Modulation am Samstag – in der modularen Welt
Manchmal muss man einfach mal neu anfangen und die ganz grundlegenden Sachen neu überlegen. Was berührt und in Synthesizerwelten? Modulation! Bewegung. Also schauen wir uns doch mal an, was Klänge von „Gespieltem“ unterscheidet und was es interessant macht.
Modulation
Nehmen wir uns doch mal einen Oszillator. Vielleicht sogar einen, der eine recht interessante Veränderung über einen Filter erfährt. Wir müssen dieses Konstrukt auf jeden Fall bewegen! Also drehen wir ein wenig daran herum. Unsere Hand kann sich im manuellen Betrieb regulär immer gleich bewegen und das ersetzen wir nun durch einen LFO. Es kann aber auch einfach einen einmaligen Lauf pro Taste beschreiben, dann würden wir einen Hüllkurvengenerator (ENV) verwenden.
Hände und LFOs
Wenn wir beides nutzen, gibt es schon mehrere Optionen. Beides zusammen über ein Multiple oder eine Matrix ist irgendwie ok, aber musikalisch? Nö – meist nicht. Eher etwas langweilig. Also machen wir das, was ich angeregt hatte und durch Mute Records und deren Acts den sogenannten „Mute Sound“ nenne, und das sonst wohl niemand anderes auf der Welt so betreibt: ich nehme einen LFO und steuere diesen durch eine Hüllkurve. In der Modularwelt würde ich dafür einen VCA verwenden, in der Kompakt-Synthesizer-Welt liefert mir die Matrix so etwas wie ein Sidechain. Einige Synthesizer haben für Hüllkurven und LFOs einen eigenen Pegel. So etwa auch der Oberheim Xpander. Aber auch heutige Synths mit digitalem Hintergrund haben gelegentlich so eine Struktur. Da klappt das einfach. Den kann ich einfach so modulieren und wenn ich das mit einem LFO als Ziel mache und der Hüllkurve als Quelle, dann bekomme ich so ein schönes „Twattodadadoumdoumdumum„. Ich nutze solche Sounds als Break, als Puls oder als Bassfundament. Es ist Synthpop, Techno oder Elektro, es ist eine Bassdrum oder eben einfach eine Basis.
Wie so etwas klingt, ist hier unten im Video zu hören oder jede Menge davon als Break in der Mitte (bei 1:26 min). Das ist von 1993, also bitte nicht wundern. Wie dieser Verlauf ist, wird auch maßgeblich von der Kennlinie des VCA oder des Filters bestimmt.
LFO vs. Alan Turing
Ich verwende sehr gerne LFOs, die nicht mit BPM Sync, sondern einen Tick zu langsam eingestellt sind. Das groovt oft besser.
Als Alternative kann man auch eine Art Sample & Hold LFO nutzen. Hier im Video gibt es eine Turing-Maschine, die diese Signale verwendet und dazu Gate-Signale ausgibt. Schon der SH-101 kann über ein Signal vom LFO eine Hüllkurve neu starten. Also ginge so ein Konstrukt, um eine Art Loop zu bauen, der sich selbst immer wieder lostritt. Hier wird das mit dem Turing-Generator gemacht. Bei 5:54 min siehst & hörst du das im Video. Hör dir den Anfang genau an, damit du verstehst, was mit dem Oszillator los ist – da ist einfach nur ein normaler Oszillator mit einer fallenden Hüllkurve zu hören und der LFO „rhythmisiert“ das einfach nur. Wenn man das immer wieder tut, klingt das mehrmals nicht langweilig und wiederholt sich nicht, jedoch hat es eine Struktur. Das geht nicht nur mit Klang, sondern auch mit Tonhöhen. Du kannst es dir im Video weiter anhören.
Bewegung mit einem einzigen Finger
Einige Synthesizer haben sogar einen Step LFO, da lassen sich ganze Verläufe bauen, die nicht einmal viele Steps benötigen, jedoch stets von vorn beginnen. So etwas haben frühe Synthpop Acts über einen Sequencer erzeugt. Das findet man u.a. im Fantom, den Zen-Core Synths von Roland und in jedem Modular System mit einfachstem Sequencer, der auf Tastendruck die Sequenz neu startet und statt auf einen Oszillator auf das Filter gepatcht ist. Dabei wird bei jedem Step auch die Hüllkurve neu getriggert. Das klingt dann so. Oder im Video unten bei 6:51 ff. Es gibt dort noch weitere Demos.
Wenn du hier ein Rauschgenerator einsetzt, bekommst du einen kostenlosen DFAM für dein Modular System. Noise bedeutet in Kompakt-Synths einfach den LFO auf die Lautstärke des Rauschens zu setzen und dennoch tonale Oszillatoren nicht abzuschalten. Du kannst hier gegenläufige LFOs nutzen oder eben Obiges. Das klingt dann so.
Und jetzt alle…
Die Kombination von einfachstem Step Sequencing und einem LFO mit gemeinsamer Clock oder eben der Turing Machine kann nach EBM oder Dark Techno klingen. Hier noch eine Variante mit Sample & Hold ganz ohne Sequencer aber mit einer Clock und einem simplen Keystep als Sequencer, der nicht gesynct zu dem LFO/Clock-Sample & Hold wird. Deshalb läuft diese Sequenz so smooth vor sich her.
Mische die Quellen wie Rauschen und Oszillatoren und du hast schnell eine Bewegung, die meist gar keine aufwendigen Konstrukte braucht. So etwa hat der SH-101 eine Clock, die gleichzeitig vom LFO gespeist wird, ebenso ist das beim SCI und Behringer Pro One. Manchmal lohnt es sich ein Opfer einzugehen, einen Oszillator als LFO einzusetzen. Das erzeugt den Klang einfach mit einem tiefgestimmten Filter und nur einem Oszillator und dem LFO und einem Oszillator als Quellen.
Ich hoffe das inspiriert ein bisschen. Viel Spaß beim ausprobieren, patchen und basteln am Samstag.
Hier noch ein paar günstige Hilfsmittel für’s patchen, besonders die kleinen Verteilersterne sind sehr schöne Multiple-Verteiler und gerade im Angebot.
Video
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.