MacBook Pro 16″ oder Surface Laptop 3 15″ als Audiorechner?
Microsoft oder Apple - das ist hier die Frage?
Apple und Microsoft haben in den letzten beiden Monaten ihre Flaggschiff-Laptops auf den Markt gebracht. Es zeigt sich: Apple bietet viel Leistung fĂŒr eine âangemesseneâ Summe, könnte aber in wenigen Punkten nachbessern. Seit Kurzem sind die ersten Testberichte des MacBook Pro 16″ in der Mache. Auch ich durfte es schon begutachten. Und deswegen kann ich jetzt ĂŒber einen âVergleichâ mit dem Surface Laptop aus dem Hause Microsoft berichten.
Um möglichst fair zu bleiben, vergleichen wir die Basiskonfiguration des MacBooks mit 6-Core Intel CPU, 16GB RAM, 512GB SSD und Radeon Pro 5300M mit dem Topmodell des Surface Laptops mit 4-Core AMD Ryzen Architektur inklusive integrierter Radeon RX Vega 11 Graphikeinheit, 16 GB RAM und 512GB SSD.
Der Preis ist heiĂ – oder etwa doch nicht?
Apple ruft offiziell einen Preis von 2699 Euro fĂŒr die Basiskonfiguration ab. Microsoft dagegen fĂŒr seinen voll ausgestatteten Surface Laptop 2299 Euro. Wer sich ein wenig schlau macht, findet die GerĂ€te schon heute bei diversen Online-Shops zu gĂŒnstigeren Konditionen. Oder es gibt in diesen Tagen das eine oder andere Black Friday SchnĂ€ppchen?!
Verarbeitung
Apple ist bereits seit LÀngerem nicht mehr der einzige Hersteller mit einem minimalistischen Design aus Metall. Die in Cupertino ansÀssige Firma setzt auf einen Unibody aus Aluminium. Microsoft verwendet indes eine hochwertige Beschichtung aus Magnesium. Das Ergebnis sind zwei Handschmeichler, die einen nachhaltig guten Eindruck hinterlassen.
Das MacBook Pro ist mit einem Gewicht von rund 2 kg zirka 460 g schwerer als sein Kontrahent. Durch den 0,6 Zoll gröĂeren Bildschirm hat es aber leicht gröĂere Abmessungen. Die schmaleren Display-RĂ€nder lassen es nichtsdestotrotz moderner wirken.
AnschlĂŒsse
Microsoft spendiert dem Surface Laptop einen USB-A und einen USB-C Anschluss sowie eine 3,5 mm Kopfhörerbuchse. Zum Schnelladen gibt es einen speziellen Surface Connect-Anschluss. Damit sollen in unter einer Stunde 80 % geladen werden. Nicht schlecht!
Seit 2016 werden bei dem groĂen MacBook Pro vier USB-C/Thunderbolt 3 AnschlĂŒsse und ein 3,5 mm Audioausgang verbaut. Ăber USB-C Power Delivery kann jeder dieser Ports als Ladeanschluss verwendet werden. FĂŒr einen Laptop dieser Klasse ist das ein Alleinstellungsmerkmal. Notfalls könnte man das Netzteil seines iPhone 11 Pro oder iPad Pro (3. Gen) nutzen. Aber hier fehlt natĂŒrlich der ânormaleâ USB-Anschluss fĂŒr MIDI-Interfaces, Controller oder Audiointerfaces. Und das heiĂt: Ohne Hub lĂ€uft es beim MacBook Pro nicht.
Der Verzicht von Thunderbolt 3 beim Surface Laptop schmerzt. Alle GerĂ€te mit einem hohen Bedarf an Bandbreite können nicht eingesetzt werden. Darunter fallen natĂŒrlich auch externe Audiointerfaces, Grafikkarten, schnellere SSDs oder anderes diverses Audiozubehör.
Leistung
Zum ersten Mal seit Langem fokussiert Apple bei diesem MacBook die hohe Performance. Durch ein dickeres GehĂ€usedesign und einem stĂ€rkeren LĂŒftungsmechanismus ist dieselbe CPU durchschnittlich etwa 10 % schneller als im VorgĂ€nger. Einen groĂen Sprung macht Apple bei der dedizierten Grafikkarte. Diese ist schon im Basismodell in vielen Bereichen schneller als die Beste im VorgĂ€ngermodell (Vega 20).
Microsoft wirbt auf seiner Website fĂŒr einen hochperformanten all-in-one Chip, der zusammen mit AMD entwickelt wurde.
Der Reddit-User itscrazouthere hat unter diesem Post eine ausfĂŒhrliche GegenĂŒberstellung beider GerĂ€te zusammengetragen. Durch einen Abgleich mit mehreren Quellen kann ich bestĂ€tigen, dass es sich um echte Daten handelt.
Die CPU im MacBook Pro ist um einiges schneller. In Geekbench 5 ĂŒbertrifft es das Surface Laptop im Single-Core (1103 vs 871) als auch im Multi-Core Test (5667 vs 3164) deutlich. Im Cinebench 20 setzt sich dieser Trend fort (2649 vs 1987). Doch erst bei der GPU zeigt sich das wahre AusmaĂ. In 3 verschieden Benchmarks ist die Radeon Pro 5300M zirka doppelt so schnell wie Vega 11. Im Spiele-Benchmark Unigine Heaven sind es 48FPS vs 25 FPS.
Wichtig anzumerken ist, dass das MacBook im Batteriebetrieb nur 15 % einbĂŒĂt, wĂ€hrend das Microsoft-Laptop um 40-65 Prozentpunkte einknickt.
Die im MacBook verlötete SSD grenzt sich von der im Surface Laptop klar ab. Im Lesen sind es 3000 mb/s vs 1000 mb/s und im Schreiben 2900 mb/s vs 1600 mb/s. Es war zu erwarten, dass hier das MacBook besser abschneidet, doch der Surface Laptop 3 bleibt weit hinter den Erwartungen zurĂŒck.
Display
Apple verwendet im MacBook Pro 16″ ein branchenfĂŒhrendes Display im Format 16:10. Neben der höheren Auflösung bringt es eine maĂgeblich höhere Pixeldichte, Farbtreue und Helligkeit mit sich. Das 3:2 Panel des 15,4″ Surface Laptops dagegen ist in der höheren Mittelklasse angesiedelt und Touch-fĂ€hig (aber hierzu spĂ€ter mehr).
Audio und Klang
Das MacBook Pro 16″ hat die wohl besten jemals in einem Laptop integrieren Lautsprecher. Die Audio-Ingenieure aus Cupertino haben sich viel MĂŒhe gegeben, dem neuen MacBook einen vollen und ausgeglichenen Klang zu verleihen. Erste Tester wie auch ich wurden regelrecht erschlagen. Die BĂ€sse werden auf beiden Seiten ausgeglichen, damit keine Vibrationen entstehen und die QualitĂ€t selbst auf hoher LautstĂ€rke ordentlich bleibt. Die Lautsprecher des Surface Laptops hingegen sind âokâ, aber können dem Sound des MacBooks nicht das Wasser reichen.
Die Tastatur funktioniert!
Aktuell kann man kaum einen Artikel ĂŒber das neue MacBook schreiben, ohne die Tastatur erwĂ€hnt zu haben. UnzĂ€hlige ProblemfĂ€lle in diversen Foren haben das Apple MacBook in ein schlechtes Licht gerĂŒckt. Die Neue ist jetzt baugleich mit dem im iMac beigelegten Magic Keyboard. Hoffentlich ist diese deutlich robuster als bei den VorgĂ€ngermodellen. Das Tippen fĂŒhlt sich Ă€uĂerst angenehm an. Ob die bekannten Keyboard-Probleme der letzten MacBook Generationen auch hier wieder auftreten – das hoffe ich nicht. Apple sollte eigentlich endlich aus den Fehlern gelernt haben.
Aber auch das Keyboard des Surface Laptops kann voll und ganz ĂŒberzeugen. Die Tastatur hat einen exzellenten Hub und sehr gutes Feedback. Es sind keine Probleme mit ignorierten TastenanschlĂ€gen Ă la MacBook Pro bekannt. Warum auch?
Akkulaufzeit
Beide Hersteller geben zirka 11 Stunden Akkulaufzeit an. Doch die etwa doppelt so groĂe Batterie im MacBook Pro scheint nĂ€her an diesem SchĂ€tzwert zu liegen. Der besagte Reddit-User gibt fĂŒr das MacBook bei Office-Nutzung 8,5 Stunden und fĂŒr das Surface Laptop 6 Stunden an. Bei intensiverer Nutzung ĂŒberdauerte das MacBook 7 Stunden und der Surface Laptop 4 Stunden.
Besonderheiten beider GerÀte
Ein immenser Vorteil des Surface Laptops ist der Touch-Support im Display und die UnterstĂŒtzung des Surface Pens. Das ist vor allem Live auf der BĂŒhne fĂŒr Musiker ein groĂer Vorteil. Und es scheint auch wirklich gut zu funktionieren. Im Vergleich zum Apple Pendant iPad (und auch iPad Pro) könnt ihr so alle Windows Programme (DAWs, standalone Software-Instrumente etc.) mit den Fingern oder dem Pen bedienen. Dem iPad fehlt immer noch die Möglichkeit, macOS Software auszufĂŒhren.
Das MacBook dagegen kann ausschlieĂlich ĂŒber Trackpad oder Maus gesteuert werden. Seit macOS Catalina ist es möglich, ein iPad im Zusammenspiel mit Apple Pencil als zweiten Bildschirm zum MacBook zu nutzen. Aber ob das bĂŒhnentauglich ist, bezweifle ich im Moment noch. Hier sollten Musiker vorerst das neue Setup ein wenig im stillen KĂ€mmerlein testen.
Die Touch Bar des MacBooks ist dagegen eher ein schwacher Trost und fĂŒr viele ein Gimmick. Einige Programme unterstĂŒtzen diese immer noch nicht. Mit diversen fĂŒr die Touch Bar entworfenen Tools kann man durch individuelle Anpassungen allerdings mehr herauskitzeln als von Apple vorgesehen. Auch DAWs nutzen diese Technologie schon recht gut, so dass viele Funktions-Shortcuts mit einem âTouchâ ausfĂŒhrbar sind.
Ein groĂer Kritikpunkt bei neueren Apple-GerĂ€ten sind die schlechten Reparaturmöglichkeiten – denn alles ist fest verlötet. Beim Surface Laptop lĂ€sst sich immerhin die SSD tauschen. Davon könnte sich Apple eine Scheibe abschneiden.
Fazit
Meiner Meinung nach lĂ€sst das neue MacBook Pro 16″ den relativ neuen Surface Laptop 3 15″ im Regen stehen. Bis auf wenige Ausnahmen (wie zum Beispiel die Touch-Eingabe) ĂŒberflĂŒgelt das Apple-Notebook den Konkurrenten. Apple hat an den richtigen Stellen nachgebessert und die FunktionalitĂ€t vor das Design gestellt. WĂ€hrend die ĂuĂerlichkeiten bei beiden GerĂ€ten noch relativ Ă€hnlich erscheinen, sind die inneren Werte umso unterschiedlicher.
FĂŒr welchen der Beiden wĂŒrdet ihr euch fĂŒr euer Studio oder auf der BĂŒhne entscheiden? Schreibt uns eure Ideen in die Kommentare.
8 Antworten zu “MacBook Pro 16″ oder Surface Laptop 3 15″ als Audiorechner?”
Benutze seit Anfang des Jahres einen Razer Blate 15 (2018) Laptop und bin mehr als zufrieden. Es mĂŒssen nicht immer die gĂ€ngigen Marken sein. Es lohnt sich oft auch mal nach rechts und links zu schauen
„Es zeigt sich: Apple bietet viel Leistung fĂŒr eine âangemesseneâ Summe“.
Bei so einem VerstĂ€ndnis fĂŒr Geld kommt mir nur eine Frage:
Wo muss ich mich bewerben damit ich endlich auch so denken kann? :D
Trotzdem ein guter Artikel. Danke dafĂŒr!
Vielen Dank! Wir sprechen hier natĂŒrlich von sehr hochpreisigen und leistungsfĂ€higen GerĂ€ten. Deswegen ist hier das Wort âangemessenâ natĂŒrlich relativ.
FĂŒr 2700 ⏠kann ich mir ein Win-Laptop zusammenstellen, der weit aus besser ist als der Surface. Ich glaube auch nicht, dass der Apple und der Surface komplett die gleiche Zielgruppe hat. Der Surface versteht sich auch nicht als Musik-PC.
NatĂŒrlich hat Apple nachwievor ein kleinen Vorsprung, was den Einbau in einer Musikproduktion angeht. FĂŒr viele ist dieser kleine Vorteil aber vernachlĂ€ssigbar.
Ich finde beide System gut. Bin selbst aber bei Win, weil ich es gewohnt bin.
Egal was Apple macht oder kann, ich finde ihre OS Politik mĂŒhsam nicht ihre Hardware. Denn Apple nutzt unumstösslich qualitative Ware.
Der Vergleich mag sicherlich richtig sein, aber ein Surface fĂŒr Musik wĂŒrde mir niemals in den Sinn kommen. Zu teuer, zu schwach, zu unnĂŒtz.
Ein Laptop mit Win10 von anderen Hersteller sind was Musik angeht weitaus reifer als MS, wir haben ASUS, HP, Acer etc. etc.
Was mir an Windows gefÀllt ist, das ich die PC-Hardware benutzen kann die ich möchte und Laptops nutzen kann die ich sogar selber erweitern kann. Das was ich am Mac total geil finde ist Thunderbolt und was Soundtechnisch angeht viel weiter als MS, schon alleine das Apple das Logic hat und MS in dieser Richtung gar nichts.
Aber ja, jedem das seine, es gibt ja schliesslich auch nicht nur eine Automarke.
Interessant wĂ€re mal ein LatencyMon Check von dem Surface. Leider habe ich schon was ĂŒber „bad“ VGA Treiber gelesen… Dieser soll Plug-ins auf QT -Basis zum crashen bringen…
Super Artikel! Bin mit meinem Mac vollkommen zufrieden
TCO war mal ein Kriterium. Total Cost of Ownership. Ich habe mir damals (Mid2012)das Flaggschiff von Apple gekauft. 17″ MacBookPro mit 1920X1200px mattem Display… Das GerĂ€t habe ich maximal AufgerĂŒstet. 8GB-Ram, 3TB SSD. Der Accu hielt gut 5 Jahre durch, lĂ€uft jetzt am Netzteil. Aber Hey selbst im Zug gibt es inzwischen Schuko.
Meine damals 3500.-⏠arbeiten jetzt immer noch fĂŒr mich. Es lĂ€uft Ableton Live, eine Focusrite hĂ€ngt ĂŒber USB2 dran. Ich habe wLan, LAN, ExpressCard fĂŒr Sata oder sonstwas, 3XUSB, Displayport.
Und ich habe z.Zt. HighSierra und Windows 7 wahlweise auf einem GerÀt. Mit Windows 10 werde ich mich bis Januar auseinander zu setzen haben, aber diese Apple Hardware hat sich in jedem Fall bezahlt gemacht.
Sollte dieses GerĂ€t irgendwann tatsĂ€chlich die GrĂ€tsche machen, so werde in mir bei dem Assembler ‚Schenker‘ ein gutes Notebook bauen lassen.
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