Hommage an den OSCar, Polivoks-Filter & mehr: Synthesizer-Journal
Cherry Audio bringt ein Polivoks-Filter als Plugin für deine DAW heraus, Noise Engineering veröffentlicht neue Firmware für alle drei DSP-Plattformen und Dave Spiers von GForce Software zollt dem legendären OSCar und seinem Erfinder Tribut: Das ist die letzte Ausgabe des Synthesizer-Journals im Jahr 2024.
Synthesizer-Journal
Cherry Audio Filtomika: Polivoks-Filter als Plugin
Wegen seines rauen, oft unberechenbaren Charakters, der von der Verwendung eigentlich nicht dafür gedachter Bauteile herrührt, gilt das Filter des Formanta Polivoks als besonders schwierig zu emulieren. Für den vor einigen Wochen erschienenen Software-Synthesizer Atomika tat Cherry Audio sich deshalb mit der DSP-Entwicklerkoryphäe Mark Barton zusammen und scheute keine Mühe, um jedes Detail des berühmt-berüchtigten Filters präzise umzusetzen. Und wo sie schon dabei waren, fügten sie auch gleich einige neue Filter-Modi, Filter- und Amp-Overdrive und einen Starve-Regler hinzu.
Was lag da also näher, als die Filtersektion von Atomika als separates Effekt-Plugin zu veröffentlichen? Filtomika ist ein aggressives Stereo-Multimode-Filter, das jedes Audiosignal nach allen Regeln der Kunst zerlegt – egal ob Drums, Gitarren, Vocals oder natürlich Synthesizer. Das Filter bietet die Modi Tiefpass, Bandpass, Hochpass, Bandsperre und Peak. Die zusätzlichen Möglichkeiten aus Atomika (Filter Drive, Amp Drive und Starve) sind natürlich ebenfalls dabei.
Außerdem enthält Filtomika einen synchronisierbaren LFO zur Modulation. Auch ein Envelope Follower ist vorhanden, sodass das Filter dynamisch auf das Eingangssignal reagieren kann. Das Plugin ist vollständig per MIDI steuerbar und automatisierbar.
Cherry Audio Filtomika läuft auf macOS und Windows in den Formaten VST, VST3, AU, AAX und standalone. Registrierte Besitzer von Atomika bekommen beim Kauf auf der Website von Cherry Audio 20 % Rabatt auf Filtomika.
Noise Engineering veröffentlicht neue Firmware für Versio, Alia und Legio
Rechtzeitig zu Weihnachten dürfen Besitzer eines Eurorack-Moduls der Versio-, Alia- und Legio-Serien von Noise Engineering sich über kostenlose neue Firmware freuen! Für alle drei DSP-Plattformen hat der Hersteller jeweils ein neues Modul veröffentlicht. Wer bereits eine Hardware der entsprechenden Serie besitzt, kann die neue Firmware kostenlos installieren und sein Modul so in ein anderes verwandeln. Zwei der neuen Module sind auch als Hardware erhältlich.
Fala Versio ist ein Stereo-Formantfilter mit Wavefolding und Sättigung. Mit bis zu 24 Bandpassfiltern, drei Allpassfiltern, einer dem Filter nachgeschalteten Sättigungsstufe, einem vor dem Filter angeordneten Wavefolder und einem synchronisierbaren LFO hat das Modul einige Tricks auf Lager.
Toros Iteritas Alia ist ein Phase-Modulation-Oszillator mit mehreren Operatoren und drei Algorithmen, der sich besonders für Drones eignet. Laut Noise Engineering wurden die komplizierten Elemente der FM-Synthese weggelassen und der Fokus auf Unmittelbarkeit und eine intuitive Bedienung gelegt. Toros liefert alles von düsteren Drones bis zu tonalen Sounds und donnernden Sub-Bässen.
Ampla Legio ist ein Stereo-Multimode-Filter und Gate zur organischen Dynamikkontrolle. Die Charakteristik der integrierten Hüllkurve ist von Vactrols inspiriert. In Verbindung mit dem Multimode-Filter ermöglicht sie die gleichzeitige Steuerung der Lautstärke und des Frequenzspektrums eines Signals, ähnlich einem Lowpass Gate.
Fala Versio und Toros Iteritas Alia sind auch als Hardware erhältlich und kosten 393 bzw. 385 US-Dollar. Ampla Legio gibt es (bisher?) nur als Firmware für Besitzer eines der anderen Module der Legio-Serie.
„My 30 Year Journey with OSCar“ von Dave Spiers: Bewegende Hommage an einen besonderen Synthesizer und seinen Erfinder
In diesem sehr sehenswerten Video erinnert sich Dave Spiers, der Mitgründer von GForce Software, an seine mittlerweile 30-jährige Beziehung zu seinem Lieblingssynthesizer – dem OSCar – und dessen Erfinder, dem vor einigen Jahren verstorbenen britischen Entwickler Chris Huggett. Vom ersten Zusammentreffen mit Huggett während der Entwicklungsphase der Novation Bass Station in den frühen 90ern über den Tag, an dem er einem Freund einen defekten OSCar für 250 Pfund abkaufte, bis zur langjährigen Freundschaft, die sich zwischen ihm und Huggett entwickelte und mit dessen tragischem Tod im Jahr 2020 ein viel zu frühes Ende fand, erzählt Dave eine bewegende, sehr persönliche Geschichte über einen besonderen Synthesizer und seinen Erfinder.
Laut Dave war geplant, mit Huggett ein weiteres Kapitel der Doku „Bright Sparks“ zu drehen, in dem es um den OSCar und Huggetts Arbeit für AKAI und Novation gehen sollte. Dazu kam es leider nicht mehr. Mit diesem Video hat er seinem Lieblingssynthesizer nun eine Art Mini-Doku gewidmet. Um es mit Daves Worten zu sagen:
„Zu einigen Instrumenten baut man eine echte emotionale Bindung auf. Nicht nur wegen ihres Sounds, ihrer Geschichte und Architektur, sondern auch, weil sie das Leben auf so vielen Ebenen bereichern und zu so vielen erstaunlichen Möglichkeiten führen. Diese Instrumente sind wirklich etwas Besonderes.”
Nachdem ich das Video mehrfach gesehen habe, bin ich mir fast sicher, dass er „Instrumente und Menschen“ meint.
Falls dieses Video dich neugierig auf die hervorragende Emulation des OSCar von GForce Software gemacht hat: Der Software-Synthesizer ist noch bis zum 7. Januar 2025 im Angebot.
Das war’s für dieses Jahr vom Synthesizer-Journal! Wir wünschen euch allen entspannte Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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