von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Euro Modular System für 500 Euro

Euro Modular System für 500 Euro  ·  Quelle: sequencer.de

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Synthesizer lassen sich prinzipiell in zwei Gattungen unterteilen: Kompaktsynthesizer mit beliebig komplexen Menüs und modulare Systeme, die eher die Ästhetik eines russischen Kraftwerks besitzen. Man braucht viele Module, um sein Ziel zu erreichen und teuer ist das bestimmt auch? Kann man einen modularen Synthesizer für dreistellige Summen kaufen oder war das nicht immer eher vierstellig? Ich versuche es jetzt mal anders, ich möchte unbedingt ein funktionierendes System für maximal 500 Euro finden. 

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Theorie

Ein klassischer Synthesizer braucht in aller Regel diese Komponenten:

  • Oszillator: ein Klangerzeuger mit veränderbarer Tonhöhe
  • Filter: Klangsteuerung, z. B. ein EQ oder High Cut
  • VCA: eine steuerbare Lautstärke

Diese drei Elemente brauchen Bewegung, obwohl statische Elemente wie oben schon ausreichen würden, um sie „Synthesizer“ zu nennen. Diese Modulationsquellen sollten eingeplant werden:

  • Mindestens eine einfache Hüllkurve, Minimalparameter: Decay für Lautstärke und Klang, gern auch für die Tonhöhe, zunächst minimal eine für alles
  • LFO: Low Frequency Oszillator.
  • LFO oder Hüllkurve können gegeneinander ausgetauscht werden, wenn die Hüllkurve eine Loop-Funktion besitzt und der LFO eine One-Shot-Funktion hat, werden die beiden Elemente austauschbarer, um Module zu sparen. So kann man auf eine der beiden notfalls verzichten, um einen Minimalsynthesizer zu bauen
  • Eventuell zusätzliche Klangerzeuger, z. B. Rauschgeneratoren (hier aber nur der Vollständigkeit halber aufgeführt)
  • Wenn mehr als eine Klangquelle vorhanden ist, braucht man auch noch einen Mischer für die Einzellautstärken im Mix und man kann einen Ringmodulator, AM oder FM nutzen, um die Klangpalette zu erweitern, ich suche nach einer Möglichkeit, das zu tun, solange der Preis von 500 Euro nicht erreicht wird

Somit hat ein Minimalsynthesizer diese Elemente: Oszillator, Klangänderung, Hüllkurve (loopbar) oder/und LFO sowie einen Verstärker am Ende.

Praxis

Es gibt mehrere Herangehensweisen. Zunächst versuchen wir es mit Eurorack-Modulen. Wer nicht alles zusammenstückeln möchte, der kann sich auch an Geräten wie dem Doepfer Dark Energy oder Roland System 1m orientieren oder damit beginnen; dies sind semimodulare Synthesizer, die es unter oder um die 500 Euro zu kaufen gibt – dann aber mit weniger Freiheiten.

Um sich bei Modular-Synthesizern nicht zu verzetteln, ist die Suche in und bei allen Herstellern mühsam, da man als Einsteiger nicht alle Charaktereigenschaften der Anbieter kennt und deren Schwerpunkte und Vorteile und die eigene Musik in diesem Kontext oft noch nicht einordnen kann. Das ist leider eine endlose Suche für viele, so wie für Gitarristen ihre Effektpedale. Aber irgendwann findet man den sinnvollen Inhalt eines Doppelracks und Treffen unter Gleichgesinnten helfen dabei, diese Zeit zu verkürzen. Also, was brauchen wir für ein Modulsystem?

Das Eurorack braucht Kraft, deswegen brauchen wir ein Netzteil, das die Busplatine für die Module mit Strom versorgt. Wie des Gehäuse für dein Eurorack-System am Ende aussieht, ist allerdings auch sehr individuell und sieht bei einem Industrial-Macher anders aus als bei einem House-Produzenten. So weit kann also die Empfehlung nicht gehen. Aber was braucht jeder? Außer dem Netzteil? Entweder man kauft ein fertiges Gehäuse mit Rahmen oder man baut sich aus etwas Holz und Metall mit ein bisschen Kreativität einen eigenen Rahmen. Ein alter Aktenkoffer, ein Toaster oder ein Schädel. Erlaubt ist alles, wo Module eingepasst werden können. Das spart viel, denn das Gehäuse ist teuer.

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Es gibt auch die Grundelemente als eine Art DIY-Kit für weniger Geld. Nach ihnen muss man jedoch genauer suchen und leider auch etwas mehr „mitdenken“, damit alles passt. Vielleicht etwas zu viel für Anfänger im Modularbereich. Die Kosten gehen je nach Wahl bei ca. 30 Euro los und sind bis oben offen. Dann geht unsere Suche aber nicht auf. Wir nehmen also die kreative Version.

Wir gehen einkaufen:

  • Doepfer Low Cost VCA/Dual: 65 Euro
  • Leaf Audio NTBA – Oszillator von Exploding Shed 120 Euro oder Doepfer 150 Euro
  • Doepfer Wasp Filter 85 Euro
  • Patchkabel 10-20x 2,50 Euro
  • Netzteil 1, besser 2A für „später“ – ca. 20 Euro
  • Busplatine mit Basisnetzteil 75 Euro
  • ADSR-Hüllkurve loopbar (LFO) 130 Euro
  • nur ADSR 80 Euro
  • nur LFO 70 Euro

Das macht zusammen ohne LFO 520 Euro. Haltet ihr ihn für unersetzbar, dann landet man bei guten 600 Euro. Das ist ein simpler Aufbau für ein Modular-System, aber es reicht prinzipiell für erste Schritte aus. Vorteil: Man kauft sich die Module nach und nach zusammen, was auch wirtschaftlich einfacher ist. Man kauft in aller Regel nur das, was man braucht, muss aber ein wenig basteln – das gehört dazu und macht einen Teil des Reizes aus, auch wenn das für manche einen Nachteil bedeuten mag. Damit ist aber auch leider das Experiment „Modular unter 500 Euro“, wenn auch nur knapp, gescheitert. Dennoch wurde ich selbst eines Besseren belehrt, weil ich selbst vor der Recherche davon ausging, dass man mindestens 1000 Euro benötigt. Es geht also für 600 Euro, was etwas beruhigend ist. Dreistellig ist auf jeden Fall zu schaffen.

Es gibt aber auch noch andere Lösungen …

Tangible Waves hat letztens den AE-Synthesizer auf Kickstarter vorgestellt, ein modulares Komplettsystem in zwei fixen Konfigurationen. Beide liegen preislich unter 500 Euro. Das nutzt statt Klinkenkabeln einfache Drähte für die Verbindung der Module, wie das Anywares Tinysizer und Minisizer vorher taten und das macht das System insgesamt entsprechend klein. Einen Haken hat das AE-System aber schon, denn es entspricht nicht dem heutigen Standard von 1 Volt pro Oktave und ist so nur schwer erweiterbar oder mit anderen Systemen zu verbinden. Dafür aber ziemlich komplett und das wohl günstigste echte Modularsystem der heutigen Zeit. Sensationell!

Eine andere Möglichkeit wären Rolands digitale Module. Die kosten gut 150 Euro aktuell als Sonderdeal (sonst 100 Euro mehr) und erlauben über die Software, 6 virtuelle Module zu bauen. Ihre Bedienung erinnert an Clavias Modular und Axoloti. Auch diese sind damit Alternativen. Ein Axoloti ist mit 70 Euro gekauft, allerdings muss man offen sein für Bastelei und Computertechnik, deshalb klammere ich diese Option aus und denke noch einmal über die Roland Option nach.

Kauft man für 80 Euro ein Bastl Kastl, hätte man auch schon die Kombinationsmöglichkeit mehrerer LFOs, Hüllkurven, einen Oszillator und Filter mit dabei, wenn man eine der genannten Geräte verwendet (Roland und Bastl oder Eurorackmodule und Bastl). Das klappt also als Option für analoge Technik und sie passt auch mit den Rolands zusammen. Das ist auch für Tablet und Computermusiker interessant, weil es übergreifend funktionieren kann und so LFOs und Co. per Computer oder iPad generiert werden, der Rest aber außen – außerdem braucht man bei Rolands Modulen eh die kostenlose Editor-Software, um die Module zu verbinden und zu wählen. Preislich ist all dies unter 500 Euro.

Jetzt ist alles erlaubt

Denken wir abseits der Eurorack-Module, könnten wir uns beispielsweise für gut 60 Euro einen kompletten Synthesizer mit den Patchblocks bauen. Für 80 Euro einen Bastl Kastl leisten, einen alten Clavia Micro Modular für 250-300 Euro kaufen oder auf einen Axoloti für 65 Euro setzen. Die sind nicht durchgängig analog (was aber nicht das Ziel war), sind aber auch nicht so offen wie ein echtes Modulsystem. Es fehlen Ein- und Ausgänge oder Parameter lassen sich nicht direkt ansteuern. Aber als Grundbaustein mit nicht so umfassender Erweiterbarkeit auf jeden Fall einen Gedanken wert – und sehr wahrscheinlich unter 500 Euro. Wer mag das Abenteuer?

Apps?

Da wir nicht nur Hardware in der Musikwelt haben, möchte ich auch noch kurz auf Software eingehen. Hier ist neben einer App oder Plug-ins selbst der größte Kostenfaktor die Wandlung der Signale von digital nach analog. Wer das will, muss tiefer in die Tasche greifen. Expert Sleepers aus England hat zum Beispiel Module im Sortiment, die das können. Das muss am Ende billiger sein als alle LFOs und Hüllkurven und was man sonst noch eher im Rechner umsetzen wird. Rechnet man aber hier noch iPad oder Computer mit ein, dann ist man sicher bald oberhalb der 500 Euro Schallmauer.

Wer schon solche Geräte besitzt, hat aber eine sehr gute Chance, sich zunächst auf die essentiellen klangprägenden Module zu kümmern. An Apps gibt es ebenfalls ein paar, die Spaß bereiten. Etwa zMors, was auch mit Expert Sleepers in die analoge Welt transformiert werden kann. Es gibt aber auch Apps, die am Audioausgang des iPads oder eine Steuerspannung generieren können. Diese ist meist schwach, aber sie ist da und diese Möglichkeit ist vielleicht auch interessant für kleine Experimente.

Fazit

Ein Eurorack-System für wenig Geld ist möglich, allerdings nicht für 500 Euro. Ist man etwas kreativ, versucht man ein paar Dinge mit Dingen, die schon im Besitz sind. Beispielsweise Software, wo man sich nur eindenken müsste. Dann könnte es auch mit dem niedrig gesteckten Rahmen passen. Stressfrei und ohne Selbstmach-Geist wären die anderen, semimodularen Lösungen wie das System 1m mit speicherbaren Presets oder dem „Gadet“ Bastl Kastl, das trotz seiner Größe für Produktionen geeignet ist.

Ich war am Ende selbst überrascht, dass man bei 600 Euro anfangen kann und nicht die kritische 1000er Grenze überschreiten muss. Für Kreative ist die Welt auf jeden Fall heute bereit für musikalischen Neuanfang.

Diskussion dazu auch im Forum möglich.

Update 2:  Neues Video zum Bastl Kastl

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4 Antworten zu “Modular-Synthesizer für maximal 500 Euro – Wie geht das?”

    Wintermute sagt:
    0

    Naja… Ich habe es so gemacht:
    Doepfer A-101-2 Vactrol Low Pass Gate – 70 € (Gebraucht)
    Doepfer A-140 ADSR – 50 € (Gebraucht)
    Doepfer A-110 Standard VCO – 90 € (Gebraucht)
    Doepfer A-100 DIY Kit – 140 €
    Patchkabel – 20 €
    Korg SQ-1 – 90 € (Gebraucht)
    Das Case ist aus Holzresten entstanden.

    Sind dann insgesamt 460 € inkl. Sequenzer.

    Für mich war das kein schlechter Anfang.

    Golfi77 sagt:
    0

    Knapp 1,5 Jahre später ist der Modulareinstieg durchaus unter 500€ möglich. Wenn auch ohne spielende Verbindung zur Außenwelt (Midi/CV, Sequencer, CV Keyboard).
    Preise beziehen sich auf Stand 03/2018 aus den regulären Angeboten großer, deutscher Musikhändler:
    Case => Doepfer Mini Case >> 85,00€
    VCO => Dreadbox VCO >> 109,00€
    VCF => Doepfer SEM Filter >> 80,00€
    LFO => Doepfer A-145 LFO >> 69,00€
    VCA/EG Kombi => Erica Synth Modulator >> 130,00€
    Patchkabel 20cm => Erica Synths, 5er Set >> 10,00€
    Patchkabel 30cm => Erica Synth, 5er Set >> 12,00€
    GESAMTSUMME: 495,00€

    Thomas Strauß sagt:
    0

    Ich denke, dass nur ein geübter Elektroniker in der Lage ist, sich seine Platinen selbst herzustellen und zusammenzulöten. Das ist eine ziemlich arbeitsintensive und zeitraubende Tätigkeit. Dann ist es sinnvoll, man baut sich ein bis zwei Module selbst und kauft sich den Rest nach und nach zusammen. LFO, VCO, VCF, VCA und 2X ADSR und dann noch MIDI2CV und Netzteil. Man kann sich sehr günstig alle Kabel selbst herstellen (Pfostenverbinder, Flachbandkabel, Presswerkzeug gibt es im Elektronik-Versandhandel für ein paar Euro).

      moogulator sagt:
      0

      Du kannst aber für unter 500€ heute jeweils zwei Systeme von AE / Tangible Waves ohne Löten und Co kaufen und damit arbeiten – das ist schon ziemlich was – ohne große Kompromisse.

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