von Dirk | Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Kopfhörer mit Bluetooth im Studio - bringt das was?

Kopfhörer mit Bluetooth im Studio - bringt das was?  ·  Quelle: AKG

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Als wir in der Liste „Die besten aktuellen Kopfhörer für das Studio“ den AKG K-261-BT aufgeführt haben, hat das für einige Verwunderung gesorgt. Und zugegeben: Bluetooth, Kopfhörer und Studio wollen nicht so richtig zusammenpassen. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, warum das eigentlich so ist und ob Bluetooth-Kopfhörer irgendwelche Vorteile bringen. Und wir wollen auch wissen, was du davon hälst.

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Bluetooth-Kopfhörer im Studio

Im Consumer-Bereich ist die Sache eigentlich entschieden: Ohne Bluetooth geht es nicht mehr. Die drahtlose Verbindung zwischen Smartphone, Tablet und Ohren ist mittlerweile das unverzichtbare Feature. Das gilt sowohl für Kopfhörer als auch die vielen Wireless Speaker. Selbst der immer noch nach seinen eigenen Regeln funktionierende HiFi-Markt integriert Bluetooth zunehmend, auch wenn ein Anschluss über Kabel natürlich weiterhin ermöglicht und empfohlen wird.

Bei Kopfhörern, die sich für die Arbeit im Studio und Musikproduktion anbieten, scheint die kabellose Connection weiterhin ein absolutes No-Go zu sein. Dabei klingt es doch zunächst sehr verlockend, ohne ein nerviges Kabel Musik zu produzieren oder vielleicht sogar zu mischen. Du kannst dich jederzeit bewegen, ohne vorher den Kopfhörer vom Kopf zu nehmen. Das alleine scheint doch bereits ein großer Vorteil zu sein. Wahrscheinlich ist es dir sogar genau wir mir schon mal passiert, bei einer unüberlegten Bewegung fast den Rechner oder das Interface vom Tisch zu reißen. Wenn die Kabel nicht über eine eigene Buchse am Kopfhörer verfügen, kann das schon sehr schnell zu einer kleinen Katastrophe führen.

AKG K361-BT

AKG K361-BT

Die Eigenschaften von Bluetooth wiegen im Studio schwer

Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Wer es schon mal mit Bluetooth versucht hat, kennt das grundlegende Problem. Und das lautet Latenz. Blöderweise entsteht durch den Einsatz der kabellosen Übertragung nämlich eine Verzögerung. Die ist beim Musikhören in keiner Weise störend oder auffällig. Anders sieht es aber aus, wenn du den Rechner und damit die DAW über Bluetooth mit dem Kopfhörer verbindest und zum Beispiel etwas zur laufenden Musik einspielen willst. Nicht nur dass du schon die Verzögerung spürst, sobald du in der DAW auf Play drückst – auch jede gespielte Note hörst du verspätet. Beim Abspielen und gleichzeitigen Blick auf die Wellenform will plötzlich nichts mehr zusammenpassen.

Während sich die durch das Audiointerface entstehende Latenz innerhalb der DAW noch recht erfolgreich kompensieren lässt, stellt die Bluetooth-Verbindung einen vergleichsweise hoffnungslosen Fall dar.

Dazu kommen zwei weitere Faktoren, die nicht unbedingt optimal bei der Studioarbeit sind. Auch die Audioqualität ist „anders“, denn bei der kabellosen Übertragung wird das Audiosignal komprimiert. Das wäre beim Einspielen oder Einsingen nicht unbedingt so entscheidend, für Herausforderungen wie Mixing aber eher suboptimal. Und dann ist da die Sache mit der Stabilität, denn gerade Bluetooth-Verbindungen reagieren mitunter sensibel auf elektrische Störenfriede.

Apple AirPods

Apple AirPods

Reality-Check

Zum Schluss muss aber noch ein nicht ganz unwichtiger Aspekt angerissen werden. Und zwar der des „Gegenschecks“. Gerne wird beim Abmischen nämlich auch auf gängigem Consumer-Gear geprüft, wie dort der Mix klingt. Denn wer Musik hört, macht das ja nicht unbedingt auf einer wahnsinnigen Stereoanlage oder gar auf Studiomonitoren. In der heutigen Zeit gehören Earbuds vermutlich zu den am meisten genutzten Endgeräten.

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Und damit sind wir wieder im Thema. Es ist also durchaus eine Überlegung wert, Bluetooth-Ohrhörer wie Apple AirPods bei der Musikproduktion mit einzubeziehen. Angeblich werden sogar einige aktuelle Pop-Produktionen extra für diese Earbuds abgemischt. Als zusätzliche Referenz solltest du also zumindest Bluetooth-Kopfhörer aus dem Consumer-Bereich in Betracht ziehen. Schau dir mal das Video unten an, das AirPods aus der Sicht eines Tontechnikers betrachtet.

Fazit

Bluetooth bringt (leider) keine Vorteile bei der Aufnahme oder dem Abmischen. Trotzdem ist dies ein schönes Feature bei Kopfhörern, wenn es als zusätzliche Option angeboten wird. Denn so kann der Kopfhörer auch auf die heute so komfortable Art zum Musikhören benutzt werden. Du lümmelst dich auf dem Sofa rum und hörst dabei die letzte Aufnahme oder den Mix, ohne dabei „verkabelt“ sein zu müssen. Und es ist doch klasse, wenn der Studiokopfhörer unterwegs zum Musikhören taugt.

Audio-Technica ATH-M50 XBT2

Audio-Technica ATH-M50 XBT2

Studio-Gear mit Bluetooth

Zum Abschluss zeigen wir euch noch drei aktuell Studiokopfhörer, die ihr sowohl mit Kabel als auch über Bluetooth benutzen könnt. Dazu gehören AKG K-361-BT* und AKG K-371-BT*, Audio-Technica ATH-M50 XBT2 MO* sowie der Austrian Audio Hi-X25BT*.

Was meinst du?

Was hälst du von dem Konzept, Bluetooth in Studiokopfhörer einzubauen? Sollte das ein grundsätzliches Feature werden? Benutzt du bereits einen solchen Kopfhörer bei der Musikproduktion und wie sind deine Erfahrungen?

Video

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4 Antworten zu “Kopfhörer mit Bluetooth im Studio – bringt das was?”

    Hansi sagt:
    -3

    Völliger Blödsinn! geht zur Not wenn ich mit dem Tablett unterwegs etwas mache hat jedoch im Studio (auch Homestudio) nichts verloren. Will jetzt nicht auf die ganzen Unzulänglich-keiten von Bluetooth eingehen doch wer am mixer sitz hat entweder seine Monitore oder wenn über Kopfhörer gemixt werden muss ein ordentliches Teil mit Kabel her. Im Studio sitzt man an seinem platz und spaziert oder Joggt nicht rum.

    KallePeng sagt:
    -2

    Ich war anfangs begeisterter Bluetooth Anhänger. Schnurlose Kopfhöhrer, Dahtlose Lautsprecher.
    Inzwischen alles ausgemusterter, teurer Elektroschrott!!!
    Kein Markenhersteller hat Interesse daran nach 3-5 Jahren, wenn die Akkus breit sind hochwertigen Ersatz mit frisch produzierten LiPos anzubieten.
    Verzweifelte Versuche mit Ersatzakkus von Fremdherstellern sind frustrierend, da man minderwertige Zellen bekommt.
    Ich wiederhole mich hier gerne, ich höhre mit Kabelgebundenem HD25 ab. Es gibt bessere, ich weiss, aber nach 30 Jahren habe ich mich so an die Klangcharakteristik gewöhnt, dass ich die Qualität des Audiosignals beurteilen kann.
    Das wurde hier im Artikel nämlich auch nicht erwähnt, neben der Bluetooth Kompression arbeiten diese Systeme mit Psychoakkustischen Tricks wie Bassboost, Noisecanceling…
    Ich bin für recourcenschonendes, kabelgebundenes, oldschool Monitoring.
    Meine Familie wird in Zukunft wieder verstärkt auf Nickelmetallhydrid AAA u. AA Batterien betriebene Geräte mit austauschbaren Batterien zurückgreifen, sei es beim leuchtenden Hundhalsband, beim Kopfhöhrer oder wenn es es gibt, gerne auch wieder beim Handy.
    Teure, aufwendig produzierte Geräte die noch voll funktionsfähig wären, werden heute verschrottet, weil der fest verklebte Akku nach einiger Zeit nicht mehr die Leistung bringt. Ich habe den Hals voll.

    Jupp sagt:
    -3

    Ich schmeiß hier mal ne andere Meinung in die Runde:

    Nutze in meinem Studio (!) meinen Bluetooth-NC-Kopfhörer (Marke Bose) – allerdings mit Kabel – einfach weil der der bequemste von allen ist. Merke nach Stunden nicht, dass er mir auf dem Kopf sitzt. Sound ist auch gut, bzw. ich bin ihn ja auch gewohnt, was das Mixing darauf einfacher macht.
    Habe allerdings auch Boxen, die ich die meiste Zeit nutze.

    Bluetooth nutze ich die, wenn ich mal im Zug arbeite. Passiert allerdings seltener.
    Sehe aber nicht, dass man Bluetooth-Geräte per se abweisen muss.
    Aussetzer hab ich übrigens noch keine bemerkt und Latenz ist okay genug für den Zug.

    Othmar sagt:
    -3

    Im großen und Ganzen stimme ich allen Kommentatoren hier zu, dass es ziemlicher Unsinn ist, in Echtzeit-Szenarien (sei es im Studio, oder sei es beim Arrangieren am Instrument) eine latenzbehaftete Audioverbindung zu benutzen.
    Ich habe da leidvolle und teure Erfahrungen gemacht. Beim Komponieren und Arrangieren am Instrument kannst Du einfach keine Latenz gebrauchen. Man stelle sich nur vor, du spielst in einem Arrangement auf 16 Spuren mehrere `32 oder `64 Anschläge auf 4 Drums und 3 Gitarrenriffs (ich rede hier von Arranger-Keyboards aus der Profiecke) und hast dann Latenzen von einigen Millisekunden beim Kopfhörer…….das Arrangement kann dann im Rechner noch nicht mal der abgedrehteste Programmfreak vernünftig gerade rücken.
    Ich finde es nur schade, dass es eigentlich überhaupt keine rein kabelgebundenen (und mit 6,3mm Klinke bestückten) echten Kopfhörer mehr gibt.
    Viele Jahre haben meine Sennheiser oder Phillips Ohrwascheln super funktioniert, und hatten eben auch ein echt analoges Klanggefühl.
    Aber auch da kommt irgendwann der Zahn der Zeit, und meine liebgewordenen Lauscher sind kaputt gegangen.
    Musste mich halt dann behelfen und habe zu Hearcool und Bose gegriffen.
    Aber der klasse Klang aus den alten Geräten bringt da keiner mehr.