Retro, golden, teuer, stpVX
Boutique-Hardware Phoenix und Starling vom Vestax-Gründer bestellbar
Kurz nach dem Vestax Bankrott 2014 verkündete Gründer Hidesato Shiino, dass er sich zukünftig wieder auf handverlesene Hi-End Produkte mit höchsten Audioansprüchen konzentrieren möchte, statt auf Stangenware. Nach einigen Mock-ups scheint es nun soweit zu sein. Shiino und seine neue Firma stpVX bieten auf ihrer Website den DJ-Mixer Phoenix und den Hi-Fi-Verstärker Starling zum Kauf an. Cooles Boutique-Design und irgendwie richtig „Vestax wie früher“, nur mit etwas mehr Bling-Bling und gesalzenem Preis.
Ein Stück Geschichte
Wir erinnern uns – Vestax: gegründet 1977 unter „Shiino Musical Instruments Corporation“ als E-Gitarren- und Preamp-Manufaktur, dann 1987 die „Vestax Corporation“, die unter anderem Effektgeräte und Multitrack-Recorder produzierte und schließlich auch mit innovativer DJ-Gear zu Ruhm gelangte.
Es hagelte unter anderem Preise für den besten Mixer (1991, der PCM-20) und den besten Turntable (1997, der PDT-5000, einige Jahre später auch für den PDX-2000) etc. Dann brachten sie 2006 den VCI-100 auf den Markt und lösten damit den DJ-Controller-Boom aus, lange bevor Pioneer erste Rekordbox-DDJs auf den Weg brachte. Missmanagement und einige Fehlentscheidungen in der Produktentwicklung führten laut Hidesato Shiino letztlich zum Bankrott der Traditionsmarke.
Nun besinnt sich der Vestax-Gründer alter Tugenden und wirft gleich zwei Produkte in den Ring, die den Begriff „Klasse statt Masse“ für sich gepachtet zu haben scheinen. Das wird spätestens beim Anblick und beim Preisetikett deutlich:
stpVX Phoenix
Bling-Bling wohin man auch sieht – der Phoenix-Mixer geizt nicht mit goldfarbebnen Design-Elementen, Anschlüssen und aussagekräftigen VU-Metern. Nicht nur über dem Master, sondern auch über dem Mischfeld thronen vier prächtige Pegelanzeigen. In den Kanälen dann Trim, Balance, Dreiband-EQs, Crossfader-Assign, Aux-Send und Vorhörschaltung. Weiter an Bord sind ein Mikrofonweg mit klassischem Zweiband-EQ, ein Master-Isolator (Low, Mid, Hi), ein Enhancer sowie die Send/Return-Abteilung. Cross- und Linefader-Kurven sind einstellbar.
Zahlreiche professionelle Ein- und Ausgänge am Backpanel, darunter XLR-Out für Master 1 und 2 sowie 3 x Phono-In und 5 x Line-In (weitere sind oben hinter den VUs verbaut, ebenso ein Rec-Out), runden das Angebot ab. Haben wollen. Gern auch mit einer Rotary-Baugruppe statt Kanalfadern, wenngleich ich zugeben muss, dass das längst nicht mehr meine Preisklasse ist. Der Phoenix unter den DJ Mischern kostet nämlich satte 800.000 Yen – das entspricht 6.500 Euro. Dazu kommen Steuern und Versand.
stpVX Starling
Starling ist ein digitaler Hi-Fi-Vollverstärker für Audioenthusiasten im amtlichen 19-Zoll fähigen gold-anthrazitfarbenem Chassis. Die Leistung beträgt 2x 100W an 8Ω oder 2x 150W an 4Ω. Zur Beschickung mit Audiosignalen stehen Klinkenbuchsen, XLR und Cinch bereit. Send-Out schickt das Eingangssignal als Line für einen Woofer raus, wobei der Grenzfrequenzpunkt des Lowcut-Filters zwischen 80 Hz und 350 Hz (-12 dB/Okt.) eingestellt werden kann und die Phase umkehrbar ist. Für die Lautsprecher gibt es SPEAKON NL4 Terminals.
Ebenfalls nicht zu verachten: Die schicken VU-Meter sind umschaltbar (Input/Output) – optisch aufbereitet von roten LEDs wenn Input ausgewählt ist und blauem Licht, wenn Output angezeigt wird. Sie verfügen über einen Empfindlichkeitsregler an der Vorderseite, außerdem über beidseitige Eingangsdämpfung (0 dB, 10 dB, 20 dB und infinite mittels Drehregler.) an der Front, wo sich auch ein Cinch-Aux-Input die Ehre gibt.
Der Amp macht nicht nur im Rack und Studio eine gute Figur, so viel ist sicher. Kostet aber immense 480.000 Yen, also knapp 4.000 Euro plus Versand und Steuern.
Mehr High-End
Hidesato Shiino verspricht für die neuen Produkte Top Sound und Verarbeitung. Wenn die Dinger so klingen wie sie aussehen, dann Hut ab. Im Club dürften wir wohl keines der beiden Geräte antreffen und ich könnte mir auch vorstellen, dass es nicht leicht ist, eines dieser Teile als Testmuster unter Finger zu bekommen.
Beide Produkte können aber nun hier vorbestellt werden. Ich hoffe, es folgen noch weitere, gern auch in anderen Preisdimensionen und vielleicht kommt Vestax ja auch irgendwann als Marke zurück, so wie die Technics Turntables.