Stringtheorie: Übungs-Setup für Bass
Willkommen zur ersten Stringtheorie in 2023! Heute geht es um das Thema Übungs-Setup für Bass. Also welche Möglichkeiten es gibt, damit ihr zu eurer Lieblingsmusik spielen könnt – am besten natürlich so, dass ihr euren Mitmenschen nicht auf die Nerven fallt.
Übungs-Setup für Bass: Soundkarte + Kopfhörer
Die allermeisten Menschen verfügen über einen Computer, an dem sie auch Musik abspielen können, beispielsweise über YouTube oder Streaming-Dienste wie Tidal, Spotify etc. Da liegt es nahe, diese Grundlage zu nutzen und mittels einer externen Soundkarte (auch Audiointerface genannt) eine Verbindung für euren Bass herzustellen. Das wohl am meisten empfohlene Produkt der vergangenen Jahre ist die Focusrite Scarlett Solo*.
Kein Wunder! Schließlich bekommt ihr für einen sehr günstigen Preis ein hochwertiges Produkt, das seit seiner Markteinführung Novizen in Sachen Homerecording begeistert. Die Scarlett Solo ist USB bus-powered, benötigt also keine weitere Stromversorgung. Und dank des Instrumenten- und XLR-Eingangs könnt ihr euren Bass direkt anschließen oder den XLR-Ausgang eures Preamps oder Verstärkers verbinden.
Nun fehlt euch nur noch ein guter Kopfhörer und los geht’s. Ein gängiger Standard ist der Beyerdynamic DT-770 PRO*. Dieser sitzt auch über einen längeren Zeitraum gemütlich und ist nicht umsonst seit Dekaden in den meisten Tonstudios anzutreffen.
Tipp für iPad- und iPhone-Nutzer
Darf’s ein wenig mehr sein? Mein Tipp: Wenn ihr die Kohle habt, schaut euch die geringfügig teureren Universal Audio Volt-Interfaces an. Diese Soundkarten sind USB class compliant, unterstützen also auch iPad und iPhone. Außerdem bieten sie optional den Klang eines legendären Vorverstärkers sowie analoge Kompression beim Spielen. Und wir alle wissen: Manche Bassisten lieben Kompression.
Plugins für Ampsound
Wem nun das Direktsignal seines Instruments zu steril tönt, dem sei ein sogenanntes Amp-Plugin empfohlen. Die Auswahl ist riesig. Mein Favorit ist aktuell das herrlich einfach zu bedienende Bogren Digital BassKnob STD. Allerdings sei gesagt, dass viele DAWs (Digital Audio Workstation) sogar digitale Verstärker enthalten. Möglicherweise habt ihr damit schon alles, was ihr braucht. Heutzutage sollten eigentlich alle Computer über genug Leistung verfügen, um diese Aufgabe frei von Latenz (Verzögerung durch Berechnung des Sounds) erfüllen zu können. Allerdings kann dieses Setup nerven, weil ihr immer erst zusätzliche Programme öffnen müsst.
Übungs-Setup für Bass ohne Computer: Kopfhörer-Amps
Wer arbeitsbedingt ohnehin den ganzen Tag vor dem Computer verbringt, kennt das folgende Gefühl: Man entwickelt eine Art Bildschirmallergie und sucht nach Wegen, um in seiner Freizeit nicht noch mehr Geflimmer ertragen zu müssen. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Natürlich geht es auch ganz ohne Bildschirm. Doch machen wir uns nichts vor: Wenn man zu seinen Lieblingssongs spielen möchte, kommt schnell wieder Elektronik ins Spiel.
Mein Vorschlag ist daher, ein Kopfhörerverstärker mit Bluetooth-Anbindung. Da könnt ihr einfach am Tablet oder Telefon eine Playlist anschmeißen und anschließend das Gerät schnell wieder beiseite legen. Ich selbst habe davon zwei Varianten probieren dürfen. Einmal den erschwinglicheren Fender Mustang Micro,* den ich im Rahmen unserer Angecheckt-Rubrik ausführlich getestet hatte. Der klare Vorteil dieses Gerätes ist, dass er vollkommen autark ist, ihr also keine App zur Bedienung braucht. Der Nachteil: Ihr benötigt einen Kopfhörer mit Kabel. Das kann einerseits nerven und verringert andererseits den preislichen Unterschied zum folgenden Luxuskandidaten.
Boss Waza Air Bass Headphones
Zugegeben, beim Verfassen der News im September 2019 stand ich dem Produkt auf Grund des hohen Anschaffungspreises skeptisch gegenüber. Allerdings war Boss so freundlich, uns ein Testexemplar zu übersenden und ich muss sagen, dass die Waza Air Bass Headphones bedeutend praktischer sind, als ich dachte.
Was ich am Fender Mustang Micro mochte war, dass ich nur ein einziges Kabel vom Kopfhörer anschließen musste. Es mag nach einer Kleinigkeit klingen, aber der Fakt, dass auch dieses letzte Kabel entfällt und man sich völlig frei bewegen kann, ist ein großer Pluspunkt! Das überzeugt schon in den heimischen vier Wänden, gewinnt aber unterwegs umso mehr an Bedeutung.
Während der Fender im Grunde nur 1-2 taugliche Sounds für den E-Bass besitzt, ist der Waza Kopfhörer + Sender komplett für uns Tieftöner konzipiert worden. Und das hört man auch. Ihr könnt aus 5 Amp-Simulationen wählen und diese mitsamt Effekten auf sechs Speicherplätze ablegen: Superflat, Flat, Vintage, Modern und Drive. Da ist von Old School bis modern für jeden Geschmack etwas dabei. Die Presets lassen sich sogar über Knöpfe am Kopfhörern selbst wechseln. Der gute Gregor von BassTheWorld hat es geschafft, diese Klänge einzufangen. Hört gern mal rein.
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Mittendrin statt nur dabei
Richtig gut gefällt mir der sogenannte Ambience Sound, durch den ihr quasi in einem Raum mit der Musik steht, anstatt nur dazu zu spielen. Klingt komisch, sorgt aber für mehr Stimmung beim Spiel, da ihr den Verstärker wie auf einer Bühne hinter euch positionieren könnt und eure Kopfbewegungen in das Abstrahlverhalten einberechnet werden. Irre!
Und so kann ich mir über die dazugehörige Tone Studio App einen echten Wohlfühlsound basteln: Ich bevorzuge die Superflat-Einstellung mit etwas Kompression. Das Ganze läuft sehr stabil. Einmal miteinander verbunden, hatte ich bislang keinen einzigen Aussetzer in der Übertragung vom Sender zum Kopfhörer.
Das gilt auch für die Bluetooth-Verbindung zwischen Kopfhörer und Telefon: Einmal eingerichtet, muss man sich nie wieder darum kümmern und die Geräte finden verlässlich zueinander, sobald man die Hörer einschaltet. Der Sound der Kopfhörer ist dabei deutlich besser als der meiner Airpods. Ihr könnt die Kannen also als Bonus auch zum gewöhnlichen kabellosen Musikhören unterwegs verwenden. Übrigens stehen euch in der App auch ein rudimentärer Drumcomputer als Übungs-Tool sowie ein Stimmgerät zur Verfügung.
Kostspielig, aber dennoch sehr gut
Mein Fazit also: Ja, das Produkt ist verdammt teuer. Doch dieses Übungs-Setup für Bass nimmt nahezu keinen Platz weg, klingt hervorragend, befreit euch von jeglichen Kabeln, lässt sich ohne Computer verwenden und funktioniert sogar unterwegs, beispielsweise im Sprinter auf Tournee oder im Campingurlaub. Sehr gut! Folglich dürften die Waza Air Bass für Manche das ideale Übungs-Setup für Bass sein.
Warum nicht der gute alte Verstärker? Boss Katana Bass.
Wo wir gerade bei Boss sind. Es gibt einige wenige Topteile mit Kopfhöreranschluss, doch die eierlegende Wollmilchsau ist für mich ganz klar die Katana-Reihe für Bass. Besonders für Anfänger, die noch gar keinen Amp haben. Warum?
Nun, neben dem wichtigen Kopfhöreranschluss bietet dieser Amp eine Fülle von Funktionen, die keine andere der zuvor genannten Lösungen vereint: Speicherplätze, verschiedene Ampsounds, Effekte, die ihr per Fußschalter steuern könnt, einen EQ, Recording über USB, sodass euer Amp zur Soundkarte wird. Und den größten aller Vorteile – ihr könnt das Gerät auch ohne Kopfhörer verwenden. Und das sogar im Proberaum und bei kleinen Konzerten.
Boss schickte uns freundlicherweise den kleineren 1×10 (16,8 kg) zum Test und ich muss sagen, dass ich erstaunt war, was man heutzutage für 399 Euro geboten bekommt. Die 60 Watt können ganz schön laut sein. Da freute ich mich über die Möglichkeit, die Leistung auf 1 Watt drosseln zu können. Ich kann euch sagen, dass mein allererster Verstärker nichts von alledem konnte und dabei trotzdem furchtbar klang.
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Zusammenfassung
Wer auf der Suche nach einem ultra kompaten Übungs-Setup für Bass mit minimalem Fußabdruck ist, der sollte trotz des hohen Kaufpreises die Waza Air Bass Headphones in Erwägung ziehen. Wem das zu teuer ist, dem empfehle ich den Mustang Micro. Allerdings benötigt ihr dann wiederum einen Kopfhörer mit Kabel, der nicht schrottig klingen darf.
Die eierlegende Wollmilchsau kommt ebenfalls von Boss und hört auf den Namen Katana Bass. Mit diesen beiden Verstärkern (es gibt zwei Varianten, 1×10 und 2×10) könnt ihr nicht nur stumm üben, sondern auch richtig Musik machen. Und im Gegensatz zu vielen anderen Übungsverstärkern klingen die Amps wirklich erwachsen.
Warum dann also überhaupt ein Audiointerface in Erwägung ziehen? Nun, wenn ihr eines Tages andere Instrumente oder mehrere Signale aufnehmen wollt, beispielsweise für Demotracks, oder wenn ihr für Online-Unterricht ein zusätzliches Mic benötigt, dann kommt ihr mit den ersten beiden Lösungen nicht weit. Hier braucht ihr ein Gerät, das vom XLR-Mikrofonkabel über Klinke für Gitarre, Bass und Synthesizer alles akzeptiert. Auch seid ihr in der Ausgestaltung dieser zunächst sehr direkt klingenden Signale komplett frei und könnt später alle möglichen Plugins zur Klangbearbeitung nutzen.
Was ist euer Favorit?
Wie sieht eure Lösung zum Üben aus? Habt ihr vielleicht einen kleinen Mixer auf dem Board? Ich selbst habe eine Mischung aus allem, was manchmal aber auch zu viel des Guten sein kann.
Weitere Informationen
- Song 2 von Blur: So bekommt ihr den Sound für Gitarre & Bass
- Stringtheorie: Flatwound-Saiten für E-Bass
- Angecheckt: Tech 21 – Teil 2/2 – SansAmp für Bass
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Eine Antwort zu “Stringtheorie: Übungs-Setup für Bass”
Danke für den interessanten Beitrag! Was wäre denn ein vernünftiges Setup für Bass + Modeler (PodGo/Helix) + FRFR? Danke!