Synthesizer-Ikonen: 10 Synthesizer, die alles veränderten
Die Synthesizer-Geschichte ist nicht arm an bahnbrechenden Instrumenten, die der Musik ihren unverkennbaren Stempel aufdrückten. Einige Synthesizer-Ikonen waren jedoch so einflussreich, dass sie nicht nur die Musik veränderten, sondern auch die Art und Weise, wie wir sie machen. Sie wurden zu Meilensteinen, die die gesamte Branche in eine neue Richtung lenkten. Hier ist unsere Liste der zehn größten Synthesizer-Ikonen.
Synthesizer-Ikonen aus 5 Jahrzehnten
Jedes Jahr erscheinen zahlreiche neue Synthesizer. Viele davon verschwinden schnell wieder in der Versenkung, oft zu Recht. Manche schaffen es jedoch, die Musik und die Art, wie wir sie machen, über längere Zeit nachhaltig zu prägen. Und von diesen heben sich wiederum einige ab, die alles auf den Kopf stellen. Um diese Synthesizer-Ikonen – die größten Meilensteine der Synthesizer-Geschiche – soll es heute gehen.
Pro Jahrzehnt haben wir zwei Synthesizer ausgewählt. Einige ergaben sich von selbst, vor allem natürlich die großen Meilensteine der Anfangszeit. Später wurde die Auswahl etwas schwieriger. Leider mussten wir einige weglassen, die möglicherweise vielleicht ebenfalls einen Platz auf dieser Liste verdient gehabt hätten. Also bitte nicht böse sein, falls dein Favorit nicht dabei ist!
Unsere Liste der größten Synthesizer-Ikonen endet mit der Dekade von 2000-2009. Alles, was danach kam, ist noch so präsent, dass es in meinen Augen noch zur Gegenwart gehört.
Zum Glück sind viele Synthesizer-Ikonen vergangener Jahrzehnte heute entweder wieder erhältlich oder wurden zumindest nachgebildet – als Hard- oder Software. Noch nie war es einfacher und günstiger, an die Sounds der größten Meilensteine der Synthesizer-Geschichte zu kommen! Von diesen Möglichkeiten konnten viele Musiker in der Vergangenheit natürlich nur träumen, als man noch die teuren Originale besitzen musste. Auf einige der modernen Alternativen gehen wir in diesem Artikel ebenfalls ein.
Fünf Jahrzehnte Synthesizer-Geschichte
Synthesizer-Ikonen: 1960er
Zwar gab es schon vor den 1960ern einige elektronische Musikinstrumente. Der Begriff „Synthesizer“, wie wir ihn heute verstehen, setzte sich jedoch erst in diesem Jahrzehnt durch – dank der Pionierarbeit von Bob Moog. Die imposanten Moog-Modularsysteme sorgten unter Musikern für Furore und rückten durch das Album „Switched-on Bach“ von Wendy Carlos erstmals in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit. Bald waren sie auf Aufnahmen von Bands wie den Monkees, Doors und Beatles zu hören. Unvergessen sind auch die Performances von Keith Emerson, der es sich nicht nehmen ließ, das Modularsystem auf die Bühne zu schleppen.
Wer sich heute etwas von dem Zauber der frühen Moogs ins Studio holen möchte, kann zum Beispiel zum Software-Synthesizer Modular V von Arturia greifen. Moog selbst hat verschiedene Systeme aus jener Zeit in limitierter Auflage neu herausgebracht – allerdings zu erwartungsgemäß stolzen Preisen. Auch Behringer bietet Module und Komplettsysteme an, die sich die Moog-Modularsysteme zum Vorbild nehmen, wobei diese sich an Modellen aus den 1970ern orientieren.
So eindrucksvoll die Modularsysteme von Moog auch waren, für die meisten Musiker waren sie zu sperrig und – schon damals – viel zu teuer. Im Jahr 1969 löste der britische Hersteller EMS beide Probleme mit dem VCS3. Zusammen mit seinen in Koffer eingebauten Nachfolgern Synthi A und Synthi AKS (beide 1971) läuteten sie das Zeitalter kompakter und vergleichsweise günstiger modularer Synthesizer ein.
Während Behringers Klon des VCS3 noch auf sich warten lässt, ist die virtuelle Alternative Synthi V von Arturia bereits erhältlich.
Weitere Synthesizer-Ikonen der 1960er: Buchla 100 Series
Synthesizer-Ikonen: 1970er
Während Synthesizer in den 1960ern noch echte Exoten waren, nahm die Entwicklung in den 1970ern rasant Fahrt auf, vorangetrieben von zahlreichen neuen Herstellern aus den USA, Japan und Europa.
Der erste Synthesizer-Meilenstein des Jahrzehnts kam jedoch abermals von Moog. Mit dem unsterblichen Minimoog erschuf Bob Moog die Blaupause eines kompakten, sehr vielseitigen, hervorragend klingenden und vor allem intuitiv spielbaren Synthesizers, dessen Konzept und grundlegender Aufbau in der Folge von vielen Konkurrenten aufgegriffen und imitiert wurde.
Mehr als 50 Jahre später ist der Minimoog noch immer der berühmteste und begehrteste Synthesizer aller Zeiten. Das zeigt sich nicht nur darin, dass er von Moog mehrmals neu aufgelegt wurde – zuletzt im Jahr 2022 –, sondern auch in den unzähligen Klonen und Software-Emulationen.
Längst muss man nicht mehr zu einem Vintage-Synthesizer oder zur teuren Neuauflage greifen, um in den Genuss des Minimoog-Sounds zu kommen. Mit dem Model D bietet Behringer eine äußerst günstige Hardware-Alternative an, die zudem mit einigen zusätzlichen Features aufwartet. Gute Software-Emulationen gibt es beispielsweise von Softube, Universal Audio, GForce Software und Arturia.
Gegen Ende der 1970er ging der Trend immer stärker zu polyphonen Synthesizern. Dass viele Musiker sich Instrumente wünschten, die mehrere Töne gleichzeitig produzieren konnten, ist wenig verwunderlich. Und auch das Thema Speicherbarkeit rückte immer stärker in den Fokus. Auf den immer komplexer werdenden Synthesizern war es einfach nicht mehr praktikabel, den gewünschten Sound jedes Mal manuell einzustellen – vor allem auf der Bühne.
Beide Probleme löste Dave Smith mit dem Sequential Circuits Prophet-5, der folglich zu einem Riesenhit wurde. Nicht nur enthielt er einen hochmodernen Z80-Mikrocontroller zum Speichern von Patches – er bot auch fünf Stimmen Polyphonie und klang nebenbei fantastisch. Der Prophet-5 wurde zum Sound der späten 1970er und frühen 1980er und gehört zweifellos zu den größten Synthesizer-Ikonen.
Auch den Prophet gibt es inzwischen wieder – mit fünf oder zehn Stimmen und als Tastatur- oder Desktop-Variante. Und auch von diesem Vintage-Synthesizer existieren mehrere hochwertige Software-Emulationen, zum Beispiel von u-he, Softube und – ihr habt es geahnt – Arturia.
- Die Geschichte von Sequential: Ein Prophet für die Ewigkeit
- Angecheckt: Sequential Prophet-5 Desktop
Weitere Synthesizer-Ikonen der 1970er: ARP 2600, ARP Odyssey, Yamaha CS80, Oberheim Eight Voice, Korg MS20
Synthesizer-Ikonen: 1980er
In den 1980ern wurde die Synthesizerwelt gleich mehrfach auf den Kopf gestellt. Zum einen war die digitale Revolution dank immer leistungsstärkerer und günstigerer Mikroprozessoren in vollem Gang. Und zum anderen entwickelte sich Japan zunehmend zu einem auch technologisch führenden Produzenten elektronischer Geräte. Tatsächlich stammen beide Synthesizer-Ikonen, die wir aus diesem Jahrzehnt ausgewählt haben, aus dem fernen Osten.
Zwar brachten die 80er zweifellos auch analoge Synthesizer-Ikonen hervor – man denke nur an die monumentalen Oberheim-Polysynths. Das Zauberwort der Stunde lautete aber: digital. Gleich zweimal wurde die Synthesizerwelt in der Dekade von digitalen Innovationen überrollt.
Die erste davon war der Yamaha DX7, der 1983 erschien. Mit seiner FM-Synthese lieferte er glasklare Sounds, die perfekt den Zeitgeist trafen und die analogen Saurier ganz schön alt aussehen ließen. Während die frühen 80er noch dem Prophet-5, Roland Jupiter-8 und Oberheim OB-X / OB-Xa gehörten, prägten der DX7 und seine Nachfolger den Sound der zweiten Hälfte des Jahrzehnts.
Ein Nachteil der FM-Synthese war, dass außer den Sounddesignern von Yamaha damals kaum jemand wusste, wie man damit eigentlich Sounds programmiert. Den meisten Musikern war das aber egal. Sie nutzten die Presets, von denen einige zu den berühmtesten Synthesizer-Presets aller Zeiten gehören, oder die zahlreichen Soundbänke von Drittanbietern, die sich über Cartridges in den Synthesizer laden ließen. Auch auf diese Weise war der DX7 prägend. Zwar hatten Synthesizer auch schon vorher Presets gehabt, entweder unveränderlich oder, seit dem Prophet-5, auch speicherbar. Der DX7 war jedoch der Erste, der von einem Großteil seiner Nutzer als reine „Preset-Schleuder“ verwendet wurde.
Jahrelang hatte Yamaha mit dem DX7 und seinen Nachfolgern den Synthesizermarkt fest im Griff. Das änderte sich erst mit der zweiten großen digitalen Revolution der 80er: samplebasierter Synthese.
Ganz neu war die Sampling-Technik natürlich nicht; schon vorher hatte sie zum Beispiel im Fairlight CMI, Synclavier und in der E-mu Emulator-Serie für Furore gesorgt. Allerdings war sie in den frühen 1980ern noch extrem teuer. Endgültig kamen samplebasierte Sounds erst 1988 im Massenmarkt an – in Form der Korg M1.
Korg hatte es geschafft, außergewöhnlich realistische Sounds (jedenfalls nach den damaligen Maßstäben) und einen integrierten Sequencer zu einer völlig neuen Instrumentengattung zu verknüpfen: der Music Workstation. Da sie acht Sounds gleichzeitig produzieren konnte und – damals ein Novum für einen Synthesizer – über Drum-Samples verfügte, konnte man nur mit der M1 eine komplette Produktion bestreiten. Außerdem war sie bezahlbar. Das machte die M1 zur Königin der späten 1980er und frühen 1990er und zu einem der meistverkauften Synthesizer aller Zeiten.
Beide Synthesizer gibt es heute als Software-Versionen – und beide sind dadurch viel besser bedienbar geworden. Denn die unmögliche Bedienung war das größte Manko vieler Synthesizer der 80er.
Weitere Synthesizer-Ikonen der 1980er: Roland Jupiter-8, PPG Wave, Roland Juno-60, E-mu Emulator II, Oberheim OB-8, Roland D-50
Synthesizer-Ikonen: 1990er
In vielerlei Hinsicht waren die 90er keine besonders gute Dekade für Synthesizer. Die großen Hersteller setzten zunächst alles auf das Zugpferd Workstation, denn mit ROMplern ließ sich Geld verdienen – die M1 hatte es vorgemacht. Während auch alle anderen namhaften Hersteller wie Yamaha, Roland und Kurzweil mittlerweile eigene samplebasierte Synthesizer im Programm hatten, die zweifellos ihren Zweck erfüllten und sehr populär waren, war es erneut eine Workstation von Korg, die die Musik über Jahre hinweg prägen sollte. Der 1999 erschienene Korg Triton war der Sound amerikanischer Hip-Hop- und RnB-Produktionen um die Jahrtausendwende.
Wer Produzenten wie Timbaland, Rodney Jerkins oder den Neptunes nacheifern will, kann sich den Sound des Triton heute ganz einfach in die DAW holen: Korg selbst hat den Synthesizer inzwischen im Rahmen der Korg Collection als Plugin herausgebracht.
Das andere große Thema der 90er war virtuell-analoge Synthese. Sozusagen als Gegenbewegung zu den „Preset-Schleudern“ wünschten sich viele Musiker wieder mehr Möglichkeiten, um in Echtzeit an Sounds zu schrauben. Vor allem bei Dance-Produzenten war außerdem der satte Sound analoger Synthesizer wieder sehr gefragt. Die Lösung: Mittels der ursprünglich für die Emulation von Blas- und Streichinstrumenten entwickelten Physical-Modeling-Technik emulierten die Hersteller nun die Schaltkreise analoger Synthesizer. Der erste Synthesizer, der im Jahr 1995 mit der neuen Technik auf den Markt kam und somit einen Trend begründete, war der Clavia Nord Lead. Es folgten weitere Klassiker wie der Yamaha AN1x, Access Virus, Roland JP-8000 oder Korg MS-2000.
Die neueste Reinkarnation des Nord Lead ist der 24-stimmige Nord Lead A1, der inzwischen allerdings auch schon zehn Jahre auf dem Markt ist. Ob es noch einmal einen Nachfolger gibt?
Weitere Synthesizer-Ikonen der 1990er: Kurzweil K-2000, Yamaha SY99, Doepfer A-100, Roland JV-1080, Native Instruments Reaktor 2.0, Roland JP-8000
Synthesizer-Ikonen: 2000er
Große technische Neuerungen gab es in den 2000ern kaum und die Hersteller verlegten sich darauf, ihre samplebasierten und virtuell-analogen Synthesizer mit jeder neuen Generation etwas zu erweitern und zu verbessern. Dank immer leistungsstärkerer Computer wurden auch Software-Synthesizer immer populärer und die Studios tauschten ihre Racks voller Hardware-Sampler und Roland-ROMpler gegen softwarebasierte Alternativen aus.
Wenn ein Hardware-Synthesizer aus der Masse heraussticht, ist es ohne Zweifel der microKORG. Er kam im Jahr 2002 auf den Markt und wird bis heute gebaut. Das allein macht ihn zu einer Synthesizer-Ikone – in der gesamten Synthesizer-Geschichte wurde kein Instrument länger unverändert hergestellt. Technisch basiert er auf dem virtuell-analogen MS-2000.
Den Sound der Dekade prägte jedoch ein Software-Synthesizer. Im Jahr 2006 erschien Native Instruments Massive. Vor allem Produzenten von Dance-Musik stürzten sich auf den leistungs- und charakterstarken Wavetable-Synthesizer – ganze Genres wie Dubstep wären ohne Massive kaum möglich gewesen.
Auch Massive gibt es bis heute. Zwar ist mit Massive X längst ein Nachfolger erschienen, der allerdings nicht an den durchschlagenden Erfolg des Vorgängers anknüpfen konnte.
Weitere Synthesizer-Ikonen der 2000er: Access Virus TI, Moog Voyager
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