UNO Synth Pro X von IK Multimedia – Desktop-Synth im Angecheckt!
Der beste IKM Synthesizer bisher?
IK Multimedia UNO Synth Pro X bringt ein vollkommen neues Level an Kontrollmöglichkeiten und Performance-Tools in die UNO-Serie. Bleibt aber sonst alles beim Alten oder ist der Pro X „The One“?
Im Original veröffentlicht auf Gearnews.com von Rob Puricelli. Übersetzung von Julian Schmauch.
Was bisher geschah:
Als IK Multimedia 2018 den ersten UNO Synth ankündigt, sorge das für einiges Stirnrunzeln in der Synth-Szene. Denn der Hersteller war bis dahin vor allem für seine iRig-Audiointerfaces und eine Reihe an hervorragenden Plugins bekannt, nicht für Hardware Synths. Aber das Team von IKM hatte einen Plan.
Und so tat man sich mit dem italienischen Synthesizer-Designer Soundmachines für die Entwicklung der internen Komponenten zusammen. Tatsächlich gewann der UNO auch schon kurze Zeit nach seiner Veröffentlichung eine Fangemeinde.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich während meiner Arbeit auf dem Synthfest UK eine wachsende Zahl an Besuchern beobachten konnte, die sich einer nach dem anderen an den Synth setzen. Und dann kurze Zeit später mit breitem Grinsen aufstanden mit dem Plan einen UNO zu kaufen.
UNO Synth – Das Original
Der UNO Synth kam mit einer sehr minimalistischen Benutzeroberfläche. Dazu verwendete er zur Modulation ein System mit Wahltasten auf der linken Seite und Drehknöpfen oben in einer Matrix. Außerdem hatten die Buttons zum Teil zwei Funktionen, die man durch langes Gedrückthalten aufrief. Klingt fummelig, funktionierte aber ziemlich gut.
Mit den Waveshaping-Oszillatoren und einem richtig guten Filter konnte man selbst mit dieser kleinen Box schon einige anständige Sounds zu erzeugen. Aber der UNO hatte auch ein paar Nachteile. So gab es nicht wenige User, die mit der kapazitiven Touch-Oberfläche nicht zufrieden waren. Zudem war der eingebaute Sequenzer mit nur 16 Schritten stark begrenzt.
Und dazu neigte der UNO durch die Stromversorgung über USB zu Netzbrummen. Das konnten man zwar mit einem Entkoppler herausfiltern, aber ideal war das nicht. Aber abgesehen von diesen Punkten bot der UNO ein richtig gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
UNO Synth Pro packt eine Schippe drauf
Nach einem kurzen Täuschungsmanöver mit dem UNO Drum im gleichen Formfaktor erhielt der UNO Synth 2021 ein Pro-Upgrade. IKM hatte sich eindeutig mit dem Feedback der Fangemeinde auseinandergesetzt. Alles hatten sie aber nicht berücksichtigt. Zu den wichtigsten Versbesserungen des UNO Synth Pro gehörten eine Tastaturversion, ein zusätzlicher Oszillator, mit dem nun auch paraphonische Spielereien möglich waren ermöglicht und ein neuer Dual-Mode-Filter.
Die Desktop-Version behielt die berührungsempfindliche Tastatur bei. Sie bot aber im Vergleich zur ersten UNO-Version mehr Tasten für den direkten Zugriff auf Einstellungen. Auch das Matrixsystem wurde beibehalten und gegenüber früher erweitert.
Auch hier waren Soundmachines für das Innenleben verantwortlich. Und der UNO Synth Pro klang in der Tat richtig gut! Zwar trieb das Fatar-Keybed die Kosten etwas in die Höhe. Und die Desktop-Version wurde immer noch nur über USB mit Strom versorgt, so dass Netzbrummen auch immer noch ein Problem darstellte. Aber dankenswerterweise wurden hier nun ein zweiter Micro-USB-Anschluss hinzugefügt. Somit gab es einen für Daten und eine separaten für Strom. So konnte man mit dem richtigen USB-Stromadapter (nicht im Lieferumfang enthalten) das Brummen umgehen.
UNO Synth Pro X – Der X-Faktor
Wieder zwei Jahre später landen wir jetzt also beim IK Multimedia UNO Synth Pro X. Und ich lehne mich hier vielleicht etwas aus dem Fenster, aber IKM hat beim UNO Synth Pro X endlich alles richtig gemacht. Aber eins nach dem anderen. Der Synth ist bisher nur als Desktop-Version verfügbar. Ob eine Tastaturversion geplant ist, ist bisher nicht bekannt. Dazu kommt, dass die Desktop-Version überhaupt keine Tastatur hat. Stattdessen gibt es eine einzelne Reihe von Buttons für eine Oktave. Diese sind aber rein für die Noteneingabe und nicht für die Performance gedacht.
Das Matrixsystem für die Parametersteuerung hat IKM auch in die Tonne getreten. Stattdessen gibt es jetzt 23 Drehregler und 66 Tasten. Und das ist in der Tat für den Workflow sehr willkommen, weil jetzt alles viel unmittelbarer erreichbar ist. Das kleine OLED-Display mit einer Reihe von Doppelfunktionen auf vielen Bedienelementen wurde beibehalten. Der Zugriff darauf ist allerdings wirklich leicht.
Auf der Rückseite des Synths befinden sich wie im Vorgänger MIDI IN und OUT in voller Größe. Dazu gibt es 6,3-mm-Stereoausgänge, einen Audio-In und Kopfhörerausgang jeweils in Miniklinke, 2 Paar CV/Gate-Anschlüsse, USB-C und Strom. Die letzten beiden Anschlüsse sind ein Grund zum Feiern. Denn der USB-Anschluss ist jetzt der robuste USB-C-Typ. Und an den Stromanschluss kommt ein eigenes Netzteil – endlich! Während der UNO Synth Pro X (USPX) auch über den USB-C-Anschluss mit Strom versorgt werden kann, ist sein dedizierter Stromanschluss Musik in meinen Ohren – und weniger Brummen.
Was steckt drin im UNO Synth Pro X?
Wie schon der UNO Synth Pro kommt der USPX mit drei Oszillatoren mit Ring- und FM-Modulation und Waveshaping-Funktionalität. Das duale Filterdesign mit einem OTA-basierten Multimode-Filter mit Phasenumkehrung einerseits und einem SSI-basierten Tiefpassfilter mit 2- und 4-poligen Flankensteilheiten andererseits hat IKM aus dem UNO Synth Pro übernommen. Die Filter können in Reihe oder parallel geschaltet werden.
Dazu gibt es drei Hüllkurven, jeweils eine für das Filter und den Verstärker sowie eine dritte Hüllkurve ohne Routing. Diese kann man als Modulator in der Mod-Matrix nutzen. Apropos Mod-Matrix: Sie besteht nun aus 16 Slots. Dazu können die beiden LFOs auf Wunsch miteinander synchronisiert werden. Auch haben beide Fade-In- und Retrigger-Optionen. Außerdem bietet der UNO Synth Pro X drei Effekt-Slots, in denen man sich aus Modulationseffekten (Phaser, Flanger, Chorus), Delay und Reverb seinen eigenen Effektcocktail mixen kann.
Ihr fragt euch vielleicht, wo genau denn die Unterschiede zwischen UNO Synth Pro und UNO Synth Pro X liegen. Zum einen ist da die um einiges zugänglichere Benutzeroberfläche. Das Programmieren von Sounds und Sequenzen ist nun um deutlich angenehmer. Dazu gibt es einen neuen „Bassline“-Modus, der den Workflow einer 303 imitieren soll (nicht ihren Klang!). In diesem Fall verschiebt sich das Maximum des Cutoffs von 20 kHz auf 5 kHz. Außerdem imitiert dieser Modus den typischen Filter Envelope Amount einer 303 mit einem höheren Minimalwert. Auch gibt es im „Bassline“-Modus Einstellungen für „Accent“ und „Accent Decay“. Wie gesagt, nicht der Sound einer 303 wird hier imitiert, sondern der Workflow.
Die Software für den Synth Pro X
Wie alle bisherigen UNO-Synthesizer kommt auch USPX mit der Software Librarian-/Editor für Mac und Windows. Diese läuft entweder als Standalone oder als Plugin. Hier hat IKM von Anfang viel richtig gemacht und ich bin froh, dass diese Tradition fortgesetzt wird. Allerdings sind Presets für den UNO Synth Pro NICHT kompatibel mit denen vom UNO Synth Pro X. Sogar die Dateierweiterungen sind unterschiedlich. Ich kann nur vermuten, dass die Unterschiede zwischen beiden Synthesizern groß genug sind, dass die jeweiligen Presets unterschiedlich gerendert werden.
Und auch hier ist der Einsatz vom des Editors/Librarian als Plugin in der DAW richtig nützlich. Im Gegensatz zu früheren UNO-Versionen, bei denen der Editor Zugriff auf viele, sonst versteckte Features erlaubte, ist das beim UNO Synth Pro X-Editor nicht mehr wirklich der Fall. Er ist wirklich ein eigenständiger Synthesizer, in dem man alle wichtigen Funktionen direkt nutzen kann.
UNO Synth Pro X im Einsatz
Auf dem Papier und möglicherweise auch nach diesem Testbericht werdet ihr euch vielleicht fragen, wo überhaupt die Unterschiede zum Vorgänger UNO Synth Pro liegen. Lässt man die komplett neue Benutzeroberfläche außer Acht, ist nicht viel anders. Es gibt eine zusätzliche ADSR-Hüllkurve, einen Bassline-Modus, den sehr willkommenen USB-C-Anschluss und ein dediziertes Netzteil. Dazu sind einige kleinere Verbesserungen bei den Effekten dabei. Aber das scheint alles zu sein. Warum sollte man die X-Version dem Vorgänger also vorziehen?
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Für mich stellt der UNO Synth Pro X eine physische Weiterentwicklung der Vorgängermodelle dar. Jeder neue UNO kam mit zusätzlichen Features und erweiterte die Produktlinie. Die Weiterentwicklung vom ursprünglichen UNO zur Pro-Version war ein großer. Die zusätzlichen Features im Vergleich zum kleineren Bruder rechtfertigten auf jeden Fall die Bezeichnung „Pro“. Es gab mehr von allem. Viel mehr.
Und durch das zusätzliche Modell mit Klaviertastatur konnte IK Multimedia zu den Größen auf dem Markt aufschließen. Die Firma gewann mit der UNO-Serie in den letzten Jahren viele Fans, darunter auch einige Berühmtheiten. Doch bis zur X-Version ließ die Benutzeroberfläche immer etwas zu wünschen übrig.
Mehr ist weniger
Bei all der klanglichen Leistung war der UNO Synth Pro einfach ein wenig zu fummelig, um ihn ohne Hindernisse zu spielen und Sounds auf ihm zu bauen. Ich würde sagen, dass dieses Konzept mit dem Uno Synth Pro X endgültig erwachsen geworden ist. Das Schöne an analoger Synthese ist die Möglichkeit, Sounds direkt zu bauen und mit wenigen Handgriffen zu verändern. Wenn man erst endlos durch Menüs und Parameterlisten wühlen muss, um an den gewünschten Parameter zu gelangen, ist das eine echte Spaßbremse. Die Idee, beim UNO Synth Pro nur die gängigsten Bedienelemente in den Vordergrund zu stellen, hat einfach nicht alle mitgenommen.
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Die Hüllkurven sind auch hier sehr knackig unterwegs. Dazu verfügen sie über die gleichen Loop- und Retrigger-Einstellungen wie bei der Pro-Version. Die dritte Hüllkurve kann in der Mod-Matrix so ziemlich allem zugewiesen werden, wonach einem die Nase steht. Und das SSI-basierte Filter macht richtig Spaß!
Das Spektrum des USPX reicht von einem schönen, warmen, sehr dichten Sound bis hin zu einem jaulenden Werwolf. Dank der Direktheit der neuen Benutzeroberfläche ist Sounddesign viel schneller möglich. Und dank der Hintergrundbeleuchtung mit variabler Helligkeit kommt die Oberfläche im Dunkeln sogar noch besser zur Geltung. Perfekt für den Studio- und Live-Einsatz.
Effekte und der Rest
Bei den Effekten ist die Anzahl tatsächlich kleiner als beim Vorgänger. Es gibt eine Auswahl an Modulations-, Decay- und Reverb-Effekten, die alle sehr gut klingen. Der Feder- und Rückwärtshall des Vorgängermodells wurde hier durch einen trendigen Shimmer-Reverb ersetzt. Statt des Phasers und Flangers hat IKM einen Uni-Vibe-Effekt dazugepackt.
Ein weiteres sehr cooles Feature ist der Parameter „VCA Amount“. Dieser kann prozentual eingestellt werden, wobei 100% die vollständige Modulation des VCA durch die Hüllkurve bedeutet. Bei 0% bleibt der Amp vollständig offen – besonders nützlich für Drones.
Zu den weiteren kleinen Änderungen gehört die Möglichkeit, nur ein Preset oder nur eine Sequenz separat voneinander zu laden. Diese waren beim UNO Synth Pro noch verbunden. Und die Werkspresets können nun direkt auf dem Synth wiederhergestellt werden. Sehr praktisch!
Fazit über den Uno Synth Pro X
Der IK Multimedia UNO Synth Pro X bringt endlich ein echtes Hands-on-Erlebnis in die UNO-Serie. Es gibt keinen separaten Matrix-Editor mehr, durch den man navigieren muss, keine endlosen Menüs, wenn man einfach nur die Resonanz des Filters aufdrehen und das Ding zum Schreien bringen möchte. Schon beim Auspacken hatte ich mehr Spaß mit dem Pro X als mit dem ursprünglichen Pro.
Jeder Regler ist sofort verständlich. In der ersten Woche habe ich das Handbuch kaum gelesen. Möglichlist wenig ins Handbuch schauen zu müssen, ist für mich ein wichtiges Kriterium. Wenn ich sofort loslegen kann und Spaß am Instrument habe, ohne ständig nachzuschauen, bin ich zufrieden.
Ich denke, dass IK Multimedia mit dem Pro X den UNO Synth endlich einen Volltreffer gelandet hat. Das soll nicht heißen, dass die Vorgänger irgendwie schlecht waren. Bis hier war es eine angenehme Reise und ich habe jeden Schritt geliebt. Der Pro X fühlt sich jetzt wie ein richtiger Synthesizer an. Selbst das Fehlen einer chromatischen Tastatur habe ich kaum bemerkt.
Auch zwingt das Fehlen dieser Tastatur einen dazu, mehr mit dem Sequenzer zu arbeiten. Es ist ein wirklich großartiger Sequenzer, mit dem man stundenlang spielen kann. Er ist einfach und geradlinig zu bedienen und mit den 48 Spuren für die Parameterautomation pro Schritt kann man seine Sounds komplett durchdrehen lassen. Außerdem gibt es einen Zufallsgenerator, der Noten nach dem Zufallsprinzip auswählt und platziert, je nachdem, in welcher Tonart sich der Sequenzer befindet.
Ist er der Richtige?
Solltet ihr beim UNO Synth Pro noch gewartet haben, dann wird dieses Zögern beim X belohnt. Der UNO Synth Pro X macht von Anfang an einfach Spaß. Ist der UNO Synth Pro bereits in eurem Arsenal, habt ihr vielleicht Schwierigkeiten, den Kauf des X vor euch selbst zu rechtfertigen, weil er zu ähnlich ist. Aber ich verspreche euch, dass ihr es nicht bereuen werdet.
Es hat etwas gedauert, bis IK Multimedia ihre Synthesizer so weiterentwickelt hat, das man bei einem einen kraftvollen Sound mit einer intuitiven, einfach zu bedienenden Handhabung landet. Aber sie haben es geschafft. Der UNO Synth Pro X verdient es auf Augenhöhe vieler anderer großartiger Analogsynthesizer genannt zu werden.
Preis und Verfügbarkeit
DenIK Multimedia UNO Synth Pro X gibt ab sofort für 589 Euro bei Thomann*. Die Software UNO Synth Pro X Editor/Librarian ist für alle registrierten UNO Synth Pro X Benutzer kostenlos.
Infos über IK Multimedia und den neuen Synth
Pro und Kontra IK Multimedia UNO Synth Pro X
Pro
- Verbesserter Workflow durch zusätzliche Buttons und Regler
- Separater Stromanschluss
- Dritte Hüllkurve
- Sound beider Filtermodelle
- Fetter Analogsound
- Kompaktes Format
Kontra
- Keine Klaviertastatur
- Weniger Effekte als die Pro-Version
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