Was ist eigentlich ein Noise Cancelling Kopfhörer? Und warum ich es liebe!
Active Noise Cancelling, Active Noise Cancellation, Active Noise Reduction, aktive Lärmkompensation, Geräuschunterdrückung, Antischall – egal wie es genannt wird, die Technik ist einfach klasse! Besonders bei Kopfhören ist das ein wunderbares Feature. Für mich gehört ein Kopfhörer mit ANC (Active Noise Cancelling) zu den besten Anschaffungen, die ich seit Langem gemacht habe. Und ich erkläre euch auch sehr gerne den Grund.
Active Noise Cancelling
Zunächst kurz zu der Technik, ohne aber auszuschweifen (im Detail kann ich es sowieso nicht erklären): Kopfhörer mit ANC nehmen über Mikrofone die Geräusche der Umgebung auf. Diese werden dann quasi phasenverkehrt auf die Trommelfelle geschickt. Dort vermischen sie sich mit dem Signal, das noch von außen ankommt und löschen sich gegenseitig aus. Ja, ich weiß, das ist eine sehr einfache Erklärung, denn vorher muss zum Beispiel berechnet werden, welche äußeren Signale überhaupt im Ohr ankommen und die Mikrofonsignale müssen dann entsprechend gefiltert werden, sonst würden immer „Reste“ hörbar sein.
Aber ihr wisst ja: Technik ist die heutige Magie und auf magische Art und Weise funktioniert das Prinzip sehr gut. Die Umgebungsgeräusche lösen sich wie durch Zauberhand in Nichts auf. Wie gut das passiert, hängt von vielen Faktoren ab. Wir können gerne über die technischen Aspekte sprechen, genau dafür haben wir ja die Kommentarfunktion.
Meine persönliche Erfahrung mit ANC
Ein mit Noise Cancelling ausgestatteter Kopfhörer (Sony WH-1000XM3* in meinem Fall) ist für mich eine der besten Anschaffungen der letzten Zeit. Und ihr müsst wissen: Ich habe mir einiges gegönnt in den letzten Monaten. Angefangen bei diversen Plug-ins, über ein paar Hardware Synthesizer (ja auch von Behringer!) bis hin zu Gadgets wie einem Subpac. Aber dieser Kopfhörer hat mein Leben verändert.
Das klingt hochgestochen? Ich wohne seit ungefähr zwei Jahren in einem Mehrfamilienhaus (insgesamt fünf Parteien) und zum ersten Mal im Erdgeschoss. Weder ich noch meine Partnerin haben im Vorfeld festgestellt, wie unglaublich hellhörig dieses Haus ist. Die Wände scheinen aus Pappe, die Decken nicht viel dicker und obendrein leben hier zwei Familien mit kleinen, schreienden, tobenden Kindern. Der Fußboden der Mieter über uns ist gefliest und das noch sehr kleine Kind scheint am liebsten mit Holzklötzen auf den Boden zu hämmern – wenn es nicht mit einem Dreirad durch die Wohnung rast. Der ältere, etwas schwerhörige Nachbar schaut den ganzen Tag russisches Fernsehprogramm, das kann ich immerhin gut ausblenden. Auch sein Schnarchen stört mich in der Nacht nicht besonders. Und wer schon mal im Erdgeschoss gewohnt hat und zufällig wie ich das Wohnzimmer direkt am Hausflur angrenzen hat, kennt mit Sicherheit die entstehende Geräuschkulisse in einem lebhaften Haus.
Ich arbeite im Homeoffice, bin also so gut wie den ganzen Tag in der Wohnung. Jammern hat nicht geholfen, ein erneuter Umzug kommt nur dann in Frage, wenn wir etwas Passendes finden. Eine Lösung musste her. Und genau da kommt nun der ANC-Kopfhörer ins Spiel. Ich war mir im Vorfeld nicht ganz sicher, ob ich mit dem Ergebnis zufrieden sein würde und ich das Geld sozusagen „nur“ für einen weiteren Kopfhörer ausgebe.
Pure Magie
Ich mache es kurz: Meine Erwartungen wurden zu 100 Prozent erfüllt, ja sogar übertroffen! Es ist wirklich wie Magie. Die meiste Zeit benutze ich den Kopfhörer tatsächlich nur mit aktivierter Geräuschunterdrückung und höre damit keine Musik – auch wenn das natürlich möglich ist. Nein, ich trage meinen WH-1000XM3 für Stille. Fast alle nervenden Sounds lösen sich in Luft auf, sobald ich die Kopfhörer aufhabe und ANC aktiviere. Situationen, die mich vorher gestresst haben,verwandle ich durch die „ANC-Magie“ in einen fast Zen-artigen Zustand. Noch ein paar ASMR-Aufnahmen, Regen im Wald oder Meeresrauschen abspielen und meine kleine Welt ist in Ordnung.
Der Sound des WH-1000XM3 gefällt mir, als Studio- oder DJ-Kopfhörer würde ich ihn allerdings nicht benutzen. Dafür klingt er zu HiFi-mäßig. Das hindert mich allerdings nicht daran, ihn mal bei einer DAW-Session aufzusetzen – besonders dann, wenn es wieder sehr unruhig ist. Dabei benutze ich allerdings das zugehörige Kabel, über Bluetooth ist mir nämlich zu viel Latenz im Spiel.
Auch wenn ich hier konkret über den Sony WH-1000XM3 spreche, ist das weniger als „Test“ oder gar „Werbung“ zu verstehen. Es gibt nämlich einige Kopfhörer mit dieser Technik (unter anderem: Apple AirPods Pro, Yamaha YH-e700a, Bose QuietComfort, Marshall Monitor II, etc.) und wie so oft entscheidet der Geschmack. Mir persönlich ist die Qualität der Geräuschunterdrückung am wichtigsten, da gilt der Sony aktuell als eines der besten Modelle. Wer viel Wert auf Sound legt, kommt vielleicht zu einer ganz anderen Entscheidung.
Was haltet ihr von der Technik?
Wie sind eure Erfahrungen mit Active Noise Cancelling? Teilt ihr meine Erfahrungen? Welchen Kopfhörer würdet ihr empfehlen? Kann das auch im Studio, in Live-Situationen oder im Proberaum sinnvoll sein? Ich freue mich auf eure Kommentare.
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14 Antworten zu “Was ist eigentlich ein Noise Cancelling Kopfhörer? Und warum ich es liebe!”
Ich habe auch die Sony WH-1000XM3. Angeschafft haben wir uns diese Kopfhörer für die Arbeit, die Baustelle gegenüber ist damit fast verschwunden ;) gerade tiefe Frequenzen verwandelt der WH-1000XM3 in ein liebliches Nichts. Allerdings hat dieses Modell auch einige Nachteile, es wird schnell recht warm an den Ohren, die Polsterung könnte besser sein (wurde beim Nachfolger wohl jetzt um 10% verbessert) und die Materialien könnten für die rund 250-300€ etwas robuster wirken. Airpods oder Libratone Track Air+ oder Q ADAPT ON-EAR (bei den Q können zwei Kopfhörer am selben Gerät zusammen Hören, super für lange Bahnreisen) sind um Welten besser wenn es darum geht sich schnell zu verbinden oder gleichzeitig mit mehreren Geräten gekoppelt zu werden.
Mein Traum wären die Austrian Audio Hi-X55 (ungeschlagener Tragekomfort) mit dem ANC von sony und der smarten Anbindung von Apple oder Libratone.
Alter Schwede… zieh einfach um :)
Haha. Ja ist geplant :D
Trotzdem rockt ANC!
Ich rate dringend davon ab, diesen Elektrosmog länger direkt am Kopf zu tragen, insb. in Kombination mit Bluetooth. Möchte mich nicht als Versuchsperson für die gesundheitlichen Langzeitfolgen zur Verfügung stellen.
Mich würde ein eher studiotauglicher , also weniger HIFI-gefälliger Kopfhörer mit ANC interessieren. Vielleicht hat da jemand einen Tip?
Wenn ich das richtig verstehe:
Der Effekt, die Umgebungsgeräusche auszublenden, entsteht dadurch, dass die ‚auzufilternden‘ Schallwellen phasenverkehrt hinzugefügt werden?
Das hieße ja rechnerisch, dass ein doppelt(?) so lautes Signal die Ohren, und damit das Gehirn erreichen.
Inwiefern wirkt sich das auf die ‚Auslastung / Rechenleidtung‘ des Gehirns aus?
Das Hören von mp3 strengt das Gehirn extrem an (Höre auch hauptsächlich komprimierte Musik, also bitte keine Diskussion über un-/komprimert..)
Schon was älter, aber immer noch aktuell, Tech Talk Interview mit Prof Jürgen Herre vom Fraunhofer Institut: https://www.youtube.com/watch?v=B4Y77c4iyY0
Den ersten Teil hast du richtig verstanden. Es wird eine den Umgebungsgeräuschen entgegengesetzte Welle abgespielt. Das mit dem doppelt so lauten Signal ist aber Schwachsinn. Ein Signal über ein anderes legen ist eine Addition. Umgekehrte Welle ist umgekehrtes Vorzeichen. Was ist den sin(x)+(-sin(x))? Natürlich 0. Die Auslöschung beider Wellen geht physikalisch. Bei hohen Frequenzen kann es wirklich zu einer Addition kommen (durch die Interferenzen), aber bei niedrigen Frequenzen kommt auf jeden Fall kaum was an. Aber das Problem bei hohen Frequenzen kann durch richtigen Sitz und Softwareanpassungen (-> weniger Filtern in hohen Frequenzen) abgemildert werden.
Danke,
eigentlich auch logisch ;)
LG
Das ist ein gutes Video, von Stress war da aber nicht die Rede?
Ich hab mir einen Sony WH-H900N gekauft – weniger wegen dem ANC sondern neben Musikhören auch bei Videokonferenzen mal den Platz zu verlassen und nebenbei Dinge erledigen zu können.
Ich hab mich hauptsächlich wegen des breiten Frequenzgangs (20Hz-20kHz), LDAC unterstützung (praktisch unkomprimierte Datenübertragung) und des günstigen Preises (vor einem Jahr 140 €) dafür entschieden.
Meine Eindrücke:
– LDAC verwende ich wegen der mangelnden Unterstützung unter Linux fast nicht. aptX HD genügt auch.
– Der Kopfhörer hat zwar eingebaute Mikros (klar, ANC) die man auch fürs Sprechen bei Videokonferenzen nutzen könnte, aber dann wird vom aptX Profil auf ein Telefonprofil geschalten das grottig schlecht klingt und selbst für Videokonferenzen nicht genügt. Um in guter Auflösung zu hören und zu sprechen braucht man Kopfhörer mit 2 Bluetoothkanälen und das hat mein Sony nicht.
– Bei eingeschaltetem ANC wird vieles ausgeblendet – Sprache aber eher nur halb.
– ANC erzeugt einen unangenehmen Druck im Ohr und ANC und Musik gleichzeitig klingt schlechter.
Aber ANC sollte meinem Verständnis nach nicht den doppelten Schalldruck erzeugen. Es wird ja durch Phasenumkehrung der Schalldruck fast ausgelöscht.
Im Ganzen ist das schon ein toller Kopfhörer mit ein paar Macken.
Die Bluetooth Latenz ist mir noch gar nicht aufgefallen – hab aber noch nicht wirklich latenzkritische Anwendungen damit bedient.
Hi! Interessante Frage, was ist ein Noise Cancelling Kopfhörer? Nun, dann will ich mal aufklären. Der Kopfhörer besteht aus zwei Komponenten Noise und Cancelling Culture. Alles was einer bestimmten Personengruppe nicht gefällt ist Noise und die wird unterbunden. Stattdessen darf der Träger des Kopfhörers den ganzen Tag sowjetische Miltärmärsche hören. Und wer das länger als nötig macht, hat Abends ganz sicher Latenzprobleme.
War doch richtig, oder?
;)
gruß
Tom
Alles, was ein ANC Kopfhörer Gegenphasig einspielt, wird nicht nur physikalisch aus den Umgebungsgeräuschen ausgelöscht, sondern auch aus der Musik, wenn diese Frequenzen darin vorkommen.
Aber nur theoretisch. Es wäre schon ein großer Zufall wenn ein mit 180 Grad gedrehtes Störgeräusch exakt mit der umgekehrten Phase zeitgleich zusammentrift. Daher kaum ein Problem was die ANC anbelangt.
Ergänzung. Es sollte lauten „exakt mit der umgekehrten Phase des Nutzsignals“ zeitgleich zusammen trifft.
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