von Julian Schmauch | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
KI komponiert, GEMA reguliert: Neues Lizenzmodell für die Zukunft der Musikindustrie?

KI komponiert, GEMA reguliert: Neues Lizenzmodell für die Zukunft der Musikindustrie?  ·  Quelle: GEMA

ANZEIGE

Ist das die Zukunft der Musikindustrie? Die größte deutsche Musikverwertungsgesellschaft GEMA hat auf dem jüngst zu Ende gegangenen Branchenfestival Reeperbahn Festival einen Entwurf zum Thema Musik und KI vorgestellt. Denn wie Bands und Musiker, deren Songs zum Training von KI-Modellen genutzt wurde, finanziell entlohnt und beteiligt werden, ist meist unklar.

ANZEIGE

Die Zukunft der Musikindustrie: KI vs. Künstler

Die explosionsartige Verbreitung von KI-Modellen in allen Kunstbereichen, ob Musik, Bild, Text oder Video, hat in den vergangenen fünf Jahren für viele Kontroversen gesorgt. Denn einerseits ist es damit so einfach wie nie, professionelle Ergebnisse zu erreichen, ohne die entsprechend lange und oft teure Ausbildung durchlaufen zu müssen. Damit wird die Produktion von Kulturgut zugänglicher für mehr Bevölkerungsschichten.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Auf der anderen Seite steht die fehlende Miteinbeziehung, Entlohnung und Beteiligung der Bands und Künstler, deren Werke zum Training der KI-Modelle genutzt wurden. Denn in fast keinem Fall ist von den Rechteinhabern für dieses Training die Erlaubnis eingeholt worden, oft mit dem Argument, dass die Werke ja frei im Internet verfügbar seien und damit zugänglich für alle.

Das hat in den vergangenen Jahren bei nicht wenigen Bands und Artists zu einer Entwicklung geführt, in der man sich zusehends dazu gezwungen fühlt, mehr als Content Creator und Werbefläche aufzutreten zu müssen. Denn mit der Musik selbst ist in vielen Fällen kaum nach Geld zu machen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

So kontrovers die GEMA von manchen gesehen wird, dennoch hat sie die Interessen ihrer 95.000 Mitglieder, also vorwiegend Musikautoren, also Songwriter, fest im Blick. Mit dieser Perspektive hat sie sich zur Zukunft der Musikindustrie Gedanken gemacht. Und beim Reeperbahn Festival in Hamburg kürzlich ein Konzept vorgestellt.

Dauerhafte Beteiligung statt Einmalzahlung

Angesichts der Perspektive bis zu 30 Prozent Umsatzeinbußen für Musikerinnen und Musiker bis 2028 durch KI-generierte Musik braucht es Gegenmodelle für die gebeutelte Branche. Auf dem Panel „AI meets copyright“ auf dem Reeperbahn Festival sprach Christina von Gemmingen-Hornberg, Head of Licensing Broadcast and Online (Audio) bei der GEMA, über den Vorschlag der Verwertungsgesellschaft.

ANZEIGE
KI-Musikgeneratoren - Suno.ai
KI-Musikgeneratoren – Suno.ai · Quelle: Suno.ai

So sei es mit einer einmaligen Zahlung an Bands und Künstler für die Nutzung ihrer Lieder zu Trainingszwecken nicht getan. Denn im Vergleich dazu würde die Wertschöpfung durch die KI-generierte Musik weit darüber hinaus gehen. Damit sei eine faire Beteiligung an den Umsätzen durch ebensolche Musik auch auf Dauer unumgänglich.

Die reine Vergütung durch einen Buy-out, also der einmaligen Pauschalzahlung für Trainingsdaten, ist angesichts der erzielten Umsätze zur Kompensation für die Urheberinnen und Urheber nicht annähernd ausreichend.

Angesichts der zu erwartenden Umsatzeinbrüche, die die GEMA zusammen mit der französischen Verwertungsgesellschaft SACEM im Januar vorgestellt hatte, scheint dieses Konzept theoretisch ein sehr fairer Ansatz zu sein.

Ungewisse Zukunft der KI in der Musik

Was aber bleibt, ist die Ungewissheit, wohin es für Services wie Suno oder Udio dauerhaft überhaupt geht. Denn in Bereichen wie Content Creation, Teleshopping, Independentfilm oder Hobbymusik gibt es hohen Bedarf für KI-generierte Musik. Und gerade diese Bereiche sind nicht eben so finanzstark, dass ein Lizenzmodell, wie das von der GEMA präsentierte, Erfolgschancen hätte.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Auf der anderen Seite „sickert“ KI in der professionellen Musikproduktion an allen Ecken durch: ob Mixing-Assistent, Sample Scanner, Synthesizer oder Online DAW, die Musik muss der Mensch zwar immer noch selbst machen, die Assistenten werden aber immer besser. Und damit verschwimmen die Grenzen. Die Zukunft der Musikindustrie ist schwer vorherzusehen.

Infos über die Zukunft der Musikindustrie

ANZEIGE

3 Antworten zu “KI komponiert, GEMA reguliert: Neues Lizenzmodell für die Zukunft der Musikindustrie?”

    Schwitters‘ Kurt sagt:
    1

    Man zahlt Aggregatoren, Streamingdienste, Internet, von Instrumenten, Zeit und Können ganz zu schweigen, (ah, Finanzamt) bekommt dafür evtl. Geld (so wenig, dass es noch nicht mal Münzen für die Auszahlung gibt), wird ungefragt zum trainieren von Software Dritter missbraucht, benutzt dieses ‚Werkzeug‘ dann, was auch wieder Geld kostet, verwendet dieses Material und hat dann ne Urheberrechtsverletzungsklage am Hals, da wird man seines Lebens nicht mehr froh. Geil, gell :). Die organisierte Kriminalität der Urheberrechtsverletzung. Polizei!!!

    Bei der Idee der GEMA, könnte man die Streamingdienste mit Unmengen an nichts (weißes oder Schwarzes Rauschen) füttern, und würde damit Geld verdienen. Denke KI hat geschmacklich keine Präferenzen und frisst nur die Datenbanken. Mit KI-generiertem Nichts, die KI füttern. :). Der Rubel rollt, auch wenn dabei Nichts rauskommt. Kapitalismus par excellence.

      Edgar Marton sagt:
      1

      Volle Zustimmung. Ich kenne in den 40 Jahren Musikerleben kaum einen Kollegen der mehr verdient hätte als das Porto zum Einreichen der GEMA Listen. Wie wäre es denn mit einer kompletten AUFLÖSUNG der GEMA und einmaliger Umverteilung des Vermögens an die Mitglieder. ….Ich nehme auch gerne ein Gehalt eines Vorstandes.,“Dafür bezahlt sich die Gema spitzenmäßig, im Vorstand gibt es 360.000 bis 480.000 Euro Gehalt“

    Fabian Fassbauer sagt:
    2

    … wenn Trainingsdaten wie Erfahrungswerte und abhören zählt, sollten ALLE Musikschaffende bezahlen!
    Ich bin seit 50 Jahren in Business. Ich kenne niemanden, der nicht inspiriert oder gar von anderen etwas übernommen hat, ohne dafür jemals Tantiemen abgegeben zu haben!
    aber die gierige GEMA und ihre außerordentlichen Mitglieder bekommen den Hals nicht voll!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert