Semimodular oder nicht: Wie steige ich ins Eurorack ein?
Semimodulare Synthesizer und solche im Eurorack-Format sind derzeit absolut angesagt. Nicht nur erfahrene elektronische Musiker wollen sich dieser Tage ihre ersten Module anschaffen – der Trend erfasst auch viele, die bislang kaum etwas mit Synths am Hut hatten. In beiden Fällen stellen sich jedoch zu Beginn dieselben Fragen: Wie steige ich ein? Und: Sollte ich direkt ein ‚echtes‘ Modularsystem holen oder kann ich auch anderweitig loslegen?
Lieber semimodulare Synthesizer oder ein Modularsystem?
Diese Frage lässt sich natürlich schwer pauschal beantworten. Wir wollen aber heute zumindest ein paar grundlegende Dinge klären und erste Hinweise geben, wo die Reise für euch hingehen kann. Die beginnt bei vielen mit sogenannten semimodularen Synthesizern – und dort setzen auch wir an.
Semimodulare Synthesizer sind elektronische Musikinstrumente, die einer festen analogen Klangarchitektur folgen. Sie haben einen oder mehrere Oszillatoren für die Klangerzeugung, meistens noch ein Filter sowie mehrere Modulationsfunktionen wie LFOs. In der Regel können sie via MIDI angesteuert werden. Zudem bieten sie, je nach Preisklasse und Ausstattung, noch weitere Funktionen wie einen Sequencer, einen Arpeggiator, komplexe Modulationsoptionen oder auch Effekte wie Delays oder Reverbs.
Semimodulare Synthesizer: Die Patchbay
All diese genannten Elemente sind, wie in den meisten Keyboard- und Software-Synthesizern, fest miteinander verbunden. Das heißt zum Beispiel, dass der Oszillator automatisch in das Filter geht und anschließend mit einer Hüllkurve und einem Verstärker (VCA) artikuliert wird. Interne LFOs sind zudem auf Elemente wie die Filterfrequenz oder die Pulsbreite des Square-Oszillators vorverschaltet. Mit diesen Elementen lässt sich schon einiges an Sounddesign anstellen. Zudem haben semimodulare Synthesizer eine sogenannte Patchbay, eine Serie an kleinen Kabelanschlüssen. Diese teilen sich auf in Inputs und Outputs und erlauben den Zugriff auf unterschiedliche Schaltkreise der Syntharchitektur. Über die meisten Patchbays von semimodularen Synthesizern kann man beispielsweise interne LFOs auf zusätzliche Parameter wie den VCA routen. Dort würde er dann für einen Tremolo-Effekt sorgen. Dafür werden bei semimodularen Synths immer einige Patchkabel mitgeliefert.
Von der Patchbay zum Modularsystem
Die Patchbays an semimodularen Synthesizern wie dem Moog Mother-32 oder dem Behringer Crave sind eine hervorragende Möglichkeit, um sich mit den Grundlagen des Patchens an einem Modularsystem vertraut zu machen. Mit ihnen können bereits viele komplexe Sounddesign-Experimente wie analoge FM-Synthese oder Amplitudenmodulation unterschiedlicher Parameter angestellt werden. Man kann zudem nichts falsch machen: Alles in alles stecken ist die Devise! Auf diese Art und Weise werden parallel zur händischen Arbeit auch die Ohren geschult. Und das bereitet einen auf weitere modulare Abenteuer vor.
Denn an einem ‚echten‘ Modularsystem geht es noch viel mehr ums Hören als an einem semimodularen Synthesizer. Hier sind es nämlich Module unterschiedlicher Hersteller, die miteinander in einem Gehäuse kombiniert werden, wie wir es bereits an anderer Stelle genauer erklärt haben. Sie haben alle unterschiedliche Vor- und Nachteile und sorgen für unterschiedliche klangliche Resultate. Ihren Zusammenhang zu verstehen, ist daher nicht immer ganz leicht – und es ist gut, wenn man vorher schon ein wenig Übung hat.
Semimodulare Synthesizer sind günstiger als ein Modularsystem
Es gibt also ziemlich viele gute Argumente für einen semimodularen Synthesizer. Und dazu ist es nicht zu leugnen, dass semimodulare Synthesizer deutlich günstiger sind als ein Modularsystem. Während man für ein Einsteigersystem aus mehreren Modulen mindestens 1.000,- Euro einplanen muss, gibt es einige semimodulare Geräte bereits für unter 200,- Euro. Schaut bei Interesse über die unterschiedlichen Optionen gern mal hier in unsere Übersicht rein.
Die Vorteile eines Modularsystems
Dennoch gibt es natürlich auch einige Vorteile, die ein echtes Modularsystem bietet. Allen voran ist da der Aspekt der Personalisierung: Hier kann man als Musiker jedes einzelne Modul selbst auswählen. Ihr könnt euch genau den Oszillator aussuchen, den ihr nutzen wollt – und ihn dann mit einem tollen Filter eines anderen Hersteller kombinieren. Zusammen mit der schier endlosen Auswahl an Effekten ergibt das bereits ein komplexes Klangprofil, das ihr da in Eigenregie konzipiert. Zudem ist der Markt für Eurorack-Module voll mit spannenden Modulationsmodulen. Sie machen das Modularsystem auf Dauer erst so richtig spannend, weil sie in alle Sounds viel Bewegung bringen.
Ein Beispiel aus der Vergangenheit
Gerade weil diese Komplexität einen aber am Anfang umhauen kann, würde ich immer erst zu einem semimodularen Synthesizer raten. Mein ganz persönlicher Weg in den Kosmos des Eurorack hat ebenfalls so angefangen. Nachdem ich viel Zeit mit Keyboard- und Desktop-Synths verbracht hatte, investierte ich vor einigen Jahren in ein Make Noise 0-Coast. Durch eigene Experimente – und natürlich auch einige YouTube-Tutorials – arbeitete ich mich in seinen Sound ein. Als ich dann merkte, wo die Grenzen seines semimodularen Aufbaus lagen, schaute ich mich nach ersten Eurorack-Modulen um, die das 0-Coast ergänzen könnten.
Eurorack-Kompatibilität ist meistens gewährleistet
Das war auch kein Problem, denn semimodulare Synths sind in der Regel mit modularen Systemen im Eurorack-Format kompatibel. Zu meinem 0-Coast holte ich mir zuerst ein Filtermodul, denn einen solchen Schaltkreis hat der Desktop-Synth von Make Noise nicht. Es folgten Effekt- und erste Modulationsmodule. Sie halfen mir dabei, sowohl den Synth als auch Grundlagen der Modularsynthese mit Aspekten wie dem Signalpegel, Abschwächung, Mixing von Modulationssignalen und mehr zu verstehen. Und langfristig waren sie dann der Grundstock für das Modularsystem, das ich heute habe. Zugleich kann ich aber immer wieder an mein 0-Coast zurückgehen und mit ihm effektiv tolle Sounds designen – weil ich seine Architektur bis ins letzte Detail verstanden habe.
Zusammenfassung
Der Titel dieses Beitrags ist, zugegeben, etwas irreführend. Eigentlich gibt es keine richtige „Rivalität“ zwischen semimodularen Synthesizern und Modularsystemen. Vielmehr bieten sie unterschiedliche Zugänge zur selben Sache: einzigartiges Sounddesign auf Basis eigener Entscheidungen. Bei semimodularen Synths liegen diese darin, wie „klassisch“ oder experimentell das jeweilige Gerät genutzt und wie intensiv dabei an der Patchbay gearbeitet wird. Am Modularsystem geht es darum, die vielen Optionen für sich selbst zu fokussieren und die richtigen Module und Patchtechniken für den eigenen musikalischen Stil zu wählen.
Beides braucht Zeit – ist am semimodularen Synth am Anfang aber meist etwas leichter. Aber es sind beide Arten von Instrumenten nur dann wirklich effektiv, wenn man sich intensiv mit ihnen auseinandersetzt. Also: Los, an die Kabel!
Videos mit semimodularen Synthesizern und kleinen Modularsystemen
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Eine Antwort zu “Semimodular oder nicht: Wie steige ich ins Eurorack ein?”
Der Behringer Neutron ist auch ein guter Einstieg.