„Never change a running system“ – aber wenn doch!?
Mein Studio lief eigentlich einwandfrei und wurde von meinem alten aus 2008 stammenden silbernen MacPro 3,1 gesteuert. Die aktuellen Versionen von Ableton Live, Logic und Steinberg Cubase funktionieren ohne Probleme auf dem Rechner mit Mac OS 10.11. Drei über Firewire angeschlossene und kaskadierte Metric Halo MIO 2882 bildeten die Schnittstelle zur Audiowelt. Leider verlangten die Software Effekte und Synthesizer der CPU einiges ab, so dass ich regelrecht gezwungen wurde, mein „Baby“ nach über acht Jahren abzustoßen und mich nach einem Nachfolger umschauen zu müssen. Ein langer und schwieriger Weg lag vor mir.
Die Spezifikationen meines ehemaligen MacPros waren wie folgt: Early 2008, Dual Quadcore Xeon 3 GHz Prozessoren, 16 GB RAM, vier integrierte Festplatten mit einem Gesamtvolumen von drei Terabyte, zusätzliche Firewire 400 PCIe und USB 2 Erweiterungskarten, Nvidia Gforce 8800 GT 512 Megabyte und eine UAD 2 Quad PCIe. Alles in allem eine solide Maschine, die auch in einem rein analogen Tonstudio mit durchschnittlicher virtuellen Klangerzeugung und Echtzeit-Audiobearbeitung am Bildschirm vollkommen ausreicht und bis heute keine Mucken machte. Will man aber höher hinaus, also qualitativ hochwertige Plug-ins einsetzen, kommt man um eine leistungsstärkere CPU nicht herum. Das ständige Freezen der Spuren nervt und schadet der Kreativität und dem Workflow während des Musizierens. Und das war bei mir der Fall – natürlich kommt hier zusätzlich meine Sucht und Leidenschaft für neue Produkte mit ins Spiel! :)
Auf dem Apple Markt gibt es nicht sehr viel Auswahl. Deswegen dachte ich mir, dass ich ein einfaches Upgrade durchführen könnte und mir den sogenannten und aktuellsten „Mülleimer“ MacPro in einer ähnlichen Konfiguration bestelle, die mein alter Computer aufweist.
So klicke ich mich nun durch den Apple Store und konfiguriere meinen Rechner. 32 Gigabyte sollten es schon sein, CPU, aber wieviele Kerne? Schnell Google gefragt und schon kommen die ersten Fragen auf: weniger Kerne und stärkere CPU oder doch lieber viele Kerne und schwächere CPUs. Viele Software Instrumente, Effekte und sogar DAWs können ein Plug-in nicht über mehrere CPUs verteilen, und wenn es von einem Programmierer erlaubt ist, gibt es meist Probleme und Aussetzer. Es läuft bis heute noch nicht so richtig rund. Deswegen ist es von Vorteil eine leistungsstärkere CPU im Computer zu haben. Also weniger Kerne, dafür mehr Power! Ich entschied mich für den besten Mittelweg: sechs Kerne mit je 3,5 Gigahertz.
In Gesprächen mit Freunden und Bekannten wurde ich nun auf das nächste Problem aufmerksam gemacht: das Alter des „neuen“ MacPro. Auf der Apple Seite gibt es keine konkrete Angabe, wie aktuell die letzte Serie eigentlich ist. Und diese letzte Aktualisierung kam 2013. Das heißt, dass sowohl die Prozessoren, aber auch andere Bauteile schon recht in die Jahre gekommen sind. Nicht gut! Dazu kommt der sehr hohe Preis. Für meine Konfiguration müsste ich mindestens 5000 Euro hinlegen, meine Verkabelung erneuern und überdenken und eine neue UAD 2 Quad Thunderbolt im Austausch mit der PCIe Karte kaufen. Das wären in Summe zirka 6500 Euro für ein Update, das in etwa drei Jahre alt ist. Wow!
Ok – umdenken ist angesagt! Weitere Gespräche mit Kollegen brachten mich nun auf den richtigen Weg. Nein, es wird kein Windows PC. Ich bin hier komplett mit Apple Produkten ausgestattet, schon immer Mac Nutzer gewesen und kenne mich im Schlaf mit dem OS aus. Deswegen will ich nicht das Betriebssystem wechseln. Und ich weiß, Windows Rechner sind viel billiger mit stärkeren CPUs und der Restperipherie und Macs sind nicht mehr das, was sie mal waren (bla bla bla…).
Viele meiner Kollegen arbeiten mit einem iMac im Studio. Und das ohne Probleme und zu einem weitaus günstigeren Preis, als der MacPro in der günstigsten Ausführung kostet. Dazu kommt, dass diese Baureihe ständig aktualisiert wurde und wird. Somit bekomme ich für ungefähr die Hälfte des MacPro Preises einen aktuellen und eigentlich für die Musikproduktion geeigneteren Rechner. Der einzige Wermutstropfen ist für mich der kleinere Monitor. Obwohl ich jetzt einen iMac 27 Zoll 5K besitzt, vermisse ich trotzdem meinen 42 Zoll Phillips Full HD TV als Monitor. Und schon wieder ist es jammern auf einem hohen Niveau – entschuldigt!
Die Spezifikationen meines iMac sind jetzt: 4 GHz Quadcore i7, 32 Gigabyte RAM, 512 GB Flash Memory, zwei externe 3 Terabyte Thunderbolt Festplatten und eine UAD 2 Octo Thunderbolt. Preisersparnis zu einem gleichwertigen MacPro (wird ohne Monitor geliefert): zirka 2000 Euro.
Jetzt arbeite ich schon seit etwa vier Wochen mit meinem neuen iMac und ich muss sagen, dass ich mehr als zufrieden bin! Ein Ableton Live Projekt, das gerade so auf meinem alten Rechner mit voller Auslastung lief, kann ich zirka 15 mal gleichzeitig auf dem iMac laufen lassen. Das ist ein guter und großer Fortschritt für mich und mein Urlaubsgeld habe ich obendrein noch eingespart (wobei ich mich kenne und denke, dass das höchstwahrscheinlich in Audio-Hard- und Software gesteckt wird!).
Mehr Informationen zum Apple iMac findet ihr hier.
4 Antworten zu “„Never change a running system“ – aber wenn doch!?”
Irgendwie habe ich beim Lesen die ganze Zeit an mich gedacht… :-) Also mir geht es genau gleich im Moment. Mein Rechner (ein Win PC) reicht eigentlich vollkommen aus, aber eben, die vielen neuen Instrumente und Effekte haben CPU und RAM Hunger…
Ich denke da stehen sehr viele wie vor einem Spiegel. Ich bin damals zum Hackintosh abgebogen, hätte das nicht funktioniert, wäre ich vermutlich auch beim iMac gelandet. //Claudius
Ich bin super zufrieden jetzt ? der Schritt hat sich definitiv gelohnt!
Ich hatte das Problem ebenfalls mit meinem Mac Mini Mid 2011, der mit einer 512GB SD und 16 GB RAM aufgerüstet war. Ich hätte auch wieder zu einem Mini gegriffen, da die neuen Minis ja nun Desktop CPUs verbaut haben aber da war dann wieder das Problem der Nichterweiterbarkeit und auch der Preis. Rund 2600€ wären es für einen i7, 32 GB RAM und 1 TB SSD geworden.
Ich bin dann nach 10 Jahren Mac-Nutzung tatsächlich das Wagnis eingegangen und habe mir einen Cutom Audio PC zusammengestellt und den bei MIFCOM aus München bauen lassen. Die Windows-Audio Tweaks bekommt man mit ein bissl Rechner-Wissen und sich Einlesen locker selbst hin, wenn man denn darauf Lust hat. Jetzt nenne ich einen i7-9700K 8 Kerner, mit 32 GB RAM, 500 GB System SSD, 1TB Daten-SSD, noch dazu extrem leise (dank lüfterloser Grafikkarte, nem
Bomben-CPU Kühler und drei extrem hochwertigen Gehäuselüftern) und mit 5 Jahren Garantie für 1800€ mein Eigen und die Kiste rennt. Noch dazu LEBENSLANGER Support vom Händler. Wenn ich mal ne
neue CPU brauchen sollte, ba ich einfach ne neue ein oder ne` dritte Festplatte oder mehr RAM.Musste halt von Logic auf Cubase umsteigen aber da ich das nur zum Mastern nutze war das verschmerzbar!