Kreatives Resampling: So sampelst du dich selbst in deiner DAW!
Den eigenen Sound finden, neue Ideen entwickeln, die nicht nach einer Kopie klingen, aus der Blockade ausbrechen – wir Musikproduzenten haben ganz schön hohe Hürden zu überwinden! Und nicht alle haben Platz und Budget für teure Synths und mächtige VSTS. Dafür gibt es eine einfache und vollkommen kostenlose Lösung: Kreatives Resampling. Wir zeigen, was geht.
Kreatives Resampling: Worum geht es?
Ein Instrument samplen bedeutet in der Producer-Sprache erst einmal nur, dass man von mindestens einem Ton – beispielsweise eines Klaviers oder einer Gitarre – eine Aufnahme macht. Und diese WAV-Datei dann als virtuelles Instrument in der DAW verwendet. Was bedeutet dann also kreatives Resampling?
Unter Re-Sampling, also erneut sampeln, versteht man grundsätzlich den Prozess einen Sound, ob nun ein einzelner Ton oder eine ganze Melodie mit Effekten und Automationen zu verändern. Das Resultat nimmt man direkt in der DAW in eine neue Audiospur auf. Und mit der neuen Aufnahme, also der WAV-Datei, die alle Effekte und Automation mit „eingebacken“ hat, arbeitet man dann weiter.
Denn dadurch, dass du hier jetzt eine fertige Audiodatei hast, bieten sich dir vollkommen neue, eben sehr kreative Möglichkeiten. Einige dieser zeigen wir dir heute. Falls dir nicht ganz klar ist, wo der Unterschied zwischen MIDI und Audio ist, schau dir doch diesen Workshop bei Bonedo dazu an.
Wie funktioniert Resampling in meiner DAW?
Hier unterscheiden sich die heutigen DAWs leider alle zu sehr, als dass ich alle abdecken könnte. Bei Ableton Live ist die Funktion zum Beispiel in Audio-Spuren schon integriert. Hier wählt ihr einfach „Resampling“ beim Spureingang aus, stellt die Spur scharf und nehmt auf. Bei anderen DAWs wie Logic oder Cubase gibt es die Funktion „Bounce-in-Place“ oder „Render-in-Place“.
Bei FL Studio ladet ihr den Audio-Editor Edison auf eine neue Spur und nehme dort auf. In Bitwig oder Studio wiederum stellt ihr den Eingang einer neuen Audiospur auf den Ausgang der Spur, die mit durch kreatives Resampling verändern wollt. Hier hilft eine kurze Google-Suche oder eine Nachfrage im entsprechenden Forum, falls ihr hier nicht weiterkommt.
Reverse Reverb (und Reverse Delay): Perfekt für Übergänge
Was kann Audio, was MIDI nicht kann? Rückwärts abspielen! Das bietet für kreatives Resampling eine ganze Reihe an Möglichkeiten. Eine der besten: Reverse Reverb. Besonders bei Vocals ist der Effekt sehr effektiv. Legt auf eure Vocal-Spur einen Reverb wie den kostenlosen SuperMassive von Valhalla und dreht Dry/Wet komplett auf.
Jetzt resampelt ihr auf eine neue Spur. Auf der Originalspur könnt ihr den Hall wieder entfernen, auf der Resample-Spur ist er jetzt fest im Audiomaterial drin. Diesen Audioclip dreht ihr jetzt um, sodass er rückwärts läuft. Sucht euch jetzt eine Stelle in der Hauptspur, wo beispielsweise eine Strophe oder ein Chorus anfängt. Setzt ihr jetzt die entsprechende Stelle aus der Resampling-Spur direkt davor, entsteht ein extrem effektiver Übergangseffekt!
Kreatives Resampling: Slicer und Time-Streching
Praktisch jede DAW bringt heute einen Sampler mit, der auch eine Slicing-Funktion hat. Damit kann man entweder automatisch (nach Raster oder Transienten) oder selbst gewählt eine Audiodatei im Sampler in Teile zerschneiden. Danach kann man jedes Slice dann per MIDI-Note oder MIDI-Keyboard triggern.
Durch kreatives Resampling wie dieses holt ihr aus langweiligen Melodien oder eintönigen Drumloops vollkommen neue Klangwelten. Einfach auf das Original einen heftigen Distortion-Effekt, vielleicht noch einen Chorus und einen Hall legen, resampeln und dann das Gesampelte in den Slicer werfen. Entweder das ersetzt dann euren bisherigen Loop. Oder ihr nutzt es, um den Hauptloop etwas abwechslungsreicher klingen zu lassen.
Ob im Sampler oder einfach direkt in einer Audiospur bietet Time-Stretching für kreatives Resampling unendliche Möglichkeiten. Zum einen könnt ihr euren Originalsound dadurch extrem verlangsamen, in Kombination mit Effekten wie Delay oder Reverb diesen dann Resampeln und einen sehr abgefahrenen Sound erzeugen. Oder ihr resampelt das Original in normalem Tempo und verlangsamt oder beschleunigt dann das Resample.
Remix deinen Song: Kreatives Resampling als ultimatives Mixing-Tool
Es muss ja nicht immer nur eine einzelne Spur sein, die ihr resamplet. Durch kreatives Resampling könnt ihr euren kompletten Song blitzschnell remixen oder interessanter machen. Verbreitet ist zum Beispiel ein Tape-Stopp-Effekt, der klingt, als würde man eine Bandmaschine anhalten. Der Song klingt über ein bis zwei Takte immer tiefer und langsamer.
Resampelt als euren kompletten Song auf eine neue Spur, schneidet die Stelle aus, an der der Tape-Stopp-Effekt zu hören sein soll und fahrt hier dann eine Automation für das Songtempo oder legt einen Tape-Stopp-Effekt darauf. Oder ihr verzerrt oder komprimiert die Resample-Spur mit eurem kompletten Track extrem und mixt sie ganz leise unter den Song. So kann ein müde klingender Mix gleich viel spannender klingen!
Auch mit Hardware möglich: SP404, OP-1 und mehr
Zum Abschluss zu unserem kleinen Workshop über kreatives Resampling hier noch der Hinweise, dass diese Technik nicht nur in der DAW-Welt ein essentielles Werkzeug ist. Auch Sampler wie der Roland SP404 MKII, die MPC-Serie von Akai, einige der beliebten Drum-Machines von Elektron und sogar der OP-1 von Teenage Engineering bieten Möglichkeiten zum Resampling.
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