Palmer Supreme Soaker – Angecheckt
Ein analoger Röhrenamp-Hub?!
Gerade noch auf der NAMM 2024, jetzt schon hier bei mir im heimische Studio – der Palmer Supreme Soaker ist zum Angecheckt angetreten. Ich verrate euch, was den Supreme Soaker von anderen Leistungsreduzierern unterscheidet und was von einem „Röhrenamp-Hub“ alles zu erwarten ist.
Palmer Supreme Soaker – Das Wichtigste in Kürze
- reaktiver Attenuator für bis zu 150 Watt Röhrenpower (8- und 16-Ohm geeignet)
- fünf Presets für analoge Speaker-Simulationen
- Lautsprecher-Klangregelung für angeschlossene Cabinets
- Mikrofon-/Line-Input für zusätzlich mikrofonierte Gitarrenbox
- Stereo FX-Loop
- Verstärkerschutzschaltung mit permanenter Nutzlast
- komplett analog
Intro: Design und Verarbeitung
Dass der Postbote nicht ganz begeistert ist, kann ich verstehen. Der Palmer Supreme Soaker kommt in einer großen Box und bringt einiges auf die Waage – gute, schwere Technik. Im Inneren der schmucken schwarzen Verpackung wartet dann der Supreme Soaker inklusive einer kleinen Kurzanleitung.
Das ist auch das Geniale an dem Teil: Die Einstellungen und Funktionen sind allesamt selbsterklärend, wenn man sich schon ein wenig mit Verstärkern und Sound auskennt.
Das Design des Palmer Supreme Soakers ist an die klassische Studio- und HiFi-Ästhetik der 1970er- und 1980er-Jahre angelehnt. Klares Layout, sehr gut zu lesende Beschreibungen und sehr hochwertig anmutende Buchsen – soweit, so gut.
Einziger Abzug in der B-Note: Das mitgelieferte 9 V Netzteil wirkt einem Gerät dieser Klasse nicht würdig. Auch wenn er selbst nur wenig Strom braucht, hätte ich mir hier ein etwas hochwertigeres Kabel und Netzteil gewünscht.
Palmer Supreme Soaker: Technische Features und Funktionen
Die Funktionen des Supreme Soakers gehen weit über die einer typischen Loadbox wie dem Palmer PDI-06 hinaus.
Was den Ansatz des Supreme Soakers so besonders macht, ist die Kombination aus Attenuator und analogen Speaker-Simulationen. Zumindest für meinen A nwendungsbereich. Aber dazu gleich mehr. Hier kommen die harten Fakten.
Auf der Frontplatte befinden sich drei große Drehregler: Speaker Attinuation, Live EQ und Speaker Tone. Das „Speaker Attn“-Poti regelt die Lastaufnahme der Loadbox stufenweise (Full Attinuation = Cabinet lautlos).
Line EQ und Speaker Tone
Die Einstellungen des Line EQs ist in fünf Varianten möglich: Memphis, Liverpool, Hamburg, Nashville und Helsinki heißen die Optionen. Zum Sound gleich mehr. Zudem lassen sich über den „Speaker Tone“-Regler unterschiedliche Lautsprecher-Voicings einstellen, die auch an den angeschlossenen Cabinet übertragen werden, wenn der entsprechende Amp-to-Line-Out-Schalter auf „pre“ geschaltet wird. Ein Speaker-Wechsel auf Knopfdruck sozusagen.
Kopfhörerausgang, Aux-In– und Amp-to-Line-Out-Einstellungen runden die Front ab. Wie gesagt, alles schön übersichtlich.
Palmer Supreme Soaker – Anschlüsse
Auch die Rückseite des Supreme Soakers ist angenehm übersichtlich und „griffig“ gestaltet. Amp-In, Speaker-Out, Mic-In (dazu später mehr), Stereo-FX-Loop, Reamp und Line-Out sind vorhanden. Dazu einige kleinere Schalter, die z .B. die Wahl zwischen 8- und 16-Ohm Setups ermöglichen.
Der 9 V Anschluss fällt optisch aus dem Raster, bei einem derart schweren und hochwertig verarbeiteten Gerät erwartet man fette Stecker mit Textilkabeln. Ich sag ja nur …
Der Praxistest: Mit dem Supreme Soaker ins heimische Studio
Die einfache Gestaltung der Anschlüsse und der logische Aufbau der Funktionen machen die Inbetriebnahme des Supreme Soakers ebenso simpel. Zunächst werden Amp und Cabinet per Lautsprecherkabel am Soaker angeschlossen, danach dann die Stromversorgung angelegt und schon ist das Setup fertig.
Wer weiter in die Tiefe gehen möchte, integriert direkt Effekte in den FX-Loop oder schließt ein externes Mikrofon an, um den Cabinet-Sound im Raum einzuspeisen.
Zu meinem Setup: Bei mir ist der Supreme Soaker zunächst an einem Laney Lionheart Röhrenamp angeschlossen, als Cabinet dient eine geschlossene 2x12er Box mit Celestion Greenbacks. Im FX-Loop hängen lediglich ein Walrus Audio ARP 87 Delay und der Slötvå Multi Texture Reverb, ebenfalls von Walrus.
Aber gut, kommen wir nun zum Eingemachten.
Soundcheck, Teil 1: Attenuator, aber sicher
Röhrenverstärker sind ihrer Natur nach eher zickige Geräte. Besonders, wenn die notwendige Last nicht am Amp hängt, wird es schnell brenzlig. Mit dem Palmer Supreme Soaker ist zumindest diese Sorge beseitigt – die permanente Nutzlast verhindert eine Beschädigung am Amp.
Auch ist das Lautstärkeproblem nicht von der Hand zu weisen. Selbst mein recht leistungsarmer Laney ist im Sweetspot derart laut, dass mir nach kurzer Zeit der Spaß vergeht. Die Dynamik und Spielfreude des Amps bei gutem Sound und geringer Lautstärke zu erhalten, ist daher das vorrangige Ziel eines Attenuators wie dem Supreme Soaker.
Und diese Aufgabe erledigt er bravourös: Der Pegel des Amps kann auf ein Flüstern gesenkt werden, ohne merklich etwas am Feeling oder der Dynamik des Amps zu verändern. Klar, der subjektive Höreindruck ist bei geringerer Lautstärke stets beeinträchtigt. Aber die Art, wie der Palmer den Saft aufnimmt und die Lautstärke herunter regelt, ist sagenhaft.
Soundcheck, Teil 2: Line-EQ
Bislang war der Sound meines Amps noch der Sound meines Amps — wenn ihr versteht, was ich meine. Jetzt kommen allerdings die wirklich einzigartigen Features des Supreme Soakers zum Einsatz und es wird spannend.
Mithilfe der analogen Line-EQ-Einstellung lassen sich die verschiedenen analoge Speaker-Simulationen des Supreme Soakers aktivieren. Die Möglichkeit, schnell zwischen den Sounds zu variieren, macht Spaß und eröffnet eine Menge Möglichkeiten. Für mich wirkten „Liverpool“ und „Memphis“ etwas weicher, wärmer und für Clean-Sounds geeignet, während ich den Charakter von „Helsinki“ und „Hamburg“ vor allem bei verzerrten Sounds mag. „Nashville“ liegt dann irgendwo in der Mitte — hier sind aber die subjektiven Eindrücke sicherlich unterschiedlich.
Was die Klangqualität angeht, hinterlässt der Supreme Soaker einen starken Eindruck. Ohne zu sehr in den Grundcharakter des Setups einzugreifen, lassen sich feine Nuancen erweitern oder verändern. Schön, für Ton-Nerds und gleichzeitig so übersichtlich, dass es auch für bodenständige Röhrenamp-Fans („Set-and-Forget“) schnell und einfach zu handeln ist.
Soundcheck, Teil 3: Speaker-Tone
Jetzt wird’s spannend. Während ich alle vorherigen Soundtests über den Line-Out gemacht habe, wird jetzt der Amp-to-Line-Out-Schalter umgelegt und auf „Pre“ geschaltet.
Dabei befeuert der Palmer Supreme Soaker nun das angeschlossene Cabinet meines Amps und versorgt, bei der entsprechenden Einstellung eben jenes Cabinet mit unterschiedlichen Speaker-Sounds.
Die mit Vornamen (Jennifer, Jimi, David, George und Eric) beschriebenen Sounds sind allesamt sehr eigenständig und arbeiten als feine Abstimmungen zu den Einstellungen des geschalteten Line-EQs. Oder eben so, als würde man beim Spielen die Speaker im eigenen Cabinet auswechseln. Keine Ahnung wie, aber Palmer hat hier echt was Geiles gebaut!
Was geht sonst noch?
Wie schon gesagt, der Palmer Supreme Soaker ist weit mehr als ein schnöder Attenuator, die Bezeichnung als „Röhrenverstärker-Hub“ ist treffend.
So lassen sich neben den Line-EQ- und Speaker-Tone-Einstellungen noch weitere Sound-Spielereien verwirklichen: Mit Hilfe des Mic-Eingangs an der Rückseite des Soakers nehme ich im Raum positionierte Mikrofone ab und mische sie zu dem Signal. So erhalte ich eine Kombination aus Line-EQ und dem echten Cabinet zzgl. Raumklang. Nerdig? Jo. Aber schön griffig.
Besonders für Liebhaber klassischer Röhrenamps ist sicherlich auch das integrierte FX-Loop bemerkenswert. Die Einheit bietet durch die Stereo-Schaltung ein Einspeisen von Stereo-Effekten in den FX-Loop. Reverb, Delay und Co. freuen sich, nun endlich auf ihren angestammten Platz zurückkehren zu können.
Abschluss und Fazit zum Palmer Supreme Soaker
Mein Testzeitraum mit dem Palmer Supreme Soaker war (leider) begrenzt und ich hätte gern eine ganze Armada von Röhrenamps und Cabinets durch das Teil gejagt.
Die vielfältigen Optionen sind (selbst von mir) schnell durchschaut und sinnig angewendet, die Verarbeitungsqualität ist hervorragend und die Sounds einsame Klasse. Ich persönlich freue mich über die sehr gute Line-EQ-Möglichkeit und es macht mir Spaß, mit unterschiedlichen Speaker-Tones zu spielen. Der Kopfhörerausgang hätte gern 6,35 mm haben dürfen, aber auch mit 3,5 mm komme ich klar, der Sound passt auf jeden Fall.
Die Mic-In-Option habe ich nur zum Test genutzt, zu kleinteilig wird mir das Sound-Bauen ansonsten (ich hasse das Mikrofonieren von Amps …). Eines jedoch kann der Supreme Soaker besser als alle digitalen Produkte: mich zum Gitarre spielen bringen. Schnell und einfach, mit meinem Amp. Und das trotz Kindern und Mitmenschen, die gerade nachts nicht zwingend den vollen Röhrensound genießen möchten.
Einzig eine Frage bleibt am Ende meiner Zeit mit dem Supreme Soaker: Welche Ausrede habe ich noch, keine „zu lauten“ Röhrenamps mehr zu kaufen? Ich kann das GAS schon riechen …
Das Gesamtpaket macht’s aus
Palmer hat mit dem Supreme Soaker eine echte Neuheit auf den Markt gebracht, die es versteht, echte Features möglichst simpel zu verpacken.
Keine Menüs, keine Apps, keine Registrierung von irgendwelcher Software: Der Supreme Soaker wird einfach nur aufgestellt und ist innerhalb von Sekunden (das meine ich ernst) komplett einsatzbereit.
Du willst das Teil selbst testen? Den Palmer Supreme Soaker bekommst du hier bei Thomann (Affiliate) für 1190,- Euro.
Pro und Kontra Palmer Supreme Soaker
Pro
- Röhrensound bei Zimmerlautstärke
- analoge Speaker-Simulationen höchster Güte
- zusätzliche Mikrofonierung für Cabinets
- Stereo-FX Loop
- komplett analoger Aufbau
- sicherer Umgang mit dem Amp dank permanenter Nutzlast
- geniales Retro-Design
Kontra
- 9 V Netzteil hätte hochwertiger ausfallen dürfen
- 6,35 mm Kopfhörerausgang würde mir besser gefallen
- Löst G.A.S. in Bezug auf Röhrenamps aus, die „eigentlich zu laut“ sind!
Weitere Infos zum Supreme Soaker
- Palmer Germany: Herstellerseite
- Bonedo: Funktionsweise eines Attenuator
- Produktseite Palmer Attenuator: Thomann.de
- Noch mehr zu Palmer
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