Filter kreativ benutzen: Ideen für den Einsatz von Filter-Effekten
Filter spielen im Bereich der Klangsynthese und beim Bearbeiten von Audiomaterial eine wichtige Rolle. In diesem Artikel schauen wir uns an, was du über Filter wissen musst und wie du Filter bei der Musikproduktion kreativ einsetzt. Vom Bass-Boost über Stereo-FX und Underwater-Effekt bis hin zu Wah-Wah – wir erklären das Prinzip und zeigen Beispiele für verschiedene DAWs. Bevor wir einsteigen, gibt es aber erst ein bisschen Grundwissen.
Was macht ein Filter im Audiobereich?
Filter sind Bestandteil vieler Klangerzeuger und Effekte, sowohl in Hardware als auch Software. Sie funktionieren über analoge Schaltkreise oder digital über Algorithmen.
Filter dienen zur Bearbeitung der Signale und zur Verstärkung und Abschwächung ausgewählter Frequenzbereiche. Meistens wird ein Filter dafür benutzt, um bestimmte Frequenzbereiche zu reduzieren oder komplett zu entfernen.
In der Klangsynthese sind Filter ein wichtiges Element und für das Formen des Klangs entscheidend. Durch Modulationen des Filters entsteht eine Klangfärbung im zeitlichen Verlauf und verpasst vielen Sounds ihren speziellen Charakter.
Es gibt verschiedene Filtertypen, die jeweils unterschiedliche Frequenzanteile bearbeiten.
Die wichtigsten Filtertypen kurz erklärt
- Tiefpassfilter (Low-Pass) reduzieren hohe Frequenzen und lassen tiefe Frequenzen passieren.
- Hochpassfilter (High-Pass) lassen hohe Frequenzen durch und filtern tiefe Frequenzen heraus.
- Bandpassfilter (Band-Pass) funktionieren ungefähr wie eine Kombination aus Hoch- und Tiefpassfilter und isolieren so bestimmte Frequenzbereiche.
- Kerbfilter (Notch-Filter) werden auch als Bandsperrfilter bezeichnet und reduzieren besonders schmalbandig. Diese dienen primär dazu, um einzelne störende Frequenzen möglichst gezielt zu reduzieren. Aber mit einer Filterfahrt (auch gerne Sweep genannt) entfalten sie durchaus Wirkung.
Die wichtigsten Parameter eines Filters
Cutoff bestimmt die (Grenz-) Frequenz, ab der das Filter anfängt zu arbeiten. Ein Tiefpassfilter mit einem Cutoff-Wert von 5 kHz reduziert beispielsweise die Frequenzen oberhalb dieser sogenannten Eckfrequenz.
Resonance bestimmt die Betonung um den eingestellten Cutoff-Wert. Mit hohen Resonanzwerten lassen sich viele Filter in die Selbstoszillation bringen. Bei extremen Resonanzwerten entsteht eine Sinusschwingung. Diese Schwingung kann bei richtig eingestelltem Keyboard-Tracking wie ein Oszillator gespielt werden.
Cutoff und Resonance sind die entscheidenden Parameter, um mit einem Filter die Klangfarbe von Audiomaterial zu verändern.
Oft ist es möglich, die Flankensteilheit einzustellen. Diese in Dezibel pro Oktave (dB/Oktave) angegebenen Werte beschreiben vereinfacht gesagt, wie „stark“ oder „sanft“ das Filter arbeitet. Die Flankensteilheit und dessen Kurve steht auch mit der Anzahl der sogenannten Filterpole in Zusammenhang.
Filter für einen Bass-Boost benutzen
Bass-Boost mit Hochpassfilter: Ein High-Pass-Filter kann bei der Bearbeitung von Bässen oder Kick-Drums gleich zwei Aufgaben erfüllen. Zunächst entfernst du damit zu tieffrequente Anteile und räumst so den Bassbereich ein bisschen auf. Mit dem Anheben der Resonanz verstärkst du den Frequenzbereich um den Cutoff und sorgst für mehr Druck. Das funktioniert besonders gut mit Kick-Drums und Bass-Lines aber ebenso anderen Instrumenten!
Bass-Boost mit Tiefpassfilter: Auch mit einem Low-Pass-Filter kannst du den Bassbereich etwas andicken. Nimm so viel vom Signal (beispielsweise auf dem Drum-Bus) weg, bis du nur noch den Bassbereich hörst. Nun erhöhst du wieder die Resonanz und mischt den gefilterten Sound zum Original hinzu.
Bei einzelnen Samples (mal wieder besonders gut bei Drum-Sounds) lohnt es sich, eine Kopie mit einem niedrigeren Pitch (zum Beispiel einer ganzen Oktave) stark zu filtern, eventuell die Resonanz zu erhöhen und das Ergebnis mit dem Originalsound zu mischen.
Filter mit Sidechain einsetzen: Über Sidechaining triggerst du einen Effekt (insofern dieser das unterstützt) mit einem externen Signal. Fast alle kennen das beim Kompressor und dem sogenannten Ducking-Effekt (siehe diesen Workshop) – aber auch mit einem Filter kann das sehr effektvoll sein.
Das Prinzip funktioniert wie beim Ducking, also mit der richtigen Einstellung der Hüllkurven-Parameter.
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Automationen und Modulationen von Filter-Parametern
Mit Filtern bringst du schnell Bewegung und Abwechslung in einen Mix. Viele House-Produktionen (besonders French House der 90er) spielen viel mit Filtern und heutige DJ-Mixer kommen ohne diesen Effekt eigentlich nicht mehr aus.
Über Automationen erzeugst du Sweeps, die Abwechslung in die Musik bringen und sich ebenfalls gut dafür eignen, neue Elemente langsam einzuführen oder Instrumente zunehmend auszublenden.
Mit einem LFO erzielst du auf einfache Art automatische Modulationen, die mit den entsprechenden Einstellungen rhythmisch synchron zum Tempo laufen.
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Ein Tiefpassfilter, das über einen LFO mit absteigender Sägezahnschwingung und mit Achtel- oder Sechszehntel-Noten getriggert wird, ergibt beispielsweise einen rhythmischen Filtereffekt, den du zusätzlich über Automationen der Parameter für Filter-Cutoff und Amount noch lebendiger gestaltest.
In Kombination mit einem Controller* und darauf zugewiesenen Parametern wie Cutoff, Amount und Tempo steuerst du alles in Echtzeit. Damit sorgst du auch in einem Live-Set immer wieder für etwas Abwechslung. Das kann auf Subgruppen ähnlich klingen wie bei den Live-Konzerten von Daft Punk im Jahr 2007.
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Underwater-Effekt
Einen Underwater-Effekt im Stil von Drake erzielst du mit einem Tiefpassfilter. Dabei bietet sich die zusätzliche Kombination mit einem Bitcrusher an. Modulation ist hier sehr wichtig. Das erledigst du entweder über eine Automation oder noch besser über einen zum Tempo synchronisierten LFO. Der sollte eine Sinus-Schwingungsform verwenden.
Es lohnt sich, mit den Parametern für die Resonanz zu experimentieren und eventuell etwas Drive hinzuzufügen. Viele Filter-Plugins verfügen über einen Drive-Regler zum „Andicken“ des Signals.
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Wah-Wah-Effekt
Über Modulationen des Filters erzeugst du ebenso Wah-Wah-Effekte. In diesem Fall steuert aber eine Hüllkurve das Filter mit ausgewähltem Bandpass.
Viele gängige Filter (speziell Plugins) bieten Hüllkurven zur Steuerung des Filters. Die Hüllkurven reagieren auf den eingehenden Pegel des zu filternden Signals.
Über die Kontrollen für Hüllkurven-Intensität, Attack und Release definierst du quasi wie „funky“ der Wah-Wah-Effekt ausfällt. Der Effekt kommt übrigens nicht nur bei Gitarren gut, sondern ebenso bei anderen Instrumenten oder ganzen Submixen. In dem folgenden Video wird statt eines Bandpass-Filters ein Tiefpass verwendet:
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Bass-Wobble
Hier kommt es auf rhythmische Modulationen an, bei denen Änderungen der LFO-Geschwindigkeit sehr effektvoll sind. Als Filtertyp verwendest du wieder ein Tiefpass, die Schwingungsform des LFOs sollte auf Sinus gestellt sein – ein absteigender Sägezahn eignet sich aber ebenfalls.
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Interessanten Stereo-Effekt mit zwei Filtern erzielen
Um einem Mono-Signal mehr Stereobreite und Bewegung zu verpassen, bietet sich ebenfalls der Einsatz eines Filters an. Dafür trennst du das Signal in linken und rechten Kanal und versiehst beide mit einer unterschiedlichen Modulation. Diese steuerst du beispielsweise wieder über einen LFO mit verschiedenen Tempi für linken und rechten Kanal. Wenn ein Offset-Parameter vorhanden ist, erzeugst du damit einen zeitlichen Versatz der Schwingungsform uns erhältst eine „breitere“ Wirkung.
Für diesen Effekt eignet sich wieder eine weiche Sinusschwingung und eine nicht zu starke Intensität des Effekts. Einige Filter bieten einen Phasenregler, der bei LFO-Modulationen automatisch für eine Verteilung im Panorama sorgt.
Um die Phase im Ergebnis stabil zu behalten, empfiehlt sich ein Tool, mit dem du einen ausgewählten Frequenzbereich (speziell den Bass) in Mono behältst.
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Multiband-Effekte mit Filtern realisieren
Über Filter kannst du auf interessante Art Signale in mehrere Frequenzbänder splitten. Mit Tiefpass, Bandpass und Hochpass im Parallelbetrieb kreierst du einen ungewöhnlichen Multiband-Effekt.
Dafür erzeugst du entweder Kopien der zu bearbeitenden Spur oder du fügst in einer DAW wie Ableton Live ein Rack mit mehreren Instanzen ein. Hinter den einzelnen Filtern folgen dann weitere Effekte. Auch hier bringst du mit zusätzlichen Modulationen der Cutoff-Frequenzen noch mehr Bewegung hinein.
Fazit
Filter sind äußerst praktische Hilfsmittel, wenn es um das Formen von Klängen und Erzeugen von interessanten Effekten geht. Mit den wichtigen Parametern für Cutoff und Resonance erzeugst du diverse Klangfarben. Und es lohnt sich immer, mal mit verschiedenen Filtertypen zu experimentieren. Durch Automationen und Modulationen über Hüllkurven und LFOs entfalten Filter ihr volles Potential. Und jedes Filter (egal ob als Plugin oder Hardware) hat durchaus seine individuellen Eigenschaften – daher ist es hilfreich, verschiedene Varianten im Sortiment zu haben.
Workshops auf Gearnews
Videos über kreative Filter-Effekte
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