Kreative Vocal-Effekte von Auto-Tune bis Vocoder
Vocal-Effekte holen mehr aus deiner Stimme heraus. Von Sprachaufnahmen bis hin zu Lead-Gesang oder Backing-Vocals: Mit dem passenden Effekt setzt du deine Stimme wirkungsvoll in Szene oder verwandelst sie sogar in etwas völlig Neues. Hier soll es aber nicht um die „üblichen“ Effekte wie EQ, Kompressor oder Reverb gehen, sondern um etwas kreativere (und manchmal sehr hilfreiche) Werkzeuge für Studio und Bühne.
Vocal-Effekte von Auto-Tune bis Vocoder Inhalt:
Auto-Tune
Spätestens seit Cher und ihrem Hit „Believe“ kennen eigentlich alle Auto-Tune. Und passenderweise ist Auto-Tune das Paradebeispiel dafür, wie sich Vocal-Effekte kreativ einsetzen lassen. Denn natürlich wurde die automatische Tonhöhenkorrektur ursprünglich für eine eher dezente Verbesserung von Gesangsaufnahmen gemacht.
Der übertriebene Einsatz erzeugt stattdessen diesen künstlichen Soundcharakter, den wir heute mit so vielen Songs in Verbindung bringen. Moderne R’n’B-Produktionen kommen fast nicht mehr ohne aus und zunehmend wird der Effekt auch in allen möglichen anderen Stilen verwendet. Von Indie über Rap bis hin zu elektronischer Musik – Auto-Tune ist überall vertreten.
Die Firma Antares hat Auto-Tune 1997 etabliert, heute gibt es von dem Hersteller jede Menge Vocal-Effekte, die Tonhöhenkorrektur in Echtzeit mit weiteren FX verbinden. Eine Übersicht der erhältlichen Produkte findest du bei Thomann*.
Eine interessante Alternative, die auch relativ günstig ist, bekommst du mit Brainworx bx_crispytuner, der hier bei Thomann erhältlich* ist.
Celemony bietet mit Melodyne ebenfalls verschiedene Plugins zur Tonhöhen- und Timing-Korrektur an, die nicht so sehr auf Echtzeitbearbeitung ausgelegt sind, dafür aber vergleichsweise subtil und präzise arbeiten. Zum Doppeln von Stimmen und für die Erzeugung von Harmonien eignet sich Melodyne ebenfalls. Und auch die gezielte Bearbeitung von Timing und Intonation macht Melodyne zu einem tollen Werkzeug für Vocal-Effekte. Hier eine Übersicht der Produkte von Celemony bei Thomann*.
Chorus und Doppeln
Ein gängiger Trick, Gesang etwas fetter und breiter zu machen, ist das Doppeln von Stimmen. Damit ist nicht unbedingt nur eine zweite „Kopie“ gemeint – warum nicht gleich drei, vier oder fünf Vocal-Spuren übereinanderlegen?
Das geht manuell, indem Parts mehrfach hintereinander eingesungen und zusammengemischt werden – dabei kann eine Verteilung der einzelnen Parts im Panorama für einen extrem breiten Vocal-Effekt sorgen. Aber auch mit Plugins erzeugst du diesen Soundcharakter mittlerweile recht überzeugend.
Ein Chorus erzielt einen vergleichbaren Effekt, in der Regel passiert das durch eine Modulation der automatisch gedoppelten Signale. Chorus-Effekte eignen sich gut dafür, den Lead-Gesang ein bisschen „anzudicken“, können aber auch als super Ergänzung für die Backing-Vocals dienen – speziell wenn du die Lead-Stimme lieber in der Mitte behalten willst. Bei Rap wirkt Chorus auf Ad-Lips und setzt diese etwas von den eigentlichen Rap-Parts ab, dabei kommt ein zusätzliches Reverb ziemlich gut. Ein sehr schöner kostenloser Chorus ist Acon Digital Multiply.
Formant- und Pitch-Shifter
Durch Acts wie Tyler, the Creator oder Billie Eilish ist Formant-Shifting populär geworden. Im Gegensatz zu einem Pitch-Shifter änderst du mit einem Formant-Shifter nicht die Tonhöhe, sondern vielmehr den Charakter der Stimme. Der Gesang bleibt „in key“, ändert aber völlig den Sound. Gender-Bending von Stimmen ist eine der Spezialitäten dieses Effekts.
Eine kostenlose Möglichkeit, Formant-Shifting auszuprobieren, bekommst du mit MAutoPitch von MeldaProduction. Dies ist eigentlich ein Effekt im Stil von Auto-Tune, bietet aber zusätzlich Formant-Shifting an.
Viele Vocal-Effekte nutzen Pitch-Shifter und verändern so die Tonhöhe des eingehenden Sounds. Das Erstellen von Harmonien funktioniert zum Beispiel damit und auch bei Auto-Tune und Co. spielt Pitch-Shifting eine Rolle. Und ebenso bei Shimmer-Reverbs oder Granular-Effekten ist oft Pitch-Shifting im Spiel.
Ein Plugin wie Soundtoys Little AlterBoy (bei Thomann kaufen*) kombiniert Formant- und Pitch-Shifting mit einer einfachen Bedienung und tollem Sound. Devious Machines Pitch Monster (bei Plugin Boutique kaufen*) bietet umfangreiche Funktionen.
Harmonizer
Mit einem Harmonizer erzeugst du – genau wie der Name es andeutet – harmonische Stimmen aus einer Solostimme. Im Prinzip erzeugt dieser Effekt Kopien des eingehenden Signals, die allerdings (im Vergleich zu einem Chorus) auf verschiedenen Tonhöhen wiedergegeben werden und so eben Harmonien erzeugen.
Diese Harmonien steuerst du bei vielen dieser Vocal-Effekte nach deinen Wünschen. So lässt sich oft eine Tonart vorgeben, bei einigen Harmonizern spielst du sogar Akkorde über MIDI ein.
Wenn du aus einer Solostimme einen ganzen Chor erzeugen willst, bietet sich ein Harmonizer an. Etwas subtiler eingesetzt, machst du den Gesang etwas voller. Viele moderne Harmonizer bieten zusätzlich eine Formant-Bearbeitung, um beispielsweise einen weiblichen Chor aus einer Männerstimme zu erstellen.
Harmonizer klingen nicht immer natürlich, aber machmal ist genau dieser leicht synthetische Sound gewünscht. Richtig cool kommt dieser Effekt, wenn du die Stimme über Send in ein Reverb schickst und den Sound vor dem Hall mit einem Harmonizer bearbeitest.
Der Eventide H910 (bei Thomann kaufen*) gehört zu den ersten Effekten dieser Art und ist heute als Plugin erhältlich. iZotope Nectar 4 (bei Thomann kaufen*) liefert mehrere Vocal-Effekte, auch ein gut ausgestatteter Harmonizer ist dabei. Auf der Bühne ist ein Pedal wie Boss VE-2 (bei Thomann kaufen*) ein Dauerbrenner mit praktischer Auto-Harmony-Funktion.
Talkbox
Den Sound der Talkbox verbinden viele mit Roger Troutman von Zapp (er spielt auch bei „California Love“ von 2pac) und natürlich Peter Frampton und seinen Knaller „Do You Feel like We Do“. Wenn du mich fragst, gibt es nicht viele Vocal-Effekte, die so dermaßen cool klingen. Überzeuge dich selbst in dem Video oben (ab 5:50).
Die Nerds wissen, dass die Talkbox eigentlich nicht die Stimme verändert, sondern dass die Stimme das daran angeschlossene Instrument moduliert. Peter Frampton hat so die Gitarre zum Singen gebracht und Roger Troutman einen Yamaha DX100.
Die MXR M 222 Talkbox (bei Thomann kaufen*) orientiert sich an dem Originaleffekt, vielleicht fehlt noch eine passende Gitarre oder ein Synthesizer. Beim TC-Helicon Talkbox Synth (bei Thomann kaufen*) handelt es sich eigentlich nicht wirklich um eine klassische Talkbox — du musst dir aber auch keinen Schlauch in den Mund stopfen und bekommst noch ein paar zusätzliche Vocal-Effekte obendrauf. In the box verspricht Antares Articulator (bei Thomann kaufen*) einen klassischen Talkbox-Sound sowie ein paar weitere FX.
Vocal-Synthesizer
Die heutige Digitaltechnik und speziell Plugins ermöglichen so einige Tricks und aufregende Vocal-Effekte. Mittlerweile gibt es Plugins, die den Sound vieler hier vorgestellter Effekte auf kreative Weise kombinieren und teilweise noch ein paar Schippen obendrauf legen.
Vocal-Synthesizer erzeugen nicht nur typische Vocal-Effekte, sondern verwandeln deine Stimme bei Bedarf gleich selbst in einen Klangerzeuger.
VocalSynth 2 (bei Thomann kaufen*) von iZotope ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Hier sind neben Biovox, Vocoder, Polyvox, Compuvox und Talkbox zusätzliche Effekte wie Chorus, Ring-Mod, Distortion, Filter, Speaker-Simulationen, Shredder und Delay enthalten. Dazu kommen verschiedene Modi, die du auch in Echtzeit nutzen kannst.
Von Waves kommt OVox Vocal ReSynthesis (bei Thomann kaufen*) mit einem über die Stimme gesteuerten Synthesizer und Vocal-FX-Prozessor. Harmonizer, diverse Pitch-Effekte und -Korrekturen sind hiermit ebenso wie Vocoder- und Talbox-Effekte möglich. Und auch hier stecken zusätzliche „klassische“ Effekte zur Bearbeitung von Stimmen und Gesang drin.
Vocoder
Der Vocoder wird gerne mit der Talkbox verglichen, die Funktionsweise ist dennoch anders – das gilt ebenso für das klangliche Ergebnis. Bei einem Vocoder singst oder sprichst du wie gehabt in ein Mikrofon, das eingehende Signal verfremdest du meistens mit einem zusätzlichen Instrument. In der Regel kommt dafür ein Synthesizer zum Einsatz. Die Synth dient hier als sogenannter Carrier, während die Stimmr als Modulator funktioniert.
Viele Vocoder enthalten bereits einen eingebauten Klangerzeuger, aber es gibt ebenso einige Synthesizer, die einen Vocoder eingebaut haben. Dazu gehören zum Beispiel der microKORG oder der Arturia MicroFreak.
Behringer Vocoder VC340 (bei Thomann kaufen*) kombiniert einen analogen Vocoder mit einem String-Ensemble-Synthesizer. Zynaptiq spendierte dem sehr geschätzten Orange Vocoder Plugin (bei Thomann kaufen*) neulich ein neues Update.
Manchmal ist es übrigens schwierig, einen Vocoder-Effekt gut verständlich zu machen. Als ein kleiner Trick bietet sich hier das zaghafte Hinzumischen der Originalstimme an.
Fazit
Um Gesang und Sprache kreativ zu bearbeiten, gibt es eine große Auswahl verschiedener Vocal-Effekte in Form von Hardware und Software. Viele dieser Effekte kombinieren oder beinhalten gleich mehrere FX. In den gängigen DAWs sind teilweise einige der hier vorgestellten Effekte enthalten, außerdem gibt es eine große Auswahl von Freeware-Plugins.
Weitere Infos
- Hardware Vocal-Effekte bei Thomann*
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