Ist Klang wirklich alles? Warum Gitarren-Design mindestens genauso wichtig ist
Style over Substance - Gitarren im Fokus
Das Gitarren-Design ist mindestens genauso wichtig wie ihr Klang. Vielleicht sogar wichtiger. Bevor ihr jetzt schon anfangt, in die Kommentare zu schrei(b)en, dass ich den Verstand verloren habe, hört mich an.
Wir leben in einer oberflächlichen Welt, voller Instagram-Filter und aufgehübschten KI-Bilder. Und in einer visuell orientierten Welt ist das Aussehen nun mal entscheidend — ob für uns selbst oder eben auch für die Gitarren, die wir spielen. Dass wir unsere Gitarren eben nicht allein nach dem Sound auswählen, zeigt sich deutlich in den Absatzzahlen. Optik zieht für den Erfolg einer Gitarre, sowohl im Verkauf als auch auf der Bühne, ganz egal, wie der Sound ist. Und das ist auch gut so!
Style oder Sound – Inhaltsangabe
Sound über Style
Klar, du bist anders. Du hast deine Gitarre ausschließlich auf Grund der verwendeten Tonhölzer ausgewählt. Sorgsam bist du die einzelnen Instrumente durchgegangen und hast akribisch verglichen, welche Klampfe am besten klingt. Und zwar stundenlang, bis du das perfekte Instrument gefunden hast. Welche Farbe deine Gitarre hat, weißt du garnicht so genau, ist ja auch egal. Genauso wie der Name auf der Kopfplatte.
Bullshit.
In Wahrheit entscheidet doch das Gitarren-Design (Design eines Autos, eines Handys, einer Brille, einer Jacke etc.) darüber, ob wir sie überhaupt erst für einen Kauf in Betracht ziehen. Wer bereits mehrere Gitarren sein Eigen nennt, der mag bei Instrument Nummer 5 auf den Sound achten, sicher. Aber bei Amateuren und jungen Musikern zieht zunächst mal der Style.
Und das ist mehr als verständlich. So sind doch Les Paul, Stratocaster und Co. Design-Ikonen, die seit Generationen für ein bestimmtes Lebensgefühl stehen. Oder wie viele Semi-Hollow Gitarren habt ihr schon bei Death Metal Bands gesehen? Es geht bei der Auswahl vor allem um die passende Ästhetik. Und jetzt kommt mir nicht mit Feedback-Anfälligkeit oder unpassenden Pickups.
Visuelle Reize: Der Erste Eindruck zählt
Die Ästhetik von Produkten beeinflusst Kaufentscheidungen erheblich. Darunter fallen neben Farben und Formen vor allem auch Materialien und damit verbundene Assoziationen. Und so ist es selbstverständlich, dass auch wir Musiker von der Werbemaschinerie zielführend angesprochen und vom Gitarren-Design beeinflusst werden.
Gitarren sind Musikinstrumente, aber eben auch Status- und Erkennungssymbole. Was in den 80ern neonfarbene Superstrats waren, sind heute künstlich gealterte Gitarren im Vintage-Style. Und gibt es wirklich einen musikalischen Grund dafür, seine Gitarre mit einem Eisernen Kreuz, Tigerstreifen oder Drachengrafik auszustatten?
Natürlich nicht. Gitarren sind Werkzeuge, mit denen wir Kreativität ausdrücken möchten und selbstverständlich ist dabei die Optik der Gitarren von entscheidender Bedeutung. Interessant ist aber, dass wir offenbar alle recht ähnliche Ideen von Kreativität zu haben scheinen. Oder?
Marketing und Verkaufspsychologie
Optik (und damit gutes Gitarren-Design) verkauft sich. Das wissen wir alle. Sonst würde Print- und Web-Werbung nicht funktionieren. Hersteller und Vertrieb nutzen Ästhetik um Emotionen zu wecken und die Verkaufszahlen zu steigern.
Klar, diesen Ansatz gibt es schon seit Jahrzehnten. Warum sonst hätte Fender nach der Telecaster überhaupt noch ein anderes Modell rausbringen sollen? Oder Gibson der Les Paul einen Nachfolger (SG) schenken? Natürlich unterscheiden sich die Instrumente auch klanglich — ausschlaggebend für den Absatz ist jedoch die veränderte Optik.
Heute hat dieser Punkt noch mehr an Relevanz gewonnen: Social Media und die „Instagramability“ von Gitarrist und Gitarre haben einen extremen Stellenwert. Gitarren, die im Feed auffallen, verkaufen sich besser. Früh erkannt haben das die (kommerziell) großen Künstler unserer Zeit und ihre jeweiligen Signature-Instrumente aufwändig und kreativ in Szene gesetzt und ihnen ein bestimmtes Image verpasst.
Image als Verkaufsfaktor
Prominente Gitarristen halten mitunter nicht nur als „Guitar-Heroes“, sondern auch als Modeikonen her. Von Jimi Hendrix bis John Mayer prägen Musiker den Style bestimmter Musikstile und so ganz nebenbei auch Generationen von Musikfans.
Die Verbindung zwischen Musiker und Instrument, gewissermaßen der Verlängerung ihres Images, schafft (optische) Trends im Gitarren-Design, die weit über den reinen Sound hinausgehen:
Schwarze, kantige Gitarren werden mittlerweile gern als „Heavy-Modelle“ bezeichnet, „Vintage“ ist ein ganzer Style-Katalog. Und diese Kategorien sind super, helfen sie doch den angehenden Gitarristen, sich am Markt zurechtzufinden. Wer Punk spielen will, sucht sich eine entsprechende Gitarre, vielleicht eine Billie Joe Armstrong Les Paul Junior. Wer Metallica mag, ist mit einer Explorer gut beraten. Und wer sich in Jazz, Blues und Co. zurechtfindet, der tendiert zu klassischen Instrumenten.
Doch ist das wirklich alles nur oberflächlich?
Soundliebhaber vs. Ästhetik-Enthusiasten
Während ich behaupte, dass die Optik eines Instruments mindestens so wichtig ist, wie der Sound (der sich ja mit ein paar Kniffen auch sehr stark an den eigenen Wunsch anpassen lässt), gibt es eine Gegenseite, die behauptet, dass der Fokus auf das Gitarren-Design die „wahren“ Musiker nur ablenkt und oberflächlich ist.
Oberflächlich? Klar ist es oberflächlich, darum geht es schließlich! Musik (und Instrumente erst recht) ist Ausdruck von Kreativität und Emotion. Purismus ist in der Gitarrenwelt eher realitätsfremd und wirkt auf mich elitär. Musiker sind Performer, Entertainer und da zählt die Optik genauso, wie der Sound.
Und einen weiteren Punkt vergessen besagte Puristen oft: Ein schönes, ansprechendes, attraktives Instrument nehme ich lieber in die Hand, als ein schlichtes Werkzeug. Und keine Gitarre ist so gut, wie eine, die oft gespielt wird. Allen, die ihre Gitarre nach der Optik ausgesucht haben, sage ich: Ich hab’s schon oft genauso gemacht. Und werde es vermutlich auch immer wieder tun!
Ästhetik und Klang – Eine unvermeidbare Kombination
Die Ästhetik einer Gitarre ist ein wichtiges, oft entscheidendes Kriterium dafür, sie überhaupt besitzen und spielen zu wollen. Der Look einer Gitarre gibt uns eine Idee zu ihrem Sound und dem Style, den sie vertritt. Warum sprechend wir schließlich über „Musikstile“?
Nach Gitarren-Design auszuwählen oder sich in ein besonders schönes Instrument zu „vergucken“, ist keineswegs abwegig, unmusikalisch oder gar falsch. Es ist ein guter, ehrlicher und emotionaler Weg, sich die richtige Gitarre auszusuchen.
Und so kommt es auch, dass sich der Klang einer Gitarre oft ihrer Optik anpasst. Natürlich kann ich Fishman Fluence Modern Pickups auch in eine Epiphone Casino oder eine Gretsch G5622 einbauen. Macht aber kaum jemand. Warum? Vielleicht, weil eben der Style einfach nicht passt.
Gitarren-Design oder Sound — wie wählst du?
Ich finde es spannend, die Argumente von Optik-Käufern mit denen von Sound-Puristen zu vergleichen. Tut mir den Gefallen und haut in die Tasten: Unsere Kommentare sind geöffnet. Aber immer schön nett bleiben, bitte. Es geht nur um Gitarren.
Ich persönlich bin der Meinung, dass ich eine schöne Gitarre (das liegt ja immer im Auge des Betrachters) mehr und lieber spiele, selbst wenn sie vielleicht klanglich der ein oder anderen Klampfe hinterher hinkt. Mit zwei Kindern und reichlich Arbeit zwischendrin bin ich froh, die Gitarren überhaupt noch anzufassen — da ist mir die zusätzliche Motivation gerade Recht!
Hinweis: Dieser Artikel über die Einflüsse von Gitarren-Design enthält Werbelinks, die uns bei der Finanzierung unserer Seite helfen. Keine Sorge: Der Preis für euch bleibt immer gleich! Wenn ihr etwas über diese Links kauft, erhalten wir eine kleine Provision. Danke für eure Unterstützung!
12 Antworten zu “Ist Klang wirklich alles? Warum Gitarren-Design mindestens genauso wichtig ist”
Für mich gibt’s beim Gitarrenkauf drei Punkte: Optik, (Spiel-) Gefühl, und als letztes „Sound“.
Warum diese Reihenfolge? Eigentlich ist es recht einfach: Der „Sound“ einer Gitarre steckt zu über 90% im restlichen Equipment (Pedale, Amp, Box, ! Lautsprecher!). Vor allem im Kontext des Mixes (oder der Band) hört kein Mensch mehr den Unterschied zwischen einer SG, einer Paula oder einer Superstrat (alles Humbucker). Single Coil vs. Humbucker, ja das hört man, aber der Rest spielt nicht wirklich eine Rolle. (Pick up Position, also im Zweifel, ob es ein Bridge/Neck Pickup gibt ist noch relevant).
Spielgefühl hat am Ende mit Qualität zu tun. Wenn die Bünde schlecht gefeilt sind, es dead spots gibt, etc. kann das Teil rattenscharf aussehen, aber was will ich damit. Gewicht spielt auch eine Rolle fürs Gefühl. Wer hat schon Bock auf Rücken oder Schulterbeswerden?
Na ja, und Nummer eins ist Optik. Was nicht gut aussieht wird erst gar nicht angefasst….😂
Ich verstehe dich gut! Ich höre aber sehr gut den Sound verschiedener Humbucker und ich spiele viel lieber Symphonic metal, Hardrock und Powermetal wenn der Sound super ist wie z.b bei meiner Ibanez Steve Vai Signature Gitarre. Und wenn ich am Engel Amp oder Fender oder Yamaha Amp verschiedene E-Gitarren spiele sind die Sounds schon ziemlich verschieden gottseidank! Wichtig finde ich aber auch dass die Qualität der Bünde usw. gut ist denn ich hatte eine Squier Telecaster und nach 3 Monaten ist ein Bundstäbchen während des Spiels gebrochen, ich konnte es kaum glauben, denn das war bei meinen besseren 20 anderen E-Gitarren noch nie der Fall, liebe Grüsse, Peter aus Salzburg
Gut, dass es wenigstens einer mal anspricht. Ich kenne da das perfekte Beispiel, dass sich – warum auch immer – mit ner Semihollowbody-Gretsch die angehende Gitarrenkarierre schneller beendet hat, als sie überhaupt zustande gekommen ist. Der hat schon mit ner geliehenen Telecaster besser funktioniert als sonst, hätte man ihm rechtzeitig n Steinberger-Paddel oder ne Strandberg in die Hand gedrückt, wäre er heute wahrscheinlich ganz woanders, sowohl ästhetisch als auch als Gitarrist.
Steinbergers, die alten, und Strandbergs, beides sehr gut. Parker Fly war ein Hammer. Als ich in den 90ern in SanFran zum ersten Mal eine probiert hab, hab ich gedacht, ich schnall ab, so gut war die. Leider nicht genug Kohle dafür damals.
Es geht so viel. Lorne Lofsky (Ex-Oscar Peterson) spielt seit geraumer Zeit Straight Ahead-Modern auf eben so einem Steinberger-Paddel. Klingt natürlich tadellos.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass mancher, der über Gitarren schreibt, nicht wirklich eine Beziehung zu dem Instrument als solchem hat. Unfair? Eher nicht. Es gibt Gitarristen, die kaufen nach Namen auf der Kopfplatte, andere tatsächlich wegen des Designs. Wer jedoch ernsthaft darauf spielen will, kommt nicht umhin zu einem Instrument zu greifen, das möglicherweise nicht gar so doll aussieht, dafür aber gut bespielbar ist und hoffentlich auch superb klingt. Beleg dafür dürften die Großen des Genres sein, von denen die wenigsten ihre für uns heute genialsten Stücke auf Instrumenten einspielen, die entsprechend dieses Artikels nicht der Rede wert waren, weil nix besonderes zu dieser Zeit. Heute sind sie alt, abgenutzt und mit ihrer Vorgeschichte plötzlich Kult. Als zahlt manch einer gern für eine faktorygeagedte Strat 12000 Euro aus dem Custom Shop. Für mich persönlich bescheuert, aber, wenn man’s braucht. Und der Verweis auf Kapitalanlage funktioniert eher auch nicht, denn wirklich Geld bringen nur die wirklich Alten und selbst davon nur relativ wenige Modelle. Die aber auch bis heute im Wiederverkauf die besten Margen bringen. Und ausgefallenes Design? Oftmals im Handling nicht unbedingt die beste Wahl und später dann ein Ladenhüter.
Gitarristen die wirklich spielen können wählen ihr Instrument mit Sicherheit nach dem Sound aus!
Was oben geschrieben steht gilt nur für Leute die sich hinter ihren auffälligen Designs, schönen Farben und großen Markennamen auf der kopfplatte verstecken müssen…ich nehme immer das was am besten klingt und für beste bespielbarkeit sorge ich bei jeder Gitarre selbst…in diesem Sinne…
Mir is wurscht, wie sie aussieht und was draufsteht, wenn sie so klingt und sich so spielt wie es mir passt. Klar gefallen auch mir optisch manche mehr und manche weniger. Aber das ist kein Kriterium. Das ist schließlich nur mein Werkzeug, durch das die Musik rauskommt, und um die gehts und um nix Anderes. Es sollte also das Werkzeug sein, das für mich am besten funktioniert. Am liebste wäre mir EINE für alles.
Dann würde ich sagen, kauf dir eine Tele! :)
Dass man sich keine Gitarre aussucht die man hässlich findet ist glaube ich klar. Trotzdem ist das Spielgefühl viel wichtiger. Ich hatte bei der Anschaffung meiner Gitarren immer eine spezielle Soundvorstellung, die Optik war dann erst das nächste Kaufkriterium. Optik und Soundvorstellung sind ja nicht miteinder gekoppelt. Eine Tele kann Blues, Rock, Metal, sogar Jazz .. und so auch eine LP, SG, Gretsch, etc.
Eine Tele ist in der Tat erstaunlich vielseitig.
Ich sage immer: Bühnenkleidung und Gitarrenoptik: DAS AUGE HÖRT MIT !
Will man Musik machen oder beim Kasperltheater posen?
Entsprechend wird man sein Zeug auswählen. Das ist jetzt – bitte nicht mißverstehen – nicht im Geringsten eine Unterstellung dir gegenüber, sondern nur eine nüchterne Feststellung meinerseits.
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