iPad Pro schneller als Surface / Macbooks Pros in Musikanwendungen?
Seit der Apple Keynote gibt es neue Versionen des iPad Pro. Diese zeichnet nicht nur der etwas größere Formfaktor des kleineren iPads aus, sondern auch neue Prozessoren.
Was hat sich geändert? Die neuen Ausgaben des iPad Pro haben einen helleren Screen und sind exakter mit dem Stift. Beides Dinge, die eher für Zeichner interessant sind und Leute, die den eh schon ziemlich exakten Pencil nutzen. Vielleicht macht der ein oder andere auch seine Flyer und Covers selbst. Aber gehen wir mal zur Musik über.
Mehr Leistung im Apple iPad Pro
Was ist da wichtig? Wenn man Software-Synthesizer nutzt, braucht man Rechenkraft. Die haben die neuesten Generationen des iPad Pro mit dem A10X Prozessor bekommen. Es wird einen Zuwachs um den Faktor 3 geben. Nach Vergleichen ist das vorhergehende iPad bereits auf dem Niveau eines Macbook Air gewesen und dank bereits vorhandener Benchmarks und Tests kann man klar sagen: Diese neuen iPads haben enorm viel Leistung.
Intel vs. ARM-Prozessoren
Im Surface arbeitet ein Intel i7-Prozessor, sofern man sich den besten herauspickt. Das ist also eine klassische Prozessorjagd, fast wie in alten „Mac vs. PC“-Tagen! Wann schafft es ein ARM-Prozessor Intel in Schranken zu weisen oder auch – mit dem unbedingt mobilen Charakter eines Rechners –, wie viel kann man tun, ohne dass das Gerät überhitzt?
Genau deshalb sind für Poweruser eigentlich Geräte ideal, die eine hohe Taktfrequenz haben, eine moderne Architektur und Rechenleistung, die nicht nur auf viele Kerne setzt, sondern auf einen hohen Takt achten muss. Schließlich kann Audio in Echtzeit noch nicht ganz parallelisiert werden. Hier spielen Kerne eine Rolle. Davon hat der A10X jetzt 6, die i7 Serie im Surface hat maximal 4. Die übliche Zahl für kleinere Books ist oft sogar nur 2.
Die Zahlen sagen, dass aktuell nicht nur das MB Air sondern das 13″ Macbook Pro von 2016 nahezu erreicht wird und bei Grafik sogar deutlich überholt wird von den aktuellen iPads, während die vorigen Pros etwa auf der Hälfte rangieren. Die 13″ Macbook Pros sind 2-Kern i7 Rechner, also sicher nicht die schnellste Hardware auf dem Markt. Aber es ist bemerkenswert, wie nah die Mobilprozessoren mit viel weniger Strombedarf und Optimierung an den großen kleinen Klassiker von Apple heran kommen. So ist das auch beim Surface. Das wird vom iPad Pro 2017 definitiv nicht weniger erreicht und in Punkte Grafik ohnehin ebenfalls geschlagen. Die Grafik zeigt die Apple-Geräte untereinander:
Power gibt es also jetzt viel, und das macht die iPad Pros attraktiv. Ebenso ihr eigentlich einfaches Handling und die jetzt möglichen 512GB RAM sowie das Filezugangssystem mit iOS 11. Und SSDs machen sogar DAWs schneller und effizienter.
Wo es noch hapert
Nur ist iOS trotzdem noch ein Touch-OS. Es ist ein ausgereiftes Betriebssystem, jedoch gibt es noch keine Pro-Apps und Strukturen, die denen von Desktop-Systemen gleichkommen. Bei Audio gibt es zwar jetzt Plug-Ins und sogar auch Sequencer, die man ernst nehmen kann. Aber das ist jetzt noch relativ neu und wird noch nicht von jedem Hersteller unterstützt, der eine Audio-App baut.
Ebenso sind MIDI- und Audio-Routing von Apps intern und untereinander so flexibel wie Windows, MacOS oder ggf. sogar Linux. Daran wird man am Ende messen, wie sinnvoll das ist. Für Livemusiker, die einige Synthesizer live spielen wollen, ist das iPad absolut das Richtige. Es ist easy, man muss sich um wenig kümmern, die Leistung ist sagenhaft, und der Platzverbrauch ist minimal.
Eine Tastatur oder Controller anzuschließen ist kein Problem, und Samples einschaufeln ist mit Filesystem und viel Platz auch nicht mehr schwer. Aber man ist am Ende etwas mehr auf der Insel als mit einem Desktop-OS, mit dem das Surface glänzen kann.
Ob man nun Macs, iOS oder Windows mehr mag, spielt hier noch nicht die Rolle. Vielmehr geht es darum, dass Leute eine Art Ableton Live oder ein Cubase auf dem iPad fahren wollen. Die Möglichkeiten sind zwar da ist, es ist aber noch nicht dasselbe wie bei einem Desktop- (0der auch Laptop-)System. Allerdings gibt es hingegen unglaublich gute Synth-Apps und in Teilen auch ganz nette Sequencer. Genau so sollte man das lesen.
Mein iPad Pro
Mein privater Einsatz des iPad Pro (vorige Generation) ist primär der, einen Synthesizer weniger mitnehmen zu müssen. Eigentlich sogar mehrere: Ich kann einen FM-Synth, einen Granularsampler statt des V-Synth, den Arp Odyssei und den Vector – und Wavetable-Synth einfach auf der Bühne mit dabei haben, ohne einen „klassischen Computer“ mitnehmen zu müssen – und die Dinger klingen inzwischen alle wirklich gut.
So auch das Moog Model 15, was auf dem großen iPad Pro so zu sehen ist, wie man sich das eigentlich wünscht, ebenso der VCS3. Es gibt viel Platz! Wer damit glücklich ist, der ist gut beim iPad Pro aufgehoben.
Wer mal eben ein paar Samples mitnehmen will, die für Hardware-Grooveboxen zu sperrig und spontan sind, der hat einen guten Partner. Auch mit Effekten und mehrfachen Synths oder Layers mit mehreren Synths hat man kein Problem. Wohl aber mit mehreren Audioports und Co., was iOS zwar unterstützt aber eben nicht jede App. Hier ist ein Surface vorn, denn das hat in diesem Bereich ein vollwertiges OS. Aber dessen Geschwindigkeit ist nicht das maximal Machbare.
Surface vs. iPad Pro
In der Surface-Familie ist das Surface Book noch am schnellsten. Erst danach kommt das etwas gemächlichere Pro 4/5. Hier nimmt sich das in der Praxis nicht mehr viel. So zumindest die Aussage einer sehr bekannten professionellen elektronischen Band, die ich dazu befragte. Beide sind ok. Aber iPads sind auch im Einsatz. Man ist offener bei der Wahl, was man laufen lässt. Ich als Apple-User würde das iPad Pro nehmen. Aber was heißt das schon? Die beiden Apple-Geräte sind übrigens gleich in der Leistung.
Die Abstände in der Leistung sind nicht all zu weit entfernt, aber mit den neuen Prozessoren könnte Apple sogar Macbooks bauen. Wieso eigentlich nicht?
3 Antworten zu “iPad Pro schneller als Surface / Macbooks Pros in Musikanwendungen?”
Ich war auch schon sehr lange am überlegen, ob ich mir einen Hardwaresynth wie Access Virus kaufen soll, oder doch lieber Software. Mit dem neuen Ipad Pro steht mein Entschluss fest. Thor kaufen, das komplette Korg Gadget mit der iwavestation, Layr Synthesizer und einen iconnectivity Audiointerface für Aufnahmen am Pc.
Von der Soundqualität her kann man die Apps mit jeder anderen Softwarelösung messen und es eignet sich alles auch für professionelle Aufnahmen.
Find es genial, dass man ein komplettes Studioequipment in einer kleinen Tasche dabeihaben kann.
Sollte ich dennoch mal einen analogen Klang haben wollen, würd ich notfalls nebenbei noch bissl sparen. Aber mit dem Komplettpaket, wär ich erstmal über sehr lange Zeit bedient :)
Ich hoffe nur, die Entwickler updaten auch regelmäßig und kümmern sich drum, dass deren Apps nicht aus dem Store verschwinden. Aber das hatten Leute auch bei der Korg Gadget App befürchtet, bis plötzlich die neue Version rauskam.
Bin mal gespannt, wie sich das alles im mobilen Bereich noch entwickeln wird, wenn die Geräte immer leistungsfähiger werden
Das Argument, ob mehrere Kerne wichtig sind, ergibt keinen Sinn:
„…Geräte ideal, die eine hohe Taktfrequenz haben, …, die nicht nur auf viele Kerne setzt, … Schließlich kann Audio in Echtzeit noch nicht ganz parallelisiert werden. Hier spielen Kerne eine Rolle. “
Wenn man das so liest, dass Taktfrequenz wichtiger ist als Kerne, warum wird dann nur mehr die Multicore-geschwindigkeit diskutiert und in der Grafik angezeigt? Dies verfälscht die Aussage stark.
Eine Darstellung und Diskussion der Singlecore-geschwindigkkeit wäre hier aussagekräftiger / notwendig.
Also mein 12er iPad pro 1st gen hat schon teilweise Aussetzer mit Elastic Drums, Delay/Reverb (AUFX Dub und AUFX Space) und einem imini von Arturia das alles in AUM verbunden. Mit Korg Gadget, was ich ohne Vorbehalte empfehlen kann, kommt man allerdings recht weit. Viele apps vertragen sich auch nicht gegenseitig, ist immer ein bisschen Lotto wenn man was kauft…Leistungsmässig hat mein 7 Jahre alter i5 Laptop mit W10 gefühlt noch mehr Leistung als mein iPad…