Saitenwechsel: Lzzy Hale und der Aufstieg der Gitarristinnen in der modernen Musikszene
Das Equipment der Halestorm Gitarristin
Es ist langsam soweit und wird höchste Zeit: Die einstige Männerdomäne Rock-Musik wird von Gitarristinnen erobert. Lzzy Hale gilt dabei vielen als die Vorzeige-Künstlerin der weiblichen Rock-Szene. Wir schauen auf das Equipment der Halestorm-Frontfrau und verraten, wie sie ihren Sound gefunden hat.
Seit Sister Rosetta Tharpe, die oft als die „Mutter des Rock’n’Roll“ bezeichnet wird, begann ein langsamer und beschwerlicher Aufstieg weiblicher Künstlerinnen an die Spitze der Rock-Szene. Heute sind wird dankbar, Sounds von Gitarristinnen wie Lzzy Hale, Orianthi oder Nita Strauss nicht nur genießen, sondern dank entsprechendem Signature-Equipment auch selbst produzieren zu können.
Nicht nur musikalisch ist der Aufstieg und die wachsende Sichtbarkeit weiblicher Musikerinnen ein echtes Geschenk: Durch Social Media und eine wachsende, globale Reichweite werden immer mehr Mädchen und junge Frauen dazu bewegt, die Gitarre in die Hände zu nehmen. Wie auch Lzzy Hale, Frontfrau der amerikanischen Rock-Band Halestorm.
Lzzy Hale – Der Weg an die Spitze des Rock
Lzzy Hale ist heute vor allem als Frontfrau der Rockband Halestorm bekannt. Ihre musikalische Reise begann dabei schon früh, als sie im Alter von nur 13 Jahren zusammen mit ihrem Bruder Arejay Hale die Band gründete. Zunächst Pianistin und Sängerin fand sie schließlich zur Gitarre — inspiriert durch die Musikliebe ihrer Eltern. Noch heute beeinflusst ihre musikalische Laufbahn das Herangehen ans Song- und Riffwriting: Sie beschreibt in Interviews, wie sie Gesangsmelodien in Riffs übersetzt.
Mit dem Durchbruch 2005, als Halestorm von Atlantic Records unter Vertrag genommen wurde, entwickelte sich auch ein gesteigertes Interesse am Equipment der Rockerin. Besonders die Verbindung zu Gibson war und ist eine wichtige Säule in der Ausstattung der Gitarristin.
Lzzy Hale hat sich als erste weibliche Markenbotschafterin der amerikanischen Traditionsmarke Gibson nicht nur als talentierte Musikerin, sondern auch als eine wichtige Figur für weibliches Empowerment in der Rockmusik etabliert.
Ganz nebenbei hat sie sich auch musikalisch mit mehreren erfolgreichen Alben und zahlreichen Auszeichnungen, darunter einem Grammy, einen Namen gemacht.
Lzzy Hale — Equipment und Signature Gear der Gitarristin
Klar, dass über allen Gear-Aufzählungen die Markentreue zur „Gibson-Family“ steht. Wir haben jedoch auch über die Grenzen von Nashville hinaus geschaut und verraten, welches Equipment den Sound von Halestorm ausmacht.
Gitarren
Schon seit 2018 haben wir regelmäßig über die Gitarren berichtet, die allen voran Gibson für die Künstlerin entworfen hat. Darunter einige Highlights, die wir euch im folgenden Teil vorstellen wollen.
Gibson Lzzy Hale Explorer: Ihr bisheriges Hauptinstrument ist die Lzzy Hale Explorer in Alpinweiß mit goldener Hardware, ausgestattet mit ’57 Classic Humbuckern, einem Mahagoni-Korpus und -Hals sowie einem mit Palisander gebundenen Griffbrett. Die stark limitierte Ausgabe des klassischen Gibson Explorers ist lange vergriffen und mittlerweile ein modernes Sammlerstück!
Gibson Lzzy Explorerbird: Die Explorer-Form weiter erkunden und verändern — das scheint die Message hinter dem Gibson Lzzy Explorerbird zu sein. Die Mischung aus einem Korpus in Explorerformat mit einem Firebird-Headstock macht ordentlich was her. Die aktuell erhältlich Variante in knalligem Rot ist nur eine Stufe dezenter, als die nächste Signature-Gitarre der Ausnahmekünstlerin.
Kramer Lzzy Hale Voyager: Eine gewagte Hommage an die durchgeknallten 80er stellte jüngst Gibson-Tochter Kramer vor. Die glitzernde Gitarre ist optisch nicht gerade zurückhaltend. Auch Kollege Julian war angetan: Disco meets Deathmetal
Amps und Cabinets — oder etwa digital?
Während die Auswahl der Gitarren von Lzzy zuweilen „speziell“ ist, bleibt sie bei den verwendeten Amps klassisch.
Marshall JCM800: Lzzy verwendet live zwei maßgeschneiderte Marshall JCM800 Verstärker, einen in Weiß und einen in Schwarz. Die Custom-Amps sorgen für ordentlich Röhren-Druck, der den Sound von Halestorm schon seit Jahren prägen.
Erstmals 1981 eingeführt ist der JCM bekannt für seinen charakteristischen, wütenden Klang, besonders in höheren Gain-Stufen. Der Verstärker liefert, typisch Marshall, einen sehr warmen, dreckigen Klang, der perfekt für härtere Rockstile geeignet ist.
Besonders bekannt ist das Modell 2203 der JCM 800 Serie. Ein 100-Watt-Röhrenverstärker, der mit seinem klassischen Klang und einfachen Bedienelementen punktet und auch heute nach in der Reissue erhältlich ist.
Zwar haben Gitarren-Götter wie Slash, die Young-Brüder von AC/DC und Zakk Wylde den JCM 800 unsterblich gemacht, doch Lzzy Hale arbeitet daran, dieses Mythos aufrecht zu erhalten.
Effektgeräte im Live-Setup von Lzzy Hale
Der grundsätzlich schon sehr fette Gibson-trifft-Marshall-Sound ist natürlich nicht komplett, ohne die entsprechenden Effektpedale. Dabei ist das gesamte Lineup immer noch recht übersichtlich und besteht aus drei „Abteilungen“: Boost, Time und Filter
Boost 1: MXR MC401 Boost/Line Driver: Als klassisches Booster-Pedal liefert der MXR Boost die notwendige Drehzahl für den fetten, verzerrten Röhrensound, für den Lzzy und Halestorm bekannt geworden sind. Keine Schnörkel oder Besonderheiten — einfach ein schön fetter Boost.
Boost 2: Klon Centaur Overdrive: Das heilige vintage Overdrive-Pedal, das für Wärme und Charakter im Klang sorgt ist ebenfalls regelmäßig mit dabei. Der Sound des original Klon ist immer wieder beschrieben worden: Wärme, Röhre, Vintage, Natürlichkeit, Imperfektion. Ich glaube, ihr wisst, was ich meine.
Moderne Alternativen wie das Wampler Tumnus Deluxe bringen dich näher an den Sound, wenn du keine 2000,- Euro für das „Original“ hinblättern willst: Klon — Das Original wird wieder verkauft
Time und Filter – Effektgeräte Part II
Time-Effekt: Dunlop Way Huge Smalls Aqua-Puss: Ein kleines Delay-Pedal in analoger Arbeitsweise sorgt für die notwendige Tiefe in Halestorms Gitarrensound. Der eher warme, vintage-orientierte Klang des Pedals ist sehr zurückhaltend eingestellt und gibt weniger einen kompletten Effekt, als vielmehr etwas Geschmack mit rein.
Filter 1: Dunlop JC95 Jerry Cantrell Signature Cry Baby Wah: Ein klassisches Wah-Wah Pedal gehört auf jedes Pedalboard, soviel ist klar. Mit dem Jerry Cantrell Signature Pedal eröffnen sich weitere Möglichkeiten. Durch die manuelle Einstellung des „Toe-Points“, also des maximalen Anschlags, lässt sich das Wah sehr genau auf den Sound des Spielers (oder der Spielerin) anpassen – schrille Sounds werden vermieden, selbst wenn das Pedal komplett durchgetreten wird. Man höre „Man In The Box“ von Alice in Chains um ein Gefühl für Jerry’s Wah-Sound zu bekommen.
Filter 2: Electro Harmonix POG 2: Der Electro Harmonix POG 2 ist ein polyphoner Oktavgenerator und bietet zahlreiche Soundoptionen. Er generiert bis zu fünf Oktavharmonien und ermöglicht das Speichern von acht individuellen Presets, von fettem Bariton-Sound bis zu Orgelklängen ist alles möglich — besonders im Zusammenspiel mit den Gesangslinien beeindruckend. Der Attack-Delay-Slider bestimmt die Anschwellgeschwindigkeit der Oktaven für subtile Effekte, das Lowpass-Filter mit einstellbarer Detune Control bereichert das Klangspektrum weiter.
Übrigens: Wer etwas weniger Masse auf dem Pedalboard unterbringen möchte, dem sei das Review zum PicoPOG von Kollegen Julian Schmauch ans Herz gelegt: Ordentlich Octaver-Power im Miniformat.
Videos
Mehr Infos zum Gear von Lzzy Hale, Halestorm und Co.
- Offizielle Homepage: Halestorm
- Rig Rundown: Premier Guitar
- Kramer: Lzzy Hale Voyager
- Gibson: First Female Embassador