Luma 1 Drumcomputer – Roger Linn begutachtet Nachbau
Eigentlich müsste Roger Linn heute einen zweiten Nachnamen haben, Roger Linn-Drum. Die Kopien kommen allerdings nicht nach und deshalb hat ein junger Ingenieur namens Joe Britt mit dem Urheber die klassische LM-1 nachgebaut. Warum? Weil es geht. Das ist Luma 1.
Luma 1 nicht gegen, sondern mit dem LM-1
Die LM-1 von Roger Linn kam 1980 auf den Markt, nicht zu verwechseln mit der Linndrum, die zwei Jahre danach gebaut wurde. Was neu und anders an Linns Geräten war, war ihr realistischer Klang, denn anders als die damals üblichen Drummachines war die Klangerzeugung nicht analog, sondern verwendete Samples. Linn war es auch, der die MPC-60 präsentierte, die eigene Samples nutzen lies. Technisch gesehen ist das eine logische Konsequenz daraus gewesen. Die LM-1 war aber zu dieser Zeit so brisant, dass auf der Britischen Insel die Gewerkschaften forderten, dass alle Studios, die so etwas hatten, auch einen Drummer einstellen müssten. Das erinnert heute sehr an die Geschichte des Autos, bei der ebenfalls in den UK ein Mensch mit roter Flagge einem Auto voraus gehen musste, um die Menschen zu warnen. Keine Pferde. Krass!
Wer ist Joe?
Joe Britt ist der Chef einer Smart-Home-Firma namens Afero. Er bekam von einem Freund eine originale LM-1 und wünschte sich aber ein paar mehr Features. Er wollte die Klänge austauschen können, das Panning einstellen können. Damals war ein Wechsel von Chips dafür notwendig. Er baute sie also erst einmal nach den originalen Schaltplänen und plante die Änderungen gleich mit ein. Seine Version hat deshalb ein Display, was die drei Tasten durch nur eine ersetzen lässt. Seine Platine ist halb so groß wie die des Originals. Da auch Prince ein Nutzer war, ist die Platine „purple“ (lila).
Realisiert wird Luma 1 über einen Teensy. Das ist ein kleiner moderner Mini-Prozessor, um die zusätzlichen Funktionen zu erhalten, und dieser ist schneller als der Hauptprozessor Z80, der als Z80-A in vielen Heimcomputern eingesetzt wurde (Sinclair, Schneider, MSX und Co). Der Rest verwendet die klassische Z80-Technik, damit der Grundklang gleich bleibt. Die ROMs, in der die Sounds enthalten sind, wurden allerdings durch RAMs ersetzt, um die Klänge zu wechseln. Die Original Pan-Schalter wurden durch Potis ersetzt, um die Position im Stereobild selbst frei einstellen zu können.
Joe und die Luma 1 / LM-1
Human League und Heaven 17, Yazoo und Gary Numan sind einige der Nutzer, aber auch einige damals bekannte Producer, die die Drummachine nutzten. Das Gerät wurde bei Human League sogar durch Martin Rushent gekauft, denn das Gerät war damals sehr teuer.
Die Tricks hinter der LM-1 kamen Joe erst, als er sie wirklich nachbaute. So ist der Shuffle ganz unerwartet umgesetzt. Sogar die Pläne waren nicht vollständig, sodass er einiges „Re-Engineered“ hat. Die Sample-Rate-Clocks bestehen aus analogen NE-555-Taktgeber-Chips und einem normalen analogen VCO. Auch die Hi-Hats werden anders umgesetzt als Joe das erwartete, so schreibt er.
Er baute Luma 1, damit es nicht jemand anders vor ihm tut. Es ist geschafft. Joe hat neben dem Display auch MIDI, USB und ein Metallgehäuse nachgerüstet. MIDI wurde beim Original ja erst 3 Jahre später eingebaut. Interessant ist, dass Joe nur 5 Minuten von ihm entfern wohnt. So haben sich die beiden getroffen. Luma ist übrigens der Name von Joes Hund. Sogar die Sicherung über Tape-Gepiese a.k.a. „Hardbit-Rock“ im alten Stil ist mit eingebaut.
Die Maschine wird nicht im großen Stil gebaut werden oder kaufbar sein. Es ist einfach ein privates Projekt. Roger Linn hat alles hier online gestellt.
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