von Dirk | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
Plug-ins im Abo mieten: Praktisch oder Abzocke?

Plug-ins im Abo mieten: Praktisch oder Abzocke?  ·  Quelle: gearnews

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Wer sich für Plug-ins interessiert – und das trifft bestimmt auf einen Großteil von uns zu – hat bestimmt schon mal die diversen Mietangebote von Herstellern gesehen. Für einen monatlichen Betrag gibt es Zugriff auf eine Auswahl von Plug-ins eines Entwicklers, manchmal ist es auch die gesamte Kollektion. Mietkauf, auch als „Rent-to-Own“ oder unter ähnlicher Bezeichnung bekannt, ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches mehr. Sind das die zukünftigen Wege der digitalen Distribution? Bringt das Vorteile? Ist das ein guter Deal oder einfach nur Abzocke? Dieser Artikel versucht, Vor- und Nachteile herauszustellen. Aber auch eure Meinung interessiert uns! Wie denkt ihr über dieses Thema?

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Abo/Subscription

Gute Beispiele für das Modell mit monatlichen Subscriptions sind Roland Cloud oder das Slate Digital Everything Bundle der Slate Digital All Access Pass. Der monatliche Preis richtet sich nach dem Abo, für das ihr euch entscheidet. Je länger dieses läuft, desto kleiner fällt der Preis aus. Bei Roland müsst ihr mindestens für ein Jahr abschließen, bei Slate Digital kann auf Wunsch auch strikt monatlich gearbeitet werden – dann ist die Gebühr aber noch mal um einiges höher, als wenn ihr längerfristig mietet. Oft gibt es neben den Plug-ins zusätzlichen Bonus wie Cloud-Speicher, Online-Kurse oder Möglichkeiten für gemeinsames Arbeiten an Projekten. Die DAW Pro Tools von Avid geht seit ein paar Jahren ebenfalls den Abo-Weg, alternativ gib es weiterhin die sogenannte Perpetual License. Ähnlich ist es bei Bitwig mit Studio. Hier zahlt ihr für zukünftige Updates einen Obolus („Upgrade Plan“) oder müsst euch die nächsten Versionen nochmals neu kaufen.

Gobbler ist eine Website, die sich auf Abos von verschiedenen Anbietern spezialisiert hat. Hier findet ihr Angebote von Softube, Eventide, SSL, NUGEN Audio, XILS-Lab, McDSP, Le Sound oder auch Slate und vielen weiteren Entwicklern.

Mal durchrechnen

Ich will mal das SSL Native Complete Bundle für ein Gedankenspiel nehmen. Wenn ich das Bundle kaufen will, muss ich aktuell 1.199 Euro bezahlen. 10 Plug-ins sind in dieser Kollektion enthalten. Bei Gobbler bezahle ich knapp 150 US-Dollar, wenn ich das Paket für ein Jahr miete und im Vorfeld bezahle. Wenn ich für ein Jahr buche, aber monatlich bezahlen will, kostet mich das aufgerundet 15 US-Dollar pro Monat, also knapp 180 US-Dollar für das Jahr. Wenn ich monatlich miete und dabei jederzeit kündigen will, muss ich knapp 25 US-Dollar hinlegen. Auf das Jahr gerechnet sind das gut 300 US-Dollar, also doppelt so teuer wie bei der erstgenannten Option. Selbst bei dieser eher teuren Variante würde sich der Kauf im Vergleich erst nach vier Jahren rentieren, bei dem günstigen Angebot sogar erst nach acht Jahren. Während des Abos hätte ich aber immer die aktuellsten Versionen.

Waves bietet gleich verschiedene Modelle an, der Update-Plan ist dabei so ein bisschen versteckt. Denn grundsätzlich könnt ihr jedes Plug-in des Herstellers kaufen, praktischerweise gibt es permanent Sales mit teils ordentlichen Rabatten. Wenn ihr ein Produkt gekauft habt, geht die Geschichte mit dem Update-Plan los. Denn nur für ein Jahr bekommt ihr Updates und Support. Das Plug-in gehört euch zwar dauerhaft, aber wenn ihr weiterhin Updates und Service haben wollt, müsst ihr den Update-Plan verlängern. Der Preis richtet sich nach der Anzahl der lizensierten Produkte, die ihr aktualisieren wollt. Bei Bundles bekommt ihr während der Laufzeit automatisch neue Produkte, wenn diese dem Paket zugefügt werden. Außerdem gibt es Rabatte beim Kauf von neuen Plug-ins. Neu ist Waves Audio Flex. Dabei handelt es sich im Prinzip um einen Mietkauf. Für bis zu 20 Plug-ins zahlt ihr 24 Monate lang einen festen Betrag und am Ende gehört euch die Software.

Rent-to-Own

Waves ist nicht das einzige Unternehmen, das dieses Modell benutzt. Vorreiter war in dieser Hinsicht der Sample-Anbieter Splice. Für den Vertrieb von Samples scheint das Abo generell eine sehr erfolgreiche Methode des Vertriebs zu sein. Splice hat aber sehr früh ganzheitlich gedacht und auch Software im Angebot aufgenommen. Dafür hat sich der Distributor das Rent-to-Own-Prinzip ausgedacht und mit dem Mietkauf des Wavteable-Synthesizers Serum von Xfer Records direkt einen Coup gelandet. Der Entwickler Xfer Records macht nie Sales. Rent-to-Own war also eine gute Gelegenheit, den Software-Synthesizer legal zu erwerben und quasi monatlich abzustottern.

Der Verkaufspreis fällt nicht höher aus als üblich. Wenn das Geld knapp ist, kann eine Pause eingelegt werden und auch eine Kündigung ist jederzeit möglich. Wer will, kann auch den restlichen Betrag auf einmal bezahlen. Was mit Serum angefangen hat, ist mittlerweile auf eine ganze Palette von Produkten diverser Hersteller ausgeweitet worden. Arturia, iZotope, D16 Group, Accusonus, Softube und weitere renommierte Entwickler sind dabei. Ich selbst habe übrigens Serum über Splice gekauft und finde das Prinzip sehr gelungen. Aber nicht nur Waves oder Splice bieten Mietkauf an — auch ein Hersteller wie Propellerhead hat sich neuerdings dafür entschieden.

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Vor- und Nachteile von Subscription-Modellen

+ wenn die Software nur kurzweilig genutzt wird, kann es günstiger sein als Kauf der Vollversionen

+ ihr habt immer die aktuellsten Versionen und Service

+ häufig zusätzlicher Bonus (z.B. Online-Kurse)

– die Software „gehört“ euch nur, solange ihr bezahlt

– Installation zusätzlicher Software notwendig

– ihr müsst regelmäßig online sein, um die Lizenz zu prüfen

Vor- und Nachteile von Mietkauf

+ nach der Laufzeit gehört euch die Software

+ der Preis fällt nicht höher als beim Direktkauf aus

+ ihr werdet monatlich mit einem kleinen Betrag belastet

+ kann jederzeit gekündigt werden, Software ist dann allerdings futsch

– Installation zusätzlicher Software notwendig

– ihr müsst regelmäßig online sein, um die Lizenz zu prüfen

– Updates nach der Laufzeit müsst ihr eventuell wieder bezahlen

Fazit

Das Mieten von Software ist unter gewissen Umständen besser als der Ruf. Bei Bundles rentiert sich der Kauf erst nach Jahren, wenn man den üblichen Verkaufspreis zu Rate zieht. Immer aktuelle Updates und mehr Service sind klare Vorteile. Mietkauf ist eine günstige Methode, ein Plug-in auf legalem Weg entweder kurzfristig zu nutzen oder langfristig zu erwerben und dafür nicht viel Geld auf einen Schlag auszugeben. Sowohl beim Abo als auch bei Rent-to-Own muss eine zusätzliche Software installiert werden, die sich um die Lizenz kümmert. Der Rechner muss also regelmäßig online sein. Am besten ist, wenn Kunden die Wahl haben und nicht zu einer Methode gezwungen werden. Ein Mietanbieter wie Gobbler wäre richtig genial, wenn User sich aus dem Angebot der verschiedenen Hersteller ein individuelles Bundle zusammenstellen könnten.

Auch in anderen Bereichen wie Fotografie, Grafik und Design ist diese Art der Kundenbindung schon lange angekommen. Hier sollte man darauf achten, alle Abos im Blick zu haben, so dass das Konto am Monatsende für einen Kasten Wasser noch ein wenig im Plus steht.

Was denkt ihr?

Habt ihr schon mal Plug-ins gemietet oder als Rent2Buy erworben? Ist Subscription Geldmacherei? Was können die Hersteller besser machen? Fragen über Fragen. Ich freue mich auf eure Meinung!

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10 Antworten zu “Plug-ins im Abo mieten: Praktisch oder Abzocke?”

    Mick sagt:
    0

    Das habe ich bei recording.de geschrieben über die Roland Cloud, wo man nach einem Abojahr ein Wunsch-PlugIn geschenkt bekommt.

    1 Jahr Roland Cloud = 210,-€ und am Jahresende bekommt man z.B. den Roland Promars geschenkt, Wert = 110,-€
    Also sind es nur 100,-€ / 12 Monate / ca. 20 PlugIns stehen zur Verfügung .

    Ergo bezahlst Du pro PlugIn im Monat ….0,41€, und selbst wenn Du nur die Hälfte nutzt, sind es läppische 0,80€.

    …dann wären wir so ungefähr auf dem Level der finanziellen Komponente, ob wir uns auf der Pommes die Majo leisten können!:D

    Zudem, je grösser der Zeitraum um so günstiger wird das Ganze, und beim Fünfjahresabo wären das dann auch 5 geschenkte PlugIns!…nehme ich an…

    Ich bin mit Arturia und Co. gut versorgt, und will auch eher PlugIns ausmisten, ansonsten wäre ich dabei!

      studybees sagt:
      0

      Tatsächliches Eigentum nennt man Besitz. Besitz erlaubt ein
      uneingeschrenktes Gebrauchsrecht. Dabei steht es jederzeit
      frei, zeitlich unbegrenzt über Nutzung und Verwendungszweck
      zu verfügen. Rent-to-Own mag oberflächlich betrachtet, eine
      günstige Methode sein: Etwas kurzfristig mit kleinen Geldbeträgen,
      zu erwerben, dessen Gesamtkosten man nicht überschaut, klingt
      verlockend. Letzlich ist aber auch dies nur ein verdeckter Kredit,
      gebunden an einen vertragsbedingten Ratenkauf. Wer wirklich an
      einem Lizenserwerb interessiert ist, sollte erst gängige Demos testen,
      um dann zu entscheiden, braucht man das wirklich, oder war es nur ein
      all zu menschlicher Kaufimpuls. Ansonsten hängt man in der gängigen
      Abbofalle, üder den sich natürlich jeder Kaufmann freut. ;P

      krypto sagt:
      0

      Dieses „hoch“ oder „runter“ rechnen auf einen Tag etc. ist genau der Trick dabei um es Schmackhaft zu machen. Trotzallem ist es ein Abo und du bist verpflichtet es zu bezahlen oder es ist weg. Wenn eines Tages deine finanzielle Lage sich in die nicht gewünschte Richtung ändert, dann bist du vielleicht dazu gezwungen dein Abo zu kündigen. Wenn du es gekauft hättest, bzw. es kaufen konntest, gehört es auch dann dir, wenn es dir mal finanziell nicht so gut geht, dann kannst du trotzallem damit arbeiten. Und wenn Roland sich entscheidet mal das Abo um 100% zu verteuern, denn schliesslich versuchen jetzt es schon einige, dieses zu tun. Was tust du dann, knallhart kündigen ? Du hast dann in djedem Projekt ein Plugin drin, das du nicht „besitzt“ sondern im Abo drin ist. Und genau so rechnen diese Typen das und wir meinen mit 1 € pro Tag sieht das nicht so schlimm aus. Ist es aber, man sehe nur genauer hin!

      Es hat einen Vorteil, aber nur für den Anbieter. Mieten für ein kurzes Projekt, wie es die Filmemacher tun, ist auch gut, solange man in Monatstakt kündigen kann, die wollen aber meist ein fettes Jahresabo und nur kündbar in einem Jahr!

    Kasper Hauser sagt:
    0

    Ich kenne keinen, der sich Plugins zum Listenpreis kauft. Die regelmäßigen Angebote reduzieren oft vom 300€ auf 25€ (z.B. pluginalliance mit Aktion UND monatlichem Gutschein etc.) An Ende lohnt sich das dann schon für ganz wenig Einsatz.

    vaikl sagt:
    0

    Propellerhead hat schon länger ein „Vorgänger“-Modell des Rent-to-own im Angebot gehabt, bei dem man zu einem fixen monatlichen Mietpreis bis zu einem darauf basierenden Maximalbetrag Reason-Extensions benutzen kann und diese innerhalb des Maximalbetrags (also der Summe der Einzelkaufpreise der Extensions) beliebig und monatlich wechseln kann. Das ist dann wie „Rent-to-try-forever“ und hat mir bislang viele Tests interessanter Extensions und eine kleine Palette dauerhaft „gemieteter“ Plugs eingebracht, die ich nicht missen will.

    Leider haben sich anscheinend zu wenig Kunden für dieses Modell interessiert, sodass es mittlerweile nicht mehr beworben wird und nur noch per Deep Link auf der Site zu finden ist. Schade.

    krypto sagt:
    0

    Es hat, wie ich auch herausgefunden habe, einen ganz erheblichen Nachteil der nicht erwähnt wird. Beim Mieten bist du immer der Preisgestaltung des Anbieter ausgesetzt. Sie erhöhen den Preis nach Lust und Laune oder sie nehmen ein Plugin aus dem Bundle raus, und man kan nichts tun, ausser kündigen. Und da die wissen das du das eventuell länger brauchst, lässt man sich das über sich ergehen.
    Neuster Fall: Avid mit ProTools…
    Meine Meinung: Abos gehören verschwunden wenn nicht verboten!
    Adobe hätte nie mit diesem mist anfangen müssen, NIE!

      Tom sagt:
      0

      Ja, das ist ein wichtiger Punkt.
      Für Adobe ist das Abonnement-Modell eine Goldgrube und nur das zählt für das Unternehmen. („Recuring Revenue“ nennt man das neudeutsch, also wiederkehrende Einnahmen).
      Leider ist es tatsächlich so, dass man als Kunde der Preisgestaltung auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist – eine Entwicklung, die man bei Adobe, Microsoft aber auch im Streamingbereich bei Netflix und Amazon beobachten kann.
      Bei der Roland Cloud soll es übrigens keine Preiserhöhungen geben, dies hatte mir auf eine Voranfrage ein Vertriebsmitarbeiter von Roland zugesichert und ich bin sehr gespannt, ob sie ihr Versprechen diesbezüglich halten werden. Immerhin sind Rent-To-Own bzw. das Roland-Modell (1 Plugin pro Jahr fest) eine positive Entwicklung, denn man erhält einen greifbaren Gegenwert.

    loenik sagt:
    0

    Wenn man es neben dem Normalkauf als Finanzierungsmöglichkeit angeboten bekommt als Alternative dann von mir aus. Meine Befürchtung ist allerdings das dieses Abomodell Schule macht und man für jede Software (nicht nur Audiosoftware) ein Abo nach dem anderen abschliessen muss.Das heisst irgendwann, ich muss für jede Software die ich auf dem Rechner habe ein Abo aufmachen. Ohne die Alternative die Software käuflich zu erwerben, bin ich absolut dagegen. Das sind unübersichtliche monatliche Kosten die sehr schnell in die Höhe steigen und sich nicht jeder leisten kann. Und wenn man in finanziele Schieflage gerät was dann ? Das ist genau das gleiche, wie als wenn ich alles auf Kredit kaufen würde.

    daniel sagt:
    0

    Mich nervt die Mieterei, die Einloggerei und Speicherei von Lizenzen auf sticks. Adobe ging diesen Weg mit der Bildbearbeitungssoftware, die jetzt so teuer ist, dass sie ausschliesslich von Werbeprofis noch bezahlt werden kann. Definitiv Abzocke in diesem Fall. Ein Plugin einmal kaufen, brauchen können und Ruhe haben, finde ich ultimativ stylish! liebe Grüsse in die Runde!

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