Electronic Music Producer: Mein Mac Studio ist da – die ersten Schritte
Apple M1 Upgrade für das Tonstudio
Nach für Apple recht langer Wartezeit ist endlich mein neuer Mac Studio für mein Homestudio eingetroffen, der meinen iMac 5k aus dem Jahre 2015 ersetzen soll. Und das doch einige Wochen vor der eigentlichen Lieferdatenprognose. Die Freude war groß und das Unboxing wie immer ein Event. Danach folgten Installationsorgien, Kompatibilitätsprobleme und Überlegungen, doch wieder den alten iMac zu reaktivieren?! Am Ende bin ich doch glücklich, jetzt schon diesen Schritt gegangen zu sein. Hier mein Erfahrungsbericht für meine GEARNEWS-Serie: Electronic Music Producer.
Apple Mac Studio
Am März 2022 wurde die neue Rechnerserie Mac Studio von Apple offiziell vorgestellt. Die Bauweise erinnert an einen Mac mini, aber mit einem „zweiten Stockwerk“. Auch intern hat sich einiges getan, denn dieser neue kleine Rechner wurde mit mehr Power und Performance ausgestattet. Und er soll eigentlich Anwender aus dem Medienbereich (Video, Grafik, Musik/Audio) ansprechen. Natürlich schlägt das auch preislich Apple-mäßig zu Buche.
Es gibt zwei Versionen mit optionalen Erweiterungen zu kaufen (oder besser gesagt zu bestellen): Max und Ultra. Leider macht die immer noch andauernde Chipkrise, Herstellungsprobleme und Lieferschwierigkeiten auch nicht vor dem Konzern Apple halt. Wer jetzt eine BTO-Version (Build-to-order mit optionalen Erweiterungen) bestellt, müsste sich, je nach Ausstattung, bis Mitte-Ende August 2022 gedulden. Und wer macht das bitte gerne?
Wie schon aus verschiedenen Foren und Testberichten bekannt, reicht die Ausbaustufe Max für einen Tonstudiorechner vollkommen aus (natürlich ist die Ultra-Version wesentlich leistungsfähiger, aber wer setzt schon 600 Synthesizer und Effekte gleichzeitig ein). Dazu spart man einiges an Geld. Also auf in den Apple Store! Oder soll ich doch auf den M2 warten, der vielleicht dieses Jahr erscheinen soll? Nein, sprach mein G.A.S.
Mein neuer Rechner
Der „alte“ iMac 5k aus dem Jahre (late) 2015 mit einem Intel i7 4,0 GHz, 32 GB RAM und einer 1 TB SSD läuft bis heute noch recht ordentlich. Aber zu Testzwecken, zum Einsatz von größeren Instrumenten-Library-Plug-ins (Spitfire, Spectrasonics und andere) und umfangreichen Effekte spendierte ich mir ein Upgrade für mein Studio. Meine Bestellung: Mac Studio Max mit 10‑Core CPU, 32‑Core GPU und 16‑Core Neural Engine, 64 GB gemeinsamer Arbeitsspeicher und 1 TB SSD Speicher sowie einer Apple Tastatur inklusive Touch ID (endlich!). Wartezeit: mehrere Wochen. Schade.
Dann klingelte mein Telefon mit der Nachricht: Dein neuer Mac ist da! Ja! Aber ich hatte keinen Bildschirm. Denn mein iMac mit integriertem Display verschwindet ja jetzt vom Studiotisch. Jetzt schnell in die Materie einlesen (siehe hier). Nach Recherchen hatte ich mich vor allem wegen der Größe und Auflösung für den LG 32UL950-W entschieden (hier bei Amazon), um nicht zu weit entfernt von dem iMac 5k zu sein. Und ich bin glücklich mit der Entscheidung. Und ja: Das Apple Display war mir dann doch zu kostspielig.
Darüber hinaus gibt es weitere Hardware-Neuerungen: Thunderbolt 2 wird zu Thunderbolt 4 (inklusive USB-C in vierfacher Ausführung und zwei USB-C Anschlüsse sowie SD-Kartenslot an der Vorderseite) und anstatt vier USB-A-Eingänge, stehen nur noch zwei zur Verfügung. Das bedeutet: weitere Adapter, nochmals Adapter und unterschiedliche Kabel kaufen. Oh je – so ein Umstieg ist nicht einfach. Von meinen Apollo Interfaces zum Mac Studio brauche ich nun ein Kabel mit 2 m Länge. TB4 – 2 m – Preis: Autsch! Aber muss sein. Glücklicherweise kann ich den TB2 auf TB4 Adapter, den ich für die Apollos gekauft hatte, nun für meine externen TB2 Laufwerke nutzen (doppelt Geld gespart!).
Apropos UA Apollo: Hier musste ich mit dem Wechsel warten, bis der Hersteller kompatible Treiber und Software veröffentlicht hatte. Diese kamen am 30. März 2022 und laufen ohne Probleme auf dem neuen macOS sowie mit M1 Macs. Sehr schön!
Jetzt ist alles angeschlossen und aufgebaut. Der neue Mac Studio wird angeschaltet.
Installation: Aus alt mach neu!
Ich habe mich wegen der großen Anzahl an installierten Plug-ins, Sound-Bibliotheken, Musikprojekten und anderer Software dazu entschlossen, das System von meinem iMac auf den neuen Mac Studio (nach erfolgreichem macOS Update) per Ethernet zu migrieren (Migrationsassistent). Das ging recht flott in knappen zwei Stunden (für ca. 1 TB). Danach rebootete der Neue und voilà, das System läuft! Nochmals bei iCloud anmelden, App-Installationsrechte verifizieren (besonders für angeschlossene Hardware (Apollo)) und nun Ableton Live 11 starten.
Ok. Hier merkte ich, dass an manchen Ecken die Migration doch hakte. Denn natürlich wurden nur die installierten „Intel“-Versionen überspielt, aber nicht die nativ M1 kompatible Software. Also bin ich meine Programm- und Plug-in-Liste manuell durchgegangen und habe die nicht kompatible Software geupdatet. Jetzt sollte alles laufen. Na ja, fast alles. Neustarten ist hier sowieso nicht zeitraubend, das dauert beim Mac Studio lediglich 1-2 Sekunden.
Nach dem Start von Ableton Live 11 (M1 Version) merkte ich das erste Mal, dass bis heute noch nicht alle Plug-in-Hersteller neue Updates für dieses System bereitgestellt haben. Etliche Effekte und Instrumente meiner ellenlangen Liste (von knapp 1500 Plug-ins) wurden nicht indiziert. Ein guter Nebeneffekt: Endlich finde ich meine Lieblings-Tools und Instrumente, die wirklich ALLE schon optimiert wurden. Und von den anderen kann ich mich verabschieden. Am Ende waren diese sowieso „nur“ Ballast.
Audiokonfigurationen
Jetzt stand ich vor dem nächsten Problem. Die CPU-Performance-Anzeige von Live ist in einer schnellen Frequenz zwischen 10 und 30 Prozent hin und her gesprungen. Dazu war die Performance eher ähnlich meines iMacs. So soll das nicht sein, oder? Zum Testen änderte ich die Sample-Rate von 48 kHz auf 96 kHz und die Buffer-Size von 512 auf 128. Das sind Werte, die mit meinem iMac nicht ohne „Knistern“ funktioniert hätten. Und siehe da: Die CPU-Anzeige beruhigte sich und stand fix auf 4 Prozent (mein Standard-Layout enthält einige voreingestellten Plug-ins und Routings). Ok – das ist eine Ansage.
Und das ist auch ein Grund, warum ich einen neuen Rechner wollte. Weniger Latenz und höhere Audioqualität – Check! Leider läuft nun mein externer Analyzer (TC Clarity M) nicht mehr. Nächste Hürde. Einen kleinen HDMI-Monitor aufbauen und als zweiten Bildschirm anschließen. Dort könnte man doch eine standalone Analyzer-Software laufen lassen? Klar geht das – und das richtig gut! Denn Multitasking kann der M1 Max doch mit links.
Nun habe ich sogar zusätzlich etliche Audioinformationen mehr auf einem wesentlich größeren Bildschirm. Und das mit keinen Einbußen, zumindest sehe und merke ich absolut nichts am System oder während der Arbeit mit Ableton Live. Demnächst werde ich euch Analyzer-Software vorstellen, die ihr im Studio als visuelle Tools einsetzen könnt. Aber warum das geschilderte Problem in 48 kHz und einer Buffer-Size von 512 auftrat, kann ich bis heute nicht erklären (auch nicht der Support von Apple und Ableton).
Der Mac kann mehr als nur Audio
Meine Arbeit im Studio umfasst auch das Streamen für meinen Twitch Channel. Vorher hatte ich einen Streaming-Rechner (MacBook Pro M1) für OBS und Co. sowie meinen Studio-iMac, dessen Bildschirm über Ethernet übertragen wurde. Das hatte den Vorteil, dass ich meinen iMac in (fast) voller Performance während des Streams nutzen konnte. Das ist nun auch Geschichte.
Denn ein kurzer Test zeigte mir, dass ich jetzt alles von nur einem Rechner (Mac Studio) fahren kann. Und das mit sogar besseren Performance-Daten als vorher. Angeschlossene Sony Cam (über HDMI zu USB-Konverter), Elgato Stream Deck, zweite Webcam und eine maßgeschneiderte Audiokonfiguration für OBS sind ein Kinderspiel für den Rechner. Für mich ein weiterer Schritt nach vorne. Aber auch Final Cut, Motion, Photoshop und andere kleinere Apps profitieren natürlich von der Power des Rechners.
Nebengeräusche?
Wie schon von einigen Testern und Foren bekannt, hört man den Lüfter des Mac Studio in einem leisen Tonstudio. Dieser soll angeblich einen sehr unangenehmen hochfrequenten resonanten Ton abgeben. Glücklicherweise ist das bei meinem Modell nicht der Fall. Noch nicht einmal unter Höchstlast, die wirklich sehr schwierig ist zu erreichen, „tönt“ mein Mac Studio, der eigentlich 50 cm von meinem Kopf entfernt auf dem Studiotisch steht.
Fazit
Jeder Rechnerwechsel in einem Medienstudio ist komplex und zieht einige Stunden Installationsarbeit, Konfigurationen und Anschluss an die Peripherie mit sich. Das sollte jedem vor dem Umstieg klar sein und ihr solltet euch sehr viel Zeit einplanen (vielleicht sogar für eine komplette Neuinstallation). Dazu macht euch vorab einen Plan, welche Hardware ihr anschließen wollt, sodass ihr die richtigen Adapter, Kabel und Kabellängen parat habt.
Ich selbst bin sehr glücklich über den neuen Rechner, der jetzt nach der Optimierungsorgie wirklich viele Aufgaben unter weniger Last (mehr Performance) erledigt. Und das im Tonstudio bei einer wesentlich höheren Audioqualität und niedrigeren Latenzen. Gerade bei Multitasking-Aufgaben sowie Videoschnitt, –bearbeitung und im Bereich Grafik ist der Rechner ein riesiger Zugewinn. Für mich ist der Schritt gelungen und ich würde mich immer wieder dafür entscheiden. Aber die Ausstattung „Max“ reicht vollkommen für meine Arbeit (zumindest für die nächsten sieben bis acht Jahre).
Ach ja! Da war ja noch die Performance… Das werde ich im nächsten Teil der Serie angehen.
Preise und Spezifikationen
Den Apple Mac Studio erhaltet ihr im Apple Store ab einem Preis von 2299,00 Euro. Meine Konfiguration kostet 3219,00 Euro (ohne Kabel, Bildschirm, Tastatur und Trackpad). Ein Stromkabel liegt dem Paket bei.
Mehr Infos zum Rechner von Apple
Video zum Thema
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9 Antworten zu “Electronic Music Producer: Mein Mac Studio ist da – die ersten Schritte”
Danke für Deine Eindrücke!
Kannst du noch was zur Migration vom alten zum neuen System ausführen? Nutzt Du ilok oder ähnliche Software die an die Hardware ID des Systems gebunden ist? Wie verhält sich der Wechsel auf ein neues System in diesem Fall? Stelle ich mir durchaus komplexer und anstrengender vor. Oder ist das alles tatsächlich direkt nutzbar?
Ich bin seit knapp einem Jahr mit dem M1 Air unterwegs – im harten Schnitt von Windows zu Mac. Da gab es natürlich noch einige Problemchen mehr – aber besonders solch Lizenznummern bei denen Software auf Hardware fixiert ist sieht die Sache ja immer etwas schwieriger aus.
Gerne! Die Migration von meinem alten zum neuen System umfasst tatsächlich aber. ABER du musst natürlich alle Hardware IDs auf dem alten Rechner de-autorisieren und auf dem Neuen wieder autorisieren. Bei iLok nutze ich glücklicherweise einen Dongle, sodass hier keine Probleme entstehen. Aber zb. Antares und Waves nutzen Hardware IDs, die du zuerst wieder in die Cloud schicken solltest, um sie dann auf dem neuen Rechner zu nutzen.
An sich ist das aber meist nur ein Klick auf „alles de-autorisieren“ und dann im nächsten Schritt und dem neuen Rechner „autorisieren“. War eigentlich easy.
Seriennummer-Regristrierungen wurden direkt übernommen (zb. Fabfilter).
1500 Plugins? Klingt mir eher nach Problem im Alltag als nach ner Lösung ;P
Naja. Wenn man für ein Magazin Hard- und Software testen muss, dann bleibt ein Sammeln von Hard- und Software nicht aus ;)
Hi Marcus, erst einmal vielen Dank für Deinen ausführlichen Praxistest und Erfahrungsbericht. Insbesondere das Thema „Daten-Migration“ war spannend zu lesen, bestätigt es auch mein eigenes „Leid“, welches ich erfahren durfte, als ich vor einigen Monaten das 16″ MBP M1 Max erworben habe. Aber es ist ganz gut, solche Erfahrungen zu machen, daraus zu lernen und diese auch zu teilen. Vielen Dank also nochmals! Der MacStudio steht schon auf meiner Einkaufsliste, nachdem die nächste GEMA-Abrechnung durch ist. :)
Gerne doch! :) ich denke in Teil 2 kann ich noch mehr schreiben. Ich habe hin und wieder ein paar „Problemchen“, die ich durch Nachfragen in Foren und Nachlesen versuche zu beheben. Noch ist der Transfer von Intel zu M1 nicht abgeschlossen – zumindest in der 3rd Party Software Welt.
Ich habe mir fast das gleiche System gekauft und bin ein wenig entäuscht. Ich habe Logic ProX und Maschine am laufen. Als Soundcard habe ich das X32. Leider musste ich die Buffersize auf 512 erhöhen um bei 44,1Khz keine Glitches zu bekommen. Getestet gestern mit nur einem Juno 60 aus der RolandCloud. Das schafft mein 11 Jahre alter IMac (I7, 3,4 Ghz) oder mein Macbook Pro (I7 2,8 Ghz) ohne Probleme. Nach laden eines Projektes noch mehr Ernüchterung. Ständig Glitches und Aussetzer. Was ist hier falsch? Ich habe den Mac neuinstalliert. Alle Software auf dem neusten Stand. Das habe ich mir doch anders vorgestellt. Habt ihr nen Tip?
Das Problem hatte ich auch vorerst! ABER jetzt nach Feinschliff und Nutzung von M1-kompatiblen Plug-ins läuft die Kiste wie geschmiert und ich möchte auch nicht mehr umtauschen. Eine absolute Rakete mit Buffer 128 in 48 oder sogar 96 kHz!!! Und das mit Ableton Live 11 und nicht Logic Pro. Vielleicht liegt es bei dir an Maschine, das noch nicht nativ mit M1 kompatibel ist!? Roland Cloud ist glaube ich auch noch nicht 100%ig kompatibel. Dann muss die Software oder das Plug-in im Rosetta2-Modus gestartet werden, was den Rechner unheimlich langsam macht.
Vielleicht ist Maschine noch nicht M1-gepatched? NI ist aktuell etwas zurück mit diesen Dingen?
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