Two Notes Opus – der All-in-one-Modeler im Angecheckt!
In diesem Two Notes Opus Angecheckt schauen wir uns das allererste „End-to-End“-Modeling-System des französischen Unternehmens genauer an. Opus kombiniert die Modellierung von Preamps und Endverstärkern mit der digitalen Simulation von Cabs. Ist das der ultimative Modeller?
Update(25.01.2024): Pünktlich zur NAMM 2024 gibt es für den Opus ein Firmware-Update, das es in sich hat. Schon im Dezember 2023 beglückte man Besitzer des Two Notes Opus mit der TriTone Collective Preamp Series. Zwei Preamps für Gitarre und ein Vorverstärker für Bass-Spielereien gab es hier kostenlos dazu.
Und nun gibt man als weiteres kostenloses Firmware-Update die Cali Collective TSM Preamp Series zum Download für alle Opus-Besitzer frei! Zum einen ist mit der FlatBack-Emulation ein Ankratzer für Freunde des kalifornischen High-Gain-Sounds dabei. Dazu gibt es mit dem Gemini eine Vorverstärker-Emulation für crémige Clean-Sounds mit Retrogeschmack.
So sind es nun schon zehn Preamps im Opus, statt der anfänglichen fünf. So geht Produktpflege. Wer neugierig geworden ist, kann sich den Two Notes Opus bei Thomann* für 319 Euro bestellen. Oder im Folgenden unser Angecheckt vom November 2023 auschecken.
Two Notes Opus – das Wichtigste in Kürze
- Preamp, Amp und Cab-Modeller
- Modeling im Pedalformat
- fünf Preamps für E-Gitarre, Akustikgitarre und Bass
- sehr realistischer Sound
- tolles Preis-Leistungs-Verhältnis
- kein Fußschalter
Two Notes Opus im Angecheckt!
Der eine oder andere Gitarrist wird vielleicht schon mal von Two Notes gehört haben. Das französische Unternehmen hat sich den Ruf erworben, hervorragende Qualität für Gitarristen und Produzenten zu liefern. Ich selbst habe eine Two Notes Torpedo Captor X Loadbox in meinem Studio zuhause. Deshalb war ich sehr gespannt auf das Two Notes Opus – eine All-in-one-Lösung für Modeling.
Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass Two Notes eine All-in-one-Lösung für Direct-Recording anbietet. Anfang dieses Jahres veröffentlichte der Hersteller die ReVolt-Pedale für Gitarren- und Bassverstärker. Allerdings handelt es sich dabei um analoge Geräte, die vor allem bei der Genauigkeit des Modelings von Cabs ihre Grenzen haben.
Tolle Features. Toller Preis?
Hier kommt der Two Notes Opus ins Spiel: ein komplett digitales, kompaktes, in sich geschlossenes Gerät, das separate Emulationen von Vorverstärkern, Endstufen und Cabs in einer kompakten, tragbaren Box bietet. Zusätzlich gibt es im Opus einen Hardware-IR-Loader. Dieser lädt Impulsantworten über eine microSD-Karte.
Normalerweise erwähne ich den Preis eines Produkts erst am Ende eines Testberichts, aber in diesem Fall komme ich nicht daran vorbei, ihn jetzt schon zu spoilern. Der Two Notes Opus kostet 299,- Euro bei Thomann (Affiliate) – ein sehr guter Preis für die Menge an Features und diese Klangqualität.
Mit einem Schlag unterbietet er damit fast die gesamte „Amp in a box“-Konkurrenz. Er tritt damit auch direkt gegen den neu erschienenen Line6 HX One an.
Das Pedal, das kein Pedal ist
Ich muss gestehen, dass ich ein wenig verwirrt war, als Two Notes mir die erste Pressemittelung zum Opus schickte. Es hat die Größe und Form eines Pedals, damit passt es perfekt auf ein Pedalboard. Aber ihr habt ja vielleicht schon auf den Bildern entdeckt, dass das Two Notes Opus ohne jegliche Fußschalter ausgestatt ist.
Ich habe Two Notes zu dieser Designentscheidung befragt und damit auch, an wen sich das Gerät wendet. Der Hersteller teilte mir mit, dass sie den Opus eher als Ergänzung zu einem bestehenden Pedalboard/Verstärker-Rig sehen oder als separaten Übungverstärker.
Am Ende des Signalflusses eines Pedalboards als virtueller Verstärker in-a-box oder zwischen Head und Cab als Modeler platziert, erscheint mir diese Designentscheidung durchaus sinnvoll. Ich kann mir jedoch nicht ganz helfen: Wenigstens ein Fußschalter hätte den Two Notes Opus um einiges vielseitiger und zugänglicher gemacht.
Emulierte Preamps
Der Two Notes Opus verwendet eine neuentwickelte DSP-Plattform von Two Notes: TSM Preamp Emulation. Diese ermöglicht ein „End-to-End“-Modeling-System. Hierbei gibt es verschiedenste Emulationen von Preamps, die jeweils für E-, Akustik- und Bassgitarristen interessant sind.
Die Technologie zielt darauf ab, den Sound und das Feeling berühmter Preamps möglichst realistisch zu erzeugen:
- Foundry – ein Verstärker im „California Clean“-Stil, der sehr wahrscheinlich auf einigen Fender Amps basiert
- Peggy – ein Preamp für Bassisten, die einen druckvollen Sound im Ampeg-Stil suchen
- Albion – Marshall-Crunch ohne Ende
- Foxy – ein Preamp im VOX-Stil mit dem charakteristischen Chime und Drive der AC-Amps
- NiftyFifty – ein aggressiver High-Gain-Preamp für Metal-Rhythmusgitarren und Leads. Ich bin mir nicht sicher, nach welchem Vorbild er gebaut ist, aber sein Charakter erinnert mich sehr an Mesa und Soldano.
DynIR-Engine
Wer bereits mit Two Notes Produkten wie dem Torpedo Captor vertraut ist, wird von dort die DynIR-Engine kennen. DynIR bietet einige sehr gut klingende Emulationen von Preamps, Cabs und Mikrofonen. Two Notes behauptet, dass DynIR so gut klingt, wie wenn man 160.000 IR-Dateien in Studioqualität zusammennimmt.
Jede der DynIR-Antworten kann umfangreich geformt werden. Wer wollte nicht schon immer mal hören, wie es klingt, wenn man eine Box mit bis zu 8 Mikrofonen pro Box abnimmt? Nun, im Two Notes Opus ist das möglich! Hier gibt es eine ganze Reihe an virtuellen Mikrofonierungsoptionen, sogar im Doppel! Und theoretisch sind insgesamt gut 10.000 Mikrofonpositionen (vorne und hinten) möglich.
Dank der Erfahrungen mit meinem Torpedo Captor X war mir der Workflow mit DynIR sehr geläufig. Denn ein gut mikrofonierter Cab-Sound ist für den Realismus entscheidend. Und auch im Opus trägt die Technologie zum Realismus und Sound entscheident bei.
Anschlussmöglichkeiten beim Two Notes Opus
Two Notes hat sich dafür entschieden, den Opus in Mono zu bauen; in dieser Preisklasse meiner Meinung nach durchaus nachvollziehbar Auf der rechten Seite sitzt die Eingangsbuchse, die jeweils auf Verstärker-, Line- oder Gitarrenpegel eingestellt werden kann. Dabei sollte man im Kopf behalten, dass der Opus keine Loadbox ist, wie der Torpedo Captor.
Die Durchgangsbuchse ermöglicht es aber, den Opus zwischen Amp und Cab (oder eben Loadbox) als Preamp zu platzieren. Dazu gibt es auf der Rückseite einen USB-C-Anschluss und einen vor die Stromversorgung über ein Netzteil.
Auf der linken Seite des Opus setzt sich die Anschlussvielfalt fort. Hier gibt es einen Klinken-Line-Ausgang und zusätzlich einen vollwertigen symmetrischen XLR-Ausgang mit Ground-Lift. Und dann gibt es ein Trio von Miniklinkeanschlüssen: Jeweils einer für Aux-In und für Kopfhörer (ideal zum Üben) und dazu ein MIDI-Eingang (über TRS). Letzterer macht das Fehlen eines Fußschalters fast wieder wett, denn über ein zusätzliches Pedal kann man den Two Notes Opus so auch über MIDI steuern.
Auf der Vorderseite oben befindet sich ein monochromes OLED-Display. Dieses wird auf beiden Seiten von zwei Reglern flankiert für Einstellungen bei Presets. Und auf der Unterseite findet ihr den Steckplatz für die Micro-SD-Karte, auf der die IRs und Modelle gespeichert sind. Sobald man das Gerät einschaltet, leuchtet auf der Rückseite das Two Notes-Logo – sehr edel.
Soundcheck
Ich habe das Two Notes Opus über den symmetrischen XLR-Ausgang direkt an mein Audiointerface angeschlossen. Für den Test habe ich zwei Gitarren verwendet: eine Fender Telecaster und eine Gibson Les Paul Standard.
Falls ein Modeler nicht gut klingt oder mich nicht sofort inspiriert, verliere ich schnell das Interesse. Kein noch so toller Schnickschnack kann schlechten Sound oder ein mangelhaftes Spielgefühl wettmachen. Ich gehöre zur traditionellen Schule von „Röhrenverstärker und Cab“. Und ich bin eigentlich immer auf der Suche nach denselben Sachen: Sound, Dynamik und ein inspirierendes Spielgefühl.
Und ich muss sagen: Das Two Notes Opus klingt richtig gut. Ich begann mit einem Durchlauf der Presets, die die ganze Bandbreite von Blues, Funk, Rock, Metal und mehr abdecken. Und prompt hatte ich bald das Zeitgefühl verloren. Ein gutes Zeichen! Einer der Sound, die man am schwierigsten überzeugend modellieren kann, ist wohl der eines Röhrenverstärkers und einer kurz vor kaputten Cab. Die Algorithmen vom Two Notes Opus sind in dieser Hinsicht beeindruckend; ich hatte wirklich das Gefühl, einen kleinen Comboamp an den Rand der Zerstörung zu treiben, allein durch die Intensität des Pickings.
Eigene Patches mit dem Two Notes Opus erstellen
Es ist absolut möglich, einen Patch mit dem Opus standalone ohne Rechner zu bearbeiten oder zu erstellen. Mit den beiden Reglern kann man gut und intuitiv durch die Menüs navigieren. Dazu ist das OLED-Display hell und deutlich ablesbar. Die Grafiken führen auf leicht verständliche Weise durch die Menüs. Sogar ein Stimmgerät ist integriert, das sehr empfindlich und genau reagiert.
Aber um wirklich das Beste aus dem Opus herauszuholen, empfehle ich die Verwendung der Two Notes Torpedo Remote-App. Man kann naämlich den Opus entweder über USB mit dem Rechner verbinden oder über Bluetooth mit dem Smartphone/Tablet. Zum Zeitpunkt des Angecheckts stand mir die iOS-App mit Bluetooth-Verbindung noch nicht zur Verfügung. Allerdings konnte ich jedoch die Torpeo Remote-App auf meinem MacBook Pro testen.
Und erst hier, wenn man den Two Notes Opus mit dieser App kombiniert, kommt das eigentliche Ausmaß an „Optimierungsmöglichkeiten“ erst zur Geltung. Ich hatte großen Spaß daran, dort die virtuellen Mikrofone zu bewegen, verschiedene Boxen in unterschiedlichen Räumen auszuprobieren und mit Vor- und Endstufenkombinationen herumzusprobieren. Die App ist sehr intuitiv und verleiht dem Opus eine ganz neue Funktionsebene.
Modeling at its best?
Wenn ich meine Erfahrungen mit dem Two Notes Opus mit den Modeling-Lösungen von Herstellern wie Universal Audio, Headrush und Line6 vergleiche, würde ich sagen, dass die Two Notes-Modelle ziemlich gut abschneiden. Wenn ich überhaupt etwas zu bemängeln hätte, dann vielleicht, dass die Endstufenmodelle nicht ganz so präzise sind wie die der Konkurrenz. Das ist vielleicht ein Kompromiss der Two Notes-Architektur.
Ihr wolltet schon immer mal einen Preamp im Marshall-Stil mit einer VOX-Endstufe kombinieren? Kein Problem! Dazu könnt ihr Preamp-, Endstufen- und Lautsprecherkombinationen erstellen, die so in der Realität nicht möglich wären. Auch die FX-Engine sollte nicht unerwähnt bleiben. Wenn ihr allerdings auf der Suche nach tiefgreifenden kreativen Effekten seid, werdet ihr vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Auf der anderen Seite klingen Reverb, Kompressor und EQ für diesen Preis richtig gut.
Ein unverzichtbares Werkzeug
Während dieses Angecheckts habe ich mir immer wieder die gleiche Frage gestellt: Wie kann eine solche Reihe nützlicher Software- und Hardware-Tools in einem so kompakten Paket so günstig sein? Mir fallen sofort Dutzende von Situationen ein, in denen das Two Notes Opus im Laufe meiner Jahre als Tournee- und Studiogitarrist unverzichtbar gewesen wäre. Dass er dazu noch überzeugende und toll klingende Verstärker-Sounds liefert, ist das i-Tüpfelchen.
Falls ihr auf der Suche nach der ultimativen „Amp-in-a-box“-Authentizität seid, sind die UAFX-Pedale immer noch der klare Favorit. Allerdings kosten die auch deutlich mehr, sind nicht so vielseitig und bieten keinen symmetrischen DI-Out.
Kritik? Nun, ich komme noch einmal auf das Fehlen jeglicher Fußschalter. Klar, es ist möglich, Patches und MIDI oder eben die App zu wechseln. Aber wenigstens ein einziger Fußschalter, um das Gerät ein- oder auszuschalten oder zwischen zwei Patches zu wechseln, hätte das Two Notes Opus zu einem Fünf-Sterne-Produkt gemacht. Auch eine patchbare Effektschleife hätte auf meiner Wunschliste gestanden.
Aber bei dem Preis sind das einfach nur Wunschzettel-Punkte. Vielleicht überlegt sich Two-Notes, uns ein „Opus XL“ mit einer Handvoll Fußschalter und einer Effektschleife zu kredenzen? Der Opus ist für mich immer noch einer der bemerkenswertesten Amp Modeller, die ich in diesem Jahr testen konnte.
Preis und Verfügbarkeit des Two Notes Opus
Two Notes Opus ist ab sofort für 319,- Euro bei Thomann (Affiliate) erhältlich.
Im Original erschienen auf Gearnews.com von Bob Malkowski. Übersetzung von Julian Schmauch.
Infos über das Two Notes Opus
Pro und Kontra Two Notes Opus
Pro
- günstige Amp- und PreAmp-Emulation
- realistischer Sound und natürliches Ansprechverhalten
- kompaktes Format
- große Auswahl an Presets
Kontra
- keine Fußschalter, damit begrenzt bühnentauglich
- keine Effektschleife
- nicht ganz so authentisch wie andere Modeller
Videos
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