Genug von schwammigen Teasern und unscharfen Bildern – und andere NAMM Highlights
Die NAMM Show 2017 in Anaheim ist vorüber. Die Vorberichterstattung drehte sich dieses Jahr zum größten Teil nur um Spekulationen von wirren Teaser-Fotos und -Sounds. Eine moderne Masche, uns User in den Bann zu ziehen. Leider gehen diese Aktionen mittlerweile nach hinten los, denn ein Großteil der Leser sind regelrecht genervt davon. Ich auch!
Wirklich überraschend kam die Vorstellung des Elektron Digitakt. Mystische Bilder und Sounds sollten die Fans in eine Richtung locken, die mit dem eigentlichen Gerät nichts zu tun hatten. Es kam dann ein neuer Drum-Sampler-Sequencer – in Digital. Neue Hülle, neues Konzept, aber trotzdem mit den üblichen Elektron-Features. Damit hätte niemand so wirklich gerechnet.
Im direkten Vergleich wurde schon kurz vor der NAMM ein weiterer Teaser von AKAI Professional in Umlauf gebracht. Leider nicht sehr wirksam, denn einige Internet-Shops veröffentlichten zu früh die Verfügbarkeit, Spezifikationen und Preise der neuen MPCX und MPC Live. AKAI geht hiermit wieder den von den Nutzern und Fans gewünschten Weg in Richtung Standalone. Sehr gut!
In Sachen analoger Klangerzeugung hat sich viel getan. Wirklich interessante neue Entwicklungen wurden in den großen Hallen gezeigt, wie Fabulous Silicon Paradigm, ein OB-X Nachbau von einem Nachwuchs-Entwickler, eine Neuauflage des Prophet von Dave Smith, aber auch ein Mono-Synthesizer, ebenfalls in Kollaboration mit Dave Smith, von der Firma Pioneer DJ, die eigentlich im DJ-Sektor zu Hause sind. Ob sich die DJ-Fraktion mit diesem kleinen Klangerzeuger anfreundet oder Musikproduzenten ein Auge auf den TORAIZ AS-1 werfen, das werden wir nach der Markteinführung sehen. Für mich ähnelt der Synth sehr der Korg Volca Serie, die es für einen Bruchteil des Geldes gibt.
Auch auf dem Plug-in Markt hat sich etwas getan. Softube arbeitet von nun an mit Universal Audio zusammen und verbindet Console 1 mit UAD. Das ist für mich als Anwender beider Plattformen natürlich ein ganz großer Schritt nach vorne! Darüber hinaus sind Special Effects im Moment sehr gefragt. Hier ist die Firma Eventide ganz weit vorne. Mit einer neuen Technologie statten sie Stuctural Effects Fission aus, das Audiomaterial in Einzelteile zerlegt und separat mit Effekten bearbeitet. Applied Acoustic Systems nutzt ihre bekannte Technologie und integriert diese in ein sehr interessantes Delay-Effekt-Plug-in OBJEQ Delay. Von beiden gibt es leider noch keine Demo-Versionen, die ich sehr gerne einmal ausprobieren werde. Ein ganz anderes Thema in diesem Bereich kommt ebenso in letzter Zeit in Mode. Neben Bitwig ist nun die Firma Roland zur NAMM 2017 in das Abo-Geschäft eingestiegen. Für einen monatlichen Obolus können Nutzer auf das komplette Software-Sortiment zugreifen und es unbeschränkt nutzen. Leider bin ich auch hiervon kein Freund, da ich meine Hard- und Software täglich und über lange Zeiträume einsetze und somit weitaus mehr zahlen müsste, als es das Ganze wert wäre. Hoffentlich verbleibt die Option, Software auch kaufen zu können.
Zusammengefasst war es wie immer eine spannende NAMM Show. Innovatives trifft altbekannte Technik. Leider sind wir durch das Internet sowieso sehr schnell und meist schon vorab informiert, so dass diese Zusammenkünfte der Hersteller eher zu einem großen Meeting ausarten, anstatt eine Show zu sein. Trotzdem merke ich, dass sehr viele User an diesen Tagen hechelnd vor den Bildschirmen sitzen und auf Neuigkeiten warten. Deswegen freue ich mich jetzt schon auf die nächsten Events: Superbooth 2017 in Berlin und Musikmesse 2017 in Frankfurt.