NFT: Alternative Einnahmequelle für Musikschaffende oder nur ein Hype?
Die Bezeichnung NFT taucht im Augenblick ständig auf. Meistens im Zusammenhang mit viel Geld, das irgendwelche bekannten Künstler und Künstlerinnen über den Verkauf dieser NFTs generiert haben. Grimes, deaudmau5, Kings of Leon, Taylor Swift oder Visual Artists wie Beeple – sie haben alle kräftig Dollars mit Musik, Bildern, Videos und anderem digitalen Zeugs gemacht. Und einige nicht so bekannte Menschen haben sogar Fürze (ja ihr lest richtig) aufgenommen, als Audiofiles gerendert und diese dann relativ erfolgreich als NFTs verkauft. Bieten diese mit kryptografischem „Echtheitszertifikat“ versehenen Dateien also eine neue Einnahmequelle für Musikschaffende? Steckt sogar eine Goldgrube dahinter? Oder ist das alles völliger Blödsinn? Nun, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
NFT – WTF?
Es klingt ja wie ein Art modernes Märchen und einige der Beteiligten werden wahrscheinlich selbst nicht aus dem Staunen herausgekommen sein. Am meisten bestimmt der Visual Artist Beeple. Seine Collage „Everydays – The First 5000 Days“ – die übrigens alle kostenlos herunterladen können – wurde für sage und schreibe 69 Millionen Dollar verkauft. Damit ist Beeple einer der „teuersten“ Künstler aller Zeiten – seine digitalen Prints sind vor dieser Aktion eher für Beträge unter 100 Dollar verkauft worden. Der EDM-Star deadmau5 hat kurz darauf ein paar „Bilderchen“ für 100.000 Dollar verkauft. Grimes hat es mit digitaler Kunst mal eben auf sechs Millionen Dollar gebracht. Da müssten doch eigentlich auch für uns ein paar Dollar drin sein – oder etwa nicht?
Für alle, die den Begriff heute zum erstem Mal lesen: NFT steht für Non-Fungible Token und ist einfach gesagt eine Art Krypto-Zertifikat. Dieses weist eine entsprechende Datei als „Original“ aus, fälschungssicher als Blockchain hinterlegt. Das ist übrigens nicht mit einem Kopierschutz zu verwechseln. Denn NFT-signierte Dateien können theoretisch beliebig viele besitzen, aber nur eine Person verfügt quasi über den Eigentumsnachweis. Klingt verrückt? Ist es auch irgendwie.
Geld mit NFTs machen?
Eine oder mehrere Dateien lassen sich also über „Münzen“ in einzigartige digitale Güter verwandeln, deren „Verknappung“ aktuell für großes Interesse und klingelnde Kassen sorgt. Wie können nun Musikerinnen und Musiker daraus für sich Kapital schlagen? Nun, rein theoretisch eben mit dem Verkauf von Dateien mit dieser Krypto-Signatur. Exklusive Alben, Singles, Videos, Bilder oder PDFs mit den Texten könnten das beispielsweise sein. Aber auch Samples (wie bei Principleasure) oder Konzert-Tickets sind denkbar.
Fans wissen, dass sie etwas Einmaliges oder zumindest streng Limitiertes besitzen – auch wenn es am Ende nur die Signatur ist, die dies quasi beweist. Und Fans sind durchaus bereit, dafür etwas zu bezahlen, oder nicht?
Nun, die oben genannten Beispiele von Beeple, Grimes und deadmau5 geben vermutlich nur ein unzureichendes Bild wieder. Denn diese Artists sind ziemlich bekannt. Und dass ihre „Werke“ so gewinnbringend verkauft wurden, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass es Menschen gibt, die aktuell mit NFTs spekulieren. Möglicherweise wollen diese Leute die Dateien nur wieder gewinnbringend weiterverkaufen – auch wenn das bei Summen von knapp 70 Millionen Dollar fast unvorstellbar klingt. Aber tatsächlich geschieht genau das.
Als aufstrebende Musiker und Musikerinnen dürfte es eher schwierig sein, Leute zu finden, die viel Geld für ein NFT hinlegen wollen. Was aber nicht heißen soll, dass es unmöglich ist! Vielleicht kommt es ja einfach nur auf die Idee an und den Buzz, den ihr mit einer Aktion generieren könnt. Mit größerer Wahrscheinlichkeit steht aber vorher der so beschwerliche Weg an, erst einmal eine gewisse Bekanntheit zu erreichen. Und die lässt sich bestimmt nicht mit ein paar NFTs „erkaufen“.
Wenn der Handel mit NFTs klappt, bedeutet das jedenfalls, dass die Gelder direkt an euch fließen – der Verkauf stellt nämlich eine direkte Transaktion dar. Ein weiterer interessanter Aspekt betrifft das Urheberrecht. Denn eine über Kryptografie signierte Datei dürfte recht eindeutig beweisen, dass ihr Urheber eines Musikwerks seid. Da dürfen wir mal gespannt sein, wie das in Zukunft juristisch betrachtet wird. Abgesehen vom aktuellen Buzz stecken also durchaus zukunftsträchtige Konzepte hinter dieser Technologie.
Nur ein Hype?
Im Internet gibt es immer wieder irgendwelche Hypes, die sich oft nur schwer nachahmen lassen und manchmal auch einfach nur wie eine Seifenblase zerplatzen. Vielleicht gehören NFTs ja dazu, auch wenn sich mit der Technik bestimmt einiges anstellen lässt – abseits vom Kunst- und Konsummarkt.
Klar, populäre Artists profitieren im Augenblick davon – weil sie eben berühmt sind. Künstler wie Beeple sind vielleicht auch nur zur richtigen Zeit am richtigen Platz gewesenem und haben das Richtige gemacht (nämlich digitale Kunst). Die Zukunft wird zeigen, ob NFTs wirklich das nächste große Ding sein werden. Möglicherweise wird Folgendes geschehen: Das Angebot wird über kurz oder lang gesättigt werden und dann pendeln sich die Preise ein – mit ein paar spektakulären Ausnahmen ab und an. Einige werden dabei bestimmt Geld verbrennen oder müssen zuschauen, wie die digitalen Goodies plötzlich an Wert verlieren.
Aber das ist natürlich nur eine Vermutung. Vielleicht steigen die Preise auch eine ganze Weile an und wir werden uns alle in den Allerwertesten beißen, nicht selbst ein paar „Kunstwerke“ gekauft zu haben. Die Nachfrage bestimmt den Markt und die kann wohl niemand vorhersagen.
NFTs sind Klimakiller!?
Dieser Aspekt sollte nicht unter den Tisch gekehrt werden: Krypto verbraucht eine Menge Gas, also Rechenleistung, die für jede Operation notwendig ist. Das fängt beim Minten (damit ist das Münzen der Datei gemeint) an und hört bei den Smart Contracts genannten Transaktionen auf. Das liegt im Augenblick wohl an der schlechten Skalierung von Blockchain-Netzwerken wie Ethereum, siehe diese Artikel auf Golem oder hier auf Heise. Der ökologische Fingerabdruck sieht jedenfalls aktuell nicht besonders positiv aus.
So veröffentlicht ihr ein NFT
Okay, ihr habt das alles gelesen und denkt euch „F*** it, ich will auf jeden Fall ein NFT machen“? Dann müsst ihr zunächst wissen, dass das nicht umsonst ist. Minting kostet Geld – und zwar die Gas Fee, die mit Ethereum ab 70 US-Dollar losgeht und je nach Umfang auch deutlich höher ausfallen kann. Der Preis richtet sich tatsächlich auch danach, wie viele Menschen gerade Dateien münzen wollen. Dazu kommt, dass ihr bei den NFT-Plattformen ebenfalls eine Gebühr bezahlen müsst. Bevor ihr loslegt, braucht ihr aber auf jeden Fall eine Crypto Wallet, die ihr über MetaMask bekommt.
Im Augenblick gibt es bereits diverse Plattformen, auf denen ihr NFTs verkaufen könnt. Bei einigen ist es allerdings noch nicht möglich, Musik anzubieten – das wird sich zukünftig aber mit Sicherheit ändern. Rarible ist jedenfalls eine sehr bekannte Plattform, die ihr euch mal anschauen solltet. Mintable wirbt damit, kein Geld für das Minting des ersten NFTs zu nehmen. OpenSea rühmt sich damit der „welterste und größte Marktplatz für NFTs zu sein“. Auf Zora befinden sich Audiofiles direkt auf der Startseite. XLR8R will sogar einen eigenen NFT-Marktplatz für elektronische Musik einrichten. Rocki konzentriert sich auf Musik und hat eine NFT-Abteilung.
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6 Antworten zu “NFT: Alternative Einnahmequelle für Musikschaffende oder nur ein Hype?”
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Schön dass das Thema hier aufgegriffen wird. Ich empfehle zusätzlich noch die Videos von Tommary zu dem Thema.
Auch wichtig der Hinweis auf Urheberrecht. Aber – was in solchen Diskussionen immer vernachlässigt wird ist das Recht an der Aufnahme – welches NICHT übertragbar ist.
NFTs sind das Neue Fancy Tulpen (wie vor ein paar hundert Jahren, siehe Tulpenmanie)
Money is what Money does. Oh warte, nur wer so doof ist, sich darauf einzulassen, sieht es als Geld an. Schöner Rant dazu hier https://twitter.com/ithayla/status/1387432769609895936
Ich halte dieses Konstrukt für ganz großen Blödsinn. Wenn ich ein einmaliges Kunstobjekt erwerben möchte, dann soll es auch einmalig sein und nicht beliebig oft kopierbar.
Jemand von einem grossen Label hat mal gesagt, wenn man für das erstellte Produkt, immer wieder viel Geld investieren muss, dann kann man es gleich lassen.
Es soll jemand das Lied „lizenzieren“ und zuerst Kohle zahlen, dann wenn man einnimmt, Kohle fair teilen und auszahlen. Basta!
Ich möchte das diese Nasen die NFT anbieten, auch das Risiko tragen wie es auch ein Label macht, sonst No-Fucking-Trade = NFT
Geld hier, Geld da. Alles dreht sich nur um Geld. Das regt mich voll auf und ich will kein Teil der Maschinerie sein, über die ich mich aufrege. Ich verzichte auf monetäres wo es nur geht. Und ich habe das Gefühl freier zu sein, als wenn ich mich jeden Tag um die Zahlen kümmern muss. Und wie viel Geld ist genug Geld ? Das hört doch nie auf ! Nicht mal die reichsten hören damit auf Geld zu scheffeln. Geld ist die Wurzel allen Übels und gehört eigentlich abgeschafft. Dann würde es der Gemeinschaft [imho] besser gehen. Du kriegst ja nicht mal was zu essen, so ohne Geld. Da läuft was verdammt schief in dieser Welt. Dieses NFT hat sich doch auch nur jemand ausgedacht, der Profit witterte. „werde mit NFT reich und bezahle nur 70 Dollar“ finde den Fehler.