von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Noise Turntablism

Noise Turntablism  ·  Quelle: Moogulator / Sequencer.de

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Vinyl hat auch andere Reize als nur das „Abspielen“. Sie sind ja immerhin „Sampler der Sonderklasse“ und Geräuschlieferanten. Damit als reines „Abspielmedium“ zu arbeiten, ist nicht alles, was möglich ist. Man kann die Platten, den (Ab)Spieler und auch die Umgebung verändern, besonders wenn man offen für Experimente ist.

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Vinyl als Soundquelle

Dabei gibt es einige Persönlichkeiten, die modulare Elemente oder schlicht komplett analoge kleine Hürden aufbauen, mehrere „Abtastsysteme“ anbringen, die Motoren modifizieren, um Geschwindigkeit und Richtung zu ändern, oder auch „Gegenstände“ auf bestimmte Bereiche des Vinyls oder dem Player legen (oder anbringen), um die „Nadel“ zu einer Art Sequencer zu formen oder sie über ungewöhnliche Oberflächen zu führen. Wege gibt es viele!

Noise Turntablism: Julia Bünnagel

Platten drehen kann jeder, die Spieler der Noise-Menschen können mehr. Die „Einfachste“ davon ist die Platten zu präparieren. Das macht Julia Bünnagel und das Ergebnis ist, dass der Sound in Richtung Noise und Industrial geht. Das Vinyl wird abgeklebt, bemalt, beklebt, verändert und dennoch gibt es Rhythmus. Diese Methode kommt mit „normalen Playern“ aus. Offensichtlich mag sie Acts wie Espendor Geometrico und ihr Sound ist noch ein bisschen „noisiger“. Sie tourt immer wieder durch Deutschland, Österreich und Schweiz, sodass du es vielleicht auch mal erleben kannst – oft auch familiär wie hier:

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Ambient Collage Vinyl Horror & Terror

Als nächstes kann man sich eine kleine Landschaft aus veränderten Playern aufbauen, sie übereinander aufbauen oder wie in einer Stadtlandschaft schichten. Das sieht nicht nur irre aus, es ist der Beginn zu Selbstbau und Experimenten mit kleinen Tricks zur Beeinflussung des Sounds. Eigentlich kreieren die Drei Ambient und klingen sicher zugänglicher für das Durchschnittsohr, aber eben nicht mit Samplern, sondern mit Vinyl und „mit der Hand“.

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Typische Vertreterinnen dieser Methode sind Vinyl Horror & Terror. Hier sind bis zu 11 Turntables in Aktion. Es macht Spaß zuzusehen. Hier sind viele Zuspieler mit Sounds zu sehen und zu hören. Loops, Klassikplatten und Beats mit Anschieben, seltsamen Abspielgeschwindigkeiten und auch präpariertes Vinyl sind hier zusammen im Einsatz. Es ist etwas „normaler“ und weniger „Industrial“ als die Performance von Julia Bünnagel.

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Strotter Inst – Turntablism II

Aus der Schweiz stammt Strotter Inst(rument). Er ist in gewisser Weise eine Mischform der beiden genannten. Es klingt „akustisch“ oder „elektroakustisch“ und gar nicht so sehr nach „Sampling“, da auch nicht alles „direkt vom Plattenteller“ stammt, sondern auch mechanische Aufbauten den Klang selbst herstellen können. Er nutzt meist sogar nur einen „Plattenspieler“ und baut darauf kleine Mechaniken auf, die die „Nadel“ verschiebt, er klebt Stellen auf dem Vinyl ab oder schneidet Kerben hinein.

Wellige Platten können kleine Wippen berühren und ähnliches. Das ist schön anzusehen und man denkt ständig – „was macht er als nächstes„? Auch hier haben wir es mit Techno-House zu tun. Das gesamte Genre und die Nutzungsart wird von vollständig abseitigen Ideen verwendet, da die Ergebnisse nur für Leute, die WIRKLICH tanzen können, auch tanzbar ist. Allerdings ist das bei Julia Bünnagel schon anders – dazu habe ich schon Leute tanzen sehen, die jedoch auch Fans von Bands wie Winterkälte sind bzw. waren.

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Evicshen Turntablism III

Dieses Samstags-Thema ausgelöst hat Victoria „Evicshen“ Shen, sie ist erkläre Analog-Freundin und der Drehteller ist bei ihr nicht das einzige Krachgerät. Sie möchte einfach keine Computer verwenden (hasst sie übrigens aber auch nicht), sondern eher mit physischen Elementen bearbeiten, Platten in alle Richtungen drehen und dazu mit verschiedenen Dingen Krach machen, wie etwa einem Bogen aus Metall und anderem eher wildem körperlichem Einsatz.

Das ist etwas für kleine Kunstumgebungen und tatsächlich sowas von noisy und schon auch „kaputt“ – aber vielleicht inspiriert es zu etwas? Eigentlich ist der einstellbare „Turntable“ in Richtung und Tempo auch eher so etwas wie eine der Quellen. Es gibt eher abseitige Elektronik und Kontaktmikrofone und neuerdings auch ein Modularsystem, wie der Strega und Morphagene von Make Noise.

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Wenn dir für deine Musik etwas einfällt, dann poste es doch gern hier unten in unsere Kommentarsektion.

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5 Antworten zu “Noise Turntablism: Ein anderer Weg zum Vinyl”

    Teja sagt:
    0

    Cool das ihr über sowas berichtet

    Peter Fnord sagt:
    0

    Claus van Bebber arbeitet seit den 90ern mit modifizierten Plattenspielern.

      Markus Schwill sagt:
      0

      @ Peter Fnord, bitte nur nicht nur auf die 90er fixiert sein, in den 80er waren AMK und Factor X längst mit dieser Technik vertraut und es würde mich nicht wundern wenn bald eine Referenz auf die 70er hier noch preisgegeben wird.

        Moogulator sagt:
        0

        Präparierte Geräte gab es selbstverständlich früher schon – es ging hier allerdings um die, die das jetzt aktiv machen.
        Ergänzungen sind aber sehr willkommen.

        Loops gab es natürlich auch schon, Pierre Schaeffer und Co und Vinylloops gab es zB bei NON bis hin zu Heaven 17 „for a very long time…“

    Der Die Dat sagt:
    3

    Das einzig interessante daran ist, dass alle dabei ernst bleiben. Ich hätte mich vor Lachen eingenässt.

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