von Dirk | Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten
Halleffekt kreativ einsetzen: Der ultimative Reverb Workshop

Halleffekt kreativ einsetzen: Der ultimative Reverb Workshop  ·  Quelle: Strymon

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Halleffekt kreativ einsetzen: In diesem Workshop geht es um ein paar Tricks, die du mit einem Reverb anstellen kannst. Und dabei soll es nicht um die „üblichen“ Anwendungen gehen, sondern vielmehr um cooles Sounddesign. Viele Techniken eignen sich für Soft- und Hardware-Effekte gleichermaßen, für ein paar Tricks musst du zusätzlich in der DAW arbeiten.

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Halleffekt kreativ für Sounddesign einsetzen

Reverbs sind ein essentieller Bestandteil der Musikproduktion. In diesem Workshop geht aber nicht um die „üblichen“ Anwendungen, sondern vielmehr um einen etwas kreativeren Ansatz.

Ein Halleffekt wird (neben Delay) in der Regel dazu benutzt, um Gesang, Instrumenten und einzelnen Sounds mehr Räumlichkeit zu verleihen. Denn bei der Aufnahme werden diese oft relativ trocken aufgenommen und brauchen ein Reverb, um „echter“ und „lebendiger“ zu klingen.

Zudem geht es um die Erstellung einer „Klangbühne“ und die Tiefenstaffelung der Abmischung. Dabei gehören Halleffekte neben EQs und Delays ebenfalls zu den wichtigenTools. Außerdem verpasst du mit dem Einsatz von Reverbs dem Mix einen gewissen „Glue“ – der Hall verwebt einzelne Spuren miteinander, das funktioniert mit ganz zaghaftem Einsatz sogar auf dem gesamten Mix.

Aber wie gesagt, soll es hier nicht um die „Basics“ gehen. Wir schauen uns stattdessen mal ein paar kreative Anwendungen für Reverbs an. Legen wir mal los:

Valhalla Supermassive ist ein kostenloses Plugin, das sich hervorragend für kreative Halleffekte nutzen lässt.

Valhalla Supermassive ist ein kostenloses Plugin, das sich hervorragend für kreative Halleffekte nutzen lässt. · Quelle: Valhalla DSP

Ambient-Sounds mit einem Halleffekt erstellen

Fangen wir mit einem gängigen Trick an, bei dem jetzt viele „alter Hut“ sagen. Dass sich einige Reverbs sehr gut für Ambient-Sounds eignen, ist nämlich kein großes Geheimnis. Trotzdem muss dies zu Beginn genannt werden, denn einige der kommenden Tipps basieren im Prinzip auf die hier angewendete Methode.

Es geht nämlich darum, dass mit dem Hall ein eigenständiger Sound entsteht, der entweder nur für sich oder im Layer mit dem trockenen oder sogar einem völlig anderen Signal benutzt wird. „Trocken“ meint in diesem Kontext das unbearbeitete Signal, das zum „Füttern“ des Reverbs genutzt wird.

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Wenn du Gesang, Gitarren, Synthesizer oder andere Instrumente in das Reverb schickst, drehst du dafür die Hallfahne so weit auf, dass ein langsam abklingender Sound entsteht. Das trockene Signal schaltest du stumm. Den puren Reverb-Sound kannst du dann mit weiteren Effekten oder EQ-Bearbeitungen formen.

Es gibt Reverbs, die es dir in dieser Hinsicht wirklich einfach machen und wie dafür gemacht klingen. Dazu gehören Eventide Blackhole und Strymon BigSky, die es als Plugin und Pedal gibt. Du bekommst beide bei Thomann*, ebenso wie das Empress Effects Reverb*, das als Pedal erhätlich ist. Ein richtig geniales Freeware-Reverb für Sounddesign bekommst du mit Valhalla Supermassive.

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Neue Samples mit einem Halleffekt bauen

Reverbs wie Blackhole oder BigSky bieten eine Freeze-Funktion, mit der du an beliebiger Stelle den Halleffekt „einfrierst“ und den Sound quasi endlos lange halten kannst. Hiermit mache ich gerne folgenden Trick: Ich nehme den Grundton oder eine zum Song passende Note, schicke diese auf einem Synthesizer (oder anderen Instrument) gespielt in das Reverb und friere den Sound ein.

Das Ergebnis bearbeite ich oft mit weiteren Effekten und nehme alles zusammen als neue Audiospur auf. Damit habe ich bereits eine Basis mit sehr viel Atmosphäre, die ich an beliebiger Stelle im Song einblenden kann und die sich harmonisch einfügt.

Nun gehen wir den noch einen Schritt weiter. Denn so eine Aufnahme lässt sich noch kreativer nutzen. Lade das gerenderte File doch einfach mal in einen Sampler – schon hast du einen interessanten Pad-Sound! Dabei solltest du den Startpunkt etwas versetzen um so mehr die Hallfahne als Basis zu nehmen und nicht so sehr den Moment, in dem das eingehende Signal noch sehr präsent ist. Wenn du ein spielbares Instrument erzeugen willst, solltest du ein C spielen und damit in das Reverb gehen, denn in den meisten Samplern wird ein geladenes Samples automatisch auf diese Note gelegt.

Mit dem Sample lassen sich natürlich noch ein paar weitere schöne Sachen anstellen. Versuche mal, eine Passage zu loopen, das Sample rückwärts laufen zu lassen oder mit Modulationen zu spielen. Richtig cool wird es mit einem Granular-Effekt (wie zum Beispiel Arturia Efx Fragments), der den Sound noch weiter verfremdet. Diese Tricks funktionieren übrigens nicht nur mit einzelnen Noten, sondern auch super gut mit Akkorden.

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Krasse Effekte mit der Tonhöhe

Nun ein paar Tricks, bei denen du den Halleffekt im Zusammenspiel mit dem trockenen Signal benutzt. Ein sehr interessanter Klang ergibt sich nämlich, wenn das Hallsignal in einer anderen Tonhöhe erklingt. Bei typischen Shimmer-Reverbs wird das durch den Einsatz eines Pitch-Shifters im Reverb erzielt, häufig wird dabei das Signal um eine Oktave nach oben gestimmt.

Aber es gibt auch ein paar spannendere Möglichkeiten. Speziell in der DAW und dem Einsatz von virtuellen Klangerzeugern solltest du mal folgendes probieren: Erstelle eine zweite Kopie der Synthesizer-Spur, die ausschließlich als Basis für das Reverb genutzt wird.

Hier änderst du etwas derber die Tonhöhe. Versuche es mit Vibrato, also einer Modulation. Dafür eignet sich auch sehr gut ein LFO, das mit jeder Note neu getriggert wird – es kann aber auch cool sein, das LFO synchron zum Tempo laufen zu lassen. Richtig cool ist ein Glide oder Potramento, das die Tonhöhe abhängig von den gespielten Noten verbiegt. Mit diesem Signal gehst du in das Reverb und mischt das Ergebnis mit der „normalen“ Spur.

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Bei Gesang kann es sehr effektvoll sein, wenn du wie bei dem gerade genannten Beispiel eine Kopie des trockenen Signals erstellst. Auf diese Spur lädst du ein Auto-Tune-Plugin. Das Ergebnis reicht – abhängig von den Einstellungen – von subtil bis „strange“.

Achtung, jetzt wird es noch verrückter! Wie klingt das eigentlich, wenn du den Inhalt einer Spur mit einer völlig anderen Instrumentierung in den Halleffekt schickst? Oder wenn eine völlig andere Stimme den Gesang im Hall ergänzt? Was kommt dabei raus, wenn du die Synth-Spur kopierst und hier etwas (oder sogar völlig) andere Noten gespielt werden?

Mit Sidechaining arbeiten

In meinem Artikel über den Kompressor als kreativen Effekt bin ich in einem Absatz kurz auf das Thema Sidechaining eingegangen. Die meisten Kompressoren (und andere Effekte) bieten den Eingang für ein Sidechain-Signal, mit dem das Verhalten des Kompressors kontrolliert wird.

Was das mit Reverb zu tun hat? Nun, es kann sehr interessant klingen, wenn du das aus dem Reverb kommende Signal damit bearbeitest. Das trockene Signal könne zum Beispiel als Trigger für den auf dem Halleffekt liegenden Kompressor dienen. So kontrollierst du die Lautstärke des Reverbs mit dem trockenen Signal und sorgst dafür, dass beide auf interessante Art miteinander verschmelzen.

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Noch kreativer wird es, wenn du statt des unbearbeiteten Sounds einen völlig anderen nimmst. Zum Beispiel die Kick oder eine extra dafür angelegte Spur. So verpasst du dem Reverb-Sound ein rhythmisches Pumpen. Abgefahrene Experimente mit einem Noise-Gate lassen sich ebenso anstellen – Gated Reverb 2.0 sozusagen. Und auch die Filter-Plugins einer DAW bieten oft Sidechain-Eingänge.

Zwei Reverbs ineinander überblenden

Halleffekte haben wie eingangs erwähnt die primäre Aufgabe, Sounds einen gewissen Raum zu verpassen und diese so „realer“ wirken zu lassen. Und nun stell dir mal vor, wie sich dieser Raum in einen neuen „faltet“. Dieser „Inception-Effekt“ lässt sich eigentlich ganz einfach bewerkstelligen.

In der DAW nutzt du zwei Return-Spuren mit jeweils einem Reverb und unterschiedlichen Hall-Parametern – oder du benutzt gleich zwei völlig unterschiedliche Reverbs. Über Send schickst du das Signal in die beiden Effektspuren, das ist ja der gängige Weg. Über Lautstärke-Fades wechselst du nun immer wieder zwischen den beiden Effekten. Automation ist hier das Zauberwort, eine DAW wie Ableton Live bietet sogar einen Crossfader für solche Tricks an.

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Ein weiterer cooler Trick, den du mit zwei gleichzeitig genutzten Halleffekten ausprobieren kannst, ist ein Reverb für die frühen Reflexionen zu nutzen und das andere für die Hallfahne (auch gerne Nachhall genannt). Das funktioniert natürlich nur mit Reverbs, die Zugriff auf genau diese Einstellungen bieten.

Ein Reverb-Plugin wie iZotope Neoverb* bietet ein übersichtliches Interface, um drei Hall-Algorithmen anzulegen und miteinander zu mischen.

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Automationen der Parameter

Dies ist eine weitere Methode, um einen Halleffekt kunstvoller (und manchmal auch fremdartiger) klingen zu lassen. Üblicherweise hat ein Reverb ja diverse Parameter für die Soundgestaltung. Oft wird in einem Arrangement an diesen Einstellungen nicht mehr viel verändert. Dabei können Automationen verschiedener Parameter hier sehr spannend klingen und noch mehr Abwechslung hineinbringen.

Ein üblicher Trick ist zum Beispiel die Abklingzeit zu manipulieren, das Dry/Wet-Verhältnis zu ändern und die Pre-Delay-Zeit zu variieren. Dadurch holst du einzelne Spuren oder Instrumente nach vorne oder bringst diese etwas weiter in den Hintergrund.

Richtig abgefahren wird es, wenn du etwas drastischere Parameter-Änderungen bringst. Je nach Typ des Reverbs können dabei sehr interessante Texturen oder Artefakte entstehen. Die bereits genannte Freeze-Funktion eignet sich beispielsweise sehr gut für Automations-Effekte.

Automationen bringen Bewegung in Halleffekte

Automationen bringen Bewegung in Halleffekte · Quelle: Gearnews

Transienten von Drum-Spuren in einen Halleffekt schicken

Zum Schluss ein ungewöhnlicher Halleffekt, der besonders bei Drums und anderem perkussiven Material sehr gut zur Geltung kommt. Dafür ist allerdings etwas Trickserei in der DAW erforderlich. Ich erkläre kurz, wie sich das in Ableton Live realisieren lässt, je nach DAW musst du eventuell etwas anders vorgehen:

Du nimmst eine Drum-Spur und kopierst diese. In der Kopie erstellst du ein Rack mit zwei Ebenen. In der ersten kommt ein Kompressor oder Limiter, die zweite Spur enthält ebenfalls diesen Kompressor/Limiter mit gleichen Einstellungen. Dahinter hängt ein Utility-Device, mit dem du die Phase umdrehst.

Mit einem Delta Test (hier in Ableton Live) erzeugst du Artefakte und Transienten, die du mit einem Hall bearbeiten kannst

Mit einem Delta Test (hier in Ableton Live) erzeugst du Artefakte und Transienten, die du mit einem Hall bearbeiten kannst · Quelle: Gearnews

Bei richtiger Konfiguration hörst du auf dieser Spur lediglich den trockenen Mix minus dem vom Kompressor erzeugten Sound. Delta-Test wird diese Methode auch genannt. Je nach Einstellung von Kompressor/Limiter entstehen dabei nur noch kurze Transienten oder andere Artefakte, die du mit den Einstellungen von Attack, Release, Ratio und Threshold „formst“. Weil du mit zwei Kopien der gleichen Einstellungen arbeiten musst, weise die entsprechenden Parameter bei beiden Devices auf die Regler des Racks zu (siehe Bild).

Und auf genau diese Spur (also die Kopie mit dem Rack) fügst du nun den Halleffekt ein und mischt das Ergebnis mit dem unbearbeiteten Signal der ersten Spur. Das musst du unbedingt mal ausprobieren! Ich hoffe, dass meine Erklärung verständlich ist.

In Ableton Live kannst du alternativ mit anderen Warp-Einstellungen – speziell den Preserve-Parametern – experimentieren. In allen anderen DAWs ist ein weiterer Trick, es mal mit einem vorgeschalteten Noise-Gate auf der Kopie zu versuchen und dies so einstellen, dass nur noch Transienten durchgelassen werden.

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2 Antworten zu “Halleffekt kreativ einsetzen: Der ultimative Reverb Workshop”

    Guitana sagt:
    0

    Vielen Dank für den Artikel!

    Eine coole Anwendung, die ich noch gelernt habe: Einen Side-Chain Kompressor auf den Reverb-Kanal legen (hinter den Reverb), der auf das Eingangssignal triggert. Das ist besonders bei Vocals sehr nützlich, da dann die eigentliche Stimme in den Vordergrund rückt und in Gesangspausen der Reverb markanter wird.

    Den Trick mit einem kurzen und einem langem Reverb habe ich auch schon kennengelernt, mit dem Zusatz, dass man noch eine leichte Distortion auf den kurzen Reverb setzt, um die Vocals mehr in den Vordergrund zu bringen. Taugt mir auch in einigen Songs.

    Ragnar sagt:
    0

    Das regt mich auf jeden Fall wieder mal mehr zum Experimentieren an, Mission complete, würde ich sagen.

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