von Gastautor | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
Roland System-100M

Das Roland System-100M des Autors  ·  Quelle: Adam Douglas

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Das Roland System-100M gilt bis heute als Meilenstein – sowohl für den Hersteller als auch für analoge Synthesizer insgesamt. Dennoch war sein Erfolg alles andere als vorgezeichnet. Wir begeben uns auf Spurensuche.

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Hinweis: Dieser Artikel von Adam Douglas erschien ursprünglich in englischer Sprache auf gearnews.com. Übersetzung: Lasse Eilers.

Roland System-100M

Beim Stichwort „modulare Synthesizer” denken die meisten heute wohl zuerst an Eurorack-Systeme, dann an Moog, Buchla und, wenn man besonders nerdig drauf ist, Serge. Die beiden Systeme von Roland – das System-700 und das System-100M – haben viele eher weniger auf dem Radar. Ersteres war schon bei seinem Erscheinen für die meisten unerschwinglich. Das vergleichsweise günstige System-100M hingegen wurde für viele zum Einstieg in die modulare analoge Synthese – nicht nur in Japan, sondern auf der ganzen Welt.

System-100M
Das System-100M von Alex Ball · Quelle: Alex Ball

Heute gilt das System-100M als einer der besten Synthesizer, die jemals gebaut wurden. Es wurde zum Beispiel von Jack Dangers von Meat Beat Manifesto, Ian Boddy, Chris Carter von Throbbing Gristle, Hans Zimmer und, in jüngerer Zeit, von Alex Ball genutzt.

„Es war unglaublich gut durchdacht“, fasste Alex mir gegenüber seine Gedanken zum System-100M zusammen. „Vielseitig, einfach zu bedienen, vergleichsweise günstig, zuverlässig – und vor allem klang es großartig.“

Was machte das System-100M so besonders?

Ein Mono unter Polys

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Roland brachte das System-100M ab 1978 auf den Markt und veröffentlichte bis zum Produktionsende im Jahr 1983 neue Module, Gehäuse und Tastaturen. In denselben Zeitraum fiel auch der Durchbruch polyphoner Synthesizer – sowohl analog als auch digital. Wie gelang es Roland, in dieser Zeit einen Synthesizer zu verkaufen, der nicht nur monophon war – was damals oft totgesagt wurde –, sondern dazu noch modular?

Alex meint dazu: „Während es auf eine Weise veraltet war und mit polyphonen und speicherbaren Synthesizern, frühen Samplern und FM-Instrumenten konkurrierte, profitierte das Roland System-100M sogar davon, dass es eines der späteren Modularsysteme der ersten Analogära war. Viele Lektionen waren gelernt worden und die Technologie war umfassend erprobt.“

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Zumindest in Japan dürfte auch der Boom monophoner Synthesizer in den späten 1970ern eine Rolle gespielt haben. Die Wirtschaft erlebte einen Höhenflug und japanische Elektronikfans steckten ihr Geld bevorzugt in monophone Synthesizer. Damals betrieben viele Hersteller elektronischer Musikinstrumente eigene Showrooms in Tokyo. Sogar Technics baute einen Synthesizer, den SY-1010. Ähnlich wie beim heutigen Eurorack-Boom interessierten sich nicht nur Musiker, sondern auch Hobby-Elektroniker für Synthesizer. Auf seinem Heimatmarkt profitierte das System-100M davon.

Die Module, Tastaturen und Gehäuse

Im Laufe der Produktionszeit des System-100M brachte Roland 13 Module, drei Tastatur-Controllerund zwei Gehäuse heraus. Es gab sie einzeln oder im Set zu kaufen. Fünf verschiedene Sets (A-E) waren erhältlich, die jeweils verschiedene Kombinationen von Modulen sowie ein Gehäuse und eine Tastatur enthielten. Unter den Modulen waren die üblichen Verdächtigen wie VCOsVCFs und VCAs sowie eine komplette Synthesizerstimme. Hinzu kamen Hilfsmodule und Effekte sowie ein Sequencer.

Ich werde in diesem Artikel nicht jedes einzelne Modul im Detail beschreiben – das haben viele andere bereits getan. Stattdessen möchte ich mich dem wohl verbreitetsten Setup widmen, dem ihr wahrscheinlich am ehesten begegnen werdet – dem D-Set.

Das D-Set enthielt fünf Module: 112 (Dual VCO), 121 (Dual VCF), 130 (Dual VCA), 140 (Dual Envelope + LFO) und 150 (Ringmodulator, Noise, Sample&Hold, LFO). Sie steckten im Gehäuse 191-J, das großzügig mit Multiple-Buchsen ausgestattet war (neun Sätze). Außerdem enthielt das Set den Keyboard-Controller 181, eine monophone Tastatur mit 49 Tasten.

System-100M Tastaturen
Tastaturen des System-100M: 184 (polyphon, oben) und 181 · Quelle: Alex Ball

Interessanterweise stellte Roland im Jahr 1983 auch eine polyphone Tastatur vor. Dabei handelte sich im Grunde um die Tastatur des Jupiter-4, die je vier Steuerspannungen und Gates ausgab. Eine entsprechende Ausstattung mit Modulen vorausgesetzt, konnte man damit vierstimmig polyphonspielen.

Ein solches Geschenk bekommt man nur einmal

Mein System-100M kam auf überraschende Weise zu mir. Meine Frau arbeitet an einem traditionsreichen Theater in Japan. Einer ihrer Kollegen war in den 1970ern dafür zuständig gewesen, Soundeffekte und Musik für die Vorstellungen zu komponieren. Dafür nutzte er eine Kombination aus einem System-100 (Model 101 und 102) und einem System-100M. Hinzu kamen ein CSQ-600 Sequencer und ein RE-301 Chorus Echo. Um das alles nicht im Lagerraum des Theaters verstauben zu lassen, schenkte er es mir.

Roland System-100M
Das Roland System-100M des Autors · Quelle: Adam Douglas

Er hatte die Module seines System-100M einzeln und nicht als Set gekauft und nutzte sie zusammen mit dem System-100. Deshalb fehlt in seinem Set das Modul 150. Da das System-100 über einen Ringmodulator und S&H verfügte, brauchte er es nicht. Ich gehe davon aus, dass er nicht der Einzige war, der die beiden Systeme auf diese Weise miteinander kombinierte. Schließlich legt schon die Namensgebung nahe, dass es Überschneidungen gab.

Das System-100M in der Praxis

Allerdings klingt das System-100M ganz anders als das 100. Während das System-100 fett und kräftig ist und mit seinem druckvollen Sound fast an amerikanische Synthesizer erinnert, entspricht das 100M mit seinen robusten und sauberen Oszillatoren und einem angenehm musikalischen Filter eher dem typischen Roland-Klischee. In meiner Sammlung sind diese beiden Synthesizer ohne Zweifel die, die am besten klingen. Obwohl das 100M etwas dünner klingt, ist es immer noch beeindruckend voll und kräftig.

Das System-100M war meine erste Begegnung mit einem vollständig modularen Synthesizer. Trotzdem ist es vergleichsweise einfach zu benutzen, vor allem wegen seines ungewöhnlichen, halb-normalisierten CV/Gate-Bus-Systems. Die zahlreichen Multiples des 191-J sind ebenfalls äußerst praktisch.

Bei mir steht es neben dem System-100 und einem Korg MS-20 Mini, was interessante Patch-Experimente ermöglicht. Außerdem habe ich zum Spaß die Behringer-Module 150 und 172 hinzugefügt. Letzteres enthält ein Delay und einen Phase-Shifter. Irgendwann möchte ich die Lücke im Gehäuse schließen, idealerweise mit einem Sequencer.

Der Weg zum eigenen System-100M

Während das System-100M D-Set durchaus gelegentlich angeboten wird, sind einige der ungewöhnlicheren Module tatsächlich sehr selten. Wenn du dich für den Sound interessierst, aber nicht viel ausgeben möchtest, führt kaum ein Weg an Behringer vorbei. An der Entwicklung der Behringer-Klone (die verwirrenderweise den Namen System-100 tragen), war Ron Keeble von AMSynths beteiligt. Auch dieser Hersteller bietet Nachbauten der 100M-Module im Eurorack-Format an.

Eine weitere Eurorack-Version kam von Roland selbst in Form des gemeinsam mit Malekko Heavy Industries entwickelten System-500. Dies war vom System-100, System-700, System-100 und SH-5 inspiriert.

Einige Hersteller entwickeln neue Module im Originalformat des 100M, darunter Ryk Modular und E-licktronic.

Vielen Dank an Alex Ball für die Unterstützung und die Bilder!

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