von claudius | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten | Unsere Wertung: 3,0 / 5,0
Ground FX Burning Sunn Boneflower Effekt Pedale Teaser

 ·  Quelle: Claudius, Gearnews

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Wenn es Effektpedale aus Deutschland gibt, dann ist das für mich immer etwas Besonderes, noch mehr, wenn ich mit den Herkunftsstädten eine gewisse Verbindung habe. Ground FX kommt aus Hamburg und ist eine kleine Effektschmiede nahe der Alster. Zuletzt hatte die 1-Mann-Firma zwei neue Pedale angeteasert: Burning Sunn und Boneflower. Beides sind spezielle Verzerrer auf ihre ganze eigene Art und Weise. Alles gute Gründe, dass ich mir die beiden Treter mal näher ansehen.

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Zur Transparenz: Die beiden Effekte wurden uns vom Vertrieb Sonic Sales kostenlos und ohne Anforderungen an den Text oder eine Aussage gestellt.

Ground FX Burning Sunn Effekt Pedal

Quelle: Claudius, Gearnews

Ground FX Burning Sunn

Wenn du nicht komplett hinter dem Mond lebst, dann fällt dir bei dem Namen sicherlich schon auf, worum es sich bei dem Pedal dreht. Es geht um den legendären Sunn Model T Verstärker, der seit Beginn einen exzellenten Ruf genießt, vor allem in der Stonerrock-Ecke ein gesuchtes Topteil ist.

Das Burning Sunn soll laut Fans im Netz des Sounds eines der besten bzw. authentischsten Pedale mit Model T Sound sein, was für mich auf jeden Fall Grund genug ist, es mal mit meinem Setup zu testen. Ganz neu ist es nicht, aber Anfang/Mitte 2018 ist immer noch neu genug.

Es ist mit seinem 6-Regler-Layout und dem FET-Design ist es ein „klassischer“ Model T Clone im Pedalformat. Es orientiert sich am Schaltungsdesign am Original von 1973, die Preamp-Röhren wurden durch handselektierte FETs ersetzt – klanglich kann ich leider mangels Erfahrung oder direkter Vergleichsmöglichkeit mit dem urspünglichen Modell nicht sagen, wie authentisch es zerrt. Einen Model T unbekannten Baujahrs kenne ich aber sehr gut. ;)

Der Aufbau mit Normal- und Brite-Kanälen kommt dem Feeling auf jeden Fall sehr nahe, auch der 3-Band-EQ verrichtet seinen Dienst. Aber: Wow, ist das Teil bassig. Selbst mit meiner eher dünnen Jazzmaster am Steg mit American Vintage Singlecoils brät das Burning Sunn unten rum alles weg. Die Zerrstruktur ist dabei eher bröckelig und schmatzt, muss man mögen, es passt auf jeden Fall zum Vorbild. Und es kann laaaaang zerren, perfekt für ausgedehntes Riffing und Solopassagen. Bei Akkorden matscht es vor allem an Hals-Pickups merklich. Wenn man das vorher weiß, kann man es aber vermeiden oder für den Sound nutzen. Ein junger Josh Homme hätte seinen Spaß damit gehabt. 

Durch die enorme Wucht untenrum scheint es auch am Bass gut einsetzbar zu sein, allerdings klingt es ohne Bandgefüge immer etwas dünn und der Zerrgrad ist mit (m)einem Split Coil Preci mit hohem Output kaum zu bändigen. Für meinen Geschmack ist das nichts, aber es gibt Musikrichtungen, da passt der heftige und eher dichte Zerrgrad sehr gut, sonst hätten Big Muff und Rat nie zum Bass gefunden.

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Aktuell ist durch die Corona-Beschränkungen bei uns keine Probe im Keller oder Gig möglich, was den Test im Bandgefüge schwer macht. In der DAW macht es sich jeweils an Gitarre oder in der parallel verzerrten Bassspur sehr gut – dieses Dry/Wet-Verhältnis würde ich mir auch am Bass direkt am Amp wünschen, so bleibt es für mich am Bass unbrauchbar. Wenn ich aber mal ein Weedeater, Red Fang (nur im nicht vorhandenen Parallel-Mix) oder Earth Ship Song covern will, würde ich wahrscheinlich auch hiermit meinen Sound suchen.

Ach ja, die Verarbeitung ist tadellos und die aufgedruckte Grafik wirklich schön und wie üblich ziemlich düster. Aber passend, denn damit kannst du bestimmt die eine oder andere Bude abfackeln. Für mich ein echt schicker Verzerrer, vor allem an der Gitarre, dank des Brite-Kanals auch knackig am Humbucker. Quasi ein Instant-Stoner-Sound-Zerrer.

Ground FX Boneflower Effekt Pedal

Quelle: Claudius, Gearnews

Ground FX Boneflower

Etwas zahmer geht es beim Boneflower zur Sache. Es ist ganz klar ein Overdrive, das eher trocken zur Sache geht, zerrtechnisch aber durch die eingebaute Booststufe mit dem einen oder anderen Amp gut harmoniert. Für mich ist die Signalkette mit dem nach der Zerrstufe geschalteten Boost eher unnütz und ich hätte mir einen Schalter gewünscht, bei dem ich die Reihenfolge einfach umdrehen kann. So wird es bei mir vor allem beim Boosten lauter. 

Klanglich ist es eher bedeckt und düster, passend zu der ebenfalls düsteren Grafik auf der Oberseite des Pedals. Da ich eher Fan von „transparenten“ Overdrives bin (deswegen spiele ich auch fast ausschließlich Singlecoils), fällt mir die Bewertung hier eher schwer. Mit dem Treble-Regler ist aber dennoch ein „normaler“ Sound möglich, die knochige Grundcharakteristik verliert es aber nie.

Durch die vielen Regler ist man schnell erschlagen, es ergibt sich aber beim zweiten Blick schon ein Sinn dahinter. Oben ist der 3-Band-EQ mit extra Highs (im Boost), unten neben Master-Volume, Drive und Texture noch der Regler für die Boost-Stufe. Leider sind die Regler sehr nah beieinander, weswegen man sie eigentlich kaum mit mehreren Fingern komfortabel bedienen kann. Mit dem Daumen von oben geht es aber ganz gut. Schön ist anders.

Gerade am Steg macht das Pedal bei mir eine richtig knackige und straffe Figur, Riffing macht Spaß und mit vorgeschaltetem Booster (leider ist ein Extrapedal für mehr Zerre notwendig) ist es auch echt flexibel einsetzbar. Bis man seinen Sound gefunden hat, finde ich es aber etwas fummelig. Gerade beim Treble-Regler die richtige Position von „Bypass-Treble“ zu finden, ist nicht einfach für mich gewesen, da sich mein Sweet Spot irgendwo zwischen 80 und 90% befindet.

Der Zerrgrad ist eher niedrig bis zum Crunch mit meinen Singlecoils. Durch getrennte Regelung von Pre und Drive ist es zudem noch sehr fein einstellbar. Der Bassregler ist vor allem auf den letzten Prozenten extrem wirksam und neigt zum Übersteuern ab 98 %, auch Texture ist zwischen den Extrempositionen (flat bis schmatzig/gated) eher unscheinbar beim Drehen. Je nach Output der Pickups geht es aber auch bis zur stärkeren Zerre, siehe Video unten. Ich brauche mit meiner Jazzmaster an einem cleanen Amp (in dem Fall eine Emulation am Computer) auf jeden Fall einen Booster davor, damit ich in meine liebsten Zerrgefilde komme.

Beim Booster ist es klasse, dass es nicht nur nach oben geht, sondern auch als Cut einsetzbar ist und mit Highs ein optionaler Treblebooster mit an Bord ist. Das gibt dem Attack noch mal einen ordentlichen Arschtritt, was bei dumpfen Klampfen oder Amps richtig gut kommt.

Ground FX Burning Sunn Boneflower Effekt Pedal

Quelle: Claudius, Gearnews

Preis & Fazit

Beide Pedale sind nicht gerade preiswert, für Boutique-Verhältnisse aber mit 215 (Burning Sunn) bzw. 225 (Boneflower) Euro für mich gerade so noch im Rahmen.

Während ich beim Burning Sunn noch überlege, ob ich später noch mal schwach werde, einfach weil es gut klingt und ich eine solche Zerre noch nicht in meinem Setup habe, muss ich beim Boneflower für mich sagen: Nein, das ist nichts für mich. Klanglich könnte das mein Catalinbread Dirty Little Secret abdecken, das ist zwar nicht so flexibel und hat keinen eingebauten Boost, liefert mir aber auch den Crunch, ohne dabei frickelig zu werden. Wer gern etwas mehr hat, könnte hiermit glücklich werden.

Du bekommst nicht genug Tests? Dann haben wir genau das Richtige für dich!

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