Nie wieder Musikmesse – das war’s!
Eine Ära geht zu Ende.
Es gibt Neuigkeiten rund um die Musikmesse in Frankfurt: 2022 wird erneut keine Messe stattfinden. Und für die Zeit danach wird es einige Änderungen geben. So, wie wir sie kennen, wird sie nicht mehr stattfinden. Vermutlich auch nicht unter dem Namen.
Übrigens: Die Prolight & Sound Messe findet wie geplant statt und wird auch nicht „umgebaut“.
Offiziell: „Keine Musikmesse mehr.“
Über die Jahre haben wir es selbst gemerkt: Die Musikmesse hat abgebaut. Es wurde zu lange am kaum veränderndem Konzept festgehalten und Menschen vor Ort sowie die ausstellenden Firmen wurden immer unglücklicher. Das konnte auch meine kleine, lauwarme Portion Moussaka für 12,50 € zur Messe 2016 leider nicht wirtschaftlich auffangen. ;) Nun hat das Messe-Team einen Entschluss gefasst.
B2B no, B2C yo
Die Fachmesse Musikmesse Frankfurt wird nicht fortgesetzt. Die Gründe hierfür sind marktbedingt. Die Marktstruktur hat sich derart verändert, dass keine wirtschaftliche Perspektive für das Produkt mehr erwartet werden kann.
Die Messe Frankfurt wird sich fortan auf profitable Umsatzbringer abseits der Musikmesse konzentrieren. B2B wird komplett fallen gelassen (also keine Extra-Halle mit Zugangsbeschränkung für Firmen und Händler mehr), es wird aber weiterhin am B2C-Konzept festgehalten. Es wird also irgendwie noch eine Besuchermesse geben. Vermutlich ähnlich, wie es auch die NAMM, SuperBooth (inkl. SooperGrail) und die Musicpark durchführen.
Eigentlich sollte es schon 2022 losgehen, die aktuellen Corona-Auflagen für derlei Events mit Konzerten und Co. sind allerdings wohl nur schwer umsetzbar.
Weiterhin heißt es:
Die Marktkonzentration im Instrumentenfachhandel, bei der sich allein in Deutschland und den angrenzenden Ländern über 70% des Marktes auf wenige Onlinehändler verteilen, verändert den Markt und das Orderverhalten erheblich. Eine Fachmesse vor diesem Hintergrund durchzuführen, ist wirtschaftlich nicht darstellbar. Teil unserer langfristigen Strategie rund um die Musikmesse war und ist es, noch intensiver auf Inhalte für das breite Publikum abseits des Musikinstrumentenhandels zu setzen
Ergibt absolut Sinn. Zwar sind Treffen vis-à-vis sicherlich schöner, aber die Welt ist eben mittlerweile online und B2B findet vermutlich täglich statt und nicht mehr nur auf Messen hinter einem Vorhang.
Konzept Messe noch tragfähig?
Wir hatten uns das Thema Messe für Musikinstrumente ja schon einmal näher angeschaut. Und beobachten seit Jahren, was bei der Musikmesse passiert. Und es sieht spätestens seit 2020 nicht mehr so gut aus. Aber der Trend zeichnet sich schon sehr viel länger ab.
Aus meiner Sicht hat das alte Konzept sich schon lange überlebt. Die Zeiten haben sich geändert. Menschen informieren sich im Internet: Gearnews (und andere, unbedeutendere Seiten ;p), YouTube, SoundCloud … die Liste ist lang. Zeitschriften spielen da gefühlt keine Rolle mehr, dafür haben sie sich zu lange von den Herstellern für Werbedeals die Tests diktieren lassen und mussten Kritik zwischen den Zeilen verstecken – das hat nachhaltig das Vertrauen der breiten Leserschaft zerstört. Außerdem sinken die Auflagen fast aller Zeitschriften. Nach dem Ersteindruck im Netz gehen wir Musiker eher in den Laden und spielen an oder bestellen Instrumente im Internet, vergleichen sie auch mal A/B und schicken das wenig passendere Instrument eben notfalls zurück.
Dennoch sind B2C aka. Besuchermessen unserer Meinung nicht am Ende. Die SuperBooth wird gefühlt überrannt und Nerds aus der gesamten Welt freuen sich auf ein Klassentreffen mit allerlei Technik und Events drumherum. Das funktioniert wahrscheinlich auch bei den Gitarren, auch wenn das Zielpublikum komplett anders ist. Eine riesige Messe für alle sehe ich nicht mehr als tragfähig.
Wir sind gespannt, was die Messe Frankfurt für 2023 vorstellt! Allerdings sind die Aussichten für ein Fachpublikum eher nicht so rosig. Klingt alles nach reinem Consumer-Kram (was ja auch für sich okay ist):
Der Fokus wird in der Zukunft auf attraktiven Angeboten für das breite Publikum liegen, die Lust auf Musik und Entertainment wecken, Menschen bei hochkarätigen Konzertveranstaltungen zusammenbringen und die kulturelle Vielfalt der Region Frankfurt emotional erlebbar machen.
Ihr wisst, wo ihr dann davon lest!
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4 Antworten zu “Nie wieder Musikmesse – das war’s!”
Die Musikmesse 2018 war bereits ein Trauerspiel. Viele Major Companies waren gar nicht mehr da. Wir dachten wir seien im falschen Film. Aber so ist es und durch Corona noch schlimmer. Jeder hockt nur noch alleine vor seinem Computer und redet zwischendurch mit seiner Frau die auch in der Nähe ist….. Tolle Zeiten sind das! Es wird sich aber sicher auch wieder etwas ändern, nur momentan ist es sehr frustrierend und das wird auch keine Zukunft haben, denn alle hassen es. Wir Menschen brauchen Gesellschaft um normal zu bleiben!
Auf jeden Fall. Die allermeisten Menschen brauchen Mitmenschen um sich – und zwar direkt und nicht nur den Lebenspartner oder -partnerin und eventuell Kinder und Eltern.
Wir hoffen doch stark in Zukunft auf nerdige Events zum Zusamenkommen!
Für mich als Berliner (mit viel Marmelade gefüllt) ist das nicht schlecht. Die Superbooth hat in den letzten Jahren zugelegt und wird jetzt auch noch um Bässe und Eierschneider erweitert. Für alle, die aus den gegenüberliegenden Ecken aus Deutschland sowie dem westeuropäischen Ausland kommen, ist das natürlich ein bedauerlicher Nachteil. Frankfurt liegt so schön zentral. Ich bin allerdings ziemlich sicher, dass die Superbooth in absehbarer Zeit umziehen muss, da das FEZ keinen unbegrenzten Platz bietet. Eine Möglichkeit wäre auch die Verteilung auf mehrere Locations, was bei den Entfernungen in Berlin jedoch eine Herausforderung werden kann.
Hallo! Ich habe es soeben gelesen. Klaus Schulze ist gestorben. Einer der wichtigsten Musiker für mich und einer der Gründe, warum ich heute noch Synthesizer Musik mache. Keine Worte.