Spotify Zahltag 2024: 10 Milliarden US-Dollar für die Musikindustrie – ist das wirklich ein Erfolg für alle?
Wie fair ist Spotify? Anthrax-Drummer: „Da verdient man mehr mit Limonade“
Spotify hat einen neuen Meilenstein erreicht und für das Jahr 2024 mehr als 10 Milliarden US-Dollar an die Musikindustrie ausgeschüttet. Damit belaufen sich die Gesamtauszahlungen des Streaming-Dienstes seit seiner Gründung auf fast 60 Milliarden Dollar. Laut David Kaefer, VP und Head of Music des Unternehmens, ist dies erst der Anfang einer Entwicklung, die die Art und Weise, wie Menschen Musik konsumieren und dafür bezahlen, nachhaltig verändert hat. Aber wirkt sich das Streaming-System wirklich positiv für alle Musiker aus? Natürlich nicht.
Spotify Lizenzausschüttung 2024
Wie viele Musiker verdienen wirklich gutes Geld?
Besonders stolz verweist Spotify auf die wachsende Zahl von Künstlern, die über die Plattform ihren Lebensunterhalt verdienen. Während 2014 rund 10.000 Künstler mindestens 10.000 US-Dollar pro Jahr über die Plattform generierten, werden es 2024 „weit über“ 10.000 Künstler sein, die mehr als 100.000 US-Dollar pro Jahr einnehmen. Das klingt auf dem Papier natürlich nicht verkehrt. Kaefer betont zudem, dass Streaming für Musikfans zu einem selbstverständlichen Modell geworden sei und dass der Streaming-Anbieter mit personalisierten Empfehlungen, einer werbefinanzierten Gratisversion und einer globalen Marktstrategie eine besondere Rolle in diesem Wandel spiele.
Björk kritisiert Spotify: „Das Schlimmste, was Musikern passieren konnte“
Doch während die Streaming-Plattform diesen wirtschaftlichen Erfolg feiert, hält die Debatte um Verteilungsgerechtigkeit an. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, dass die Einnahmen für viele Künstler nicht ausreichen, um von ihrer Musik leben zu können. Zuletzt äußerte sich die isländische Musikerin Björk kritisch zu Streaming-Plattformen und bezeichnete Spotify als „das Schlimmste, was Musikern passieren kann“. Die Plattform zwinge Künstler dazu, mehr auf Tour zu gehen, um sich finanziell über Wasser zu halten.
![Björk kritisiert Spotify: „Das Schlimmste, was Musikern passieren konnte“](https://www.gearnews.de/wp-content/uploads/2025/01/bjoerk-2022-1024x565.jpg)
Ähnlich äußerte sich Anthrax-Schlagzeuger Charlie Benante, der Streaming als Sackgasse für Musiker sieht und behauptet, dass sogar der Straßenverkauf von Limonade profitabler sein könnte. Die Kritik an dem Geschäftsmodell ist nicht neu, wird aber immer lauter, je mehr sich die Musikindustrie auf Streaming verlässt und je weniger alternative Einnahmequellen es für Künstler gibt.
Spotify expandiert weltweit – doch wird Musik überall gleich bezahlt?
Der Streaming-Anbieter hingegen verteidigt sein Modell und verweist darauf, dass der Streaming-Markt weiter wachse und neue Möglichkeiten für Künstler schaffe. Mit über 500 Millionen zahlenden Abonnenten weltweit sieht das Unternehmen sogar das Potenzial, diese Zahl in Zukunft auf eine Milliarde zu steigern. Vor allem Märkte wie Indien, Brasilien, Mexiko und Nigeria weisen starke Wachstumsraten auf, was der Streaming-Riese als Bestätigung der eigenen Strategie sieht.
Ein wichtiges Argument für die Plattform bleibt die Demokratisierung des Musikmarktes: Während früher nur Künstler mit Plattenvertrag eine Chance auf kommerziellen Erfolg hatten, könne heute jeder innerhalb weniger Stunden Musik veröffentlichen und weltweit gehört werden. Die Einnahmen würden sich zunehmend auf eine größere Zahl von Künstlern verteilen, statt nur bei wenigen Superstars zu landen.
Kommen endlich faire Tantiemen für Künstler?
Ob dies allerdings ausreicht, um das strukturelle Ungleichgewicht in der Musikindustrie zu beheben, bleibt fraglich. Spotify-CEO Daniel Ek sorgte im vergangenen Jahr für Empörung, als er die niedrigen Tantiemen mit dem Profisport verglich. Es gebe Millionen von Fußballspielern, aber nur eine kleine Elite könne wirklich davon leben.
![Spotify-CEO Daniel Ek: Mehr Einnahmen als Taylor Swift und Drake zusammen?](https://www.gearnews.de/wp-content/uploads/2024/08/daniel-ek-income-01-1024x565.jpg)
Diese Aussage verdeutlicht die Kluft zwischen den Interessen der Plattform und den Bedürfnissen vieler Musiker. Während der Streaming-Gigant seine Einnahmen weiter steigert und neue Märkte erschließt, bleibt die Frage, ob Streaming ein nachhaltiges Modell für alle Beteiligten ist oder ob es nur für einige wenige funktioniert, während die breite Masse der Künstler weiterhin um eine faire Bezahlung kämpfen muss. Bis sich in diesem Bereich etwas zugunsten der Urheber ändern wird, müssen wir sicherlich noch Geduld haben.
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