Ungewöhnliche Effektgeräte für E-Gitarre: Eine klangliche Schatzsuche in 6 Kapiteln
Effekte abseits von Overdrive, Distortion und Reverb
Als Gitarrist findet man sich oft in einem vertrauten Kreislauf wieder: Overdrive hier, Delay dort, vielleicht noch ein wenig Modulation. Aber irgendwann reicht das nicht mehr. Ich will Klangfarben finden, die meinen Sound in ein neues Licht rücken. Ungewöhnliche Effektgeräte, die nicht auf jedem Pedalboard zu finden sind, sondern überraschen, irritieren und inspirieren können – mein Kaufberater.
Ungewöhnliche Effektgeräte – Inhalt
So begann meine Suche nach den ungewöhnlichen Effektgeräten, und sie führte mich zu Effekten, die in ihrer Eigenart so faszinierend sind, dass sie mehr Aufmerksamkeit verdienen. Hier sind einige meiner Favoriten – samt ihrer besonderen Geschichte und Inspirationen aus der Welt der Musik.
Kapitel 1: Auf der Suche nach klanglicher Dissonanz mit dem Ringmodulator
Meine erste Begegnung mit einem Ringmodulator war eher abschreckend: Grob eingesetzt zerlegt er den Sound einer Gitarre in metallische, fast unkontrollierbare Klänge, die eher an Science-Fiction-Filme, denn an Musik erinnern. Beeindruckt hat mich jedoch, wie subtil und nachhaltig Adam Granduciel von The War On Drugs den Ringmodulator einsetzt. Seine Arbeit auf Alben wie „Lost In The Dream“ oder „Slave Ambient“ zeigt, wie Ringmodulatoren einen düsteren, verwobenen Effekt schaffen kann.
Als Ringmodulator auf dem Pedalboard hat sich bei mir der Warm Audio RingerBringer Ring Modulator durchgesetzt. Das optisch sehr retro gehaltene, ungewöhnliche Effektgerät bietet über die Regler LFO Amount, LFO Rate, Modulator Rate, Modulator Frequency, Drive einiges an Futter für Experimentierfreudige. Ach, der Name des Ringer Bringer lässt dich an ein anderes Effektgerät denken???
Klar, auch mein persönlicher Favorit bleibt, auch dank meiner Liebe für The War On Drugs, der Moogerfooger, der sowohl subtile als auch extreme Sounds erzeugen kann. Leider ist dieses Schmuckstück kaum noch im Original zu finden — wer sich die Sounds jedoch digital ins Haus holen will, kann sich mit einem der verfügbaren Moog-VSTs ausprobieren: Hier bei Thomann.
Kapitel 2: Der Charme der digitalen Zerstörung dank Bit Crusher
Bitcrusher waren für mich lange ein Mysterium. Ungewöhnliche Effektgeräte wie der Bit Crusher zerstören den Sound regelrecht, indem sie ihn digital „zerbrechen“ – ein rauer, pixeliger Klang, der an alte Computerspiele erinnert. Besonders spannend finde ich, wie dieser Effekt in der elektronischen Musik genutzt wird, etwa bei Aphex Twin. Marcus hatte darüber schon geschrieben: EB-Blasphemy
Zum Einsatz von Bit Crushern habe ich zuletzt einen Artikel geschrieben: Bit Crusher Pedale. Wer technischer werden möchte, schaut einmal hier: Premier Guitar.
Auf meinem persönlichen Pedalboard haben seit meiner Entdeckung bereits mehrere Bit Crusher eingefunden, bislang bin ich noch immer am meisten von der Effektbreite und dem einfachen Design des Mainframe Bit Crusher von Electro Harmonix beeindruckt.
Der kleine Kasten (der auch optisch genau dem entspricht, was er ist), lässt sich über sechs Regler von sanft bis extrem einstellen und die Möglichkeit, Presets zu speichern, helfen mir sehr.
Kapitel 3: Die Magie der Synthesizer-Pedale
Synthesizer-Pedale waren für mich lange Zeit eine faszinierende Randerscheinung. Als Gitarrist schien mir die Synthesizer-Welt immer mit Tasteninstrumenten verbunden zu sein – bis ich das erste Mal ein Pedal wie das Boss SY-1 ausprobierte. Ungewöhnliche Effektgeräte im Bereich Synth? Dafür bin ich auf den hilfreichen Input von Stephan angewiesen. Aber mit ein bisschen Übung entstand eine Palette von Klängen, die ich bis dahin nur aus Synthpop oder Progressive-Rock-Platten kannte.
Die Möglichkeiten, die ein Synthesizer-Pedal bietet, sind schier endlos. Besonders spannend finde ich die Kombination aus Tracking und polyphonem Spiel, wie sie etwa das Boss SY-200 bietet. Damit lassen sich nicht nur Leads spielen, sondern auch komplexe Akkorde, die wie ein Synthesizer-Ensemble klingen. Acts wie Radiohead oder Muse haben ähnliche Sounds eingesetzt, und es ist faszinierend, wie nah ungewöhnliche Effektgeräte wie dieses an solche Klangwelten herankommt.
Für alle, die es noch intensiver wollen, ist das Boss SY-1000 dann das echte Synth-Kraftpaket. Es geht weit über die üblichen Synthesizer-Klänge hinaus und bietet eine Plattform, um wirklich eigene Klanglandschaften zu gestalten. Steile Lernkurve inklusive und mir persönlich, da bin ich ehrlich, einfach zu komplex. Aber ich bin auch gelernter, dummer Rhythmusgitarrist…
Kapitel 4: Rückwärts in die Zukunft mit Reverse Delay
Schon Stücke wie „Are You Experienced?” zeigen, wie rückwärts abgespielte Gitarrenklänge eine fast mystische Aura erzeugen können. Später werden ähnliche Reverse Delay Effekte in der Shoegaze-Musik von Kevin Shields (My Bloody Valentine) wirkungsvoll eingesetzt und begeistern mich seither als kleine „Künststückchen“.
Ob in ruhigen Balladen oder als Highlight in einem Solo – mit einem Reverse Delay Pedal lässt sich dieser Effekt wunderbar umsetzen. Meine Favoriten (nicht nur) für Reverse Delay sind die Soundscape Generatoren von Walrus Audio: Lore, Fable und Fable BLK.
Die Möglichkeiten, die diese drei ungewöhnlichen Effektgeräte bieten, gehen dabei weit über ein reines Reverse Delay hinaus. Mit unzähligen Optionen lassen sich ganze Ambient-Alben ausschließlich mit diesen Pedalen aufnehmen. Granular-Filter und Reverse-Granular-Optionen inklusive.
Kapitel 5: Schweben ohne Attack dank Auto-Swell
Dieser Effekt entfernt den Attack (also den ersten Anschlags-Impuls) des Tons und lässt die Noten sanft anschwellen. Es entsteht ein Klang, der besonders in atmosphärischen Passagen wie eine zarte Welle wirkt, ähnlich wie bei einer Geige, die mittels Bogen gespielt wird.
Häufig wird für diesen Effekt ein Lautstärke-Pedal verwendet, ein Auto-Swell nimmt einem jedoch einiges an Arbeit ab und sorgt für einen gleichmäßigen Sound, der sich manuell nur schwer replizieren lässt. Mit dem tc electronic Crescendo Auto Swell lassen sich diese Klänge nahtlos integrieren. Die Einstellung ist dabei absolut simpel: Sensitivity und Attack lassen sich per Regler einstellen, fertig. Besonders cool ist es ein Auto-Swell in Verbindung mit Reverb und Delay, um fast hypnotische Klanglandschaften zu schaffen. Ja, ungewöhnliche Effektgeräte, aber manchmal dürfen auch sie aufs Board.
Kapitel 6: Harmonie aus der Dose mit einem Harmonizer
Meine ersten Assoziationen bei Harmonizer-Pedalen sind Pete Thorn und Ed O’Brien von Radiohead. Ungewöhnliche Effektgeräte, die epische, mehrstimmige Gitarrenchöre schnell erschaffen. Per Knopfdruck, sozusagen.
Mit einem geliehenen Electro Harmonix Intelligent Harmony Machine hatte ich meinen ersten Kontakt zu den Teilen. Ich konnte die Intervalle so präzise einstellen, dass der Eindruck entstand, mehrere Gitarren spielten gleichzeitig. Geil, wenn man kein Multitracking betreiben will. Ich persönliche liebe auch meinen (nun eigenen) Eventide H9 Max Harmonizer.
Besonders in Live-Situationen bietet dieser Effekt eine völlig neue Dimension und ist eine geile Ergänzung zu klassischen Chorus-Pedalen.
Ungewöhnliche Effektgeräte für den eigenen Sound finden
Klar, Overdrive, Distortion und Co. sind cool und die „Daily Driver“ auf jedem Pedalboard. Ungewöhnliche Effektgeräte aber helfen dabei, dem eigenen Sound das gewisse Etwas zu verleihen. Hier und da eingesetzt, können sie echte Gamechanger sein. Und es macht schließlich immer wieder Sinn, über den Tellerrand zu gucken. Denn genau hier liegt der Reiz bei ungewöhnlichen Effektpedaen: Sie zwingen dich, deine Spielweise und deine musikalischen Ideen zu überdenken oder zumindest zu vertiefen.
Ob Ringmodulator, Bit Crusher oder Auto-Swell – jedes dieser ungewöhnlichen Effektgeräte eröffnet neue Optionen, die weit über das hinausgehen, was die klassischen Effekte bieten.
Jetzt bin ich gespannt, welche ungewöhnlichen Effektgeräte auf euren Boards tummeln. Schreibt es gern in die Kommentare und lasse es mich wissen — ich habe Blut geleckt!
Ungewöhnliche Effektgeräte: Videos
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