Jammen und Musik produzieren online in 2022
Probe über Zoom! Beats bauen mit dem Kumpel in Kanada! Musikunterricht in der DAW! Per Remote-Verbindung live gemeinsam produzieren und Musik machen ist aktueller denn je. Wir haben die besten Apps und Plug-ins zusammengetragen, mit denen ihr in 2022 online in Echtzeit Jammen und Musik produzieren könnt.
Online jammen oder produzieren?
Grundsätzlich muss man zwischen zwei Szenarien bei Online-Kollaborationen unterscheiden. Zum einen gibt es Jams und Bandproben. Hier sind möglichst geringe Latenzen die Prämisse. Schwankende Audioqualität kann zwar stören, ist aber für die Probe oder den Jam nicht entscheidend. Dazu sind Videosignale von allen unerlässlich, um die Jam-Atmosphäre zu unterstützen.
Zum anderen gibt es Remote-Produktionen. Entweder es arbeiteten mehrere Producer zusammen an einem Projekt oder man hat Gastmusiker und -musikerinnen zugeschaltet, die ihre Parts einsingen oder einspielen. Bei der Zusammenarbeit muss die jeweils genutzte Remote-Software einen Weg erlauben, wie innerhalb der DAW-Projekte Audio- und MIDI-Daten zwischen den Producern ausgetauscht werden. Bei der Zuschaltung ist auf der Seite der Gäste ein Latenzausgleich zwischen dem Remote-Stream und dem Instrument in ihrer DAW wichtig. Dazu muss bei beiden Szenarien das Audio-Signal möglichst unkomprimiert und in stereo übertragen werden.
Remote-Musikmachen: Vorüberlegungen und Probleme
Das Thema Latenz. Egal, ob ihr mit einer Videocasting-App wie Zoom oder einem Plug-in wie ListenTo arbeitet, mit möglichst geringer Latenz zu jammen oder gemeinsam zu produzieren, also ohne Verzögerung, wird immer einer der größten Herausforderungen sei. Video umwandeln und einspeisen, Audio einspeisen, Distanz überbrücken – Rechner und Verbindung sind bei einer Online-Kollaboration dauerhaft ausgelastet und die Latenz steigt. Gerade beim Jammen oder Proben online braucht es je nach Plattform oft einige Probeläufe.
Audio-Qualität. Aus Zoom- und Skype-Calls sind uns allen die stockenden Audio-Streams nur leidlich bekannt. Auch kann oft nur ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin gleichzeitig sprechen. Beide sind für gemeinsames Jammen und Produzieren keine Option. Für kurzes Feedback zum Arrangement oder einem gemeinsam entwickelten Part muss die Audioqualität vielleicht nicht unbedingt die beste sein. Aber gerade bei Aufnahmen oder bei Feinheiten im Mix würde komprimiertes Audio die Ergebnisse zu stark verfälschen.
Kommunikation. Wollt ihr per Webcam zu sehen und per Headset zu hören sein? Dann macht euch Gedanken über Routing und Monitoring-Optionen für alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Ein Videosignal ist beim Jam fast unerlässlich. Jedoch sorgt es für mehr Latenz und eine höhere Auslastung der Datenverbindung. Vielleicht reicht es, sich per Chat oder Sprachnachricht auszutauschen?
Welche Vorbereitungen sollte man zum Remote-Musikmachen treffen?
Am wichtigsten ist wie beim Live Streaming die Stabilität und Geschwindigkeit der eigenen Internetverbindung. Der Rechner, über den ihr am Jam oder der Producing Session teilnehmt, sollte möglichst per LAN-Kabel direkt mit dem Router verbunden sein. Außerdem sollten während der Session möglichst keine anderen Geräte im Haushalt mit dem Hausnetzwerk verbunden sein.
Auch sollten am Rechner selbst möglichst alle Apps und Dienste deaktiviert werden, die die Bandbreite der Verbindung mitnutzen wie Cloud-Dienste (Dropbox, MS OneDrive, etc.). Auch automatische Update-Dienste des Betriebssystems sind gefürchtet dafür, zum ungünstigsten Zeitpunkt die Gigabyte großen Updates zu ziehen und dann auch noch automatisch zu installierten. Also stellt sie ab!
Audiomovers ListenTo
Kaum eine Lösung ist im professionellen Produktions- und Livestreaming-Bereich so verbreitet wie ListenTo. Die Software kann auf Windows- und Mac-Systemen, auf iOS- und Android-Devices und im Webbrowser genutzt werden. Sie wird als Plug-in auf den Master der DAW gelegt und sendet das Audiosignal unkomprimiert. Dazu gibt es den „ListenTo-Receiver“, der das Audiosignal eines anderen Teilnehmers wieder auf eine Audio-Spur in die eigene DAW leitet, ebenfalls unkomprimiert. Zwar ist ListenTo eine reine Audio-Lösung, ohne Videosignal, wer aber vor allem auf hohe Audio-Qualität setzt, der kommt um die Software von Audiomovers nicht herum. Die Software gibt es in zwei Abo-Varianten, die sich bei der maximalen Teilnehmeranzahl unterscheiden. Ein Standard-Paket kostet 99,99 Dollar jährlich und es können bis zu 10 Teilnehmer beim Stream zuhören. Das große Standard-Plus-Paket kostet 199,99 Dollar und lässt bis zu 150 Teilnehmer zu.
Satellite Plugins 2.0
MixedInKey Satellite ist ein kostenloses Plug-in der Macher der beliebten Captain-Plug-ins. Das Plug-in Satellite Sessions wird als MIDI-Instrument geladen. Dann startet man eine Session und lädt per Email ein. Dazu sind im Paket Satellite Audio und Satellite MIDI. Diese beiden legt man auf die entsprechenden Spuren im DAW-Projekt. Dann synchronisiert Satellite Sessions alles, was man aufnimmt mit den Teilnehmenden. Damit ist das Tool sehr praktisch für gemeinsame Remote-Kollaborationen. Für Live Jams ist es nicht geeignet. Eine kostenpflichtige erweiterte Version ist angekündigt.
Splice Studio
Unter Vorbehalt ist Splice Studio für Producer-Kollaborationen zu empfehlen. Hier können DAW-Projekte in die Cloud geladen und von mehreren Producern gleichzeitig bearbeitet werden. Das macht die Zusammenarbeit in der gleichen DAW sehr einfach. Sobald es aber verschiedene Versionen bei Plugins oder DAWs sind, wird es kompliziert. Auch gibt es in Splice Studio keine Möglichkeiten in Echtzeit Audio eines anderen Producers aufzunehmen, sich per Videocall zu sehen oder zu jammen. Splice Studio ist kostenlos.
JamKazam
Einer der ältesten und am besten etablierten Online-Jamming-Anbieter ist JamKazam. Für die Software gibt es eine Free-Variante, die bis zu vier Stunden Streaming pro Monat erlaubt und drei kostenpflichtige Pakete. Diese unterscheiden sich in der Streaming-Häufigkeit und der Menge an Zusatzfeatures. Auch ist nur bei den kostenpflichtigen Paketen ein Videosignal mit dabei. Für das gemeinsame Produzieren und Remote-Aufnahmen eignet sich JamKazam aber nur bedingt. Selbst im teuersten „Platinum“-Paket ist die Audioqualität mit 512kpbs noch zu reduziert, um professionelle Aufnahmen möglich zu machen.
SessionWire
Nach der Registrierung kommt SessionWire als Standalone und als Plug-in für eure DAW. Die App sendet Audio- und Videosignale zum Session-Partner. Das Plug-in wird dazu in der DAW geladen, um das dortige Audio-Signal in den Stream einzubinden. Dazu können über eine zusätzlich gesicherte Verbindung Audio Files ausgetauscht, der Bildschirm geteilt und eine gesonderte Talkback-Verbindung eingerichtet werden. SessionWire gibt es in einer kostenlosen Free-Version, die allerdings keine echte bidirektionale Kommunikation erlaubt. Diese Möglichkeit gibt es in der kostenpflichtigen Pro-Version, die 15 Euro monatlich kostet.
Jamulus
Das Open-Source-Projekt Jamulus ist eine Standalone-Software zum Jammen. Wer also nicht weiter auf seine DAW angewiesen ist für Aufnahmen oder Backing Tracks, der sollte sich die Software näher anschauen. Alle Beteiligten verbinden sich zu einem der Jamulus-Server und schon kann musiziert werden. Das Audio-Signal wird von Jamulus von vornherein komprimiert, um möglichst stabile Streams zu gewährleisten. Eine Video-Funktion fehlt gänzlich. Die App ist für Windows-, Mac- und Linux-Systeme kostenlos verfügbar.
ConnectionOpen
ConnectionOpen läuft nur als Plug-in in der DAW eures Vertrauens. Man richtet sich vor allem an die, die aus größerer Entfernung zusammen an DAW-Projekten arbeiten. Gerade Sprecher und Sprecherinnen, die von zuhause aus an einem Projekt mitarbeiten, zeigen sich in den Bewertungen auf der Webseite sehr begeistert. Einfache Einrichtung, niedrige Latenzen und eine faire Preisstruktur – ConnectionOpen macht die Remote-Zusammenarbeit einfacher! Als monatliche Abos gibt es Basic, Standard und Pro. Sie unterscheiden sich in der Menge der sogenannten „Day Passes“. Diese können dann eingesetzt werden, wenn Nicht-Abonnenten am DAW-Projekt mitarbeiten. In der Basic-Version gibt es für 25 Dollar monatlich vier Day Passes, im Standard-Paket für 50 Dollar zwölf Day Passes und im Pro-Abo sind es dreißig Day Passes für 100 Dollar Monatsbeitrag. Dazu kann auch ohne Abo für zehn Dollar ein einzelner Day Pass gebucht werden. Laut der Entwickler arbeitet man intensiv am bald erscheinenden Update für Version 4.0 mit vielen neuen Features.
Elk Live und Elk Bridge
Die bisher besten Ergebnisse, was Latenzen betrifft, liefert Elk Audio. Die Schweden haben ein „AudioOS“ genanntes System entwickelt, das Latenzen von unter 1 Millisekunde verspricht. Dafür ist allerdings auch ein eigenes Interface namens Elk Bridge nötig. Zum Zeitpunkt der Artikelproduktion war die Elk Bridge allerdings auf mehrere Monate hin ausverkauft. Bei Verfügbarkeit belaufen sich die einmaligen Kosten der Elk Bridge auf 419 Euro.
Endlesss
Endlesss geht in eine etwas andere, spielerische Richtung. Gleichzeitig App, Plug-in und Musik-Community, bietet Endlesss das direkte gemeinsame Beatbauen und Jammen – kostenlos. Der Workflow lehnt sich stark an den von Loop-basierten DAWs wie Ableton Live an. Man nimmt an laufenden Jams teil, spielt und erweitert Loops in gerade entstehenden Projekten von anderen – das gemeinsame Musikmachen steht an vorderster Front. Selbst einen Beat bauen, dann andere die Idee weiter entwickeln lassen, Endlesss führt wieder zum Ursprung des gemeinsamen Musikmachens.
Soundstorming
Soundstorming bietet wie Endlesss, gemeinsames Kollaborieren und Produzieren online. Jedoch fehlt der bisher nur als iOS-Version verfügbaren App der Live Jam. Die Idee ist hier viel mehr, dass man, wie bei Voice Memos auf dem Smartphone eigene Idee-Schnipsel aufnimmt und diese in die Soundstorming-Community lädt. Dort können dann andere User und Userinnen die Idee mit eigenen Instrumenten und Schnipseln weiter ausgestalten.
Zoom
Nach acht Stunden Dauer-Zoom im Home Office auch noch Produzieren mit Zoom?! Warum in die Ferne schweifen, dann der Livestream liegt so nah. Auch die omnipräsente Streaming-Software kann durchaus zum Kollaborieren in Echtzeit genutzt werden. Um die erweiterten Audio-Einstellung nutzen zu können, mit denen das Audio-Signal in hoher Qualität und in stereo gesendet wird, braucht es allerdings ein kostenpflichtiges Abonnement von Zoom. Die Software ist vor allem dann einen Blick Wert für Online-Kollaboration, wenn mehrere Producer über das Internet zusammen an einem DAW-Projekt arbeiten wollen. Über Bildschirmfreigabe und Remote Control kann dann jede und jeder in einem DAW-Projekt mitmachen.
Discord
Die Zahl der Discord-Server mit dem Fokus Musikproduktion ist extrem schnell gewachsen in den letzten zwei Jahren. Hier wird sich über Tracks und Mixing-Tipps ausgetauscht. Auch gibt es immer wieder Remix-Competitions. Zum gemeinsamen Produzieren oder Jammen ist die App allein jedoch nur bedingt geeignet. Man braucht je nach Betriebssystem und Audio-Interface Zusatzsoftware und einiges an Probeläufen bis das Audiosignal aus der DAW und dem eigenen Mikrofon (falls man bei der Zusammenarbeit auch sprechen möchte) in Discord landen. Dazu ist die Audioqualität oft erschreckend niedrig in Discord-Streams. Zwar kann diese mit dem kostenpflichtigen Nitro-Paket (99,99 Dollar pro Jahr) gesteigert werden, aber mehr als 384 kbps sind nicht drin.
Fazit
Online zusammen ann einem DAW-Projekt zu arbeiten, ist mittlerweile zumindest im Ansatz möglich. Auch Services wie VST Connect von Steinberg, Studio Connect von GT//Solutions oder Bandlab bieten diese Möglichkeit. Richtig Jammen wie im Proberaum oder auf der Bühne wird weiter nur ein Einschränkungen möglich sein.
Mehr Infos über Live Streaming und Online Jamming
- Alles über Live Streaming
- Mehr über DAW-Tutorials
Videos über Jammen und Musik produzieren online in 2022
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2 Antworten zu “Jammen und Musik produzieren online in 2022”
Bandlab.com wär noch zu erwähnen. Eine kostenlose Online DAW mit reduziertem Funktionsumfang und damit einer niedrigen Einstiegshürde für Neulinge oder Gelegenheitsnutzer. Zwar immer schön nacheinander, also nix mit online Probe, aber sehr brauchbar.
„Vernünftige“ Latenz (dauerhaft und stabil unter 5ms) gibt es nicht mit den Standard Übertragungsprotokollen des Internets. Da braucht es tatsächlich jeweils dedizierte Endgeräte mit eigenem Protokoll (wie Elk). Dann hast du immer noch jede Menge Hindernisse dazwischen, aber nur so kanns überhaupt gehen.
Das beste Tool wurde leider vergessen. Die kostenlose Online Jam Software ‚SonoBus‘ bietet alles was das Musikerherz begeht. Als VST oder Standalone App läuft es auf Windows, Apple und Linux.