Die besten MPE-Controller 2024: Grenzenlose expressive Freiheit
Expressive MPE-Controller sprengen die Grenzen herkömmlicher Tastaturen
MPE-Controller eröffnen völlig neue expressive Möglichkeiten zur Steuerung von MPE-kompatiblen Synthesizern und Plugins. Das Angebot ist mittlerweile vielfältig. Doch welche MPE-Controller lohnen sich wirklich? Hier sind unsere Empfehlungen.
Die besten MPE-Controller 2024
Was ist ein MPE-Controller?
MPE (MIDI Polyphonic Expression) ist in aller Munde, seit Hersteller wie Haken Audio und Roli mit Konzepten wie dem Continuum Fingerboard und dem Seaboard Aufsehen erregten. Der Grundgedanke: Wäre es nicht toll, wenn man auf einem Keyboard jede einzelne Note auch nach dem Anschlag so expressiv formen könnte, wie es beispielsweise auf einer Gitarre oder einem Streichinstrument möglich ist?
In der Folge erschienen in den letzten Jahren immer mehr Hardware- und Software-Synthesizer, die MPE unterstützen. Andere bekamen die Funktion durch Firmware-Updates nachgereicht, wie beispielsweise der Sequential Prophet-6 / OB-6, der ASM Hydrasynth, der UDO Audio Super 6 oder der Oberheim OB-8X. Außerdem verbauen mehr und mehr Hersteller Tastaturen mit polyphonem Aftertouch – auch ein Ergebnis des Wunsches nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten.
MPE vs. polyphoner Aftertouch
Nicht jeder Synthesizer mit polyphonem Aftertouch eignet sich jedoch auch als MPE-Controller. Denn MPE und Poly-Pressure sind nicht dasselbe. Während polyphoner Aftertouch schon seit den 1980ern Teil des MIDI-Standards ist und lediglich besagt, dass Aftertouch-Daten für jede einzelne Note und nicht nur einmal pro MIDI-Kanal versendet werden, geht MPE einen entscheidenden Schritt weiter. Hier werden die Daten der einzelnen Noten auf verschiedene MIDI-Kanäle verteilt, was zum Beispiel separates Pitchbend für jede Note ermöglicht.
Um die expressiven Möglichkeiten von MPE voll auszunutzen, braucht man also einen MPE-Controller – auch für viele Hardware-Synthesizer, deren Klangerzeugungen bereits MPE-kompatibel sind. Denn ihre Tastaturen und sonstigen Bedienelemente können die entsprechenden MPE-Daten zur Steuerung oftmals nicht selbst erzeugen – um die Ausdrucksmöglichkeiten voll auszuschöpfen, muss also ein externer Controller her.
Die besten MPE-Controller 2024
Intuitive Instruments Exquis: Intuitiver MPE-Controller auch für Nicht-Keyboarder
Statt wie auf einer herkömmliche Tastatur sind die 61 sechseckigen Tasten des Intuitive Instruments Exquis nach harmonischen Gesichtspunkten horizontal und vertikal angeordnet; ein bisschen erinnert das Konzept an ein Knopf-Akkordeon. Die Idee: Auch Nicht-Keyboarder sollen mit Exquis schnell zu hörenswerten Akkorden und Melodien kommen. Die Beleuchtung der Tasten hilft dabei, die Noten einer bestimmten Skala zu finden und zu Akkorden zu verknüpfen. Unabhängig vom Grundton bilden Akkorde des gleichen Typs immer das gleiche Muster auf der Tastatur. Auf Wunsch lässt sich die Tastenbelegung aber auch individuell anpassen.
Die Tasten sind nicht nur anschlagdynamisch und mit polyphonem Aftertouch ausgestattet, sondern lassen sich zusätzlich in alle vier Richtungen neigen, um beliebige Steuerdaten zu senden. Darüber hinaus ist Exquis mit vier Encodern mit Druckfunktion und mit einem kapazitiven Slider ausgestattet. Neben einem USB-C-Anschluss zur Stromversorgung und für USB-MIDI bietet der MPE-Controller MIDI In/Out auf Miniklinkenbuchsen sowie drei CV/Gate-Ausgänge.
Intuitive Instruments Exquis gibt es bei Thomann*.
Keith McMillen K-Board-C und QuNexus Red: Kompakte und günstige MPE-Controller
Wenn es um MPE-Controller geht, darf der Name Keith McMillen nicht fehlen. Die verschiedenen Versionen des K-Board (u.a. das K-Board Pro 4) und die nicht weniger innovativen Pad-Controller des Herstellers stehen seit Langem bei vielen hoch im Kurs, die auf der Suche nach neuen expressiven Möglichkeiten sind.
Das K-Board-C ist ein vergleichsweise günstiger, kompakter MPE-Controller, dessen 25 Tasten neben Anschlagdynamik und polyphonem Aftertouch auch das Kippen der Taste erkennen. Das kleine Keyboard passt in jeden Rucksack und wird über USB-C an einen Computer oder ein Mobilgerät angeschlossen. Perfekt als MPE-Controller für unterwegs!
Das mit dem K-Board-C verwandte QuNexus Red bietet ebenfalls 25 Tasten mit den gleichen Ausdrucksmöglichkeiten. Zusätzlich ist dieses Keyboard jedoch mit einem Sequencer mit drei Tracks (davon einer mit MPE) und einem Arpeggiator ausgestattet. Außerdem bietet das QuNexus Red neben USB und MIDI auch einen Satz CV/Gate-Anschlüsse zur Steuerung von Eurorack-Systemen.
Die MPE-Controller Keith McMillen K-Board-C und QuNexus Red bekommt ihr bei Thomann*.
Joué J-Play: Fünf verschiedene MPE-Controller in einem
Wie wäre es mit fünf Controllern in einem? Durch flexible Auflagen lässt sich J-Play von Joué im Handumdrehen von einer Tastatur in ein Drumpad oder einen Gitarren-Controller verwandeln. Eingebaute RFID-Chips sorgen dafür, dass die jeweilige Auflage automatisch erkannt wird. Die dazugehörige App läuft auf macOS, Windows, iPad und iPhone und ermöglicht das Erstellen eigener Tracks und Remixes. In der Standardversion steht bei Joué definitiv der spielerische Ansatz im Vordergrund.
Richtig interessant für Musiker wird es erst, wenn man die Pro-Option freischaltet, die 50 € extra kostet. Erst damit wird Joué zu einem echten MPE-Controller. Der dazugehörige J-Pro Editor ermöglicht es, die gesendeten Controller-Daten bis ins Detail zu konfigurieren und anzupassen. So kann J-Play auf Gesten wie Vibrato und Bendings reagieren und diese im MPE-Format an kompatible Klangerzeuger weiterleiten.
Joué J-Play ist in zwei Farbvarianten erhältlich. Beide Komplettpakete mit je fünf Auflagen bekommt ihr bei Thomann*. Die Pro-Option ist auf der Website des Herstellers erhältlich.
Roger Linn Design Linnstrument: Expressiver Pad-Controller
Das revolutionäre Linnstrument von Entwicklerlegende Roger Linn (der außerdem u. a. die LinnDrum und die AKAI MPC erfand) ist auch zehn Jahre nach seinem Erscheinen einer der flexibelsten und ausdrucksstärksten MPE-Controller. Jedes der 200 Pads (128 beim kompakteren Linnstrument 128) erkennt fünf Dimensionen: Velocity, Druck (polyphoner Aftertouch), links/rechts, vorne/hinten sowie Release-Velocity. Neben stufenlosen, polyphonen Tonübergängen ermöglicht dies eine außergewöhnlich expressive Steuerung der angeschlossenen Hardware- oder Software-Synthesizer.
Die Anordnung der Pads orientiert sich beim LinnStrument an Saiteninstrumenten; die einzelnen Reihen sind im Quartabstand zueinander gestimmt. Gegenüber einem herkömmlichen Keyboard hat das den Vorteil, dass die Akkorde und Fingersätze in jeder Tonart gleich sind. Außerdem ist durch diese Anordnung derselbe Ton mehrfach auf dem Controller zu finden. Die mehrfarbige Beleuchtung der Pads hilft dabei, die Noten der ausgewählten Skala zu finden.
Das Roger Linn Design LinnStrument gibt es in zwei Varianten (200 oder 128 Pads) bei Thomann*.
Expressive E Osmose: Die Zukunft der Tastatur
Wohl kaum einem MPE-Controller eilte schon vor seinem Erscheinen ein solcher Hype voraus wie dem Expressive E Osmose (hier im Angecheckt). Bis das revolutionäre Keyboard endlich erhältlich war und alle Vorbestellungen ausgeliefert waren, ging einige Zeit ins Land. Doch die Wartezeit hat sich gelohnt: Osmose bietet Keyboardern Ausdrucksmöglichkeiten, von denen sie bisher nur träumen konnten.
Da die 49 Tasten wie eine traditionelle Klaviertastatur angeordnet sind, findet man sich sofort zurecht. Allerdings erfassen die Tasten dank diverser Sensoren auch feinste Bewegungen und Berührungen; man kann die Tasten antippen, drücken, „streicheln“ und vieles mehr. So ermöglicht Osmose eine bisher unerreichte Expressivität auf einer relativ „normalen“ Tastatur. Mit Worten ist das nur schwer zu beschreiben – ähnlich wie die einzigartige Tastatur des PolyBrute 12 von Arturia muss man Osmose einfach ausprobieren, um eine Vorstellung von den Möglichkeiten zu bekommen.
Osmose ist mehr als ein MPE-Controller. Die enthaltene Sound-Engine von Haken Audio wurde speziell auf die expressiven Möglichkeiten des Keyboards abgestimmt und liefert mit einer Mischung aus FM, virtuell-analoger Synthese und Physical-Modeling eine große Bandbreite von Sounds, die sich über die Tastatur extrem ausdrucksstark spielen lassen. Aber das Keyboard funktioniert auch als Controller für alle anderen MPE-kompatiblen Hardware- und Software-Synthesizer.
Expressive E Osmose bekommt ihr bei Thomann*.
Korg Keystage: Keyboard-Controller mit MIDI 2.0 und MPE
Wer es etwas konventioneller mag und auf der Suche nach einem „normalen“ Keyboard-Controller ist, der auch MPE kann, wird beim Korg Keystage fündig. Meines Wissens ist das Keystage zurzeit das einzige herkömmliche Controller-Keyboard mit ganz normalen schwarzen und weißen Tasten, das MPE-Daten ausgeben kann. Darüber hinaus ist das Keystage mit MIDI 2.0 kompatibel und unterstützt die Funktionen des neuen Standards, wie beispielsweise die bidirektionale MIDI-Kommunikation.
Das Keystage bietet allerdings deutlich weniger expressive Möglichkeiten als die anderen MPE-Controller dieser Liste. Funktionen wie die Erkennung der Fingerposition auf der Taste, vertikales Streichen über die Tasten oder seitliches Drücken gibt es hier nicht. Aber das Keyboard (dessen Tastatur mit der des ASM Hydrasynth identisch ist) beherrscht polyphonen Aftertouch und kann auf Wunsch Daten im MPE-Format senden.
Das Korg Keystage gibt es mit 49 oder 61 Tasten bei Thomann*.
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