Steinway & Sons – übernehmen chinesische Investoren?
Diese Woche ging es durch die Presse: Der traditionelle Piano-Hersteller Steinway & Sons könnte von der China Poly Group übernommen werden. Das könnte für die Firma von Vorteil sein.
Während die Bundesregierung ja gerade ein Gesetzt vorbereiten will, durch das die Übernahme von Branchen-relevanten Firmen in Deutschland durch Firmen aus Nicht-EU-Ländern erschwert werden soll, bahnt sich eventuell eine große Übernahme im Klavierbereich an. Der Branchendienst Bloomberg meldete in dieser Woche, dass Steinway & Sons nach China verkauft werden soll.
Steinway & Sons – Flügel in den großen Konzertsälen der Welt
Das Unternehmen Steinway & Sons wurde 1853 in New York von deutschen Auswanderern gegründet. Die ganze Geschichte dazu gibt’s bei Wikipedia. Die Firma beschäftigt aber auch über 400 Mitarbeiter in Hamburg. Von dort wird u.a. der europäische Markt versorgt. Die Steinway-Flügel, allen voran der große Konzertflügel D-274, gehören sicher zu den berühmtesten Pianos überhaupt. Sie stehen in vielen Konzertsälen und Tonstudios und sind auf unzähligen Aufnahmen verewigt.
Wenn ein solch renommiertes Unternehmen durch eine chinesische Gruppe übernommen werden könnte, ist die Aufmerksamkeit vieler erstmal gewiss. Aber im Gegensatz zu anderen Branchen, in denen es oft genug um Technologietransfer geht, sieht die Sache hier ein bisschen anders aus.
Zum einen wissen die Chinesen längst sehr gut, wie man Klaviere und Flügel baut. Zum anderen gibt es viele weitere hervorragende Klavierbauer von Bechstein bis Yamaha. Berühmt ist die Marker sicher, „systemrelevant“ ist Steinway & Sons aber nicht. (Ja, ich weiß, einige Pianisten sehen das sicher anders!)
Aktuell gehört Steinway & Sons übrigens dem amerikanischen Milliardär John Paulson, der das Traditionsunternehmen im Jahr 2013 mit seiner Investmentgesellschaft kaufte. Aber in der Regel stoßen solche Gesellschaften irgendwann ihre Anteile auch wieder ab. Ziel des Investments ist da ja meist ein Gewinn und nicht der eigentliche Besitz eines Unternehmens.
Was ein Verkauf nach China bedeuten könnte
China ist für Steinway & Sons ein wichtiger Markt. Die wachsende chinesische Mittel- und Oberschicht ist bekannt dafür, sich auch mehr und mehr Luxusartikel zu leisten. Dazu kommt die Tatsache, dass gerade klassische Musik für viele Familien dort auch einen sehr wichtigen Stellenwert bei der Bildung ihrer Kinder hat.
Doch für eine amerikanische Marke ist der Zugang zum chinesischen Markt bekanntermaßen nicht immer einfach. Hier könnte ein chinesischer Eigentümer von extremem Vorteil sein und den Vertrieb deutlich vereinfachen. Das eröffnet Wachstumschancen für das Unternehmen. Dass es zu einer Produktionsverlagerung von Flügeln nach China kommen könnte, ist eher nicht zu befürchten. Schließlich sollte ein Luxusartikel auch stets aus den entsprechenden Werkstätten kommen – und die sind in diesem Fall nun mal in New York und Hamburg. Da im Jahr nur ca. 3000 Flügel und 600 Klaviere von Steinway & Sons hergestellt werden, käme man um eine Produktionserweiterung wohl kaum rum.
Übrigens ist die Poly Group aus China laut Bloomberg nicht der einzige mögliche Käufer. Gleich mehrere Investoren sollen ihr Interesse an Steinway & Sons bekundet haben. Noch ist also nichts entschieden.
Wer selbst beim Bieten um das Traditionsunternehmen mitmischen will, kann also noch einsteigen. Allerdings benötigt man schon ein bisschen mehr Kapital als nur für einen aktuellen Konzertflügel, dessen Neupreis auch schon im sechsstelligen Bereich liegt. Insider schätzen den Preis für die komplette Firma auf eine Milliarde US-Dollar.