast-Synthese experimentieren möchte, muss nicht viel Geld ausgeben! Wir stellen fünf günstige West Coast Synthesizer vor.

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Mit dem Boom modularer Synthesizer ist das Thema West-Coast-Synthese im Mainstream angekommen. Bis vor nicht allzu langer Zeit waren Buchla-artige Sounds und Konzepte noch eine ziemlich nerdige Angelegenheit, die von wenigen Eingeweihten auf großen und teuren Modularsystemen praktiziert wurde. Seit sich jeder für vergleichsweise wenig Geld einen komplexen Oszillator oder ein Lowpass-Gate ins Eurorack schrauben kann, sind West Coast Synthesizer und die damit verbundenen Ansätze jedoch längst nicht mehr so exotisch.

Ein positiver Nebeneffekt: Die Grenzen verschwimmen. Die strikte Einteilung in East Coast und West Coast ist in meinen Augen ohnehin albern. Erlaubt ist, was gut klingt und zur eigenen Arbeitsweise passt – egal, an welcher Küste man sich gerade zu Hause fühlt.

Buchla Tiptop Audio 200 Series
Buchla Tiptop Audio 200 Series · Quelle: Gearnews

Trotzdem sind typische West Coast Synthesizer noch immer recht teuer. Die Neuauflagen von Buchla kosten schwindelerregend viel Geld und selbst die in Zusammenarbeit mit Tiptop Audio entstandenen Eurorack-Versionen der 200 Series sind nicht gerade günstig. Ein komplettes System verschlingt schnell mehrere Tausend Euro. Und Behringers seit Langem angekündigter Enigma lässt weiterhin auf sich warten.

Was tun, wenn man für wenig Geld mit der West-Coast-Synthese experimentieren möchte? Ein guter Startpunkt sind die vergleichsweise günstigen West Coast Synthesizer, die wir in diesem Artikel vorstellen.

Was ist West-Coast-Synthese?

Während Bob Moog in New York seine ersten Synthesizer entwickelte, entstand auf der anderen Seite des amerikanischen Kontinents in San Francisco eine Synthesephilosophie, die mit grundlegend anderen Ansätzen und Konzepten arbeitet. Am San Francisco Tape Music Center entwickelte Don Buchla einen modularen Synthesizer, der völlig anders funktionierte als die Systeme von Moog. Um diese unterschiedlichen Ansätze zu verdeutlichen, entwickelten sich die Begriffe „East Coast“ und „West Coast“.

Einfach gesagt, arbeiten Ostküsten-Synthesizer nach Art von Moog mit obertonreichen Schwingungen wie Rechteck oder Sägezahn, die dann durch Filter zum endgültigen Klang geformt werden. Dabei entfernt das Filter bestimmte Signalanteile, weshalb man auch von einem subtraktiven Synthesizer spricht. Diese Syntheseform ist bis heute die am weitesten verbreitete.

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Buchla Music Easel (Reissue)
Buchla Music Easel (Reissue) · Quelle: Buchla

Im Gegensatz dazu verwendete Don Buchla Oszillatoren mit vergleichsweise obertonarmen Schwingungsformen wie Sinus oder Dreieck. Statt mit Filtern wird der Sound durch gegenseitige Modulation der Oszillatoren und durch verschiedene Waveshaping-Techniken (z. B. Wavefolder) geformt. Auch der im Music Easel erstmals eingesetzte komplexe Oszillator, bei dem ein VCO durch einen anderen frequenzmoduliert wird, ist ein typischer Baustein der West-Coast-Synthese. Statt eines VCAs kommt häufig ein sogenanntes Lowpass-Gate zum Einsatz, das die Lautstärke und das Frequenzspektrum des Klangs gleichzeitig beeinflusst – je lauter, desto mehr Obertöne.

Während Moog das Ziel verfolgte, einen für Musiker intuitiv spielbaren Synthesizer zu entwickeln, und daher bald auf eine herkömmliche Tastatur setzte, stand bei Buchla von Anfang an eher der experimentelle Gedanke im Vordergrund. Es galt, neue Möglichkeiten jenseits der althergebrachten musikalischen Traditionen zu erforschen. Deshalb kommen bei der West-Coast-Synthese viele Zufallselemente wie zufällige Spannungsquellen zum Einsatz. Auch werden West Coast Synthesizer zumeist nicht über eine Tastatur gespielt, sondern über einen Sequencer angesteuert (der ebenfalls gern ein bisschen Zufall zulassen darf).

Mehr zum Thema East Coast vs. West Coast erfährst du hier.

Günstige West Coast Synthesizer

Wer Lust hat, mit den typischen Elementen der West-Coast-Synthese zu experimentieren, muss zum Glück nicht mehr in ein komplettes Buchla-Modularsystem investieren. Mittlerweile gibt es einige günstige West Coast Synthesizer – viele davon semi-modular –, die für wenig Geld einen Einstieg in die Syntheseform ermöglichen. Hier ist unsere Liste der besten West Coast Synthesizer, die das Budget nicht komplett sprengen.

Korg Volca Modular: West Coast Synthesizer im Taschenformat

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Wenn man mal in die West-Coast-Synthese hineinschnuppern und nicht gleich viel Geld ausgeben möchte, gibt es wahrscheinlich keinen besseren Einstieg als den Volca Modular. Anders, als der Name vermuten ließe, ist er genau genommen semi-modular, erzeugt also auch ohne gesteckte Patch-Kabel schon Sounds. Der winzige Synthesizer enthält alle wichtigen West-Coast-Bausteine, von einem Oszillator mit Dreieckschwingung und Modulator über einen Wavefolder bis hin zu zwei Lowpass-Gates. Auch ein zufälliger Spannungsgenerator mit Sample&Hold und zwei Funktionsgeneratoren (AHR, Rise/Fall) gehören zur Ausstattung. Über kleine Breadboard-Kabelchen kann man die Module beliebig verschalten. Das ist zwar ein bisschen fummelig, aber dafür ist der Volca Modular auch ein ganz besonders günstiger West Coast Synthesizer.

Korg Volca Modular West Coast Synthesizer
Volca Modular · Quelle: Korg / Youtube

Dabei bleibt er natürlich immer noch ein Volca. Wie alle andere Geräte der Serie bietet auch er einen 16-Step-Sequencer mit Parameter-Automation, Pattern-Verkettung und verschiedenen Zufallsfunktionen. Statt des MIDI-Eingangs der anderen Volcas hat er jedoch zwei CV-Inputs (auf einer TRS-Buchse) zur externen Steuerung, zum Beispiel durch ein Modularsystem.

Den Korg Volca Modular bekommt ihr bei Thomann*.

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Korg Volca Modular
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Cre8Audio West Pest: Das Biest aus dem Westen

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Auch der West Pest von Cre8Audio ist ein günstiger semi-modularer West Coast Synthesizer, der sich hervorragend für die ersten Experimente mit der Synthesephilosophie eignet. Sein von der Schwesterfirma Pittsburgh Modular entwickelter Oszillator liefert neben Sinus und Dreieck aber auch einen eher East-Coast-typischen Sägezahn.

Der Wavefolder faltet die Schwingung bis zu sechs Mal und erzeugt so ein breites Spektrum an West-Coast-Klängen. Darüber hinaus verfügt der West Pest über einen Dynamics Controller, der sich wie ein typisches Lowpass-Gate verhält, technisch aber anders aufgebaut ist.

Cre8audio West Pest
Cre8audio West Pest · Quelle: Cre8audio

Zur Modulation gibt es einen LFO, der auch mit Audiofrequenz schwingen kann, sowie einen multifunktionalen Modulationsgenerator, der zum beispiel als zufällige Spannungsquelle oder Decay-Envelope einsetzbar ist.

Den Cre8Audio West Pest gibt es bei Thomann*.

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cre8audio West Pest
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Make Noise 0-Coast: Zwischen den Küsten

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Der Make Noise 0-Coast war einer der ersten nicht vollständig modularen Hardware-Synthesizer, der das West-Coast-Thema aufgriff und damit einen Trend setzte. Wie der Name („No Coast“) schon sagt, ist er aber eher irgendwo zwischen den beiden Küsten verortet als ganz im Westen. Er kombiniert typische East-Coast- und West-Coast-Elemente zu einem vielseitigen und inspirierenden semi-modularen Synthesizer – perfekt, um die ersten Experimente mit West-Coast-Ansätzen zu starten.

Der Oszillator liefert die Schwingungsformen Puls und Dreieck, die sich mittels zweier Waveshaper nach allen Regeln der Kunst verbiegen lassen. Auch bei den Modulatoren trifft man beides an: einen ADSR-Hüllkurvengenerator und eine Buchla-typische Rise-Fall-Variante. Darüber hinaus bietet der 0-Coast ein Lowpass-Gate, das allerdings nicht die typische Vactrol-Variante ist, sondern mit Transistoren arbeitet.

Obwohl er über einen eigenen Arpeggiator verfügt, macht der Make Noise 0-Coast besonders viel Spaß, wenn man ihn mit dem Sequencer 0-CTRL kombiniert.

Den Make Noise 0-Coast bekommt ihr bei Thomann*.

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Make Noise 0-Coast
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Make Noise 0-Ctrl
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Moog Labyrinth: Moog trifft Buchla

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Ein Synthesizer von Moog in einem Artikel über West Coast Synthesizer?! Das wäre noch bis vor Kurzem undenkbar gewesen. Schließlich ist kaum ein Hersteller so fest in der East-Coast-Philosophie verwurzelt wie Moog.

Das heißt aber natürlich nicht, dass der mittlerweile zu inMusic gehörende Hersteller nicht auch mit alternativen Syntheseformen experimentieren dürfte. Der im Sommer 2024 erschienene Moog Labyrinth bricht gleich in mehrfacher Hinsicht mit Traditionen. Seine beiden VCOs liefern nicht die bei Moog üblichen Sägezahn- und Rechteckschwingugen, sondern Sinus und Dreieck. Sie lassen sich nach Art eines komplexen Oszillators miteinander verknüpfen, wodurch typische West-Coast-Timbres entstehen. Auch ein Wavefolder und ein Ringmodulator stehen zur Verfügung.

Moog Labyrinth
Moog Labyrinth · Quelle: Moog

Ganz ohne Filter geht es bei Moog dann aber doch nicht. Allerdings ist das Filter des Labyrinth nicht die übliche Ladder-Variante, sondern ein State-variable-Filter, das sich stufenlos von Tiefpass bis Hochpass variieren lässt.

Besonders interessant und ziemlich West-Coast-mäßig sind die beiden generativen Sequencer, die von Shift-Registern inspiriert sind und deren Muster sich auf Wunsch ständig verändern.

Den Moog Labyrinth bekommt ihr bei Thomann*.

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Moog Labyrinth
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Pittsburgh Modular Taiga: Das Beste beider Welten

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Mit einem Preis von über 700 € für das Desktop-Modul und fast 1300 € für die Tastaturversion passt der Taiga eigentlich nicht mehr wirklich in die Kategorie „günstig“. Aber der semi-modulare Synthesizer bietet so viele Möglichkeiten zur Klanggestaltung, dass er hier nicht fehlen soll.

Wie auch der 0-Coast ist der Taiga kein reiner West Coast Synthesizer. Aber er verfügt über einige typische Elemente der Synthesephilosophie, die sich dank des semi-modularen Aufbaus flexibel miteinander kombinieren lassen. Ein Filter ermöglicht darüber hinaus auch subtraktive Klänge.

Der "kleine" Taiga auf dem Studiotisch.
Der „kleine“ Taiga auf dem Studiotisch. · Quelle: Marcus Schmahl / GEARNEWS

Jeder der drei Oszillatoren ist mit einem eigenen Waveshaper und Wavefolder ausgestattet. Statt eines herkömmlichen VCA kommt beim Pittsburgh Modular Taiga ein sogenannter Dynamics Controller zum Einsatz, der sich ähnlich wie ein Lowpass-Gate verhält und zugleich die Amplitude und das Frequenzspektrum beeinflusst. Die Modulationsabteilung ist hingegen eher an der East Coast zu Hause und besteht aus zwei ADSR-Hüllkurvengeneratoren, einem LFO und einem digitalen Mehrzweck-Modulator.

Den Pittsburgh Modular Taiga gibt es bei Thomann*.

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Pittsburgh Modular Taiga
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Pittsburgh Modular Taiga Keyboard
Pittsburgh Modular Taiga Keyboard
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