Langweilige Elektronik? So geht’s besser!
Mechanische Kraft gegen nervige Auftritte
Was tun gegen langweilige Elektronik? Es ist Zeit, ein wenig an dem etwas öden Image der Präsentation elektronischer Musik zu ändern. Dies ist der zweite Teil, denn es gab es schon Hinweise, wie die Bühnenpräsenz alleine durch Sets, Instrumente, Kreativarbeit und einfach mehr Action zu verbessern ist. Manchmal ist eine einprägsame Performance besser als „ein tolles Video“ zu zeigen.
Live Elektronik, zu langweilig?
Die meisten verlieren die Kontrolle über die instrumentale Arbeit, wenn sie über mehr „Action“ nachdenken. Kann ich dann überhaupt noch Musik machen? Ist das nicht nur „Show“? So etwas wie „Keyboard spielen“ zu ersetzen oder etwas Aktives zu schaffen, erfordert auch Mut und Energie und vielleicht ein besseres Aussehen. Reicht es, ein paar Tracks zu muten und zu veröffentlichen oder ein paar Clips abzufeuern? Für die Zuschauer? Für dich als Musiker?
Das musst du für dich selbst herausfinden. Ist deine Musik eher reproduzierend oder enthält sie pro Auftritt improvisatorische oder andere freie Elemente als beim nächsten oder vorhergehenden Konzert? Natürlich wollen wir allen zeigen, dass wir gute Musiker sind. Aber wir müssen nicht auf alles verzichten. Vor allem der Gesang kann machen, was er will. Wenn du mehr reproduzierst, ist die Idee „von irgendwo zu zuspielen“ größer.
Viele Acts nutzten sogar nur eine DJ-Installation. „Langweilige Elektronik“ kann „keine Show“ und schwache Musik betreffen. Auch wenn man selbst nicht wahnsinnig super aussieht.
Mechanische Kraft gegen langweilige Elektronik
Hier sind einige Beispiele, wie man hochtechnische Elemente nutzen kann, um eine etwas andere Performance zu machen. Ersetze deine Aktion durch eine sehr sichtbare „mechanische“ Aktion, renne ins Publikum, arbeite mit den Leuten. Hier sind drei Demonstrationen der ersten Idee:
Author & Punisher nutzen die Technik für eine kraftvolle Show. Hier werden roboterähnliche „Controller“ eingesetzt, um die Show zu unterstützen. Das ist zwar oft so, als würde man einen Knopf an einem Synthesizer drehen, aber es sieht einfach cooler aus:
Susumo Hirasawa / Pi-Model versuchen es mit Hi-Tech und flexen in luftiger Höhe. Sie, Er ist bekannt für seltsame Konstruktionen und Bühnenaufbauten, wenn auch eher in Japan als hierzulande:
Kollaps haben keine sichtbare Elektronik und ein bisschen Einstürzende-Neubauten-Appeal. Dafür Stahlschläge und bewegliche Personen und wieder mehr Rock-Attitüde mit Gitarre und Stahlschlagzeug. Die Elektronik kommt aus einem Bodentreter. Übrigens waren es auch Stahlschläge von den Neubauten, die Depeche Mode innerlich massiv renoviert und ihnen deutlich mehr Profil verliehen haben.
Action, Action – du hast Macht über mich, darum brauch‘ ich dich nicht!
Die zweite Option ist schlicht und einfach, das Publikum durch eine große Power und Bewegung aus der Reserve zu locken. So etwas machen die Staatseinde aus den Niederlanden dieser Jahre von sich reden. Das hilft gegen „langweilige Elektronik“. Freundlicher E-Punk ohne Gewalt.
Das ist die freundliche Version ohne „Dark“ und mit Vokuhila–Friese. Die Jungs sind aktuell recht erfolgreich mit Texten auf Deutsch und Niederländisch und viel Humor. Es macht einfach Spaß, dabei zu sein. Einige haben zunächst etwas Ehrfurcht vor so viel Lockerheit, aber irgendwann packt es dann die meisten.
Minimalisierung gegen langweilige Elektronik
Wenn du sowieso nur für die Show Keyboards auf der Bühne hast: Schmeiß sie raus, tu nicht so, mach was ganz anderes. Beweg dich! Zeig etwas, das dir wichtig ist. Es gibt Acts, die haben nur noch einen Player oder einen Computer an der Seite.
Schon in den frühen Achtzigern hat DAF einfach eine Reihe von Tonbandgeräten aufgestellt. Sehr attraktiv ist außerdem eine Bandmaschine oder sogar zwei, die links und rechts vorne auf der Bühne stehen können. So weiß jeder, wo der Ton herkommt, und du kannst jetzt zum Theatertier werden! Bitte mach das nur, wenn du das auch willst. Es gibt aber auch freundlichere, nicht martialische Versionen, mit dem Körper etwas zu zeigen, ohne zu singen.
Du bist der Chef!
Für dicke, alte (hässliche) Männer wie mich ist das manchmal keine Option. Aber schau dir die Live-Auftritte mancher Synthie-Bands an, manche spielen kaum, obwohl sie eine ganze Reihe von Synthesizern auf der Bühne versammeln.
Ich will jetzt keine Namen nennen. Aber manchmal braucht man nur ein paar Accessoires wie Masken, einen langen Bart oder ein bestimmtes Aussehen. Mach etwas aus dir. Freunde von mir verkleiden sich wild und ihre Performance dauert 10 Minuten. Das kommt sehr gut an! Es macht auch viel Spaß. Verlasse die ausgetretenen Pfade, zeige, was dir am Herzen liegt.
Für Wikinger (wie „Heilung„) und die schon oben erwähnten, von der Natur nicht all zu gut versorgten Leute, bleibt immer noch eine interessante Performance und KREATIVITÄT. Weird aussehen ist auch nicht schlecht! Beispiele sind Trepaneringsritualen oder…
… so etwas wie Der Plan. Es gibt auch ganz junge Acts, die so etwas gemacht haben oder neu einsteigen.
Bands wie Residents, Devo (alt) oder Infecticide (neu) zeigen andere Möglichkeiten, die kreativ sein können, von lustig bis krass ist alles erlaubt. Die einen zeigen Degeneration, die anderen verkleiden sich als Bakterien oder Insekten. Die Zeit verlangt nach neuen Mitteln und viel mehr Inhalt und Symbolik. Es muss nicht „schön und bequem“ sein, es darf auch mal anders sein. Habe den Mut, nicht „cool“ sondern „peinlich“ zu sein. HGichtT hat damit einen Riesenerfolg.
Die hundertsten Noise/Dark Techno Acts mit dem ewig gleichen Bild von elektronischen Maschinen und Männern, die hinter Tischen hocken, nachzuspielen, bleibt zumindest optisch weniger im Gedächtnis und ist am Ende auch „Langweilige Elektronik“. Du hast die Chance!
Da Musik sehr geschmacksabhängig sein kann, mag mancher Act hier nicht gefallen, aber Profil haben sie alle. Sie füllen die Hallen!
Und nun etwas vollkommen anderes:
Vintage Synthesizer-Favoriten
Wenn heute die besten Synthesizer aufgelistet werden sollen, gibt es schon beim Alter eine kleine Diskussion. Sicherlich kann man sagen, dass „elektronische Geräte“, die älter als 25 Jahre sind, durchaus „alt“ sind. Nennen wir sie einfach „Youngtimer“ statt „nicht ganz so alt“. In der realen Welt sind viele dieser Geräte immer noch im Einsatz. Auch solche, die es zwar nicht mehr zu kaufen gibt, die aber in den Studios immer noch Realität sind. Hier einmal eine Topliste solcher Synthesizer von einem Youtuber.
Aktuell gibt es einige neue Synthesizer von absolut kleinsten Herstellern, die an einige alte Synthesizer erinnern. Ob sie Erfolg haben, weiss noch niemand, schauen wir heute bei Supercritical oder den Suonobuono Polyvera.