Wenn der Zuschauer das Konzert versaut
Wer war in den letzten Jahren schon einmal auf einem Konzert, wo er vor lauter hochgehaltenen Telefonen nichts mehr vom eigentlichen Konzert wahrnehmen konnte? Sicherlich einige. Das Tolle daran: Die Smartphones versauen nicht nur das aktuelle Konzerterlebnis für den Filmer und die Menschen dahinter, am Ende sieht und klingt es auch noch scheiße und wird dem Künstler via YouTube nicht im Ansatz gerecht. Nun kommt immer mehr Gegenwehr von allen Seiten.
Adele, man kennt sie von ihren Liedern wie dem „James Bond: Skyfall“ Titelsong oder dem kürzlich gehypten Hello, hat wohl auf einem Konzert in Italien gesagt: „Können Sie bitte aufhören, mich zu filmen. Ich stehe wirklich leibhaftig hier. Das ist keine DVD, das ist ein Konzert und Sie sollen die Show genießen.“
Guns N‘ Roses erklärte Anfang des Jahres ihre Konzerte als telefonfrei. So auch Alicia Keys, die die Smartphones am Eingang von der Security in speziellen Taschen versiegeln lies. Ich habe es auch selber erlebt, dass Jack White vor einem Konzert angesagt hat: „Ich bitte euch, genießt das Konzert und filmt es nicht mit eurem „crappy“ Smartphone. Jeder, der dabei erwischt wird, wird das Konzert in den Armen der Security verlassen und draußen bleiben.“
Auch bei kleineren Konzerten ist das ein Problem, auch wenn man da näher am Künstler ist. Aber wenn man andauernd ein leuchtendes Display im Blickfeld hat, kann das ganz schön auf den Zeiger gehen. Ich habe auch schon Selbstjustiz eines Sängers erlebt, der auf den filmenden Zuschauer in der ersten Reihe zugegangen ist und anschließend das Telefon weggenommen und unter Beifall auf der Bühne zerstört hat. Der hatte wohl das durchgestrichene Handy überall auf den Warnschildern im ganzen Club übersehen. Wie die Sache dann rechtlich ausging, weiß ich nicht.
Jetzt gibt es die Filmer, die sich nicht nur selbst und anderen das Erlebnis versauen, sondern auch noch mit der in aller Regel wirklich miesen, verwackelten, verpixelten und vom Clipping zerstörten, nach Blech klingenden Videos versuchen, sich über Facebook und Co für ein paar Minuten zu profilieren, bis der Feed wieder in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Ein paar Sekunden Ruhm – besser als nichts?! Ein oft genanntes Argument dafür- „Das ist für alle, die keine Karten mehr bekommen haben“. Na, die werden sich freuen. Es gibt aber auch Stimmen, die meinen, die Künstler verbieten das aus kommerziellen Gründen. Die neusten Hits sollen nicht so an die Öffentlichkeit oder der Konzertmitschnitt soll selbst vertrieben werden. Ich sehe da selbst kein Problem bei der Sache: Will ein Zuschauer das Konzert in guter Qualität zu Hause noch einmal genießen, dann wird er sicherlich nicht Videoaufnahme X von Billotelefon Y auf Videoportal Z ansehen, sondern sich eine Live-DVD oder Mitschnitt besorgen.
Störsender aufstellen?
Nun gibt es aber auch einen Ansatz von Apple, dem Hersteller des Smartphones aka. iPhones und (das ist Internet weitläufig bekannt und in Kommentaren unter Videos, News und Blogs) die Wurzel allen Übels dieser digitalen Welt. Die haben 2011 ein Patent angemeldet, das jetzt genehmigt wurde: Das iPhone soll zukünftig mit einem Infrarotsignal vom Aufnehmen abgehalten werden. Quasi ein freiwillig aufstellbarer Störsender für Bild- und Tonaufnahmen. Auf der einen Seite finde ich das löblich, dass die Technik auch eine Lösung anbietet, aber auf der anderen Seite ist das schon krasse Bevormundung seitens Apple (warum wundere ich mich da gerade nicht?) und das kann und wird mit Sicherheit auch missbraucht werden. Sehr zweischneidig.
Was tun?
Ich persönlich bin dafür, dass Smartphones am Eingang abgegeben werden sollten. Oder eine extra Garderobe dafür einrichten. Telefon aus, abgeben und gut ist. Es gibt auch einige Clubs wie etwa das Berghain und das Watergate in Berlin, die jegliche Aufnahmen verbieten, um die Privatsphäre aller Besucher zu schützen. Was im Club passiert, bleibt im Club. Ende. Und wenn du dein Handy zückst und ein Schrank von einem „Sicherheitsbeauftragten“ so aussieht, als würde er dich beim Drücken der Record-Taste erstmal gegen alle Wände werfen und dann aus der Lokalität, dann lässt man es doch gleich freiwillig.
Warum nicht auch bei Konzerten? Konzert genießen und in hoffentlich guter Erinnerung behalten. So einfach. Denn dafür zahlt man. Wenn die Erinnerung verblasst, dann eben noch mal den Künstler besuchen oder eine DVD/Konzertmitschnitt kaufen und so keinem mit leuchtenden Displays auf den Sack gehen und gleichzeitig den Künstler unterstützten. Denkt beim nächsten Mal drüber nach!
Zitatquellen: Zeit Online, Musikexpress