von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Pedalboard-Verstärker: Amp in a Box

Pedalboard-Verstärker: Amp in a Box  ·  Quelle: David Vasconez / Alamy Stock Foto

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Pedalboard-Verstärker haben sich in den letzten Jahren als eine faszinierende, platzsparende und praktische Entwicklung etabliert. Diese kompakten, leistungsstarken Geräte wollen die Brücke schlagen zwischen praxisorientierten Multi-FX-Verstärkern und dem klassischen Gitarre-Pedalboard-Amp-Cabinet Setup.

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Verstärker wie der DSM Simplifier, das Strymon Iridium oder der Walrus ACS1 haben sich dabei in den letzten Jahren von einer Nischenlösung zu einem weit verbreiteten Werkzeug für Gitarristen aller Genres entwickelt. Das Konzept: Die Vielseitigkeit und den Sound, den man von einem traditionellen Verstärker erwartet, mit der Bequemlichkeit und Flexibilität eines minimalen Setups vereinen. 

In diesem Artikel schauen wir, für wen Pedalboard-Verstärker besonders geeignet sind, zeigen Vor- und Nachteile auf und geben Einblicke in die Besonderheiten der Amps. Ob für das Home-Studio, Live-Auftritte oder als Teil eines professionellen Touring-Rigs – Pedalboard-Verstärker bieten eine spannende Perspektive auf die Gestaltung deines Gitarrensounds. Vorausgesetzt, sie werden korrekt in den eigenen Signalweg eingebunden.

Ach, und Grüße an alle, die die Anspielung auf Alice in Chains verstanden haben. 

Was sind Pedalboard-Verstärker — und was nicht?

Pedalboard-Verstärker (auch Pedalboard-Amps oder Amp in a Box genannt) sind im Grunde Verstärker-Simulationen in einem kompakten, Pedalboard-freundlichen Format. Dabei liefern die kleinen „Verstärker“ jedoch keine eigene Leistung zum Antrieb eines Speakers. Vielmehr sind sie konzipiert, um einen DI-Betrieb zu ermöglichen, also direkt in eine FRFR oder PA-Anlage gespeist zu werden. Das unterscheidet die hier vorgestellten Pedalboard-Amps auch von Geräten wie den Victory Power-Amps, die auf viel Leistung im kleinen Formfaktor setzen.

Der Verzicht auf einen Großteil der klassischen Verstärker-Technologie und das Integrieren von zahlreichen digitalen Lösungen macht die Pedale besonders handlich. Sie lassen sich auf bestehenden Pedalboards integrieren — vorausgesetzt natürlich, das aktuelle Board ist noch mit ausreichend Platz gesegnet.

Die Technologie hinter der Soundgestaltung von Pedalboard-Verstärkern variiert zwischen analogen Schaltungen wie beim DSM Simplifier und digitalem Modeling (z. B. Strymon Iridium), wobei jedes Gerät darauf abzielt, eine breite Palette von Sounds und Charakteristiken traditioneller Verstärker nachzubilden. Besonders beliebt als Vorbilder sind dabei mal wieder die drei großen Namen der klassischen Verstärker-Landschaft: MarshallFender und Vox. Schade eigentlich, dass hier nicht auch mal moderner gedacht wird.

Neben den Verstärkermodellen sind vor allem die integrierten Boxensimulationen entscheidend für den Sound der kleinen Kästen. Ein Großteil der Pedalboard-Amps setzt auf digitale IRs und lassen sich mit der zugehörigen Software auf die eigenen Soundgewohnheiten hin optimieren. Ganze IR-Bibliotheken lassen sich mittlerweile online finden — von klassisch bis highgain ist alles dabei. Alternativ dazu kommen auch CAB-Sims, also digitale Soundprozessoren zum Einsatz. Zum Unterschied haben die Jungs und Mädels von Laney einen spannenden Artikel verfasst: IR vs. CAB Sims

Wichtiges Auswahlkriterium: Zusätzliche Features

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DSM Humboldt Simplifier - klassischer Pedalboard-Verstärker
DSM Humboldt Simplifier · Quelle: DSM Humboldt / Youtube

Welcher Pedalboard-Verstärker der beste für dein Board ist, lässt sich meist vor allem an den zusätzlichen Funktionen festmachen. Klanglich bieten alle modernen Pedalboard-Amps ein breites, hochwertiges Spektrum — Unterschiede lassen sich zwar machen, dabei ist jedoch Geschmacksache, welches System technisch besser zu deinem Sound passt: 

Nahezu alle Hersteller von Pedalboard-Verstärkern integrieren zusätzliche Features in ihre Systeme. FX-Loops zum Einspeisen von Wet-Effekten nach der simulierten Vorstufe, Kopfhörerausgänge für stilles Üben oder USB-Anschlüsse für direkte Aufnahmen sind denkbar. Die Flexibilität und Vielseitigkeit von Pedalboard-Verstärkern machen sie so zu einer attraktiven Option für Gitarristen, die ein leichtes, aber leistungsfähiges Setup für Live-Auftritte oder Studioanwendungen suchen.

Das bringt uns zum nächsten Punkt — wer hat etwas von der Amp in a Box Idee?

Für wen sind Pedalboard-Verstärker geeignet?

Pedalboard-Verstärker haben eine breite Zielgruppe. Vom Hobby-Musiker, der im Heimstudio kreativ sein möchten, bis hin zu professionellen Künstlern, die eine zuverlässige und vielseitige Lösung für Live-Auftritte und Tourneen suchen — beinahe jeder Gitarrist kann einen Pedalboard-Verstärker im Grunde einsetzen, so er oder sie es denn möchte. Die kompakte Größe macht sie jedoch natürlich besonders attraktiv für Musiker, die Wert auf Mobilität und Flexibilität legen — ob auf der Bühne oder dem Sofa sei dahingestellt.

Hobbymusiker finden in Pedalboard-Verstärkern eine ideale Lösung, um eine breite Palette von Sounds abzubilden, ohne mehrere schwere und sperrige Verstärker besitzen zu müssen. Und ohne sich durch diverse Sub-Menüs zu klicken, um den Sound am Mac oder PC zu generieren. Die Möglichkeit, dank Kopfhörerausgang leise zu üben oder direkt in einer DAW aufzunehmen, ist ebenfalls von Vorteil — wenn hier auch andere Systeme ebenfalls denkbar wären (Modeler wie der Quad Cortex oder Kemper machen hier ebenfalls eine sehr gute Figur!).

Professionelle Gitarristen und Session-Musiker schätzen die Schnelligkeit und Einfachheit, mit der sie ihr Setup für verschiedene Projekte anpassen können. Die direkte PA-Anbindung bei hoher Klangqualität ermöglicht es, auf jeder Bühne und in jedem Studio schnell und reproduzierbar auf den eigenen Sound zu kommen. Und das, ohne sich auf die Verfügbarkeit oder vor allem Zustand von bereitgestellten Amps verlassen zu müssen.

Vorteile von Pedalboard-Verstärkern

Passt aufs Pedalboard.
Passt aufs Pedalboard · Quelle: Walrus Audio

Musiker, die regelmäßig live spielen, profitieren besonders von der Robustheit und dem geringen Gewicht der Pedalboard-Verstärker. Das reduzierte Gewicht und Volumen des Equipments ist ein Segen. Nicht nur bei häufigen Standortwechseln und engen Zeitplänen ist das von Vorteil. Auch der Rücken und die Kolleginnen und Kollegen danken, wenn die acht 4x12er Cabinets nun nicht mehr geschleppt werden müssen. Zudem ermöglicht die Konsistenz des Sounds, unabhängig vom Veranstaltungsort, eine verlässlichere Performance, als es die zickigen Röhren erlauben würden.

Pedalboard-Verstärker sind super praktisch für Gitarristen, weil sie leicht, flexibel und klangstark sind. Sie sind einfach zu transportieren, passen auf jedes Pedalboard und liefern trotz ihrer geringen Abmessungen einen tollen Sound. Man kann sie direkt an die PA anschließen, was Auftritte vereinfacht. Außerdem sind sie einfach zu bedienen, was sie für alle Spielstärken attraktiv macht. Kurz gesagt, sie sind eine top Wahl für Musiker, die unterwegs sind oder daheim und auf der Bühne vielseitige und qualitativ hochwertige Sounds suchen.

Der perfekte Verstärker also? Nein. Das wäre schließlich viel zu einfach, denn die kleinen Kameraden haben natürlich auch ihre Nachteile.

Schattenseite: Die Nachteile von Pedalboard-Verstärker

Klangqualität im Vergleich zur Röhre: Wir haben schon so oft über die Qualität und die Faszination Röhrenverstärker gesprochen. Und das nicht ohne guten Grund: Das Erlebnis, einen echten Amp an einer echten Box in einem echten Raum zu spielen, ist unvergleichlich. Ob es nun an der bewegten Luftmasse oder am Gefühl liegt, im Umkreis von 200 m gehört zu werden. Und wie auch alle anderen digitalen oder analogen Simulationen werden Pedalboard-Verstärker vermutlich niemals an diesen Sound herankommen.

Abhängigkeit von der Qualität der Effektpedale: Da Pedalboard-Verstärker oft in Verbindung mit Effektpedalen verwendet werden, hängt die Qualität des Setups stark von der Güte (und der richtigen Verkabelung) dieser Pedale ab. Gitarristen, die in hochwertige Pedalboard-Verstärker investieren, sollten sich bewusst sein, dass die Endleistung auch von den verwendeten Effekten und deren Zusammenspielmit dem Amp abhängt.

Komplexität des Setups: Obwohl eines der Hauptziele von Pedalboard-Verstärkern darin besteht, das Setup zu vereinfachen, kann die Integration eines neuen Amps in ein bestehendes Pedalboard zunächst komplex erscheinen. Die Optimierung des Sounds und das Verständnis der verschiedenen Anschlussmöglichkeiten und Funktionen kann eine (steile) Lernkurve darstellen, besonders für weniger erfahrene Benutzer. 

Mein Amp — eine lange Suche geht zu Ende?!

Ja, auch ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ein Pedalboard-Verstärker in mein Setup passen würde. Und wenn ja, welche Art von Amp in a Box mir am ehesten passen würde.

Witzigerweise war vor allem der fehlende FX-Loop von Iridium und ACS1 der ausschlaggebende Grund für meinen Griff zum DSM Simplifier MK II.

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Der rein analog arbeitende Mini-Amp liefert mit amtlichen Sounds nach der Art von Marshall, Vox und Fender eine gute Pedal-Plattform. Außerdem kann ich dank vollwertigem Effekt-Loop Delay und Reverb nach der Vorstufe in den Amp einfließen lassen und so Sound erzeugen, die mehr zu meiner Art, Gitarre zu spielen, passen. Auch Claudius hatte sich den Vorläufer des MK II bereits angeschaut: 0 Watt Verstärker fürs Pedalboard.

Einzig die fehlende Möglichkeit, unterschiedliche Presets per Fußschalter zu wechseln, trüben den Spaß ein wenig. Doch manchmal ist es wirklich wahr: Weniger ist mehr. Und so trägt der Simplifier seinen Namen nicht umsonst — er hilft mir, mehr und schneller zum Spielen zu kommen. Meine Laney-Vollröhre wird er aber dennoch nie voll ersetzen. Zu schön ist die Bewegung der Luft, die ein echtes Speaker-Cabinet so unvergleichlich in den Raum zaubert. 

Pedalboard-Verstärker — mein (vorläufiges) Fazit

Pedalboard-Verstärker können eine praxisnahe Lösung für Gitarristen darstellen, die eine hohe Klangqualität in einem kompakten und flexiblen Format suchen. Sie eröffnen dabei weniger neue Klangwelten, sondern vereinfachen einfach vieles: Schnelles Einstellen von Sounds, schnelle Integration ins Pedalboard und schneller Auf- und Abbau in Live-Situationen sind die großen Pluspunkte, die dieses Design mit sich bringt. 

Dabei geht für mich mit jedem Level an Komplexität (Tausende IRs, Hunderte Amp-Modelle etc.) ein Stück Charme der kleinen Boxen verloren. Denn als simples, schnelles Setup bringt mich mein Pedalboard-Verstärker vor allem zu einer Sache: Gitarre spielen, statt Menüs auswendig zu lernen.

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