Ode an die Loop Station: Warum jeder Musiker einen Looper haben sollte
Eine Loop Station – und sei sie noch so rudimentär – ist das nützlichste Effektgerät, das ich je besessen habe. Dank ihr habe ich mein Timing und meinen Sound verbessert, Songideen erarbeitet und mit Freude Akkorde und Tonleitern geübt. Wie es dazu kam und welche kleinen Tricks ich mir über die Jahre angeeignet habe, erfahrt ihr in dieser subjektiven Ode an die Loop Station.
Spieglein, Spieglein
Eines Tages, ich muss wohl ungefähr 16 Jahre alt gewesen sein, brachte mein Lehrer einen Mehrspurrekorder mit, spielte einen Drum-Groove ab und ließ mich Achtel dazu spielen. Anschließend fragte er mich, wie ich mein Spiel einschätzen würde. Als er mir dann das Ergebnis präsentierte, fiel ich aus allen Wolken. Das soll mein Sound sein? Und schlimmer noch: So klapprig klingen meine Achtel? Ojemine. Der akustische Blick in den Spiegel war ungeschönt, wie morgens nach dem Aufstehen, nach einer durchzechten Nacht.
Doch er rüttelte mich wach und richtete meinen Fokus auf zwei wichtige Kernpunkte: Timing und Sound. Im Kleinen bei mir selbst, im Großen bei meiner Band. Neben der Qualität des Gesangs sind es genau diese beiden Merkmale, die eine mittelmäßige Band von einer sehr guten Band unterscheiden. Wenn die Rhythmusgruppe klappert, klingt die ganze Band unbrauchbar. Und wenn die warmen, satten Bässe, die sich im stillen Kämmerlein so wohlig anfühlen, live nur matschen, endet der Mix in einer mulmigen Kakophonie. Das gilt für die ganze Band!
Timing, Timing, Timing
Nachdem ich also erleuchtet wurde, wollte ich weiter an mir arbeiten, hatte jedoch ein Problem: Ich besaß weder einen Mehrspurrekorder, noch einen Computer samt Audiointerface und hatte von Recording keinen blassen Schimmer. Da kam die Loop Station rettend zu Hilfe! Der kleine Treter war im Vergleich viel günstiger und ich benötigte lediglich ein weiteres Kabel, um ihn mit meinem Verstärker nutzen zu können.
Meiner hatte sogar Drum-Beats mit an Bord. Und egal wie bescheiden die klingen mögen, sie halfen mir, da sie eine konstante Referenz zum eigenen Spiel boten. Also legte ich los, spielte zunächst viertaktige, später immer längere Phrasen ein und achtete dabei auf mein Rhythmusgefühl. Anfangs war das sehr frustrierend. Doch mit der Zeit wurde es immer besser und brachte echte Erfolgserlebnisse, die ich wiederum mit in die Band tragen konnte. Nicht nur das eigene Timing verbesserte sich, sondern auch das rhythmische Bewusstsein innerhalb der Band.
Sound
Auch das Gehör für den eigenen Klang wurde geweckt. Hatte ich zu Beginn meiner Bassistenkarriere die Tonblende stets voll geschlossen und die Bässe kräftig reingedreht, traute ich mich mehr und mehr sie zu öffnen und die wertvollen Obertöne, die mich aus dem dichten Bandmix hervorheben können, zu befreien. Plötzlich spielte die Anschlagsposition auf den Saiten und die verwendete Energie aus den Fingern eine große Rolle. Ich erkannte, dass ich überhaupt besser klinge und tighter groove, wenn ich nicht immer mit voller Kraft reinlange.
Lebendige Theorie
Musiktheorie wird in vielen Fällen leider unglaublich trocken und rein theoretisch vermittelt. Als ich Tonleitern, Dreiklänge und Vierklänge lernte, brummte mir der Kopf. Zudem bin ich eher der Typ, der gern audiovisuell lernt. Hier also meine Tipps:
Dreht euer Volume-Poti zu und nehmt 10-15 Sekunden Stille auf. Anschließend layert ihr mit Overdubs im Looper mehrfach den gewünschten Grundton einer Tonleiter, indem ihr ihn erst anschlagt und dann mit dem Volume-Poti einfadet. Gern auch in verschiedenen Oktaven. Das Ergebnis ist eine „esoterische Klangwolke“, die ein wunderbares Pedal vor sich hin kreiselt und über die ihr in aller Ruhe verschiedene Skalen ausprobieren könnt. Das macht einen riesigen Spaß, wenn ihr plötzlich von Dur nach Moll oder nach lydisch wechselt. Auf diese Weise prägt sich der Klang einer Skala wunderbar ein.
Kreative Akkordarbeit
Für Bassisten kann eine Loop Station von besonders großem Vorteil sein. Beispielsweise, wenn es um das Erlernen von Akkorden geht. Spielt euch einfach einen Loop mit tiefen Grundtönen ein und fügt dann Ton für Ton im Overdub-Verfahren Terz und Quinte jenseits des 12. Bunds hinzu. So lernt ihr euer Griffbrett kennen und irgendwann auch, wie ihr von Akkord zu Akkord den kürzesten Weg wählt.
Doch auch für Novizen auf der Gitarre, fortgeschrittenen Spielern und sogar Keyboardern oder anderen Instrumentalisten gilt: Ein Looper ist ein hervorragendes Tool, um neue Akkordverbindungen auszuprobieren und ausgetretene Pfade zu verlassen.
Wenn mich mein eigenes Spiel langweilt, würfle ich mir vier Grundtöne aus und bestimme willkürlich das Tongeschlecht, also ob Dur, Moll, vermindert, übermäßig. Da kommen oft komische Verbindungen bei raus, manchmal aber auch sehr interessante. In jedem Fall müssen meine Hände mal wieder umdenken und neue Wege gehen. Das ist sehr hilfreich.
Seid kreativ
Es gab eine Zeit, da hingen mir Looper zu den Ohren raus. Denn in jedem YouTube-Video und an jeder Straßenecke hörte man langweilige 1-Mann-Besetzungen mit den immer gleichen einfallslosen Layern. Doch das muss nicht sein.
Denn auch wenn ihr nicht mehrere Instrumente spielen könnt oder euer Looper schlichtweg nicht über die nötigen Anschlüsse verfügt, so könnt ihr euch die Limitierung zu Nutzen machen und mit kreativen Denkweisen versuchen, dass eure Gitarre oder euer Bass wie eine Kick-Drum, Snare, ein Shaker oder andere Instrumente klingen können. Auch hier hat mir die Loop Station geholfen mehr Sounds auf meinem Instrument zu finden.
Ihr wollt eine Kick imitieren? Einfach den Halstonabnehmer auswählen, die Tonblende schließen, den Handballen auf die Brücke legen und mit der linken Hand an einer Stelle dämpfen, die möglichst viel Fundament hergibt. Einen Shaker: Den hinteren Tonabnehmer selektieren, weil der mehr Obertöne liefert, wenn möglich die Bässe rausdrehen und mit der Hand nah an der Brücke wischen.
Auch heute, viele viele Jahre später, nutze ich noch immer einen Looper als Warm-up, für rhythmisches Training, als kreatives Übungstool oder zum Vergleichen verschiedener Boxen, Effekte etc. Während andere Effekte kamen und gingen, besaß ich immer einen Looper.
Den richtigen Looper für sich finden
Aktuell besitze ich den BOSS RC-5*. Für mich ist die kleine rote Kiste ein guter Kompromiss, da sie relativ kompakt ist und neben integrierten Drum-Grooves zudem zwei Eingänge, zwei Ausgänge und eine Speicherfunktion besitzt. So benutze ich das Gerät abwechselnd mit E-Gitarre, Bass oder Rhodes, jamme in meinen heimischen vier Wänden und kann die entstandenen Ideen bei Gefallen sogar speichern und auf den Computer ziehen. Auch der Import von Backing-Tracks oder Übungs-Songs ist möglich. Für meine Zwecke ist das ideal.
Welcher Looper ist euch der liebste und wie setzt ihr ihn ein? Spielt ihr damit ganze Live-Shows à la Ed Sheeran oder nutzt ihr das Gerät nur hin und wieder mal aus Langeweile? Oder vielleicht zum Vergleich von Equipment, beispielsweise zur Evaluation verschiedener Overdrives? Welche Videos, in denen der Looper Hauptbestandteil ist, fandet ihr besonders beeindruckend? Schreibt uns gern einen Kommentar – ich bin ganz gespannt auf eure Anwendungen und freue mich, wenn ich vielleicht neue Ideen erhalte.
Weitere Informationen
- 5 Booster Pedale, von denen ihr gehört haben solltet
- Fuzz für Bass – 5 sehr gute Empfehlungen für Tieftöner
- Strat vs. Tele – kann es nur eine geben?!
Videos
*Affiliate Links
Hinweis: Dieser Artikel enthält Werbelinks, die uns bei der Finanzierung unserer Seite helfen. Keine Sorge: Der Preis für euch bleibt immer gleich! Wenn ihr etwas über diese Links kauft, erhalten wir eine kleine Provision. Danke für eure Unterstützung!
3 Antworten zu “Ode an die Loop Station: Warum jeder Musiker einen Looper haben sollte”
Loopy Pro ist meiner Ansicht nach derzeit der flexibelste Looper überhaupt und hat dazu noch super viel Potential. Du kannst so viele Loops erstellen wie du willst, actions für fast alles erstellen plus Zugriff auf AUv3-Plugins. Läuft alles auf dem iPad oder iPhone.
https://loopypro.com/
https://roadmap.loopy.com/
https://loopypro.com/discord/
Vielen Dank für deinen Input! Welches Audiointerface nutzt du, um dein Signal in das iPhone/iPad zu bekommen? Und spielst du trotzdem noch in den Amp oder bleibt es bei Kopfhörern? Die Vorgängerversion, Loopy, hatte ich mal vor vielen Jahren getestet. Ich glaube, es waren mir am Ende zu viele Kabel, erinnere mich aber nicht mehr so richtig.
Hey, komm doch einfach in den Discord, wenn du magst. Ist einfacher.
RME Babyface Pro FS. Ich glaube mit Loopy Pro hat man eine längere Reise vor sich, weil vieles noch in der Entwicklung ist, aber es erscheint mir recht vielversprechend. Michael, der Entwickler, meint es wohl recht ernst, ist sehr engagiert und hört auf Feedback von Benutzern. Nutze Kopfhörer und PA, keinen Amp. Setup ist auch noch nicht fertig wegen fehlenden Features und diversen MIDI issues.