Industrial: Maschinen für Maschinenmusik
Heute ist es Zeit, einige Musikstile genauer anzuschauen und welche Instrumente dazu heutzutage gut passen würden. Industrial hat sich als Stil sehr gewandelt und es gibt mehrere Spielarten. Die werden wir nicht zu genau aufteilen, denn dann müssten wir von Angst Pop über Power Noise bis hin zu dem gehen, was man heute EBM nennt und auch diese Stile auseinanderhalten.
Industrial != EBM
Im EBM braucht man eher Synthesizer für Bässe und je nach Art (New / Oldschool) sind es FM oder Analoge Bässe mit zwei Oszillatoren und eben so fett es geht. Aber heute machen wir es uns leicht und suchen uns typische Instrumentenarten für einen Stil. Industrial ist von unten, also nicht mit teurem Zeug gemacht.
Industrial und Minimoog ist purer Luxus. Aber mit Sampling passt das durchaus gut. Missbrauch ist im Industrial Bereich „Ehrensache“ und daher darf alles mit vielen Effekten oder einem bösen Bodentreter verzerrt werden, selbst wenn es nur eine billige Wummerschachtel ist.
Da ging auch eine uralte MFB Drummachine und eine Ratte („The Rat„), den Dive auf ihrem Debut genutzt haben (bzw. hat, da es offiziell ja eigentlich nur Dirk Ivens ist, der Dive macht. In Wirklichkeit sind aktuelle Tracks von anderen Leuten erstellt worden, wie etwa von „Geistform“). Ansonsten gibt es einfach nur das Ziel und nicht die Attitüde (auf die Fresse, Noise, einfache Mittel) zu erreichen?
Ganz sicher ist jedoch, dass Sampler eine große Rolle spielen. Und auch, dass wir in dieser Folge NOCH NICHT über Electro / EBM reden (Front 242 und Nitzer Ebb etc.). Dort ist ein bestimmter Bass-Sound wichtig, im Industrial ist das etwas anders.
Kaufberatung für Industrial & Noise? Haste ’se noch alle?
Ich finde, dass sich Kaufberatung und Industrial geradezu ausschließen, wie Sampling CDs für EBM oder Industrial zu erstellen. Aber es gibt schon seit den 70ern Industrial-Stile in ihrer Urform und bei EBM sind es immerhin erst die Achtziger. Und mit den Techno-Stilen TBM, Noise und Dark haben wir ohnehin eine Menge Seitenkanäle zu dem, was eigentlich mal Industrial war.
Industrial sind wirklich noisige Collagen, es sind zwar Songs, aber nicht immer nach Song-Struktur. Gelegentlich gibt es Beats und brachiale Sachen bis hin zu Dark–Ambient-Gebilden mit drohenden Sounds, gnadenlose Härte und Kompromisslosigkeit. Aber der Beat kann auch ein pulsierender Bass sein oder eine Drone, die ein wohliges „wiegen“ beim Tänzer verursacht.
Industrial?
Wer hier mit VNV Nation kommt, ist hier falsch – sagen wir eher Genocide Organ und Thorofon lassen wir hier gelten, aber auch die ganz alten Acts, die gern auf „House oder Haus“ enden, und auch solche Klassiker wie Test Department, TG und SPK alter Schule. Viele dieser Acts haben einfach eine große Effektbatterie. Manche sogar NUR diese. Pedale regieren!
Heute gibt es natürlich auch die Hands-Ecke, die eher rhythmischen Techno Noise anbieten und auch da gibt es verdammt viele Spielarten, die sich oft wieder der Hardware zuwenden. Einen Teil davon finden wir also hier, wie etwa „Last Days of Sex“ bis „Asche„. Ableton Live ist immer irgendwie ein Freund – aber darüber hinaus kann dies das Zukunftsgerät sein.
Aber machen wir es einfach und starten mit den Klassikern.
Industrial Synthesizer
Es gibt sehr günstige tolle analoge Synthesizer wie den IK Multimedia Uno Synth Pro, der aber eigentlich nicht sehr harsh oder böse klingt, aber mit Effekten kannst du auch den dazu kriegen. Er kann sehr viel und er hat sehr sehr gute Effekte an Bord, deshalb würde ich ihn im Sinne des Punk-Geists noch nennen, aber empfehlen?
Aber was fällt uns da ein, wenn wir an genau das denken und nicht zu viel Geld ausgeben wollen? Natürlich, der PWM Malevolent und der Klassiker im Industrial: Der Korg MS20. Die sind beide ok im Preis, ballern und sind wirklich wunderbar ungemütlich, wenn man das will und ja – man will! Bewährt und funktioniert!
Es ist aber hier wichtig, dass der Korg MS20 eher oldschool ist, zumindest die alten Versionen – die sind im Grundklang harsher und geiler. Tut mir leid, es gilt für alle. Aber heute reicht auch ein MS20 Mini dafür, den man leichter auf die Bühne stellen kann. Das gilt natürlich auch für die „Behringer-Berg-Version“ K-2.
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Ein Sampler für die Bühne
Er sollte nicht viel kosten, ein bisschen was können, Resampling besitzen und flexibel genug sein. Für die alte Schule ist längere Zeit für’s Sampling gut, für Dark/Ambient Noises ebenso. Für die rhythmischen Sachen hingegen ist zwar ein Sampler schon richtig, aber ein Sequencer nicht weniger wichtig, als in anderen Stilen.
Ein guter Partner kann der nicht selten gesehene Roland SP-404 Mk2 sein. Der hat heute danke 2.0 Update Lauflicht, massiv Platz und einiges an Effekten an Bord. Mit ihm allein etwas abzufahren ist auch für eine Performance super, denn Industrial Acts haben einfach selten „viel Zeug“, sondern nutzen es einfach konsequent. Aber es geht darum, alles auch abrufen zu können.
Egal ob Acts wie Control, Sudden Infant oder Lustmord dahinter stecken. Kauf dir dazu einen bösen Verzerrer oder etwas, was super klingt – und du hast eine gute Basis. Manche Acts nutzen auch 2 solcher Sampler mit Pads, um einfach Phrasen abzufahren.
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Wer ein bisschen neuschulisch sein möchte und dennoch nur ein Gerät für alles verwenden und doch irgendwie Abseitig sein möchte, kann sich vielleicht für einen Polyend Play oder Tracker begeistern.
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Wenn man es genau nimmt, lassen sich alle guten Grooveboxen verwenden, es lohnt sich aber nicht all diese zu nennen. Wenn es aber schon Elektron sein soll, tu dir den Gefallen und denk auch an Analog Heat (zum einbraten) und nutze den Digitakt als Sampler oder den günstigeren Model:Samples, der ist einfach und ballert gut. Er kann alles, was man braucht.
Digitakt ist für die Soundleute in allem etwas mächtiger und dennoch klein und Kompakt und steuert zudem deinen MS20 oder PWM an. Das es da nur 4 Takte gibt ist es vollkommen egal.
Und ich kann es nicht oft genug sagen: Vergiss bloß die Effekte nicht, denn die machen viel aus. Nutze Apps, Tools, Loops und gehe mit dem Field Recorder auf den berühmten Schrottplatz! Du brauchst eigene Samples. Schlag auf alles was cool klingt und nimm es auf! Nutze Langwellen- und/oder Mittelwellenradios, stelle miese und fiese Frequenzen ein (der Tracker hat ein Radio an Bord) und loope sie oder setze sie in Szene.
Scheue dich nicht vor ganz kruden Geräten, die du gebraucht bei Opas Sammlung finden kannst, ein Tonbandgerät oder ein altes Radio sind eine gute Grundlage. Das sind Instrumente!
Mikrofon und Verzerrung für Industrial
Was? Willst du instrumental bleiben? Also ich empfehle den Kauf eines einfachen Mikrofons, vielleicht sogar einen Preamp und dazu ein Megaphon oder besser noch ein CB-Funkmikrofon mit Sendetaste. Das steckst du in ein – du kannst es dir schon denken – bösen Verzerrer mit Preamp. Es ist einfach wichtig, sich um ein paar Effektblöcke zu kümmern.
Und wenn du schon dabei bist – dein Pult ist besser analog – kann auch super billig sein, also irgendein Behringer für wenig Geld, aber mit Gain–Reglern, um im Pult mächtig für überzogene Verzerrung zu sorgen und die Eingangsstufen schön zu überfahren. Das ist heute genau so billig wie früher und deshalb suchst du dir einfach 1-3 solcher Pulte – alt oder neu, aber analog, und steckst da dein Mikrofon und ggf. Preamp rein.
Das ist ebenfalls für deinen Sampler ein gefundenes Fressen – du schreist, du nimmst alles auf, was herumsteht, schlägst auf alles, was du an Eimern und Dosen herumstehen hast und führst es durch das total überdrehte Pult, drehst am EQ und bekommst etwas heraus, was du als „Monster“ bezeichnen kannst.
Es kostet nicht die Welt – solche Pulte können sogar zweistellig kosten. Scheißegal! Wenn du etwas Luxus magst, kann es gern einen echten Equalizer haben, der ein regelbare Güte und Filtereckfrequenz hat. Dann kannst du bestimmte Frequenzen betonen. Asmus Tietchens kann es auch nicht besser? Na, vielleicht doch. Aber du kannst von ihm abgucken, dass Gear egal ist und dass man auch nur mit Effektgeräten Stücke bauen kann.
Mit Hallräumen und Delays funktioniert das zum Beispiel. Es ist gar nicht dumm, da auch oldschool Geräte, wie die alten Alesis Quadraverbs und Yamahas SPX-900, mit einzubeziehen. Alles, was andere nicht mehr wollen, ist genau das Richtige für dich und Industrial! Lass die anderen doch Kohle ausgeben, bis sie ihren Dark Techno fertig haben. Du kannst den Kram für die Hälfte haben.
Miese 1-Trick Noise Dosen
Wer die kaputten Geräte von JMT aus Japan kennt, der weiß, so ein Gerät kann dir die Welt schön hässlich machen. Also so ein LD-2 oder sowas macht auf jeden Fall Spuren in die Zimmerdecke. Der Nachbar wird dich hassen – genau richtig!
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Es gibt auch günstigere Noise-Schachteln von Bastlern und auch von Bastl/Casper (Dark Matter). Die sind super!
Der Klassiker mag sicher die Soma Lyra-8 sein. Aber hier kannst du auch bei Etsy einen der komischen Kisten aus UK kaufen, die von irgendwelchen Leuten liebevoll zusammengelötet wurden. Das ist eigentlich der Krach, den auch ein Radio mit schön falsch eingestellten Sendern mit miesem Gegonge oder Geratter erzeugen kann. Es spart dir vielleicht so ein Luxusteil wie diese Böxlein.
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Aber Spaß machen sie. Auch Error Instuments und viele andere passen da ins Boot – hier in Gearnews habe ich schon etliche davon vorgestellt – nimm, was dir zusagt. Industrial ist im Bauch und schön weit unten – achte darauf, dass es nicht nur oberflächlich schreit, sondern auch unten Substanz hat. Die genannten Geräte können das.
Es gibt aber auch sehr krächzige Dinger, die kein Mensch braucht oder die nur „Nebengeräusche“ machen – sowas brauchst du eher für Intros im Industrial. Und du kannst mit so einem Teil auch ins Publikum gehen und sie drehen lassen. Das ist dann mehr für die Nebengeräusche oder für Hintergründe. Habe ich schon gesagt, dass auch da ein Effekt dran gehört? Natürlich! Das können auch gern Amps / Röhrenamps sein.
5 Antworten zu “Industrial: Maschinen für Maschinenmusik”
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MS-20 goes Haus Arafna!
Das LD-2 finde ich, dezent eingesetzt, überaus interessant. Nicht billig, aber von dem Potenzial scheint es hervorragend zu meinen musikalischen Vorstellungen zu passen. Wie beim VCS3, kommt es letzten Endes aber auf die Kreativität des Benutzers an, ob und wie angenehm der Sound im musikalischen Kontext klingen kann. Es gibt ja schließlich auch wunderschönen Noise, der in den Ohren bezaubernd klingt, weil er in der Wahrnehmung z.B. transzendierend wirkt.
Neugierig bin ich auch, wie sich Vocals durch das Teil formen lassen.
Ich würde hier noch den Dreadbox Typhon empfehlen. Dank der integrierten Effekte und Distortion kann er von sanft bis absolut dreckig
Jetzt ist ja Industrial nicht so meins, aber der Artikel hat Pfeffer, daher *****/*****
mein Gott, so viele verschiedene Musikstile gibt‘s. Hmm, und was mach‘ ich eigentlich?