Single Coil kann nicht wie Humbucker klingen … oder doch?
Tonabnehmer einer E-Gitarre einmal anders
High-Gain mit Single Coil? Was kannst du tun, damit die Stratocaster ähnlich wie eine Gibson tönt und geht das überhaupt?
Jetzt brauchen wir die Humbucker-Gitarre doch!
Das kennt wohl jeder Gitarrist: „Für den richtig fetten High-Gain-Sound nimm doch besser deine Humbucker-Gitarre, mit der Stratocaster und Single Coil geht das nicht!“ Und: „Das klingt zu spitz und drahtig irgendwie und es fehlen die fetten Bässe und singenden Mitten im Ton!“ Das hat doch sicher jeder von euch schon einmal gehört. Aber ist an dieser Aussage überhaupt etwas dran? Oder doch nicht?
Ein kleiner technischer Exkurs zu Single Coil und Humbucker
Single Coil Tonabnehmer bestehen aus einer einzelnen Spule und sind daher einfacher in ihrer Konstruktion. Sie erzeugen einen klaren, transparenten und brillanten Klang. Aufgrund ihrer einfachen Bauweise sind Single Coils anfälliger für Störgeräusche wie Brummen oder elektromagnetische Interferenzen, die oft als „60 Hz Brummen“ bekannt sind. Single Coils haben normalerweise einen geringeren Output im Vergleich zu Humbuckern.
Durch die Verwendung von zwei Spulen erzeugen Humbucker im Vergleich einen „dickeren“ und fülligeren Klang mit mehr Output. Daher klingen Humbucker allgemein wärmer, kräftiger. Natürlich sei zu erwähnen, dass es ebenso Humbucker im Single Coil Format gibt. Hier bei Thomann.de* erhältlich.
Soviel zur technischen Erklärung, aber was sagt das geschulte Ohr?
Erst hören, dann urteilen!
Shawn Tubbs, Studio und Session-Gitarrist aus Nashville/USA hat jüngst in einem Video von REVV Amps (siehe unten) eindrucksvoll hörbar gemacht, wie eine Stratocaster mit Single Coil sehr wohl in der Lage ist, klanglich ähnlich wie eine Gibson mit Humbucker zu tönen. Hört, hört!
Und so funktioniert das Ganze
Die zwei wichtigsten Parameter sind hierbei das Zurückdrehen des Volume-Reglers, um bei Single Coils die Höhen etwas zu zähmen und gleichzeitig etwas mehr Mitten in den Fokus zu rücken. Das funktioniert so tatsächlich ganz ausgezeichnet.
Durch den ohnehin schon geringeren Output von Single Coils sollte am Verstärker oder am Overdrive-Pedal das Gain etwas höher gedreht werden, um diesen Verlust wieder auszugleichen. Auch ein vorgeschalteter Booster kann euch dabei helfen. Weitere Korrekturen am Equalizer sind meist gar nicht nötig. Diese Anpassungen sind in Live-Situationen schnell gemacht und sozusagen im Handumdrehen erledigt.
Persönliches Fazit zu Single Coil vs. Humbucker
Natürlich bleibt in dieser Gleichung noch die Problematik der bekanntlich höheren Empfindlichkeit für Einstreuungen und Rückkopplungen bei Single Coil Tonabnehmern vs. Humbuckern zu berücksichtigen.
Dennoch: Hier geht es mitnichten darum, den Humbucker in seiner zurecht großen Beliebtheit zu schmälern. Doch der hart arbeitende Gitarrist findet sich häufig in Situationen wieder, in der Improvisation gefragt ist. Und das passiert doch meist, wenn nach mehreren Stunden Tanzmusik nun doch kurz die Hardrock-Keule geschwungen werden soll oder im Studio unerwartet High-Gain gefragt ist und man hat die passende Gibson gerade nicht im Gepäck dabei.
Trotz verblüffender Ergebnisse komme ich natürlich dennoch zu dem Entschluss, dass beide Varianten, also Single Coil und Humbucker in jeden guten Haushalt gehören. Wie seht ihr diese „Problematik“?
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