von Marcus Schmahl | Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
FBI deckt größten Streaming-Betrug auf – Milliarden Streams gefälscht!

FBI deckt größten Streaming-Betrug auf – Milliarden Streams gefälscht!  ·  Quelle: Ted Hsu / Alamy Stock Foto

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Michael Smith, ein 52-jähriger Musiker aus North Carolina, steht laut New York Times im Mittelpunkt eines großen Streaming-Betrugs, der die Musikindustrie in Aufregung versetzt. Laut Anklage soll Smith über einen Zeitraum von sieben Jahren mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierten Bots bis zu 10 Millionen Dollar an Streaming-Tantiemen erschlichen haben. Die US-Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mithilfe von KI hunderttausende gefälschte Songs erstellt zu haben. Diese wurden dann wiederholt von Bot-Accounts auf Plattformen wie Spotify und Apple Music gestreamt, um unrechtmäßige Einnahmen zu erzielen.

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Der größte Streaming-Betrug in der Geschichte der Musikindustrie

Der Streaming-Betrug begann, wie Ars Technica berichtete, im Jahr 2017, als Smith zunächst versuchte, Geld zu verdienen, indem er eigene Kompositionen auf Streamingdienste hochlud. Nachdem seine ersten Versuche jedoch keinen nennenswerten Erfolg brachten, änderte er seine Strategie. Er entwickelte ein System, bei dem er in Zusammenarbeit mit dem CEO einer noch unbekannten KI-Firma und einem Musikpromoter mithilfe von KI unzählige neue Songs kreierte. 

Diese Songs, die von nicht existierenden Bands stammten, wurden dann automatisiert über Tausende von Fake-Accounts gestreamt. Der Trick dabei: Smith verteilte die Streams auf viele verschiedene Songs, um nicht aufzufallen. So veröffentlichte er Songs mit skurrilen Namen wie “Callous Post” und “Zygotic Washstands” und generierte mit der Zeit Milliarden von Streams.

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Streaming-Betrug: So funktioniert die Manipulation digitaler Musikplattformen

Sein ausgeklügeltes System war so effektiv, dass er allein im Jahr 2019 rund 110.000 Dollar pro Monat verdiente. Laut einem Bericht der New York Times konnte er auf diese Weise bis zu vier Milliarden Streams und insgesamt über 12 Millionen Dollar an Tantiemen einsammeln. In einer internen E-Mail an sich selbst schätzte er seine möglichen Einnahmen auf bis zu 1,2 Millionen Dollar pro Jahr, wenn er seine Songs weiterhin konsequent und effizient streamen ließe. Wow, was für ein Streaming-Betrug!

Doch trotz des großen Erfolgs blieb Smiths Vorgehen nicht unbemerkt. Bereits 2018 wurde er von einem Musikvertrieb auf verdächtige Streaming-Aktivitäten aufmerksam gemacht. Smith zeigte sich schockiert und wies jegliche Schuld von sich, indem er betonte, dass “absolut kein Streaming-Betrug” im Spiel sei. Dennoch werfen ihm die US-Behörden nun unter anderem Betrug und Geldwäsche vor. Bei einer Verurteilung in allen Anklagepunkten drohen ihm bis zu 60 Jahre Haft.

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Musikindustrie in Aufruhr: Der große Coup des Michael Smith

Das FBI zeigte sich besorgt über die Auswirkungen von Smiths Taten auf die Musikindustrie. Der stellvertretende Direktor Christie M. Curtis betonte, dass dieser Streaming-Betrug einen “Angriff auf die Integrität der Musikindustrie” darstelle, da er nicht nur den Plattformen schade, sondern vor allem den eigentlichen Künstlern, die rechtmäßige Tantiemen hätten erhalten sollen. Diese Art der digitalen Manipulation zeigt einmal mehr, wie fortschrittliche Technologien wie KI genutzt werden können, um die Mechanismen der Musikindustrie zu umgehen.

Der Fall wirft auch Fragen über die Zukunft der Musikindustrie auf, da der Einsatz von KI in der Musikproduktion und -vermarktung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Smith nutzte diese Technologie, um die Anti-Betrugsmechanismen von Streaming-Diensten geschickt zu umgehen. Mit dem zunehmenden Einsatz von KI wird aber auch deutlich, dass solche Technologien leicht missbraucht werden können, um illegale Gewinne zu erzielen.

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Insgesamt zeigt dieser Fall, wie anfällig digitale Plattformen für Missbrauch sind, und dürfte die Diskussion über strengere Maßnahmen zur Verhinderung solcher Streaming-Betrugsfälle weiter anheizen. Leider hört man in letzter Zeit immer mehr von solchen Betrugsfällen, die sich natürlich negativ auf die Musikindustrie auswirken. Am Ende werden die eigentlichen Musiker, die sich an alle Regeln halten, abgestraft. Wie seht ihr diese Entwicklung? Vielleicht könnte man sogar Künstliche Intelligenz einsetzen, um in Zukunft einen solchen Streaming-Betrug zu unterbinden. Hier müssen wir leider den Systemen vertrauen – als Musiker sind wir nur kleine Fische am Markt.

Oder vielleicht sollten wir doch alle wieder umdenken und „Back to the roots“ zur CD (und Vinyl) greifen?

Weitere Informationen zum Thema Streaming und KI

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11 Antworten zu “FBI deckt größten Streaming-Betrug auf – Milliarden Streams gefälscht!”

    t_argon sagt:
    11

    Es fällt mir schwer, Mitleid für die Plattformen zu fühlen. Sind es nicht sie, die Milliarden verdienen, gleichzeitig aber die Künstler verhungern lassen? Und jetzt schieben sie diese Künstler als das eigentliche Opfer vor.

    Und jetzt 60 Jahre Haft fordern? Ein Hohn für die Opfer sexualisierter Gewalt. Gerade weil die so arme Musikindustrie in der MeeToo-Debatte nicht gut wegkommt.

      WOK sagt:
      1

      Denkfehler; da Plattformen wie Spotify das Geld, das monatlich in den Topf kommt, anteilig an „die Streams“ verteilen, haben die „echten“ Künstler entsprechend weniger bekommen.
      Und was die Strafe angeht: für Millionenbetrug sind die theoretisch möglichen Strafen in den USA eben höher als in D (für andere Verbrechen aber auch).

      Peter sagt:
      0

      Whataboutism. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
      Besonders durch die von Bots erzielten Plays ist das einfach Betrug im großen Stil. Fertig. Und dass dies für die Plattformen ein Problem ist, macht es schlussendlich auch zum Problem der Künstler.

    DJ Mint sagt:
    1

    Verstehe das hier geschilderte Problem nicht. Er hat Songs mit KI erstellt und diese unter verschiedenen Titeln hochgeladen. Diese Songs wurden gestreamt und haben Einkünfte generiert. Alles gut. Da sind mir schon andere Handlungen auf Streaming-Plattformen aufgefallen, die ich als kriminell bezeichnen würde: Unautorisiertes Angebot von Musik Dritter, unautorisierte Veröffentlichung von Audio unter geschützten Namen Dritter (Fake Content), … Die Plattformen wie Apple Music oder Spotify schützen die Betroffenen nicht und unternehmen auch nichts, wenn man sie diesbezüglich kontaktiert. Sie geben den Betroffenen nicht einmal den Täter bekannt. Vielleicht aussichtsreicher, wenn man Ihnen die hauseigene Rechtsabteilung oder einen Anwalt vorbeischickt. Ansonsten scheint dieser Bereich wenig bis nicht reguliert zu sein und Missbrauch geduldete Normalität. Kleine Labels oder selbstvermarktende Anbieter müssen sich mit dem Schaden abfinden oder die Täter aufwändig selbst recherchieren. Herzlichen Dank! 👎

    Jonas sagt:
    0

    Ich verstehe bei sowas einfach nicht warum es a) kostenlose Accounts gibt die Einnahmen generieren können und b) warum die Einnahmen nicht einfach prozentual aufgeteilt werden. Also nicht pro Stream, sondern einfach aufgeteilt wie viele Stunden / Lieder ich pro Künstler gehört habe. Das ganze dann minus kosten für Plattform etc. Das würde kleinen Interpreten mehr bringen und wäre wesentlich fairer. Mit soundcloud gibt es einen Anbieter der das so macht, leider gibt es da nur wenig nicht elektronische Musik.

    Gabberlein sagt:
    -2

    Und zack der erste große Betrug mit KI aber keiner Denkt vorher drüber nach, jede Wette was es noch so an Betug oder Kriminelles handeln mit Ki schon gibt? Mir kommt kein KI auf´s System weder PC noch in der DAW! KI führt nur dazu das der Mensch immer Bequemer & Fauler wird, denn wie soll man etwas Lernen wenns die Ki einem abnimmt? OK die 60j Haft finde ich extremst Übertrieben die sollen das Geld einfrieren was er besitzt zu Geld machen 3j Haft verpassen,wenn der raus kommt und noch Lebt ein paar Auflagen so wie Verbote verpasseen.

    Schwitters‘ Kurt sagt:
    1

    Das alte Räuber-und-Gendarm-Spiel. Und die Ganoven sind immer einen Tick schneller. (2017, Respekt.) Opium war sicher medizinisch eine bahnbrechende Erfindung/Entdeckung. Dass man sich damit aber auch einen treuen Kundenstamm aufbauen kann, hatten einige schnell gespitzt. Zu was man alles ein Brotmesser benutzen kann, hatte der Erfinder von Selbigem, sicher auch nicht auf dem Radar. Der Mensch sollte eigentlich intelligent genug sein, nicht alles möglich zu machen was möglich ist. Erst sich die Frage stellen, ob der Schaden den Nutzen übersteigt. Das Einsparpotential das KI mit sich bringt, wird die Kosten die die Schäden verursachen hoffentlich decken. Dann wäre es wenigstens Zeitvertreib. Ansonsten wäre die Brühe teurer wie die Bocken.

    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/chatgpt-kriminalitaet-ki-cyber-kriminelle-100.html

    Bourian Boubbov sagt:
    0

    Oh, die armen Streaming Platformen!! Das ist ja ein harter Schlagfür sie! Weil ein „Niemand“ sich andreistet ihnen Geld abzuknüpfen muß er womöglich für 60Jahre hinter Gitter?
    Das ich nicht lache. Die kriminellen sind die Platformen. Die Schrottauflösung, in der die meisten Alben angeboten werden ist eine Zumutung. Musiker und Künstler haben, seit Jahrtausenden, meistens das Nachsehen.

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