Was bringt 32-Bit-Recording und was nicht?
32-Bit-Recording, häufig auch 32-Bit-Float genannt, ist nicht neu in der Welt der DAWs und Audiointerfaces. Aber wirklich verbreitet war das Format lange nicht. Das ändert sich gerade vor allem bei Field-Recordern wie den neuen H Essentials von Zoom oder auch USB-Mikrofonen wie der NT1 (5th Generation) von Rode. Was aber bringt die 32-Bit Aufnahme überhaupt?
Was bedeutet 32-Bit-Recording?
Beim 32-Bit-Recording geht es um die Bittiefe, hierzulande auch manchmal Wortbreite genannt. Dabei geht es darum, mit wie vielen Bits die Dynamik eines einzelnen Samples (bei Sample-Rates wie 44,1 oder 48 kHz zum Beispiel also viele tausendmal in der Sekunde) dargestellt werden kann. Je höher, desto besser?
Beim lange verbreiteten 16-Bit Recording hatte man einen Dynamikumfang von 96 dB. Damit hatte man gut 65.000 Werte zwischen -96 und 0 dBFS. Bei 24 Bit Bittiefe sind theoretisch schon über 16 Millionen Werte zwischen -144 dBFS und 0 dbFS möglich. 32-Bit-Recording bietet hier nicht einfach nur mehr Werte (über zwei Milliarden) und damit eine feinere Auflösung pro Sample.
Was bringt die Aufnahme in 32 Bit?
Denn 32-Bit-Recording kann man am vielleicht mit dem RAW-Format in der Fotografie vergleichen. Sprich, bei der Nachbearbeitung am Rechner habe ich durch die höhere Menge an Daten mehr Möglichkeiten, die Aufnahmen am Rechner nachzubearbeiten.
Ein zentrales Element entfällt beim 32-Bit-Recording mit den gängigen Field Recordern von Zoom, Tascam und Rode: Einpegeln. Denn dadurch, dass durch den zusätzlichen Headroom die Aufnahme digital quasi nicht übersteuern kann, müsst ihr am Interface auch keinen Pegel einstellen. Es ist fast egal, wie laut oder leise die Quelle ist, es gibt „genug Bit“, um fast jeden Pegel ohne Wandlungsfehler darzustellen.
Lädt man dann 32-Bit-Aufnahmen in die DAW, kann die Wellenform bei sehr heftigen Dynamiksprüngen immer noch aussehen, also sei sie geclippt. Ändert man aber über Clip Gain nun an dieser Stelle die Lautstärke auf unter 0 dBFS, erhält man anders als bei 24-Bit Aufnahmen vollkommen unverzerrte Aufnahmen.
Die Nachteile von 32-Bit-Recording
Das größte Missverständnis beim 32-Bit-Recording liegt in der Annahme, dass man durch den zusätzlichen Headroom und die hohe Auflösung auch extreme Pegel vollkommen verzerrungsfrei aufnehmen kann. Allerdings hat jedes Mikrofon einen Grenzschallpegel, bis zu dem es Schall unverzerrt aufnehmen kann. Dieser liegt im Durchschnitt bei bis zu 130 dB. Das hat mit der 32-bit-Aufnahme nichts zu tun, bedeutet aber, dass es rein physikalisch Pegelgrenzen gibt, bis zu denen ein Field Recorder oder ein Mikrofon am Interface verzerrungsfrei aufnimmt. Da helfen auch die zusätzlichen Bits nicht.
Dazu brauchen Aufnahmen mit 32 Bit im Vergleich zu 24 Bit bei gleicher Sample Rate gut 33 Prozent mehr Speicherplatz. Sprich, eine Minute bei 44,1 kHz einer unkomprimierten WAV-Datei sind bei 24 Bit ca. 16 MB groß, bei 32-Bit-Recording wären es schon gut 21 MB. Bei sehr langen Aufnahmen für Podcasts oder im Field-Recording kann das zum Problem werden.
Außerdem ist 32 Bit als Bearbeitungsformat weder in der Musikproduktion noch in der Postproduktion im Film besonders verbreitet. Damit wäre es sehr wahrscheinlich, dass 32-Bit-Aufnahmen früher oder später auf 24 Bit runterskaliert werden müssten.
Infos über die Aufnahme mit 32 Bit
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Hinweis (2): Wir haben nach Leser-Feedback einige Formulierungen präzisiert und beim maximalen Mikrofonpegel einige erläuternde Sätze zum besseren Verständnis hinzugefügt. Danke, Nico!